Süß diese kurzen Züge. Ist die Auslastung so gering oder das Intervall so dicht? Bei der dichten Bevölkerung in Japan würde ich erwarten, dass man längere Fahrzeuge/Züge zusammenstellt und entweder auf den Fahrgastfluss verzichtet oder Schaffner einsetzt.
Die Auslastung ist nicht unbedingt gering, aber kleinere Einheiten sind im Oberflächenverkehr die Regel. Der Fahrgastfluss (und selbst mit Schaffner gibt es den – da sind halt zwei Einstiege (beim Fahrer und beim Schaffner) und zwei Ausstiege) funktioniert dort halt aufgrund der disziplinierten Fahrgäste recht schnell (ein Ticketkauf dauert einen Bruchteil der Zeit wie bei uns), daher wird das nicht wirklich als Problem gesehen. Da dürfte dem absoluten Unterbinden von Schwarzfahren eher mehr Priorität eingeräumt werden.
Noch ein paar Worte zu Toyama, weil ich es im vorherigen Beitrag nur angeschnitten hatte. Der dortigen Straßenbahnbetrieb ist kein Neubaubetrieb, hat allerdings vor einiger Zeit die "Centram" eröffnet, eine Innenstadtrundlinie, welche unter anderem einem großen Einkaufszentrum einen ordentlichen ÖPNV-Anschluss bietet. Die Ausgestaltung der neuen Fahrzeuge und Stationen wurde vom japanischen Industriedesignbüro GK übernommen, klare, einfache, aber trotzdem nicht unschöne Haltestellen sind ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit:
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die Centram bedient auch die Burg Toyama, welche leider nur ein Nachkriegsbetonnachbau ist, aber trotzdem ein hübsches Motiv hergibt.
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die neugestalteten Straßen wirken aufgeräumt, der Tram wurde selbstverständlich ein eigener Gleiskörper zugeteilt. Zur Mittagszeit hält sich die Belebung der Straßen natürlich sehr in Grenzen, am späteren Nachmittag ist hier deutlich mehr los.
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die oben verlinkte Lightrail (Portram) ist hingegen ein neuer Betrieb, sie ähnelt etwas der Pariser T2: Eine Eisenbahnstrecke wurde umgebaut, zur stadtseitige Endstation fährt sie die letzten Haltestellen als Straßenbahn. Der Erfolg ist da, zurzeit wird an einer Durchbindung mit der Tram gebaut. Etwas weiter draußen, zwischen Reisfeld und typisch japanischen Einfamilienhäusern entstand folgendes Foto, die Bahnen haben alle eine unterschiedliche Farbgebung (in den Regenbogenfarben) und wurden ebenfalls von GK gestaltet.
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die Strecke führt vom Hauptbahnhofvorplatz zum Meer, daher auch der Name "Portram". Entlang der Strecke wurden Radparkplätze geschaffen, auch gute Anbindungen (bahnsteiggleiches Umsteigen) zu Anschlussbussen wurde hergestellt. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer ist im Übrigen nicht nur für den Fotografen unangenehm, auch sorgt es für eine etwas seltsame, diesige Färbung des Himmels und – noch schlimmer – beschränkt die Sicht. Im Winter hätte man hier im Hintergrund die japanischen Alpen als Eyecatcher (
so in die Richtung), im Sommer, nun ja, sind sie wie weggezaubert:
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Abschließend sei halt noch gesagt, dass Toyama wohl der Vorreiter der modernen, japanischen Lightrail und Straßenbahn darstellt. Auch ist der Wagenpark bei weitem nicht komplett niederflurig, die oben aus Tokio bekannten Fahrzeuge sind auch hier anzutreffen. Andere Straßenbahn- bzw. Lokalbahnbetriebe ziehen zwar nach, aber das Nostalgiefeeling aus dem vorigen Post wird noch in einigen Städten zu erleben sein. Aber ein Umdenken hat schon stattgefunden, die Tram hat wieder einen Stellenwert – und wie erwähnt, auch Großstädte wagen langsam Planungen zur Wiedereinführung der Straßenbahn.