Autor Thema: Und täglich grüßt das Murmeltier ...  (Gelesen 203018 mal)

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Oskar

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #720 am: 22. November 2022, 05:19:03 »
Das scheint sich so entwickelt zu haben wie in der Pflege. Über Jahre hinweg wurde der Job immer unattraktiver, und die Leute liefen davon. Dann die ganzen Verwerfungen durch die Pandemie - und die Krise ist perfekt... Im Gegensatz zur Pflege wird die Situation im öffentlichen Verkehr aber erst seit kurzem medial ins Bewusstsein der Bevölkerung getragen.

denond

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #721 am: 22. November 2022, 09:31:29 »
nur gibt es in anderen Bereichen keine Ruhezeitregelung und der Mitarbeiter hat nicht Verantwortung für dutzende Menschen.

Ich bin auch nicht für Aushöhlung der Regeln, aber wenn jemand seine Pause 15 Minuten später macht, wird er ja nicht die Kontrolle über die Straßenbahn verlieren, oder?

Ich weiß die Lösung nicht, aber der Status Quo ist offenbar für niemanden zufriedenstellend

Es geht hier grundsätzlich nicht um die Frage, ob ein Fahrer seine Pause um 15 Minuten verschieben wolle oder dadurch die Kontrolle verliert. Es geht darum, ob die 15 Minuten Pausenverschiebung vor einem Richter Verständnis für das Tun/ dem Willen des Fahrers findet, falls in diesen 15 Minuten etwas passiert indem der Fahrer vielleicht die Rolldienstzeit überschreitet. Den er überschreitet somit die Gesetzeslage, er, der Fahrer begeht somit auch eine Arbeitszeitverletzung. Dafür wird sich aber kein Richter hergeben.
Und das wird ein Fahrer in der derzeit vorherrschenden Betriebsklima-Unzeit ebenfalls ganz sicher nicht auf sich nehmen, denn die dafür verantwortlichen Personen (Diensteinteiler, Betriebsleiter, ja das Unternehmen) putzen sich ganz allein am Fahrer ab.

Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen. Und vor allem auch wieder Überstunden zu gestatten und zu bezahlen... Dies wäre damals alles nicht nötig gewesen und war ganz alleine auf dem Misthaufen der Brauner gewachsen.

Bus

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #722 am: 22. November 2022, 09:42:02 »
Aber das sind wieder Sachen die Geld kosten würden und somit unmöglich.
Und das ist genau der springende Punkt, den ich nicht verstehe. Öffentlicher Verkehr gehört zur kritischen Infrastruktur. Dass die Nachfrage beim öffentlichen Verkehr aktuell sehr hoch ist und auch immer höher werden sollen ist die Schuld (viel eher sollte man es als Verdienst bezeichnen, weil es ja begrüßenswert ist) der Politik. Insofern sollte doch Steuergeld dafür da sein, den Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs durch die öffentliche Hand zu stützen.
Es soll nicht verwendet werden, dass sich irgendjemand daran bereichert, aber wenn es notwendig ist, um den Betrieb am Leben zu halten bzw. auszubauen, dann ist das eine sinnvolle Investition. Da wird mit Steuergeld ausreichend unnötigeres Schindluder getrieben.

Die SPÖ hätte die WL halt nie privatisieren dürfen.  Aber das war und ist halt der Trend.

95B

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #723 am: 22. November 2022, 09:45:27 »
Es geht hier grundsätzlich nicht um die Frage, ob ein Fahrer seine Pause um 15 Minuten verschieben wolle oder dadurch die Kontrolle verliert. Es geht darum, ob die 15 Minuten Pausenverschiebung vor einem Richter Verständnis für das Tun/ dem Willen des Fahrers findet, falls in diesen 15 Minuten etwas passiert indem der Fahrer vielleicht die Rolldienstzeit überschreitet. Den er überschreitet somit die Gesetzeslage, er, der Fahrer begeht somit auch eine Arbeitszeitverletzung. Dafür wird sich aber kein Richter hergeben.
Und das wird ein Fahrer in der derzeit vorherrschenden Betriebsklima-Unzeit ebenfalls ganz sicher nicht auf sich nehmen, denn die dafür verantwortlichen Personen (Diensteinteiler, Betriebsleiter, ja das Unternehmen) putzen sich ganz allein am Fahrer ab.

Hier liegt das Problem eindeutig in der Gestaltung der Dienstpläne, die die Maximalzeiten derart ausreizen. Denn 15 Minuten Verspätung können mit Pech im alltäglichen Verkehr auch vorkommen – und was soll der Fahrer dann machen? Auf der Strecke stehenbleiben und eine Ablöse anfordern?

Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen.

Gesetze werden wohl nicht geändert werden, weil es ein Unternehmen nicht zustandebringt, seine Mitarbeiter zu halten.

Und vor allem auch wieder Überstunden zu gestatten und zu bezahlen...

Überstunden im gesetzlichen Rahmen werden derzeit sogar am freien Tag vergeben, obwohl die am meisten kosten. Trotzdem steigt die Anzahl der offenen Schichten von Woche zu Woche.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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denond

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #724 am: 22. November 2022, 09:52:56 »
Es geht hier grundsätzlich nicht um die Frage, ob ein Fahrer seine Pause um 15 Minuten verschieben wolle oder dadurch die Kontrolle verliert. Es geht darum, ob die 15 Minuten Pausenverschiebung vor einem Richter Verständnis für das Tun/ dem Willen des Fahrers findet, falls in diesen 15 Minuten etwas passiert indem der Fahrer vielleicht die Rolldienstzeit überschreitet. Den er überschreitet somit die Gesetzeslage, er, der Fahrer begeht somit auch eine Arbeitszeitverletzung. Dafür wird sich aber kein Richter hergeben.
Und das wird ein Fahrer in der derzeit vorherrschenden Betriebsklima-Unzeit ebenfalls ganz sicher nicht auf sich nehmen, denn die dafür verantwortlichen Personen (Diensteinteiler, Betriebsleiter, ja das Unternehmen) putzen sich ganz allein am Fahrer ab.

Hier liegt das Problem eindeutig in der Gestaltung der Dienstpläne, die die Maximalzeiten derart ausreizen. Denn 15 Minuten Verspätung können mit Pech im alltäglichen Verkehr auch vorkommen – und was soll der Fahrer dann machen? Auf der Strecke stehenbleiben und eine Ablöse anfordern?

Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen.

Gesetze werden wohl nicht geändert werden, weil es ein Unternehmen nicht zustandebringt, seine Mitarbeiter zu halten.

Und vor allem auch wieder Überstunden zu gestatten und zu bezahlen...

Überstunden im gesetzlichen Rahmen werden derzeit sogar am freien Tag vergeben, obwohl die am meisten kosten. Trotzdem steigt die Anzahl der offenen Schichten von Woche zu Woche.

Es ist natürlich ein Sammelsurium vieler kleiner Dinge, die in diesem Unternehmen derzeit absolut nicht passen, die Du (wenn ich das so schreiben darf) genauso wie Ich, kennen.

LG

U4

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #725 am: 22. November 2022, 09:57:30 »

Zitat
Denn 15 Minuten Verspätung können mit Pech im alltäglichen Verkehr auch vorkommen – und was soll der Fahrer dann machen? Auf der Strecke stehenbleiben und eine Ablöse anfordern?

Wäre aber sicherlich nicht das erste Mal, dass sowas gemacht wird.
Ich erinnere mich an größere Störungen, wo die Fahrer ganz einfach den Zug gesichert  auf der Strecke abgestellt haben und gegangen sind...
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt

denond

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #726 am: 22. November 2022, 10:13:30 »

Zitat
Denn 15 Minuten Verspätung können mit Pech im alltäglichen Verkehr auch vorkommen – und was soll der Fahrer dann machen? Auf der Strecke stehenbleiben und eine Ablöse anfordern?

Wäre aber sicherlich nicht das erste Mal, dass sowas gemacht wird.
Ich erinnere mich an größere Störungen, wo die Fahrer ganz einfach den Zug gesichert  auf der Strecke abgestellt haben und gegangen sind...

An so einen Vorfall - abstellen und gehen - kann ich mich zwar beim Bus erinnern, im Schienenbereich, beim besten Willen aber nicht erinnern.
Eines der größten Hindernisse ist und bleibt aber das in der Art implementierte Arbeitszeitgesetz und wie es 95B auch richtig schreibt, die Ausreizung der Maximalarbeitszeit die man sich unbedingt in der Führung (Rathaus und Vorstand) einbildet und duldet und somit absolut keinen Spielraum mehr offen läßt.

haidi

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #727 am: 22. November 2022, 10:19:34 »
Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen.
Das Arbeitszeitgesetz erlaubt ja seit dem Schwarz-blauen Intermezzo bis zu 12 Stunden. Und so viel ich weiß, gibt es keine Beschränkungen für Straßenbahnfahrer ähnlich denen für LKW- und Busfahrer. Wobei diese beim großen Flüchtlingstransit für Busfahrer außer Kraft gesetzt wurden und auch zu Entlassungen geführt haben sollen, weil Busfahrer sich geweigert haben, wegen Übermüdung weiter zu fahren.
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #728 am: 22. November 2022, 10:24:26 »
Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen. .....

Nicht nur das Arbeitszeitgesetz, sondern auch das Arbeitsruhezeitgesetz - speziell die Punkte die den Fahrdienst betreffen - ist ein "Personalkiller". Jahrelang wurde die Umsetzung hinausgezögert, aber mit der Eingliederung der KV-Bediensteten (anstatt Pragmanen und Vertragsbediensteten) trat es letztendlich in Kraft.
Sollte jemand einen Tipp- oder Rechtschreibfehler finden darf er diesen behalten!

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #729 am: 22. November 2022, 10:25:03 »
Es geht hier grundsätzlich nicht um die Frage, ob ein Fahrer seine Pause um 15 Minuten verschieben wolle oder dadurch die Kontrolle verliert. Es geht darum, ob die 15 Minuten Pausenverschiebung vor einem Richter Verständnis für das Tun/ dem Willen des Fahrers findet, falls in diesen 15 Minuten etwas passiert indem der Fahrer vielleicht die Rolldienstzeit überschreitet. Den er überschreitet somit die Gesetzeslage, er, der Fahrer begeht somit auch eine Arbeitszeitverletzung. Dafür wird sich aber kein Richter hergeben.
Und das wird ein Fahrer in der derzeit vorherrschenden Betriebsklima-Unzeit ebenfalls ganz sicher nicht auf sich nehmen, denn die dafür verantwortlichen Personen (Diensteinteiler, Betriebsleiter, ja das Unternehmen) putzen sich ganz allein am Fahrer ab.

Hier liegt das Problem eindeutig in der Gestaltung der Dienstpläne, die die Maximalzeiten derart ausreizen. Denn 15 Minuten Verspätung können mit Pech im alltäglichen Verkehr auch vorkommen – und was soll der Fahrer dann machen? Auf der Strecke stehenbleiben und eine Ablöse anfordern?


Für so etwas sieht der Gesetzgeber eine Ausnahmeregelung vor. Denn auch ein LKW-Fahrer darf aus dem gleichem Grund seine Lenkzeit überschreiten. Nur muss es eben begründet sein. Und ein Ausfall des Folgezuges ist kein Ausnahmegrund.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Klingelfee

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #730 am: 22. November 2022, 10:28:27 »
Eine Lösung besteht nur darin, das Arbeitszeitgesetz - wie es derzeit besteht - wieder außer Kraft zu setzen und die Wiener Linien wieder auf den Status von 1996 zurück zu setzen.
Das Arbeitszeitgesetz erlaubt ja seit dem Schwarz-blauen Intermezzo bis zu 12 Stunden. Und so viel ich weiß, gibt es keine Beschränkungen für Straßenbahnfahrer ähnlich denen für LKW- und Busfahrer. Wobei diese beim großen Flüchtlingstransit für Busfahrer außer Kraft gesetzt wurden und auch zu Entlassungen geführt haben sollen, weil Busfahrer sich geweigert haben, wegen Übermüdung weiter zu fahren.

Diese Kündigungen gab es maximal im Privaten Bereich. Aber sicherlich nicht bei den WL. Und wenn, dann war das nur eine Ausrede des Lenkers, weil er aus anderen Gründen die Kündigung erhalten hat. Schon öfters wenn ein Mitarbeiter obskure Kündigungsgründen gemeldet hatte, dann hintern herum die eigentlichen Gründe erfahren. Und dann hat mich auch nicht mehr gewundert, wieso sich ein Arbeitgeber von dem Mitarbeiter getrennt hat.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Alex

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #731 am: 22. November 2022, 10:34:49 »
Auch das wäre besser, wenn mehr Planstellen geschaffen würden und jeder einzelne dann nicht bis an den Rande des Möglichen verplant würde (Lenkzeiten, Ruhezeiten).
Damit kämen für alle humanere Dienstpläne und zusätzlich für die Planung ein flexiblerer Handlungsspielraum heraus.
Aber - mehr Personal kostet halt auch Geld.

denond

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #732 am: 22. November 2022, 10:39:01 »
Für so etwas sieht der Gesetzgeber eine Ausnahmeregelung vor. Denn auch ein LKW-Fahrer darf aus dem gleichem Grund seine Lenkzeit überschreiten. Nur muss es eben begründet sein. Und ein Ausfall des Folgezuges ist kein Ausnahmegrund.

Ist schon richtig, was du schreibst bezüglich des Ausfalles des Folgezuges.
Aber ich kann doch schon alleine ein Unternehmen, daß eine "Versorgungspflicht ggü. der Bevölkerung" hat nicht nur auf Ausnahmeregelungen aufbauend, betreiben.

haidi

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #733 am: 22. November 2022, 10:44:56 »
Das Arbeitszeitgesetz erlaubt ja seit dem Schwarz-blauen Intermezzo bis zu 12 Stunden. Und so viel ich weiß, gibt es keine Beschränkungen für Straßenbahnfahrer ähnlich denen für LKW- und Busfahrer. Wobei diese beim großen Flüchtlingstransit für Busfahrer außer Kraft gesetzt wurden und auch zu Entlassungen geführt haben sollen, weil Busfahrer sich geweigert haben, wegen Übermüdung weiter zu fahren.
Diese Kündigungen gab es maximal im Privaten Bereich. Aber sicherlich nicht bei den WL.
Es ging um die Busfahrer, die im Flüchtlingstransit Ostgrenze - Deutschland eingesetzt wurden, klarerweise betraf das nicht die WL.
Aber bei den Straßenbahnfahrern gibt es als Begrenzung doch nur das Arbeitszeitgesetz, habe ich aus früheren Diskussionen in Erinnerung.
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15A

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #734 am: 22. November 2022, 12:24:45 »
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