Autor Thema: Hier kommt der Flexity  (Gelesen 1682183 mal)

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Halbstarker

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4875 am: 17. Juni 2021, 10:47:13 »
So ist es.

Das Abhängigkeitsverhältnis Kunde - Lieferant verschiebt sich im Lauf der Auftragsabwicklung immer mehr zugunsten des Lieferanten.

Am Anfang ist letzterer total davon abhängig, vom Kunden den Auftrag zu erhalten. Mit zunehmendem Projektfortschritt ist der Kunde immer mehr vom Lieferanten abhängig: dass die gewünschte Qualität geliefert wird, Liefertermine eingehalten werden, Unterlagen für die Zulassung erstellt werden, ... Öffentliche Auftraggeber stehen schließlich im Rampenlicht von Publikum und Journaille Presse.

Dann wird es immer mehr zu einem Geben und Nehmen, weil auch der Lieferant jedes kleinste Versäumnis des Kunden dokumentieren und, wenn z.B. Pönalen gefordert ("geclaimt") werden, in die Diskussion einbringen wird. Schließlich kann der Kunde nicht, wie im Vorposting dargestellt, einfach zu einem anderen Lieferanten wechseln.

Das hörte ich vor Jahre in einem Seminar zum Thema "Claim Management".  ;)
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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4876 am: 17. Juni 2021, 17:39:01 »
Übrigens, weil ich's grad gelesen habe und es aktuell ist: In Besancon sollte CAF die 19 kurzen Fahrzeuge verlängern, das war schon von Anfang an so vorgesehen. Dann gabs aber Streit wegen Rissbildungen am Wagenkasten, und nun, wo die Verlängerung aktuell wurde, will CAF das nicht machen. Es kann wegen Patenten etc. aber nur CAF machen! Nun will Besancon ca 4 neue Fahrzeuge eines anderen Herstellers kaufen - problematisch, weil die zu kurzen Züge ja zu kurz bleiben, auch wenn 4 längere rechnerisch das Platzkilometerangebot erhöhen.

https://www.tramway.at/besancon/
Harald A. Jahn, www.tramway.at

nord22

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4877 am: 17. Juni 2021, 18:08:02 »
Der wirtschaftliche Schaden durch die Lieferverzögerungen beim Flexity ist für die W.L. immens, weil etliche ab 2021 zu Kassierung vorgesehene E2 und c5, welche substanzverzehrend abgewirtschaftet sind, vollwertige Hauptuntersuchungen bekommen müssen.
Die Kostentreiber bei den HUs sind u.a.:
* Neuverblechung des Wagenkastens, weil die alte Verblechung aufgrund von Korrosion nur mehr eine geringe Stärke hat (mehr Kitt und Grundfarbe als Stahlblech)
* Drehgestelltausch und Tausch der Linienschütze
* Ersatz von schwer korrosionsbeschädigten Trittbrettkästen
Die Typenschulen für die E1 und c4 am Referat Nord verursachen zusätzliche Kosten.

nord22

Taurus

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4878 am: 17. Juni 2021, 18:14:18 »
Ein bisschen sollte man als Straßenbahnbetrieb schon damit rechnen. Bei der Eisenbahnfahrzeugindustrie sind Verspätungen schon immer - zumindest gefühlt - üblicher als in anderen Branchen.
Und je mehr man von den Standardfahrzeugen abweicht, desto mehr Kinderkrankheiten muss man erwarten.

Die Wiener Flexity Spezialanfertigung scheint dafür eh gut zu laufen...
Man schaue einmal nach Wuppertal.

Das der Ruf von Bombardier durch eine Ansammlung vieler Probleme, vor allem im Vollbahnbereich, gelitten hat ist sicher unbestreitbar.
Die Marke gibts nun eh nur mehr für Flugzeuge und es wird mit der Liefersituation auch wieder besser.

KSW

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4879 am: 17. Juni 2021, 18:43:53 »
* Drehgestelltausch und Tausch der Linienschütze
* Ersatz von schwer korrosionsbeschädigten Trittbrettkästen
Also bitte, ein Drehgestelltausch ist jetzt aber nicht wirklich so ein großes Ding, das ist ja etwa so zu vergleichen wie eine Neubereifung beim Autobus. Das wird ja auch zwischen den Revisionen immer wieder mal gemacht wenn nötig, zB zum Aufziehen neuer Radreifen.
Ok, wenn neue Drehgestelle gefertigt werden müssten wäre dies ein wenig anders, aber selbst dann könnten diese noch auf den restlichen Wagen im Laufe der doch eher noch 6 oder mehr Jahre verbraucht werden.
Auch die Trittbrettkästen sind ja jetzt nicht so super spannend aufwändig, das ist halt ein Blechteil, welches mal wenn korrodiert ersetzt werden muss.
Bitte noch die Kosten für die teilweise Neulackierung der derart überholten Stellen anführen  ;) , anderswo ist HU und damit verbundener Neulack nämlich selbstverständlich....

Katana

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4880 am: 17. Juni 2021, 23:34:17 »
Ein Vertrag ist ein Vertrag und dieser ist ein zu halten!
Wer sagt, dass es hier anders ist?
In einem Vertrag stehen meistens Liefertermine und Liefermengen, aber auch Terminpönalen, vielleicht Schadenersatz und eine Klausel zur Höheren Gewalt. Wer weiß, vielleicht steht ein Container mit z. B. Haltestangen auf der im Suezkanal noch immer festgehaltenen Ever Given?

Alex

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4881 am: 18. Juni 2021, 09:07:38 »
Ein Vertrag ist ein Vertrag und dieser ist ein zu halten!
Wer sagt, dass es hier anders ist?
In einem Vertrag stehen meistens Liefertermine und Liefermengen, aber auch Terminpönalen, vielleicht Schadenersatz und eine Klausel zur Höheren Gewalt. Wer weiß, vielleicht steht ein Container mit z. B. Haltestangen auf der im Suezkanal noch immer festgehaltenen Ever Given?
Die beliebteste Ausrede nach der Corona-Pandemie ist die "Ever Given".

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4882 am: 18. Juni 2021, 09:14:48 »
Übrigens, weil ich's grad gelesen habe und es aktuell ist: In Besancon sollte CAF die 19 kurzen Fahrzeuge verlängern, das war schon von Anfang an so vorgesehen. Dann gabs aber Streit wegen Rissbildungen am Wagenkasten, und nun, wo die Verlängerung aktuell wurde, will CAF das nicht machen. Es kann wegen Patenten etc. aber nur CAF machen! Nun will Besancon ca 4 neue Fahrzeuge eines anderen Herstellers kaufen - problematisch, weil die zu kurzen Züge ja zu kurz bleiben, auch wenn 4 längere rechnerisch das Platzkilometerangebot erhöhen.

https://www.tramway.at/besancon/
Eine nachträgliche Verlängerung kann schnell einmal problematisch werden. Abgesehen davon, dass man immer vom Hersteller abhängig ist, sind die Kosten sind vor allem auf die Sitzplätze gerechnet, auch auf Herstellerseite, relativ hoch, wenn man das im Nachhinein betreibt. Klar, oftmals hat man keine andere Wahl - aber auf die Gesamtlebenszeit des Fahrzeugs gerechnet (und diverse Umstände mitberechnet) kann ich mir es nicht anders vorstellen, als dass man sich etwas erspart, wenn man es gleich am Anfang macht.

Der wirtschaftliche Schaden durch die Lieferverzögerungen beim Flexity ist für die W.L. immens, weil etliche ab 2021 zu Kassierung vorgesehene E2 und c5, welche substanzverzehrend abgewirtschaftet sind, vollwertige Hauptuntersuchungen bekommen müssen.
Was ist immens? Wieviel davon sind durch Pönalen und/oder ersparte Instandhaltungskosten für die neuen Fahrzeuge ohnehin abgedeckt? Von der Abschreibung her sollte man sich auch etwas "sparen"...

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4883 am: 18. Juni 2021, 18:58:43 »
Der wirtschaftliche Schaden durch die Lieferverzögerungen beim Flexity ist für die W.L. immens, weil etliche ab 2021 zu Kassierung vorgesehene E2 und c5, welche substanzverzehrend abgewirtschaftet sind, vollwertige Hauptuntersuchungen bekommen müssen.
Die Kostentreiber bei den HUs sind u.a.:
* Neuverblechung des Wagenkastens, weil die alte Verblechung aufgrund von Korrosion nur mehr eine geringe Stärke hat (mehr Kitt und Grundfarbe als Stahlblech)
* Drehgestelltausch und Tausch der Linienschütze
* Ersatz von schwer korrosionsbeschädigten Trittbrettkästen
Die Typenschulen für die E1 und c4 am Referat Nord verursachen zusätzliche Kosten.

nord22
Würden die WL die Verfügbarkeit der ULF-Flotte auf das übliche Maß (anderer Verkehrsbetriebe) erhöhen, wären die E1 und c4 schon lange nicht mehr im Einsatz. Offenbar kommt deren Betrieb günstiger (km-Kosten) als jener der ULF. Ich erinnere, die WL hatten mit der Beschaffung von 302 ULF die komplette Ausmusterung der E1+cX angekündigt. Mittlerweile kamen weitere 52 Niederflurwagen (30 ULF + 22 Flexity) hinzu und die E1+c4-Züge rollen immer noch.

Halbstarker

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4884 am: 19. Juni 2021, 08:47:36 »
Würden die WL die Verfügbarkeit der ULF-Flotte auf das übliche Maß (anderer Verkehrsbetriebe) erhöhen, wären die E1 und c4 schon lange nicht mehr im Einsatz. Offenbar kommt deren Betrieb günstiger (km-Kosten) als jener der ULF.

Warum werden dann die E1-c4-Züge laufend ausgemustert und haben mittlerweile nur mehr einen sehr bescheidenen Anteil am Gesamtauslauf?
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Tunafish

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4885 am: 19. Juni 2021, 09:07:02 »
Eine nachträgliche Verlängerung kann schnell einmal problematisch werden. Abgesehen davon, dass man immer vom Hersteller abhängig ist, sind die Kosten sind vor allem auf die Sitzplätze gerechnet, auch auf Herstellerseite, relativ hoch, wenn man das im Nachhinein betreibt. Klar, oftmals hat man keine andere Wahl - aber auf die Gesamtlebenszeit des Fahrzeugs gerechnet (und diverse Umstände mitberechnet) kann ich mir es nicht anders vorstellen, als dass man sich etwas erspart, wenn man es gleich am Anfang macht.

Siehe auch: Die Verlängerung der vierteiligen Westbahn-Kiss der DB auf sechs Segmente, welche aufgrund des zu hohen Preises den Stadler dafür verlangte letztendlich doch nicht in Auftrag gegeben wurde.

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4886 am: 19. Juni 2021, 09:21:37 »
Würden die WL die Verfügbarkeit der ULF-Flotte auf das übliche Maß (anderer Verkehrsbetriebe) erhöhen, wären die E1 und c4 schon lange nicht mehr im Einsatz. Offenbar kommt deren Betrieb günstiger (km-Kosten) als jener der ULF.

Warum werden dann die E1-c4-Züge laufend ausgemustert und haben mittlerweile nur mehr einen sehr bescheidenen Anteil am Gesamtauslauf?
Laufend ist relativ, eben dann wenn neue Flexity kommen. In den letzten Monaten wurden ja aufgrund des U2Z und des bescheidenen Liefertempo neuer Flexity keine E1+c4 ausgemustert.

Würden die WL die Verfügbarkeit der ULFe auf ein übliches Niveau (wie auch in anderen Ländern) bringen, würden wir auch etliche E2+c5 nicht mehr brauchen - aber das Kilometersparen der ULFe scheint konstengünstiger zu sein und außerdem wor des imma scho so!

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4887 am: 20. Juni 2021, 19:59:29 »
Würden die WL die Verfügbarkeit der ULF-Flotte auf das übliche Maß (anderer Verkehrsbetriebe) erhöhen, wären die E1 und c4 schon lange nicht mehr im Einsatz. Offenbar kommt deren Betrieb günstiger (km-Kosten) als jener der ULF.

Warum werden dann die E1-c4-Züge laufend ausgemustert und haben mittlerweile nur mehr einen sehr bescheidenen Anteil am Gesamtauslauf?
Man setzt sie noch so lange ein, bis die Frist abläuft, eine größere Reparatur notwendig ist, ein Unfallschaden . . . also so lange es wirtschaftlich Sinn macht.

contra

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4888 am: 25. Juni 2021, 11:04:20 »
323 in der HW eingetroffen und flitzt bereits am Testgleis herum!

t12700

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Re: Hier kommt der Flexity
« Antwort #4889 am: 25. Juni 2021, 11:09:33 »
323 in der HW eingetroffen und flitzt bereits am Testgleis herum!
Sehr gut! Gibts ungefähre Prognosen wann 324 kommen soll?