Autor Thema: Probefahrten Avenio  (Gelesen 7363 mal)

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KSW

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #15 am: 28. August 2020, 23:46:21 »
Also die grundsätzliche Aussage das der ULF nicht traktionsfähig wäre, ist falsch!

Bei einer Ausschreibung der Verkehrsbetriebe Zürich Ende der 90er Jahre, hat die Siemens SGP damals kuppelbare Kurz-ULFe angeboten.

Ob man den Wiener ULF allerdings dafür umbauen kann, ist mir nicht bekannt.
Umbauen vielleicht ja, aber ob es sich rechnet, und vor allem, ob das dann noch zulassbar wäre, das ist eine andere Sache...

Schienenchaos

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #16 am: 28. August 2020, 23:51:03 »
Wie hätte man den ULF auf Meterspur bringen wollen?  ???

denond

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #17 am: 29. August 2020, 06:57:30 »
Ob man den Wiener ULF allerdings dafür umbauen kann, ist mir nicht bekannt.

Mit den bekannten Tatsachen bezüglich ULF, die sich seit 1996 wie ein roter Faden durch die Geschichte der Wiener Straßenbahn ziehen, würde man gut beraten und vor allem vermutlich kostengünstiger für die Zukunft d'ran sein, keinen Cent mehr in die ULFe zu stecken, sich nach einer anderen, für den rauhen Alltagsbetrieb geeigneteren Konstruktion umzusehen.
Der Flexity ist zwar in einigen Dingen besser als der ULF, aber er ist für ein Unternehmen ebenfalls nicht das gelbe vom Ei. Auch die WLB wird ihre Fahrzeugentscheidung - die ihr ja von der Politik aufs Aug gedrückt wurde - noch zu spüren bekommen.

Und was die Politik leider aus Unwissenheit und aus egozentrischen Gehabe heraus auch anrichten kann, beweißt gerade der Zinnober, der um die Vorarlberger Triebwagen für den dortigen S-Bahn-Verkehr versus Niederösterreich und der FJB veranstaltet wird. Nachzulesen in einem anderen Fachforum. Mit dem Avenio, seinen Probefahrten und die daraus gewonnenen Erkenntnissen, dürfte da Graz selbst trotzdem auf einem halbwegs guten Weg sein.

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #18 am: 29. August 2020, 07:31:23 »
Da kann aber Siemens nichts dafür, zudem hat sich die MVG die erwartbaren Probleme mit der Idee der Doppeltraktionen schon selbst eingebrockt.
Was war bei Doppeltraktionen an Problemen für die MVG erwartbar? Doppeltraktionen haben sich ja auch durchaus an vielen Orten im Stadtverkehr bewährt, da gibt es weit  ;) mehr Beispiele als nur die Badner Bahn ...

highspeedtrain

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #19 am: 29. August 2020, 10:32:29 »
Da kann aber Siemens nichts dafür, zudem hat sich die MVG die erwartbaren Probleme mit der Idee der Doppeltraktionen schon selbst eingebrockt.
Was war bei Doppeltraktionen an Problemen für die MVG erwartbar? Doppeltraktionen haben sich ja auch durchaus an vielen Orten im Stadtverkehr bewährt, da gibt es weit  ;) mehr Beispiele als nur die Badner Bahn ...

Nur im Fall München ein bisschen schräg, weil „Baby-Straßenbahnen“ beschafft wurden.

Ansonsten bin ich natürlich ganz bei dir und sähe zB auf den transdanubischen Linien auch in Wien sehr sinnvolle Anwendungsfälle für Doppeltraktionen.

Katana

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #20 am: 29. August 2020, 13:08:42 »
Bitte löschen. Meine Vermutung ist durch das folgende Posting von Metrotram bestätigt worden.

Metrotram

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #21 am: 29. August 2020, 13:11:20 »
Was war bei Doppeltraktionen an Problemen für die MVG erwartbar?

Es war klar, dass die unterschiedlichen Fahrzeuglängen und dann auch noch Doppeltraktionen von der extrem speziellen Aufsichtsbehörde der Regierung von Oberbayern nicht zeitnah zugelassen werden. Trotzdem hat man sich stur in dieses Abenteuer gewagt und jetzt nach geistiger Besinnung (und einem Wechsel in der Führungsebene) spielt das Konzept künftig auch noch keine große Rolle mehr.
Technisch machen die Doppeltraktionen in München keine Probleme, zumindest soweit man das aus zahllosen Proberunden innerhalb des Betriebshofs (und nirgendwo anders, geschweige denn einem Bremsgleis) schließen kann. Jedoch sorgt der chronische Wagenmangel dafür, dass man nicht mal ein großes Interesse an der Zulassung der Doppeltraktionen hat. Der Einsatz in Doppeltraktion würde schließlich Wagen kosten, die man derzeit zahlenmäßig im Einzelbetrieb braucht.
Mit einer schlichten Bestellung von zahlreichen Vierteilern hätte man die jetzigen Probleme mit putzigen Babywagen und unkalkulierbarer Zulassung nicht. Aber den Schritt ist man eben erst letztes Jahr gegangen.

highspeedtrain

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #22 am: 29. August 2020, 13:34:23 »
Wobei die Aufsichtsbehörde für München den Ruf hat, ganz besonders pingelig zu sein. Woanders wären die Fahrzeuge wohl schon längst zugelassen. In manchen Aspekten schreibt der deutsche Föderalismus schon seltsame Blüten.

Metrotram

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #23 am: 29. August 2020, 13:45:45 »
In manchen Aspekten schreibt der deutsche Föderalismus schon seltsame Blüten.

In dem Fall ja sogar der bayerische Föderalismus ( :D :o ), da es sich hier um die Regierung von Oberbayern handelt. Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach hatte bei der Leihe eines Münchner Avenios nach Nürnberg kein Problem, ihn nach einer Woche für den Fahrgastbetrieb zuzulassen. Das selbe Fahrzeug stand dann zurück in München mehrere Monate ohne Zulassung herum, da sich die TAB in München von dieser Geschichte bloßgestellt fühlte.

Katana

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #24 am: 29. August 2020, 14:41:55 »
In manchen Aspekten schreibt der deutsche Föderalismus schon seltsame Blüten.

In dem Fall ja sogar der bayerische Föderalismus ( :D :o ), da es sich hier um die Regierung von Oberbayern handelt. Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach hatte bei der Leihe eines Münchner Avenios nach Nürnberg kein Problem, ihn nach einer Woche für den Fahrgastbetrieb zuzulassen. Das selbe Fahrzeug stand dann zurück in München mehrere Monate ohne Zulassung herum, da sich die TAB in München von dieser Geschichte bloßgestellt fühlte.

Um die Relationen nicht aus den Augen zu verlieren: Oberbayern hat 4,7 Mio EW, Mittelfranken auch immerhin 1,8 Mio. Außer Wien hat kein österreichisches Bundesland derartige Zahlen. Quelle: Wikipedia

T1

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Re: Probefahrten Avenio
« Antwort #25 am: 30. August 2020, 15:44:46 »
Also die grundsätzliche Aussage das der ULF nicht traktionsfähig wäre, ist falsch!

Bei einer Ausschreibung der Verkehrsbetriebe Zürich Ende der 90er Jahre, hat die Siemens SGP damals kuppelbare Kurz-ULFe angeboten.

Ob man den Wiener ULF allerdings dafür umbauen kann, ist mir nicht bekannt.
Wenn man vom ULF spricht geht es natürlich um das existierende Fahrzeug, nicht um ein theoretisches. ::) Jede Straßenbahn lässt sich mehrfachtraktionsfähig bestellen, man muss nur bei der Bestellung auch fordern.

Der Flexity ist zwar in einigen Dingen besser als der ULF, aber er ist für ein Unternehmen ebenfalls nicht das gelbe vom Ei. Auch die WLB wird ihre Fahrzeugentscheidung - die ihr ja von der Politik aufs Aug gedrückt wurde - noch zu spüren bekommen.
Ich finde es faszinierend, dass hier so viele Profis sitzen, die anscheinend alle in die Zukunft sehen können ::) Das erste Fahrzeug ist noch nicht einmal gebaut, und schon faselt man von Fehlentscheidungen. Fakt ist, dass das Konzept Multigelenker in vielen Städten eine Erfolgsstory ist, mittlerweile auch im lokalbahnartigen Betrieb. Die WLB-Konfiguration ist auch deutlich klüger als der Flexity Wien (6 Achsen auf 27 statt auf 35 Metern!), von demher sehe ich nichts, was rein konstruktionstechnisch schon dagegen sprechen sollte  ???

Natürlich wird man Pönalezahlungen vereinbaren für Lieferverzögerungen, die Frage war aber ob man bei der Ausschreibung ein Entscheidungskriterium sein wird, wie zufrieden man in Wien / München man mit den Fahrzeugen ist und insbesondere ob die Lieferschwierigkeiten der Flexitys in der Vergangenheit die Entscheidung zugunsten des Avenios beeinflussen werden und da denke ich, dass man sich eher auf die technischen Parameter beziehen wird, als auf die Lieferschwierigkeiten.

Auch mehrfaches Wiederholen ändert die Geschichte nicht, Lieferverzögerungen gab es beim Avenio (neben Zulassungsproblemen) genauso: https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenbahn_M%C3%BCnchen_Baureihe_T#Weitere_Auslieferungen_und_Testphase