Man muss aber schon gerechter Weise die ganze Strecke der Linei 80 nach dem Krieg ansehen, um fundiertere Aussagen zu treffen. Da ich in der Gegend seit meiner Kindheit wohne, möchte ich folgende Zusätze anbringen:
- Zwischen Rotundenbrücke und Schlachthausbrücke diente sie der dort vorhandenen Wohnbevölkerung um zu einer der beiden Brücken zu kommen, um an die "Zivilisation" angeschlossen zu sein. Das Inselgefühl war hier stark ausgeprägt. Das Hinterland "Prater" war zwar als Ausflugsziel beliebt, aber konnte mit Öffis, etwa um zur Arbeit zu gelangen, damals nicht durchquert werden. Somit war die Line in den "Rush hours" ziemlich gut ausgelastet. Da musste sogar ein Beiwagen angehängt werden.
Wer aus dem Bereich etwa zum Südbahnhof wollte, nahm den 80er und dann den 18er. Wer in die Stadt wollte, den 80er und dann den 78er. - Zwischen Schlachthausbrücke und Lusthaus diente sie lediglich dem Ausflugsverkehr, den Kleingartenbesitzern, sowie den Schülern und Leichtathleten um auf den Sportplatz Wasserwiese zu kommen. Einige Leute/Arbeiter nutzen sie auch um dann über den Gaswerksteg weiter in den unteren 3. Bezirk zu gelangen.
- Einen Autobus gab es damals nicht und der Autoverkehr hielt sich auf der Schüttelstraße eher in Grenzen. Mehr befahren waren hingegen die Weißgerber - und Erdbergerlände, alles natürlich in zwei Richtungen. Die Einbahn kam erst mit der Praterbrücke/Südosttangente.
- An Sonn- und Feiertagen, sowie ab Mai bis Ende September teilweise auch Wochentag nachmittags, je nach Wetterlage, nutzten eine Menge Leute die Line, um in den Prater zu gelangen. Das mag aus heutiger Sicht eigenartig anmuten, doch nicht alle hatten in den 50er und 60er Jahren schon ein Auto (heute manchmal schon mehr) vor der Tür stehen. Da war sie Straßenbahn das erste Mittel der Wahl.
Übrigens habe ich weiter oben auch schon angemerkt, dass eine alternative Route nach dem Autobahnbau möglich gewesen wäre. Allerdings hatte in den 70ern kein Stadtpolitiker etwas mit der Straßenbahn am Hut, außer sie raschest einzustellen um so Platz für das geliebte Vehikel zu bekommen. Man wollte doch fortschrittlich sein ...