Nach einem zweistündigen Gespräch mit Tino Erben kann ich nun vielleicht einige Punkte aufklären
Beim Wettbewerb zur Gestaltung der U-Bahn war die Mitarbeit eines Grafikers und die Integration eines Leitsystems gefordert. Tino Erben hat mit Wilhelm Holzbauer zusammengearbeitet, Werner Schramek mit Marschalek/Ladstätter/Gantar. Es wurden zwei zweite Preise vergeben, daraus entstand die Architektengruppe U-Bahn, wobei schlussendlich das meiste von Holzbauer stammt; Marschalek hat sich um die Finanzen gekümmert, die anderen beiden haben wenig gemacht. Das Leitsystem ist von Erben, er hat dann mit Schramek zusammengearbeitet.
[...]
Ganz herzlichen Dank dafür, sehr erhellend. Kleine Korrektur: Werner Sramek, nicht Schramek.
Danke auch für die mit Antwort #37 ebenfalls noch nachgelieferten Entwurfszeichnungen aus deinen Archivschätzen. Hierzu ergänzend noch nachgefragt: a.jpg stammt wohl aus einem Artikel oder Aufsatz von Tino Erben, worin er sich auf "Der 1970 ausgeschriebene Wettbewerb ..." bezieht - der Interesse halber: Hast du dazu noch die Quelle und den Veröffentlichungszeitpunkt? (Die AGU hat übrigens, das sei an dieser Stelle verlinkt, eine Website:
http://www.agu.at.)
Apropos Sramek: Das, was dir Tino Erben dankenswerter Weise erzählt hat, ist naturgemäß seine Sicht der Dinge (was selbstverständlich nicht impliziert, dass ich seine Leistung und seine Bereitschaft zur Auskunft herabwürdigen will, das liegt mir ferne). Im Gegenlicht zu Erbens wäre nun wohl auch die Sichtweise von Werner Sramek nicht uninteressant:
* Vgl. hierzu (tramway.at/Harald) "Das Leitsystem ist von Erben, er hat dann mit Schramek [sic!] zusammengearbeitet." sowie "Die Leitsystemversion von Schramek war eher schwach, Erben ist nach der Entwurfsarbeit ausgestiegen, während Schramek die Ausführungen weiter gemacht hat (Folien picken, Schild für Schild definieren, etc.)."
* versus (aus der Bezirkszeitung, wie in meinem Startposting verlinkt und zitiert) "BZ: 'Von Ihnen stammt auch das Wiener U-Bahn-Leitsystem.' - Sramek: 'Richtig. ...'" sowie die Bilduntertitelung zu Bild 3: "Die U1 in rot, die U4 in grün - ein Konzept, das uns täglich begleitet und Werner Srameks Ideenreichtum entsprang."
Ich kenne ihn, Sramek, persönlich, leider schon seit den 90er Jahren keinen Kontakt mehr. So wie ich ihn kennengelernt habe, ist er ein sehr bescheidener Mensch, der stets im Hintergrund bleibt und sich nie in den Vordergrund, ins Scheinwerferlicht gedrängt hat. Vielleicht gelingt es mir bei Gelegenheit, doch auch noch seine Sichtweise herauszufinden und hierforums einzubringen.
Insgesamt freut mich - und worauf ich damit gehofft habe -, dass dieser von mir eröffnete Thread (dennoch) neue Erkenntnisse gebracht hat (danke nochmals, Harald!) und so mancher Spekulitis ein Ende bereiten könnte (insb. auch in der deWP).
Spannend, um nicht zu sagen absurd oder gar Dilettantismus, bleibt weiterhin, dass die Design- und damit die Farbenentwicklung bis zuletzt, als bereits der sog. erweiterte Probebetrieb mit Fahrgästen auf der "4" ohne "U" zwischen Friedensbrücke und Heiligenstadt im Gange war, nicht abgeschlossen war und man mit lila in Betrieb ging. *kopf->tisch* Das ist umso mehr verwunderlich, als bereits 1973 die AGU ihr Planungskonzept vorstellte und darin - u.a. bezüglich der Linienfarben - geschrieben stand (kursive Hervorhebung von mir): "Das Informations- und Leitsystem ist ein in die Gesamtsystemplanung integrierter Teil, die Linienfarben
rot für die Linie U 1 und
grün für die Linie U 4 werden nicht nur für die Informationselemente verwendet, sondern bestimmen das visuelle Image der gesamten Station." (Zitiert aus
Andreas Jerabek: "Die Architektur der U1 und ihre Entwicklung" (ohne Datum), hier S. 2, ganz unten, zum AGU-Planungskonzept 1973 und S. 4, fünfter Aufzählungspunkt, als Zitat aus dem AGU-Planungskonzept.
Andererseits spannend ist die, wie sich nun herausgestellt hat, wirklich geplante Funktion des besprochenen Loches in den Zielanzeige-Segmenten, dass dieses - anders als von mir vermutet für Lautsprecher - für den Einbau von Kameras vorgesehen war: Man lasse sich das auf der Zunge zergehen, dass schon damals, in den 70er Jahren, Kameraüberwachung in der Überlegung gewesen ist -
Big Brother is watching you, "
1984" lässt grüßen.
Schade übrigens, dass diese Segmente zugunsten der heutigen Zielzuganzeigen aufgegeben wurden, anstelle letztere in das ursprüngliche Design einzupassen, was mbMn bei gutem Willen und unter Einbeziehung der AGU durchaus möglich gewesen wäre. :-( Vgl. die bildliche Gegenüberstellung der U1-Stationen Alte Donau (Bild ca. 1982) und Rennbahnweg (Bild 2006) in Jerabek, S. 11, wie oberhalb verlinkt.
In dem Gesamtzusammenhang dazupassend noch:
PS:
Fallblatt!
Bei mir war es, es sei zugegeben, kein Tippfehler. Wieder was gelernt. Danke demnach für die aufklärende Korrektur, 95B.
PPS: Es würde mich sehr erfreuen, wenn es zu dermaßen professionellen Beantwortungen im weiteren von mir eröffneten Thread, dort zur Konzessionsfrage der ab 1925 elektrisierten Wiener Stadtbahn, kommen würde. :-) Siehe in
Historisches > Stadtbahn > Elektrische Stadtbahn.