Autor Thema: U-Bahn, historisch  (Gelesen 87221 mal)

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abc

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #180 am: 02. Januar 2022, 21:20:57 »
Wenn es eine eindeutige Bewegungsrichtung am Bahnsteig gibt - Aussteiger zum Ausgang, Bahnsteig füllen über den Eingang - stehen die Leute nicht am Bahnsteig sondern sind gezwungen, sich zu verteilen.  Bei der U3 Landstraße beispielsweise drängt sich alles um den stadtseitigen Eingang, weil es dort zu den anderen Linien geht, während an anderen Eingang fast nicht los ist.
Hier währe eine Fortführung des Zwischengeschosses über die halbe Bahnsteiglänge mit getrennten Ab- und Zugängen zweckmäßig gewesen.
Beim Schottentor wurde das ja meines Wissens nachträglich so gelöst, wenn auch ohne Einbahn.
Auch an Westbahnhof wäre das bei der U3 kein unmöglicher Aufwand gewesen. Aber es wurde in Wien offenbar überhaupt nicht angedacht.

Aber am Westbahnhof hat die U3 doch zwei Aufgänge zum Zwischengeschoss. Und hier wäre eine Einbahnregelung eher kontraproduktiv, da sich im Zwischengeschoss alles wieder mischen würde, statt dass Nutzende zur ÖBB-Station bzw. zur Äußeren Mahü (samt 52er und 60er) ihre "eigene" Stiege haben.

Mich würden die Umwege, die sich durch die getrennten Ein- und Ausgänge ergäben, viel mehr stören als das bisschen Gedrängel, das es zuweilen gibt. Ich denke auch nicht, dass die Auswirkungen auf die Aufenthaltszeiten so negativ sind. Die Wiener U-Bahn steht selbst an Knotenpunkten kürzer als die S-Bahn an den meisten durchschnittlichen Dorfstationen.

tramway.at

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #181 am: 02. Januar 2022, 21:59:58 »
Mich würden die Umwege, die sich durch die getrennten Ein- und Ausgänge ergäben, viel mehr stören als das bisschen Gedrängel, das es zuweilen gibt. Ich denke auch nicht, dass die Auswirkungen auf die Aufenthaltszeiten so negativ sind. Die Wiener U-Bahn steht selbst an Knotenpunkten kürzer als die S-Bahn an den meisten durchschnittlichen Dorfstationen.

Ich seh das in Wien eigentlich auch so; ich habe in Wien eigentlich noch keinen Stau wie in London erlebt, wo es wirklich unangenehm ist. Und wenn es kein Einbahnsystem gibt, verteilt es sich ja trotzdem, weil "Profifahrgäste" wissen, wo weniger los ist und entsprechend die schwächer belasteten Wege verwenden. Mir fällt dazu noch ein, dass man am Karlsplatz (U1) nachträglich einen mittigen Erschließungsgang gegraben hat. Instinktiv gehen zulaufende Fahrgäste ja eher bei der ersten Möglichkeit zum Bahnsteig und abfließende weichen dem Trubel so schnell wie möglich aus, sodass es da zumindest eine gewisse Flußrichtung gibt. Aber problematisch scheint mir das Thema in Wien eigentlich noch lange nicht, sogar zu Massenereignissen hat alles manierlich funktioniert (sogar die enge Altstrecke der U2 bei der Fußball-WM). Bei den ganz alten U1-Stationen verteilt es sich durch die neuen Lifte in Stationsmitte auch recht gut. Welche sollen denn die Problemstationen wirklich sein?
Harald A. Jahn, www.tramway.at

jo

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #182 am: 02. Januar 2022, 22:32:56 »
Zum Wiener Karlsplatz: Die U2-Lifte wurden erst nachträglich eingebaut, die Suche nach einem passenden Platz war schwierig. Die Glaswand zur Wiedner Hauptstraße wurde allerdings von Anfang an kritisiert.

Danke für die Info! Wurde da ja ein Grund genannt, welchen Sinn diese Glaswand haben soll?

Der Grundgedanke dürfte ursprünglich gewesen sein, die dortigen Zugänge zur U1, U2 und U4 mit einer gemeinsamen Reihe von Bahnsteigsperren abzudecken.

Nachdem dann aber dort irgendwann Ströck kam und die Sperren dadurch verlegt wurden (Zugang U1/U2 und U4) ist die Frage, wieso diese Glaswand nach wie vor existiert, die "heutigen" Bahnsteigsperren in Poller-Form brauchen ja sowieso deutlich weniger Platz als die alten Bügel-Konstruktionen. Möglicherweise ist das aber dennoch ein Problem mit der Durchgangsbreite oder in Bezug auf die Rolltreppen, vielleicht sind es aber auch Bedenken hinsichtlich Bäckereikunden die lieber eine Abkürzung nehmen und dann eventuell ohne Fahrschein einen Weg hinter der Sperre einschlagen?  ;)

Edit: Rollgitter bei einer U-Bahn-Sperre sollten den Bäckerei-Betrieb natürlich nicht stören, darum wurde vielleicht auch diese Glas-Konstruktion beibehalten.


fr3

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #183 am: 02. Januar 2022, 22:41:20 »
Da habt ihr schon Recht. Wien ist U-bahnmäßig auf seine Einwohnerzahl umgelegt sicher verwöhnt, wodurch es kaum zu jener Art von Überlastung kommt, die man von so vielen anderen Städten kennt. Bisher entsprechen die Stationen und das Netz durchaus den Anforderungen. So sehr es grundsätzlich zu begrüßen ist, wenn immer mehr Leute die Öffis benutzen, so ist doch absehbar dass die gegenwärtige Organisationsform der Stationen irgendwann an ihre Grenzen stoßen könnte, zumal mit jeder neuen Linie ja auch auf den Bestehenden die Fahrgäste zunehmen.
Zumindest für neue Stationen und Knoten könnte eine Trennung der Verkehrsflüsse daher durchaus Sinn machen. Denn ein späterer Umbau ist bestimmt schwieriger.

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #184 am: 03. Januar 2022, 06:40:00 »
Da habt ihr schon Recht. Wien ist U-bahnmäßig auf seine Einwohnerzahl umgelegt sicher verwöhnt, wodurch es kaum zu jener Art von Überlastung kommt, die man von so vielen anderen Städten kennt. Bisher entsprechen die Stationen und das Netz durchaus den Anforderungen. So sehr es grundsätzlich zu begrüßen ist, wenn immer mehr Leute die Öffis benutzen, so ist doch absehbar dass die gegenwärtige Organisationsform der Stationen irgendwann an ihre Grenzen stoßen könnte, zumal mit jeder neuen Linie ja auch auf den Bestehenden die Fahrgäste zunehmen.
Zumindest für neue Stationen und Knoten könnte eine Trennung der Verkehrsflüsse daher durchaus Sinn machen. Denn ein späterer Umbau ist bestimmt schwieriger.

Deine Idee in allen Ehren. Aber ich weiß nicht, ob dieses "Einbahnsystem von den Wiener Fahrgästen dann auch angenommen wird. Ansonsten müsstest du bauliche Maßnahmen treffen, dass die Leute nicht die Ein- und Ausgänge entgegen ihrer Bestimmung verwenden.
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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #185 am: 03. Januar 2022, 09:13:08 »
Mir sind jetzt doch zwei neue Stationen mit "Einbahnregelung" in Paris eingefallen, aber da sind wir in ganz anderen Dimensionen als in Wien: die RER E. Beim Hauptzugang hat man das mit zwei Ebenen gelöst. Aber in Paris fahren dann fünf Rolltreppen parallel nach oben und drei nach unten - das sind halt andere Fahrgastmengen. Und ja klar "wird das angenommen", weil die Architektur die Leute so lenkt (80% geht über unbewusstes intuitives Erfassen der Situation, nicht über Schilder)
Harald A. Jahn, www.tramway.at

nord22

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #186 am: 25. September 2022, 09:15:24 »
Der 27. Mai 2021 war der Letzttag der U2 zwischen Rathaus und Karlsplatz im Design von 1966 bzw. 1980. Derartige Aufnahmen sind absolut Geschichte; die Type U11 wird hier im Herbst 2024 nicht mehr fahren und Bahnsteigtüren werden derartige Perspektiven unmöglich machen. Man beachte bei der Aufnahme der Station Volkstheater die sehr dauerhaften Holzschwellen von 1966 als ein Relikt der UStrab (Fotos: Timo Millitz). 

LG nord22

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #187 am: 26. September 2022, 08:42:38 »
Man beachte bei der Aufnahme der Station Volkstheater die sehr dauerhaften Holzschwellen von 1966 als ein Relikt der UStrab (Fotos: Timo Millitz)
Sind Holzschwellen nicht der Standard auf älteren U-Bahn-Strecken? Die Zweierlinie, die meisten U4-Abschnitte und die U6 am Gürtel und 64er-Südast sollten alle noch auf Holzschwellen fahren, oder wurde das alles bereits umgebaut?
Nur bei U1 und U3 sind mir keine Abschnitte mit Holzschwellen bekannt.
Die Haltestellen heißen "Dr.-Karl-Renner-Ring", "Simmering, Grillgasse" und "Kärntner Ring, Oper", Punkt. Stationsnamen haben geographisch korrekt und nicht irreführend zu sein.

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #188 am: 26. September 2022, 10:40:57 »
Im Tunnel sind die Schwellen auch vor Witterung und allzu großen Temperaturschwankungen gut geschützt, da halten sie natürlich sehr lang.
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. (Dalai Lama)

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #189 am: 04. Oktober 2023, 23:03:47 »
Anlässlich der Eröffnung der U1 zwischen Karlsplatz und Reumannplatz am 25. Februar 1978 wurde vom Kultur- und Sportverein der WVB Sektion Philatelie dieses liebevoll gestaltete Kuvert herausgegeben. Die Post brachte aus diesem Anlass eine eigene Briefmarke heraus.

LG nord22

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #190 am: 04. Oktober 2023, 23:11:49 »
Andere Version:
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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #191 am: 04. Oktober 2023, 23:57:52 »
Noch eine Ergänzung zum Thema Stationsdesign: Ich nutze seit etwas mehr als zwei Jahren die U3 zwischen Landstraße und Erdberg für die Fahrt zur bzw. von der Arbeit. Spät, aber doch ist mir aufgefallen, dass sich die Überkopf-Stationsbeschriftung, die entlang der Bahnsteige auf einer Art langem weißen Band angebracht ist, zumeist nicht genau über den Info-Stelen bzw. Sitzbankgruppen befindet, sondern irgendwo. Was aber ziemlich genau passt, dass ist der Abstand, weswegen ich annehme, dass die Umsetzung nicht den ursprünglichen Plänen entspricht. Besonders auffällig ist dies bei der abweichend gestalteten Station Rochusgasse, die mittig eine Mauer mit Durchlässen aufweist. Hier befindet sich stets eine Hälfte der aufgeklebten Stationsbeschriftung über der Mauer, die andere Hälfte wiederum über dem Durchlass. Einzig bei der Station Kardinal-Nagl-Platz hat man die Platzierung einigermaßen stimmig hinbekommen.

Unschön ist auch die U1-Station Vorgartenstraße, deren Stationsschilder von rechteckigen Lüftungsgittern flankiert werden. Links ist ein Abstand von einem Paneel dazwischen, rechts hingegen kein Abstand.

Bei alledem zeigt sich halt die typische Wiener Eh-Wurscht-Mentalität: Wenn man etwas schon nicht vollends verhunzen kann, was bei den an sich sehr gelungenen AGU-Designs auch schwer möglich ist, so muss dann doch wenigstens bei vermeintlich unwichtigen Details herumgeschlampt werden.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #192 am: 05. Oktober 2023, 07:31:33 »
Wenn es eine eindeutige Bewegungsrichtung am Bahnsteig gibt - Aussteiger zum Ausgang, Bahnsteig füllen über den Eingang - stehen die Leute nicht am Bahnsteig sondern sind gezwungen, sich zu verteilen.  Bei der U3 Landstraße beispielsweise drängt sich alles um den stadtseitigen Eingang, weil es dort zu den anderen Linien geht, während an anderen Eingang fast nicht los ist.
Hier währe eine Fortführung des Zwischengeschosses über die halbe Bahnsteiglänge mit getrennten Ab- und Zugängen zweckmäßig gewesen.
Bei Landstraße wäre es sinnvoll gewesen, den Bahnsteig unter den Wienfluß zu legen mit Ausgängen zum Ring (Stubentor) und S-Bahn & U4. Dann hätten wir uns die aufwändige Station Stubentor erspart und eine U-Bahn mit vernünftig großen Stationsabständen.

Länger als die Wege am Hauptbahnhof wäre es wohl nicht gewesen, wobei ich mir in solchen Zusammenhängen die Frage stelle, warum für solche Distanzen nicht Rollsteige zum Einsatz kommen - die wären auch was für den Praterstern gewesen.

Klingelfee

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #193 am: 05. Oktober 2023, 09:42:55 »
Wenn es eine eindeutige Bewegungsrichtung am Bahnsteig gibt - Aussteiger zum Ausgang, Bahnsteig füllen über den Eingang - stehen die Leute nicht am Bahnsteig sondern sind gezwungen, sich zu verteilen.  Bei der U3 Landstraße beispielsweise drängt sich alles um den stadtseitigen Eingang, weil es dort zu den anderen Linien geht, während an anderen Eingang fast nicht los ist.
Hier währe eine Fortführung des Zwischengeschosses über die halbe Bahnsteiglänge mit getrennten Ab- und Zugängen zweckmäßig gewesen.
Bei Landstraße wäre es sinnvoll gewesen, den Bahnsteig unter den Wienfluß zu legen mit Ausgängen zum Ring (Stubentor) und S-Bahn & U4. Dann hätten wir uns die aufwändige Station Stubentor erspart und eine U-Bahn mit vernünftig großen Stationsabständen.

Länger als die Wege am Hauptbahnhof wäre es wohl nicht gewesen, wobei ich mir in solchen Zusammenhängen die Frage stelle, warum für solche Distanzen nicht Rollsteige zum Einsatz kommen - die wären auch was für den Praterstern gewesen.

Nur dann hättest du das Problem gehabt, dass du den Verbindungstunnel zwischen U3 und U4 nicht errichten hättest können. Auch ist die Frage, wie es in diesem Bereich es mit dem Grundwasser ausschaut.  Auch das wäre höchstwahrscheinlich wesentlich aufwendiger gewesen.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Cerberus2

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Re: U-Bahn, historisch
« Antwort #194 am: 05. Oktober 2023, 10:01:30 »
Bei Landstraße wäre es sinnvoll gewesen, den Bahnsteig unter den Wienfluß zu legen mit Ausgängen zum Ring (Stubentor) und S-Bahn & U4. Dann hätten wir uns die aufwändige Station Stubentor erspart und eine U-Bahn mit vernünftig großen Stationsabständen.

Nur dann hättest du das Problem gehabt, dass du den Verbindungstunnel zwischen U3 und U4 nicht errichten hättest können. Auch ist die Frage, wie es in diesem Bereich es mit dem Grundwasser ausschaut.  Auch das wäre höchstwahrscheinlich wesentlich aufwendiger gewesen.

Warum ist das Wasserproblem mit Station ein anderes als ohne?

Und wenn man sich den Bau einer ganzen Station erspart (von Betriebskosten erst gar nicht zu reden), dann kann man sicher auch ein wenig Geld für notwendige Abdichtungen in die Hand nehmen.

Der Verbindungstunnel wäre schon gegangen, er hätte halt nicht die Station Landstraße U3 erreicht, sondern erst Rochusgasse. Der Publikumsbetrieb über den Tunnel wurde im Laufe seines Bestehens meines Wissens nach erst einmal gemacht, die Erreichbarkeit von Landstraße U3 ist daher kein großes Thema.