Autor Thema: Und täglich grüßt das Murmeltier ...  (Gelesen 203000 mal)

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haidi

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #750 am: 03. Dezember 2022, 13:08:27 »
Man könnte auch so etwas einführen, wie es in manchen Spitälern und Pflegeheimen gibt:
Die Mitarbeiter können sich die Dienstzeiten für die nächsten Zeiten selbst aussuchen. Für das Aussuchen sind sie zu mehreren Gruppen zusammengefasst, die rotieren dann beim Eintragen, d.h. die Gruppe, die als erstes die Dienste aussuchen durfte, kann für die darauffolgende Woche nur mehr aus den "Restln" aussuchen.
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Oskar

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #751 am: 03. Dezember 2022, 15:19:54 »
Der einzige Ausweg, der mir da einfällt wäre "Zurück zum Beamtentum", offenbar hats diese Probleme damals nicht gegeben.

Das hat damit unmittelbar nichts zu tun meiner Meinung nach. Es gab in der Vergangenheit zwei gravierende Einschnitte, die beim Personal großen Ärger auslösten und Neue abgeschreckt hat bzw abschreckt: Der Wegfall der Schaffner (alleine am Zug) sowie die Unterbrecherdienste. Bei letzteren wüsste ich nicht, wo es sowas sonst noch gibt...

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #752 am: 03. Dezember 2022, 15:49:48 »
Unterbrecherdienste gibt es mehr oder weniger, seitdem es Straßenbahnen gibt. Das liegt schlicht daran, dass es täglich zwei Hauptverkehrszeiten gibt. Besonders beliebt waren sie unterm Strich noch nie, es gibt allerdings auch Fahrer, die sich freiwillig für diese Dienste melden, weil sie dadurch andere Annehmlichkeiten genießen können (freier Samstag und/oder Sonntag).

Dass der Einmannbetrieb für so "großen Ärger" gesorgt haben soll, dass er personalstandsmäßige Relevanz entwickelt, lese ich zum allerersten Mal und kann es eigentlich nicht glauben. Kannst du dafür nähere Quellen oder Belege anführen?
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #753 am: 03. Dezember 2022, 15:50:22 »
Das hat aber auch mit dem nicht mehr eingelösten Wohlstandsversprechen zu tun. Mit den Früchten eigener Arbeit kannst Dir mittlerweile kaum mehr Wohlstand aufbauen. Allein die Anzahlung, geschweige denn den Kaufpreis einer Wohnung stemmst mit normalem Einkommen nicht mehr. Während andere steuerfrei erben und eigentlich nix arbeiten müssen. Dh.: Von ersteren denken sich viele, ich komm da eh nicht hin, dann leg ich meinen Fokus im Leben auf was anderes. Und von den zweiteren müssen viele schlicht nicht arbeiten und suchen sich dann auch nur die Sachen aus, die halt Spaß machen

weiß nicht - ich hab zwei Bekannte im Sozialbereich (einmal Mietbeihilfe, einmal Langzeitarbeitslosenbetreuung), beide eigentlich zutiefst in roter Wolle gewaschen, die sind inzwischen so entsetzt über das Anspruchsdenken von Leuten, die seit Jahren nichts arbeiten, nichts selbst einbringen wollen - da haben Jahrzehnte von Sozialdemokratie einfach ein bis zwei Generationen von Leuten herangezogen, die denken, die Welt schuldet ihnen alles.

Jahrzehnte von Sozialdemokratie? Also Österreich ist politisch sicher weder sozialdemokratisch, noch alternativ und schon gar nicht sozialistisch, sondern konservativ bis zum Umfallen. Seit 1987 gab es keine Regierung ohne ÖVP und dass Gusenbauer, Faymann oder Kern Österreich nennenswert geprägt hätten...der in Österreich auch nicht schwach ausgeprägte Nationalismus fusst, so wie überall sonst auch ja auch nur darauf, dass man Menschen aus anderen Nationen nichts gönnen will. Und dass wir heute eine andere Ausgangslage haben als in der Nachkriegs- / Wiederaufbauzeit und sich damit einhergehend die Ansprüche geändert haben sollte auch klar sein. Die heutigen Probleme liegen viel mehr im Bereich psychischer Gesundheit, Integration usw.
Alles was wirklich problematisch ist hat man ja schön ausgelagert, Schuhe um 20 Euro findet heute jeder der will, unser Reichtum ist eben nur auf Kosten anderer entstanden. Und natürlich ist Europa mit Entscheidungen zu Biosprit voll mitverantwortlich zur Abholzung des Regenwaldes, doch wer hinterfragt schon das eigene Handeln, wenn man mit "Aber alle anderen..." oder "Was kann ich alleine schon bewirken" oder " Andere machen noch viel schlimmeres" abtun kann.
Und jobtechnisch sind wir ja in der absurden Situation, dass gerade jene, die besonders gefragt sind (Betreuungs- und Pflegepersonal ebenso wie Fahrpersonal in Öffis) nicht zu den best bezahlten Personen gehören, obwohl Schichtdienst und insbesondere Pflegeberufe sicher nicht die einfachsten Berufe sind.
Zu Arbeitsplatzpolitik gehört halt auch, dass man in den Bereichen der Basisinfrastruktur gewisse Mindestlöhne festsetzt, die ausreichend Personal sicherstellen, auch wenn sich das in der Praxis nur mit Förderungen umsetzen lässt.
Die Ideale der Gesellschaft haben sich verändert und wenn man zB fordert, dass man in Notfällen jederzeit abrufbar ist und Überstunden bei einem eh schon 40h-Job erwartet werden, dann braucht man sich nicht wundern.
Welcher Teenager träumt den heute schon noch von einem eigenen Grundstück mit Haus und Swimming Pool? Die Leute sind nicht mehr bereit sich kaputt zu arbeiten - ich auch nicht.
Und auch ich arbeite lieber 30h/Woche mit bescheidenem Lebensstil und ausreichend Freizeit, als mir etwas aufzubauen, was ich bis ich es tatsächlich abbezahlt hätte ohnehin von Großeltern oder Eltern erben werde. Ins Grab mitnehmen brauch ich ja letzten Endes auch nichts.

38ger

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #754 am: 03. Dezember 2022, 16:12:44 »
Unternehmen mit prekären, familienfeindlichen Arbeitszeiten, außergewöhnlichen Arbeitsbedinungen, etc. haben es extra schwer. Ich habe das Gefühl, dass das bei den WL noch nicht wirklich angekommen ist. Mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, einer schönen Uniform, "Teil von etwas Großem" sein (Plakatkampagne), etc. zu werben, genügt halt nicht. Und es geht inzwischen nicht mehr nur darum, neue Leute anzuwerben, sondern auch vorhandenes Personal zu halten und zu motivieren. Die Stimmung ist im Keller, die Gründe dafür sind mannigfaltig und zum Teil schon vor längerer Zeit entstanden bzw gewachsen.
Schichtbetrieb wird sich aber bei einem Verkehrsunternehmen, das fast den ganzen Verkehr einer Millionenstadt und das fast rund um die Uhr betretibt, nicht vermeiden lassen und so einer ist eben familienfeindlich. Da wird man nicht viel mit anderer Werbung etc. gewinnen können, das ist dem Job immanent. Der einzige Ausweg, der mir da einfällt wäre "Zurück zum Beamtentum", offenbar hats diese Probleme damals nicht gegeben.

Ein gutes Beispiel was mögluch wäre geben derzeit die ÖBB beim Zugbegleitdienst mit dem "study&rail"-Angebot:

"100% Beschäftigung in den Monaten Juli/August/September, 50% Beschäftigung in den Monaten Februar/März/April/Mai/November/Dezember, dienstfreie Monate im Jänner/Juni/Oktober."

–> So schafft man sich Personal, dass insbesondere dann entlastet, wenn die meisten anderen angestellten Urlaub haben wollen. Man schafft die Voraussetzung dafür, dass man den anderen angestellten Urlaub leichter zu den Wunschzeiten gewähren kann und verhindert so unter Umständen sogar die Kündigung von Personal, dass nicht ganz glücklich ist, wo die Urlaubsverweigerung sonst genau das fehlende Tüpfelchen auf dem i wäre um zu kündigen.

Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Nur mit dem Verharren in 40h-Jobs, Wechselschichten und "wir zahlen eh nicht schlecht" wird man die Probleme nicht lösen können!

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #755 am: 03. Dezember 2022, 16:22:07 »
Unternehmen mit prekären, familienfeindlichen Arbeitszeiten, außergewöhnlichen Arbeitsbedinungen, etc. haben es extra schwer. Ich habe das Gefühl, dass das bei den WL noch nicht wirklich angekommen ist. Mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, einer schönen Uniform, "Teil von etwas Großem" sein (Plakatkampagne), etc. zu werben, genügt halt nicht. Und es geht inzwischen nicht mehr nur darum, neue Leute anzuwerben, sondern auch vorhandenes Personal zu halten und zu motivieren. Die Stimmung ist im Keller, die Gründe dafür sind mannigfaltig und zum Teil schon vor längerer Zeit entstanden bzw gewachsen.
Schichtbetrieb wird sich aber bei einem Verkehrsunternehmen, das fast den ganzen Verkehr einer Millionenstadt und das fast rund um die Uhr betretibt, nicht vermeiden lassen und so einer ist eben familienfeindlich. Da wird man nicht viel mit anderer Werbung etc. gewinnen können, das ist dem Job immanent. Der einzige Ausweg, der mir da einfällt wäre "Zurück zum Beamtentum", offenbar hats diese Probleme damals nicht gegeben.

Ein gutes Beispiel was mögluch wäre geben derzeit die ÖBB beim Zugbegleitdienst mit dem "study&rail"-Angebot:

"100% Beschäftigung in den Monaten Juli/August/September, 50% Beschäftigung in den Monaten Februar/März/April/Mai/November/Dezember, dienstfreie Monate im Jänner/Juni/Oktober."

–> So schafft man sich Personal, dass insbesondere dann entlastet, wenn die meisten anderen angestellten Urlaub haben wollen. Man schafft die Voraussetzung dafür, dass man den anderen angestellten Urlaub leichter zu den Wunschzeiten gewähren kann und verhindert so unter Umständen sogar die Kündigung von Personal, dass nicht ganz glücklich ist, wo die Urlaubsverweigerung sonst genau das fehlende Tüpfelchen auf dem i wäre um zu kündigen.

Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Nur mit dem Verharren in 40h-Jobs, Wechselschichten und "wir zahlen eh nicht schlecht" wird man die Probleme nicht lösen können!

Und du glaubst nicht, dass die WL auch diese Modelle mittlerweile anbieten? Es finden mittlerweile auch Schulungen für Teilzeitkräfte statt. Nur dein Modell würde auch voraussetzen, dass die Studenten über den Sommer durcharbeiten. In der Theorie nicht schlecht, aber ich glaube auch die wollen im Sommer frei haben. Und bis zum Sommer ist dieses Modell auf alle Fälle mal nicht umsetzbar. Denn wie wollen die Studenten den neben ihr Studium eine 3-Monatige Vollzeitausbildung machen. Daran scheitern nämlich auch derzeit die meisten, die einen Teilzeitjob bei den WL machen wollen. Denn die Ausbildung ist nun mal in Vollzeit.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #756 am: 03. Dezember 2022, 16:25:09 »
Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Wenn man ihnen von vornherein in Aussicht stellt, dass sie jeden Samstag arbeiten müssen und an jedem ihrer Teilzeit-Arbeitstage grundsätzlich von 4 Uhr Früh bis 2 Uhr in der Nacht zu Verfügung zu stehen haben, wird sich der Andrang in überschaubaren Grenzen halten. (Q: https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/programView.do?channelId=-47184&programId=177081&ku=wienerlinien&pageNo=1&jobId=12319)
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #757 am: 03. Dezember 2022, 17:01:44 »
Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Wenn man ihnen von vornherein in Aussicht stellt, dass sie jeden Samstag arbeiten müssen und an jedem ihrer Teilzeit-Arbeitstage grundsätzlich von 4 Uhr Früh bis 2 Uhr in der Nacht zu Verfügung zu stehen haben, wird sich der Andrang in überschaubaren Grenzen halten. (Q: https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/programView.do?channelId=-47184&programId=177081&ku=wienerlinien&pageNo=1&jobId=12319)

So was ich weiß, dürfen sich die Teilzeitfahrer sehr wohl ihre Zeitfenster aussuchen. Also entweder nur Frühdienst oder nur Spätdienste oder an einem Tag Frühdienst am anderen Tag Spätdienst (Immer unter Einhaltung der Ruhezeit). Nur das einzelne Zeitfenster hat eine Ausdehnung von 10-12 Stunden. Denn die Mutterteilzeitfahrerin haben teilweise einen Vertrag, wo ihr Dienst auf wesentlich geringer Ausdehnung und teilweise auch auf die Linie genau definiert sind.

Und ich weiß auch dass es Teilzeitfahrer gibt, die jetzt schon auf Gleitzeitbasis fahren. Bedeutet in den Ferien fahren sie mehr, dafür haben sie eben vor Prüfungen frei, ohne dass sie einen Urlaub benötigen.
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #758 am: 03. Dezember 2022, 18:29:24 »
Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Wenn man ihnen von vornherein in Aussicht stellt, dass sie jeden Samstag arbeiten müssen und an jedem ihrer Teilzeit-Arbeitstage grundsätzlich von 4 Uhr Früh bis 2 Uhr in der Nacht zu Verfügung zu stehen haben, wird sich der Andrang in überschaubaren Grenzen halten. (Q: https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/programView.do?channelId=-47184&programId=177081&ku=wienerlinien&pageNo=1&jobId=12319)

So was ich weiß, dürfen sich die Teilzeitfahrer sehr wohl ihre Zeitfenster aussuchen. Also entweder nur Frühdienst oder nur Spätdienste oder an einem Tag Frühdienst am anderen Tag Spätdienst (Immer unter Einhaltung der Ruhezeit). Nur das einzelne Zeitfenster hat eine Ausdehnung von 10-12 Stunden.

Völlig korrekt, aber in der Ausschreibung steht halt ganz was anderes. Und potenzielle Bewerber werden eher nicht das notwendige Hintergrundwissen haben, das sie erkennen lässt, dass der Ausschreibungstext falsch ist.
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #759 am: 03. Dezember 2022, 18:41:46 »
Unternehmen mit prekären, familienfeindlichen Arbeitszeiten, außergewöhnlichen Arbeitsbedinungen, etc. haben es extra schwer. Ich habe das Gefühl, dass das bei den WL noch nicht wirklich angekommen ist. Mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, einer schönen Uniform, "Teil von etwas Großem" sein (Plakatkampagne), etc. zu werben, genügt halt nicht. Und es geht inzwischen nicht mehr nur darum, neue Leute anzuwerben, sondern auch vorhandenes Personal zu halten und zu motivieren. Die Stimmung ist im Keller, die Gründe dafür sind mannigfaltig und zum Teil schon vor längerer Zeit entstanden bzw gewachsen.
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–> So schafft man sich Personal, dass insbesondere dann entlastet, wenn die meisten anderen angestellten Urlaub haben wollen. Man schafft die Voraussetzung dafür, dass man den anderen angestellten Urlaub leichter zu den Wunschzeiten gewähren kann und verhindert so unter Umständen sogar die Kündigung von Personal, dass nicht ganz glücklich ist, wo die Urlaubsverweigerung sonst genau das fehlende Tüpfelchen auf dem i wäre um zu kündigen.

Gerade bei Studenten könnten die WL sicher auch gut (Teilzeit) Straßenbahnfahrer finden, die extrem früh oder extrem spät arbeiten und so den anderen Kollegen zu angenehmeren Arbeitszeiten (öfters erst mit Beginn der morgendlichen HVZ oder nur bis zum Ende der abendlichen HVZ, oder auch öfter frei am Wochenende) verhelfen.

Nur mit dem Verharren in 40h-Jobs, Wechselschichten und "wir zahlen eh nicht schlecht" wird man die Probleme nicht lösen können!

Und du glaubst nicht, dass die WL auch diese Modelle mittlerweile anbieten? Es finden mittlerweile auch Schulungen für Teilzeitkräfte statt. Nur dein Modell würde auch voraussetzen, dass die Studenten über den Sommer durcharbeiten. In der Theorie nicht schlecht, aber ich glaube auch die wollen im Sommer frei haben. Und bis zum Sommer ist dieses Modell auf alle Fälle mal nicht umsetzbar. Denn wie wollen die Studenten den neben ihr Studium eine 3-Monatige Vollzeitausbildung machen. Daran scheitern nämlich auch derzeit die meisten, die einen Teilzeitjob bei den WL machen wollen. Denn die Ausbildung ist nun mal in Vollzeit.

Dass man Teilzeit anbietet weiß ich, mir kommt es aber nicht so vor, dass man bei den WL weiß wozu man das eigentlich macht bzw. dass man es nur in der Hoffnung macht damit den Fahrermangel kurzfristig abmildern zu können.
Die Ausbildung müsste nur Juli bis September stattfinden, schließlich sind auf der Uni drei Monate Ferien.
Als Student hat man so ziemlich die wenigsten Gründe Juli bis September frei haben zu wollen. Man hat noch keine Kinder, ist also nicht an Schulferienzeiten gebunden. Man hat eher wenig Geld, meidet die teure, überbuchte und überlaufene Hauptferienzeit also gerne. Juni und Oktober hat man beim zitierten Modell dann ja ohnehin frei, in der letzten Junihälfte und der ersten Oktoberwoche kann man durchaus noch Sommerurlaube machen, zugegeben Anfang Oktober sollten Sonnenanbeter schon eher nach Sizilien oder Griechenland, aber Ende Juni ist ideal.
Das Ziel sollte mMn aber gar nicht nur sein  auch Teilzeit anzubieten, sondern überlegen wie man auch Dienstzeitmodelle so zuschneiden kann, dass sie sowohl Nachfrage am Arbeitsmarkt finden, als auch das Stammpersonal entlasten zu dem am wenigsten beliebten Zeiten. Und mein Eindruck ist, dass man bei den Wiener Linien viel zu wenig auf diesen Aspekt achtet und die Teilzeitkräfte auch zu den Zeiten eingesetzt werden, die beim Stammpersonal gar nicht so unbeliebt wären.
Mit der Strategie hält man das Stammpersonal aber nicht bei Laune - und die Stimmung in den Pausenräumen ist gerade für Studenten auch eher kein Grund beim Unternehmen zu bleiben.

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #760 am: 03. Dezember 2022, 19:29:20 »
aber Ende Juni ist ideal.
Ende Juni (und Ende Jänner) ist in den meisten Studienrichtungen Hauptprüfungszeit, da haben die wenigsten Studenten Zeit auf Urlaub zu fahren...


Werner1981

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #761 am: 03. Dezember 2022, 20:13:33 »
Die Leute wollen nix mehr arbeiten...

Das ist die oberflächliche Ansicht der "Generation Boomer" über die "Generation Z". Die Wahrheit ist viel tiefgründiger und in vielen großen traditionellen Betrieben noch nicht angekommen...

Im Netz gibt es viele interessante Artikel über die neue Work-Life-Balance, Quiett Quitting, etc. - sinngemäß das Leben wird nicht mehr der Arbeit (und schon gar nicht einer Firma) untergeordnet.

38ger

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #762 am: 03. Dezember 2022, 20:22:08 »
aber Ende Juni ist ideal.
Ende Juni (und Ende Jänner) ist in den meisten Studienrichtungen Hauptprüfungszeit, da haben die wenigsten Studenten Zeit auf Urlaub zu fahren...

Stimmt natürlich , zumindest kann man aber auf Urlaubsansprüche während der Schulferienzeit leicht verzichten als Student.

Man wird sich jedenfalls was einfallen lassen müssen - und da geht's nicht mal primär um's Geld mEn!

Bhf_Breitensee

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #763 am: 03. Dezember 2022, 20:56:59 »
Wie lange dauern die Schulungen in Wien im Vergleich zu Preßburg, Linz oder Innsbruck? Möglicherweise kann die Schulungsdauer harmonisiert werden.

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #764 am: 03. Dezember 2022, 21:05:52 »
Derzeit bieten die Linien 5, 44, 60, 62 und O je ein 30min Loch, auf der Linie 46 ist derzeit ein ULF im 45min Intervall im Einsatz und auf der Linie 10 gibt's 2 ULF mit einem 60min Loch als Gesamtauslauf...