Vor dem Seoul Museum of History, dem stadtgeschichtlichen Museum Seouls, steht der Wagen 381 der ehemaligen Straßenbahn Seoul als Denkmal. Die Straßenbahn wurde 1899 durch ein amerikanisches Unternehmen zusammen mit dem ersten Elektrizitätswerk und dem Wasserwerk gebaut, wurde aber wenige Tage nach Eröffnung wieder eingestellt: Als Straßenbahnfahrer setzte das Unternehmen Japaner ein, und die Koreaner weigerten sich, in von den Angehörigen der verhassten Kolonialmacht gefahrene Züge einzusteigen, sondern sabotierten den Betrieb. Man rekrutierte daher Straßenbahnfahrer aus Amerika und nahm den Betrieb ein paar Monate später wieder auf. 1909 wurde der gesamte Betrieb an ein japanisches Unternehmen verkauft, inzwischen war der Widerstand großteils gebrochen. 1945 ging die Straßenbahn an die von den Amerikanern eingesetzte Stadtverwaltung Seoul über.
Der Wagen wurde 1930 in Japan gebaut und war bis zum Schluss im Einsatz. Nach dem Koreakrieg gab es einen kurzen Boom der Straßenbahn, weswegen gebrauchte PCCs aus den USA importiert wurden und die wenigen japanischen Wagen, die noch betriebsfähig waren, ergänzten.
Drinnen kann man lesen, dass im Zuge des starken städtischen Wachstums die Straßenbahn 1968 zugunsten des Autobusses aufgegeben wurde, 1974 wurde die erste U-Bahn-Linie (zum Großteil entlang früherer Straßenbahnstrecken) eröffnet. Heute ist das U-Bahn-Netz das längste der Welt; allerdings nur dann, wenn man die durchgehenden Linien nach japanischem Vorbild und die U-Bahn Incheon als vollständig zum System gehörig betrachtet. Vergleichbar wäre damit, wenn es in Wien eine Linie St. Pölten - Hütteldorf - (über die U4) - Heiligenstadt - Krems gäbe, die von den ÖBB (auch auf WL-Gleisen) mit Zweisystem-V-Wagen betrieben wird, und die gesamte Linie zur Wiener U-Bahn zählen würde.