Autor Thema: Und täglich grüßt das Murmeltier ...  (Gelesen 203038 mal)

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Oskar

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #765 am: 03. Dezember 2022, 21:36:53 »
Unterbrecherdienste gibt es mehr oder weniger, seitdem es Straßenbahnen gibt.

...und wo gibt es sie in ANDEREN Branchen?

Dass der Einmannbetrieb für so "großen Ärger" gesorgt haben soll, dass er personalstandsmäßige Relevanz entwickelt, lese ich zum allerersten Mal und kann es eigentlich nicht glauben. Kannst du dafür nähere Quellen oder Belege anführen?

Das erwähnte Professor Marincig einmal bei einem seiner Lichtbildvorträge. Es gab demnach ziemliche Skepsis und Verunsicherung. Der Kollegialität und Loyalität gegenüber dem Unternehmen hätte es auch nicht gut getan. Dass sich keine "personalstandsmäßige Relevanz entwickelt" hat, sehe ich erstens der damaligen Zeit ohne Internet geschuldet (blitzschnelle Recherche und Vergleiche sowie Bewerbungsmöglichkeiten mit ein paar Mausklicks) sowie zweitens dem Umstand, dass das Beamtentum den weitaus meisten Bediensteten eben heilig war.

Der Arbeitsmarkt hat sich umgedreht, er ist endlich wieder einmal ein Arbeitnehmermarkt geworden. Als Linker finde ich das gut. Mit der Zeit wird das Verbesserungen für alle Arbeitnehmer in Form von mehr Wertschätzung, Respekt und Anerkennung bringen - hoffentlich rasch für Berufe in der sog. kritischen Infrastruktur. Unternehmen, die das nicht verinnerlichen (wollen), haben jetzt schlechte Karten - simpler Grundsatz der Marktwirtschaft -> survival of the fittest... 8)

D 3XX

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #766 am: 03. Dezember 2022, 22:11:45 »

Der Arbeitsmarkt hat sich umgedreht, er ist endlich wieder einmal ein Arbeitnehmermarkt geworden. Als Linker finde ich das gut. Mit der Zeit wird das Verbesserungen für alle Arbeitnehmer in Form von mehr Wertschätzung, Respekt und Anerkennung bringen - hoffentlich rasch für Berufe in der sog. kritischen Infrastruktur. Unternehmen, die das nicht verinnerlichen (wollen), haben jetzt schlechte Karten - simpler Grundsatz der Marktwirtschaft -> survival of the fittest... 8)

:up:

Die Leute wollen nix mehr arbeiten...

Das ist die oberflächliche Ansicht der "Generation Boomer" über die "Generation Z". Die Wahrheit ist viel tiefgründiger und in vielen großen traditionellen Betrieben noch nicht angekommen...
So ist es.

Unternehmen mit prekären, familienfeindlichen Arbeitszeiten, außergewöhnlichen Arbeitsbedinungen, etc. haben es extra schwer. Ich habe das Gefühl, dass das bei den WL noch nicht wirklich angekommen ist. Mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, einer schönen Uniform, "Teil von etwas Großem" sein (Plakatkampagne), etc. zu werben, genügt halt nicht. Und es geht inzwischen nicht mehr nur darum, neue Leute anzuwerben, sondern auch vorhandenes Personal zu halten und zu motivieren. Die Stimmung ist im Keller, die Gründe dafür sind mannigfaltig und zum Teil schon vor längerer Zeit entstanden bzw gewachsen.
Schichtbetrieb wird sich aber bei einem Verkehrsunternehmen, das fast den ganzen Verkehr einer Millionenstadt und das fast rund um die Uhr betretibt, nicht vermeiden lassen und so einer ist eben familienfeindlich. Da wird man nicht viel mit anderer Werbung etc. gewinnen können, das ist dem Job immanent. Der einzige Ausweg, der mir da einfällt wäre "Zurück zum Beamtentum", offenbar hats diese Probleme damals nicht gegeben.

Ein gutes Beispiel was mögluch wäre geben derzeit die ÖBB beim Zugbegleitdienst mit dem "study&rail"-Angebot:

"100% Beschäftigung in den Monaten Juli/August/September, 50% Beschäftigung in den Monaten Februar/März/April/Mai/November/Dezember, dienstfreie Monate im Jänner/Juni/Oktober."

–> So schafft man sich Personal, dass insbesondere dann entlastet, wenn die meisten anderen angestellten Urlaub haben wollen. Man schafft die Voraussetzung dafür, dass man den anderen angestellten Urlaub leichter zu den Wunschzeiten gewähren kann und verhindert so unter Umständen sogar die Kündigung von Personal, dass nicht ganz glücklich ist, wo die Urlaubsverweigerung sonst genau das fehlende Tüpfelchen auf dem i wäre um zu kündigen.
Das ist in der Tat ein interessantes Angebot!
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38ger

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #767 am: 03. Dezember 2022, 23:47:16 »
Derzeit bieten die Linien 5, 44, 60, 62 und O je ein 30min Loch, auf der Linie 46 ist derzeit ein ULF im 45min Intervall im Einsatz und auf der Linie 10 gibt's 2 ULF mit einem 60min Loch als Gesamtauslauf...

Falls die Echtzeitdaten der Wien Mobil App stimmen: 58 Minuten (!!!) Wartezeit auf den 46er in Richtung Joachimsthalerplatz beim Schuhmeierplatz!  :o

95B

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #768 am: 04. Dezember 2022, 00:04:28 »
Das kann nicht sein, weil die Umlaufzeit am Abend 45 Minuten beträgt.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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38ger

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #769 am: 04. Dezember 2022, 00:55:44 »
Das kann nicht sein, weil die Umlaufzeit am Abend 45 Minuten beträgt.

Dann kann das Intervall aber auch kein reines 45'-Intervall sein, der Kursausfall wird ja wohl personalbedingt sein - und der Fahrer muss ja auch seine Pausenzeiten bekommen, sodass dann Wartezeiten von über 1h realistisch sind!

Katana

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #770 am: 04. Dezember 2022, 07:45:25 »
Unterbrecherdienste gibt es mehr oder weniger, seitdem es Straßenbahnen gibt.

...und wo gibt es sie in ANDEREN Branchen?
- Die Gastronomie
- Im Einzelhandel. Ich kann mich erinnern, dass in den 70ern nicht nur Greißler und Fleischhauer, sondern auch der Konsum von 1 bis 3 (oder vielleicht sogar 4) Uhr zu hatten.

abc

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #771 am: 04. Dezember 2022, 09:05:36 »

Der Arbeitsmarkt hat sich umgedreht, er ist endlich wieder einmal ein Arbeitnehmermarkt geworden. Als Linker finde ich das gut. Mit der Zeit wird das Verbesserungen für alle Arbeitnehmer in Form von mehr Wertschätzung, Respekt und Anerkennung bringen - hoffentlich rasch für Berufe in der sog. kritischen Infrastruktur. Unternehmen, die das nicht verinnerlichen (wollen), haben jetzt schlechte Karten - simpler Grundsatz der Marktwirtschaft -> survival of the fittest... 8)

:up:

Die Leute wollen nix mehr arbeiten...

Das ist die oberflächliche Ansicht der "Generation Boomer" über die "Generation Z". Die Wahrheit ist viel tiefgründiger und in vielen großen traditionellen Betrieben noch nicht angekommen...
So ist es.

Ich bin zwar eine Generation vor der Generation Z, kann die Haltung aber trotzdem sehr gut nachvollziehen. Meine ganze Jugend hindurch gab es ständig Meldungen über Entlassungen, und darin immer der eine Gekündigte, der in die Kamera sagt: "30 Jahre habe ich mir den A**** aufgerissen, und nun werde ich rausgeworfen!" Auch in meinem Umfeld sehe ich Boomer, die seit Jahrzehnten loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber sind und hohe Flexibilität zeigen, im Gegenzug aber immer mehr Arbeit aufgeladen bekommen, unzureichend gegen aggressive Kundinnen und Kunden geschützt werden, aber kaum eine Form von Dank erhalten.

Das prägt halt. Wieso soll ich mein Leben für Unternehmen opfern, für die ich in den Exceltabellen und Powerpoints bloße Verfügungsmasse bin, also im Grunde nichts weiter als eine Maschine in einer Fabrik? Und infolge des demographischen Wandels hat man nun halt als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer auch die Macht, das durchzusetzen.

Oft sind die Ansprüche ja noch nicht mal so hoch - sie rufen halt eher Empörung hervor, weil sie überhaupt geäußert werden und nicht nach dem traditionellen "Hände falten, Goschn halten" agiert wird. Durch Social Media ging z.B. kürzlich ein Zitat einer Hamburger Marketingagentur, die sich beklagte, dass Angehörige der Generation Z doch tatsächlich 2x die Woche um 17 Uhr Feierabend haben möchten, um einen fixen Termin wahrzunehmen.

Diese Minimalforderung sagt nichts darüber aus, wie lange diese Leute vor 17 Uhr gearbeitet haben (vielleicht sind sie ja auch 2 Stunden früher im Büro?). Sie sagt nichts darüber aus, ob sie dafür an anderen Wochentagen länger arbeiten. Sie sagt nichts darüber aus, ob sie alle paar Monate vor Abgaben ihren privaten fixen Termin mal schmeißen, um für die Arbeit ein Projekt abzuschließen. Allein die Forderung, im Regelfall 2x die Wochen fix um 17 Uhr Feierabend machen zu können, sorgt bei diesem Arbeitgeber für Empörung. Ich hoffe inständig, dass der bald aus Personalmangel untergeht.

haidi

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #772 am: 04. Dezember 2022, 09:52:34 »
Unterbrecherdienste gibt es mehr oder weniger, seitdem es Straßenbahnen gibt.

...und wo gibt es sie in ANDEREN Branchen?
- Die Gastronomie
- Im Einzelhandel. Ich kann mich erinnern, dass in den 70ern nicht nur Greißler und Fleischhauer, sondern auch der Konsum von 1 bis 3 (oder vielleicht sogar 4) Uhr zu hatten.
Hast heute noch in nicht so urbanen Gebieten, dass Geschäfte über Mittag 2 Stunden geschlossen haben.
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #773 am: 04. Dezember 2022, 09:55:14 »
Das kann nicht sein, weil die Umlaufzeit am Abend 45 Minuten beträgt.

Dann kann das Intervall aber auch kein reines 45'-Intervall sein, der Kursausfall wird ja wohl personalbedingt sein - und der Fahrer muss ja auch seine Pausenzeiten bekommen, sodass dann Wartezeiten von über 1h realistisch sind!

Eine Umlaufzeit geht von Abfahrt bis Abfahrt. Da ist die Stehzeit schon eingerechnet.

Hast heute noch in nicht so urbanen Gebieten, dass Geschäfte über Mittag 2 Stunden geschlossen haben.

Auch in urbanen Gebieten: Post, Apotheken.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #774 am: 04. Dezember 2022, 10:27:50 »


Die Leute wollen nix mehr arbeiten...

Das ist die oberflächliche Ansicht der "Generation Boomer" über die "Generation Z". Die Wahrheit ist viel tiefgründiger und in vielen großen traditionellen Betrieben noch nicht angekommen...
So ist es.

Ich bin zwar eine Generation vor der Generation Z, kann die Haltung aber trotzdem sehr gut nachvollziehen. Meine ganze Jugend hindurch gab es ständig Meldungen über Entlassungen, und darin immer der eine Gekündigte, der in die Kamera sagt: "30 Jahre habe ich mir den A**** aufgerissen, und nun werde ich rausgeworfen!" Auch in meinem Umfeld sehe ich Boomer, die seit Jahrzehnten loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber sind und hohe Flexibilität zeigen, im Gegenzug aber immer mehr Arbeit aufgeladen bekommen, unzureichend gegen aggressive Kundinnen und Kunden geschützt werden, aber kaum eine Form von Dank erhalten.

Das prägt halt. Wieso soll ich mein Leben für Unternehmen opfern, für die ich in den Exceltabellen und Powerpoints bloße Verfügungsmasse bin, also im Grunde nichts weiter als eine Maschine in einer Fabrik? Und infolge des demographischen Wandels hat man nun halt als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer auch die Macht, das durchzusetzen.

Oft sind die Ansprüche ja noch nicht mal so hoch - sie rufen halt eher Empörung hervor, weil sie überhaupt geäußert werden und nicht nach dem traditionellen "Hände falten, Goschn halten" agiert wird. Durch Social Media ging z.B. kürzlich ein Zitat einer Hamburger Marketingagentur, die sich beklagte, dass Angehörige der Generation Z doch tatsächlich 2x die Woche um 17 Uhr Feierabend haben möchten, um einen fixen Termin wahrzunehmen.

Diese Minimalforderung sagt nichts darüber aus, wie lange diese Leute vor 17 Uhr gearbeitet haben (vielleicht sind sie ja auch 2 Stunden früher im Büro?). Sie sagt nichts darüber aus, ob sie dafür an anderen Wochentagen länger arbeiten. Sie sagt nichts darüber aus, ob sie alle paar Monate vor Abgaben ihren privaten fixen Termin mal schmeißen, um für die Arbeit ein Projekt abzuschließen. Allein die Forderung, im Regelfall 2x die Wochen fix um 17 Uhr Feierabend machen zu können, sorgt bei diesem Arbeitgeber für Empörung. Ich hoffe inständig, dass der bald aus Personalmangel untergeht.
Das ist aber eben ein Problem auf Seiten der Arbeitgeber und nicht der Arbeitnehmer. Erstere sollten in die Pflicht genommen werden, achtungsvoll mit seinen Beschäftigten umzugehen. Somit ist die Aussage, "die Jugend will nichts mehr arbeiten", grundfalsch.
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Ferry

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #775 am: 04. Dezember 2022, 10:40:22 »
Man könnte auch so etwas einführen, wie es in manchen Spitälern und Pflegeheimen gibt:
Die Mitarbeiter können sich die Dienstzeiten für die nächsten Zeiten selbst aussuchen. Für das Aussuchen sind sie zu mehreren Gruppen zusammengefasst, die rotieren dann beim Eintragen, d.h. die Gruppe, die als erstes die Dienste aussuchen durfte, kann für die darauffolgende Woche nur mehr aus den "Restln" aussuchen.

Das funktioniert - wie ich von meiner Frau weiß, die Stationsleitung auf einer Pflegestation ist - meistens nur so holprig, dass es besser ist, die Vorgesetzte kümmert sich gleich selbst um die Dienstpläne. Machbar ist, dass Mitarbeiter bestimmte Tage als "frei" anmelden, und dass diese Anmeldungen berücksichtigt werden, sofern das die personelle Situation zulässt. Denn auch in dieser Branche herrscht ein eklatanter Personalmangel, besonders an diplomiertem Personal.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #776 am: 04. Dezember 2022, 10:54:12 »
Machbar ist, dass Mitarbeiter bestimmte Tage als "frei" anmelden, und dass diese Anmeldungen berücksichtigt werden, sofern das die personelle Situation zulässt.

Nennt man das nicht "Urlaub"? ;)
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #777 am: 04. Dezember 2022, 11:15:08 »
Machbar ist, dass Mitarbeiter bestimmte Tage als "frei" anmelden, und dass diese Anmeldungen berücksichtigt werden, sofern das die personelle Situation zulässt.

Nennt man das nicht "Urlaub"? ;)

Jein, denn es können auch nur halbe Tage sein, die man sich frei nimmt. Und wenn jemand schon sehr viele Plusstunden hat, dann nimmt er keinen Urlaub, sondern Zeitausgleich.
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #778 am: 04. Dezember 2022, 12:48:47 »


Die Leute wollen nix mehr arbeiten...

Das ist die oberflächliche Ansicht der "Generation Boomer" über die "Generation Z". Die Wahrheit ist viel tiefgründiger und in vielen großen traditionellen Betrieben noch nicht angekommen...
So ist es.

Ich bin zwar eine Generation vor der Generation Z, kann die Haltung aber trotzdem sehr gut nachvollziehen. Meine ganze Jugend hindurch gab es ständig Meldungen über Entlassungen, und darin immer der eine Gekündigte, der in die Kamera sagt: "30 Jahre habe ich mir den A**** aufgerissen, und nun werde ich rausgeworfen!" Auch in meinem Umfeld sehe ich Boomer, die seit Jahrzehnten loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber sind und hohe Flexibilität zeigen, im Gegenzug aber immer mehr Arbeit aufgeladen bekommen, unzureichend gegen aggressive Kundinnen und Kunden geschützt werden, aber kaum eine Form von Dank erhalten.

Das prägt halt. Wieso soll ich mein Leben für Unternehmen opfern, für die ich in den Exceltabellen und Powerpoints bloße Verfügungsmasse bin, also im Grunde nichts weiter als eine Maschine in einer Fabrik? Und infolge des demographischen Wandels hat man nun halt als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer auch die Macht, das durchzusetzen.

Oft sind die Ansprüche ja noch nicht mal so hoch - sie rufen halt eher Empörung hervor, weil sie überhaupt geäußert werden und nicht nach dem traditionellen "Hände falten, Goschn halten" agiert wird. Durch Social Media ging z.B. kürzlich ein Zitat einer Hamburger Marketingagentur, die sich beklagte, dass Angehörige der Generation Z doch tatsächlich 2x die Woche um 17 Uhr Feierabend haben möchten, um einen fixen Termin wahrzunehmen.

Diese Minimalforderung sagt nichts darüber aus, wie lange diese Leute vor 17 Uhr gearbeitet haben (vielleicht sind sie ja auch 2 Stunden früher im Büro?). Sie sagt nichts darüber aus, ob sie dafür an anderen Wochentagen länger arbeiten. Sie sagt nichts darüber aus, ob sie alle paar Monate vor Abgaben ihren privaten fixen Termin mal schmeißen, um für die Arbeit ein Projekt abzuschließen. Allein die Forderung, im Regelfall 2x die Wochen fix um 17 Uhr Feierabend machen zu können, sorgt bei diesem Arbeitgeber für Empörung. Ich hoffe inständig, dass der bald aus Personalmangel untergeht.
Das ist aber eben ein Problem auf Seiten der Arbeitgeber und nicht der Arbeitnehmer. Erstere sollten in die Pflicht genommen werden, achtungsvoll mit seinen Beschäftigten umzugehen. Somit ist die Aussage, "die Jugend will nichts mehr arbeiten", grundfalsch.

Eben, genau das wollte ich aufzeigen. Auch ein Arbeitsverhältnis ist eben ein Geben und Nehmen; und einige Arbeitgeber scheinen vor allem ein Problem damit zu haben, dass nun plötzlich Ersteres auch für sie gelten soll.

haidi

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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier ...
« Antwort #779 am: 04. Dezember 2022, 13:17:03 »
Man könnte auch so etwas einführen, wie es in manchen Spitälern und Pflegeheimen gibt:
Die Mitarbeiter können sich die Dienstzeiten für die nächsten Zeiten selbst aussuchen. Für das Aussuchen sind sie zu mehreren Gruppen zusammengefasst, die rotieren dann beim Eintragen, d.h. die Gruppe, die als erstes die Dienste aussuchen durfte, kann für die darauffolgende Woche nur mehr aus den "Restln" aussuchen.

Das funktioniert - wie ich von meiner Frau weiß, die Stationsleitung auf einer Pflegestation ist - meistens nur so holprig, dass es besser ist, die Vorgesetzte kümmert sich gleich selbst um die Dienstpläne.
Bei meinem Sohn - Krankenschwester in einem Pflegeheim in Wien - hat auf der Station nicht nur dass gut funktioniert, bis die Stationsleitung an eine übergeben wurde, deren Mann Gewerkschafter war. Dann hat sich mein Sohn versetzen lassen und ist jetzt auf dem Weg zur Stationsleitung (Stellvertreter ist er jetzt geworden, mit 32 Jahren)
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