Autor Thema: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller  (Gelesen 8073 mal)

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13er

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[PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« am: 25. Juni 2011, 11:20:09 »
Zitat
Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
Eine Favoritner Hausgemeinschaft wehrt sich gegen die geplante U-Bahn-Baustelle in ihrem Wohnhaus.


Nicht alles Gute kommt von unten: Die geplante Verlängerung der Linie U1 vom Reumannplatz in Richtung Per-Albin-Hansson-Siedlung stößt nicht nur auf Zustimmung bei den Anrainern in der Favoritenstraße.
Auf dem Wohnzimmertisch von Berta Mayer in der Favoritenstraße 170 liegt der Plan, der ihr Leben verändert wird. Eine schraffierte Fläche zeigt, wo in wenigen Jahren die U1 fahren soll. Genau unter ihrer Wohnung. Und das macht Frau Mayer Angst: "Unser Haus ist auf Sand gebaut", sagt sie sichtlich erregt, "wer garantiert mir, dass das Haus nicht einstürzt?" Seitdem klar ist, dass die Wiener Linien unter ihrem Wohnhaus die U-1-Verlängerung in den Süden bauen, sind die Bewohner, alle Besitzer von Eigentumswohnungen, in Aufruhr.

"Es ist in der Geschichte des U-Bahn-Baus in Wien noch kein einziges Haus eingestürzt", versucht Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien, zu beruhigen. Doch auch sonst wird es für die Bewohner der Favoritenstraße 170 unangenehm.

5 Jahre Lärm

Knapp fünf Jahre werden sie von früh bis spät Baustellen-Lärm und -Schmutz erdulden müssen, in ihrem Hof wird ein Brunnen errichtet, im Keller müssen die Fundamente für den U-Bahnbau verstärkt werden. Die Wohnungseigentümer sollten für die Zustimmung zum sogenannten Servitut eine Entschädigung bekommen. Für manche Wohnungen gab es nur 200 Euro. "Ein Hohn", wie sich ein Wohnungsbesitzer empört. Ebenfalls fragwürdig sei, wie die Wiener Linien versuchten, sich die Zustimmung zu besorgen. "In den Weihnachtsfeiertagen haben wir eine Aufforderung bekommen, binnen weniger Tage zum Notar zu gehen und unsere Unterschrift zu leisten", sagt Johannes Mayer.

Doch die Hausbewohner wehrten sich, unterschrieben nicht. Nun läuft ein Enteignungsverfahren, eine erste Verhandlung soll am Montag stattfinden. "Ein Dutzendverfahren, wie es immer wieder vorkommt", heißt es vonseiten der Wiener Linien. "Es kann nicht mehr schlechter werden", sagt hingegen der Hausverwalter Rudolf Pretsch. Denn der Servitutsvertrag enthält neben zu geringen Entschädigungen auch einige Gemeinheiten.

Ein Beispiel: Werden etwa Fenster oder Tapeten beschädigt, wollen die Wiener Linien nur den Zeitwert ersetzen, doch neue Fenster und Tapeten kosten ein Vielfaches der aktuellen. Gibt es an dem Haus bauliche Veränderungen, etwa einen Dachausbau, müssten alle Eigentümer - und damit auch die Wiener Linien - zustimmen. "Die Eigentümer haben einen Eindringling im eigenen Haus", sagt Pretsch. Er macht sich auch keine Illusionen: Ohne Risse wird es nicht abgehen, hätten hinter vorgehaltener Hand selbst Mitarbeiter der Wiener Linien zugeben.

Diktatur

"Man fühlt sich wie in einer Diktatur", sagt Berta Mayer, "die kommen her und wir sollen springen." Auch ihre Tochter sei betroffen. Sie betreibt in der Wohnung nebenan eine Logopädie-Praxis. Während der Bauarbeiten ist ein Arbeiten kaum möglich. "Wer zahlt ihr den Verdienstentgang?"

Diesen befürchtet auch Gabriele Schmalz. Sie besitzt eine Wohnung und beide Geschäfte im Erdgeschoß. Ihre Mutter lebt von den Mieteinkünften der Geschäfte, doch wie lange noch. "Die Wiener Linien können nicht sagen, wann sie anfangen - an einen geregelten Geschäftsbetrieb ist so nicht mehr zu denken." Vor allem die Unsicherheit nerve: "Man erhält nur vage Zusagen, dauernd verschiebt sich etwas." Nur die Enteignungsverhandlung am Montag, die ist fix.

Artikel vom 24.06.2011 16:00 | KURIER | Elias Natmessnig

Quelle: http://kurier.at/nachrichten/wien/3917174.php
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95B

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #1 am: 25. Juni 2011, 11:52:47 »
Zitat
Werden etwa Fenster oder Tapeten beschädigt, wollen die Wiener Linien nur den Zeitwert ersetzen
No na, sonst geht ja "rein zufällig" alles kaputt, was man beizeiten ohnehin erneuern wollte...
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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158er

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #2 am: 25. Juni 2011, 13:50:51 »
Die Hauseigentümer können sich ja im 2. Bezirk schlau machen, wie man möglichst viel Entschädigung für den U-Bahn-Bau herausholt.  :lamp:

moszkva tér

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #3 am: 25. Juni 2011, 15:30:59 »
Zitat
Werden etwa Fenster oder Tapeten beschädigt, wollen die Wiener Linien nur den Zeitwert ersetzen
No na, sonst geht ja "rein zufällig" alles kaputt, was man beizeiten ohnehin erneuern wollte...
Ein paar Zimmer tapezieren sollte bei den Gesamtbaukosten kaum ins Gewicht fallen.
Das ist so wie der gratis Pflaumenwein beim Chinesen. Kostet nur ein paar cent und die Kunden freuts...

coolharry

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #4 am: 27. Juni 2011, 07:49:52 »
Eingestürzt ist noch kein Gebäude aber die Hauptschule am Leipziger Platz hatts gute 10 Zentimeter in die tiefe gerissen. Faust große Risse in den Wänden waren die Folge und hektische Betoninjektionen unter das Gebäude. Die Schule wurde damals aber nicht gesperrt. Aber nicht nur die Schule war betroffen, sondern der ganze Block entlang der Straße.
Aber bei der U-Bahn ist ja immer alles Eitel Sonnenschein.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

moszkva tér

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #5 am: 27. Juni 2011, 08:04:39 »
Eingestürzt ist noch kein Gebäude ...
In Wien zwar noch nicht, aber in Köln  ;)

13er

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #6 am: 08. Juli 2011, 11:14:32 »
Schöne neue U-Bahn-Welt:

Zitat
Weiter Bürgerproteste in Favoriten

Der Ausbau der U1 bringt die Favoritner weiter auf die Barrikaden. Vor allem die Verkehrsumleitungen sorgen für Ärger unter den Anrainern.

Letztes Update am 06.07.2011, 17:37

„Die fahren über uns drüber“: Die Verlängerung der U1 in Richtung Süden sorgt bei vielen Favoritnern für Ärger
Mit mehr als 500 Besuchern war der Saal im Haus der Begegnung in der Per-Albin-Hansson-Siedlung heillos überfüllt: Dienstagabend lud die Bezirksvorstehung zu einer Bürgerversammlung über den geplanten Ausbau der U 1 in Favoriten. Ein Thema beherrschte den Abend: Das umbaubedingte Verkehrschaos in der Weldengasse. Seit der Sperre der Favoritenstraße kurz vor dem Verteilerkreis rollt der gesamte Verkehr durch das einst beschauliche Gässchen. Mittlerweile ist es eine Hauptverkehrsroute geworden.

Das bestätigt der Lokalaugenschein. Herta Winter will gerade ihre Situation erklären, als ein schwer beladener Lastwagen vorbeirauscht. Ihre Worte gehen im Donnern der breiten Lkw-Reifen unter, doch eine Erklärung ist nicht mehr notwendig.

"Da fahren Dutzende 40-Tonner mit Anhängern durch. Die kommen nicht einmal um die Kurve in die Katharinengasse", sagt Anton Auer, Nachbar von Frau Winter und ebenfalls vom Lärm geplagt: "Eigentlich ist hier Nachtfahrverbot von 22 bis 6 Uhr Früh", sagt Auer wütend, "doch die halten sich nicht daran und hupen mitten in der Nacht."
Auch Hilde Kadun war bei der Bürgerversammlung.

Doch Antworten auf ihre Fragen hatte dort niemand parat: "Fünf Jahre werden wir jetzt den Schwerverkehr samt Lärm und Staub in unserer schönen Gasse haben. Und keiner tut was dagegen, ich fühle mich verloren." Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (SP) kann den lärmgeplagten Bewohnern nur wenig helfen: Es seien bereits einige Verbesserungen umgesetzt worden. "Es wird aber nicht die Lösung geben können, die allen gefällt. Man kann einfach nicht alle Fahrzeuge herausfiltern, die nicht hier hergehören."

Unterdessen rollt der Bautross weiter stadtauswärts. Auf der Favoritenstraße knapp vor der Hansson-Siedlung wird die Straße aufgerissen. "Wir verlegen hier die Wasserversorgung, um Platz für die U-Bahn zu machen", erklärt ein Bauarbeiter.

Kurios

In der Seeliger-Siedlung gegenüber der Baustelle strengen die Wiener Linien unterdessen das nächste Enteignungsverfahren an. Kurios: Eigentümer der Wohnhäuser ist die MA 69, verwaltet wird die Liegenschaft von der Sozialbau, einer Firma der SPÖ. Geschäftsführer Herbert Ludl zeigte sich überrascht: "Anscheinend haben die Wiener Linien verschlafen, sich das Servitut zu besorgen. Denn wir haben kein Problem mit der U 1, im Gegenteil. Sie hätten mich nur kurz anrufen müssen und die Sache wäre erledigt."

Quelle: http://kurier.at/nachrichten/wien/3920365.php
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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #7 am: 08. Juli 2011, 11:38:10 »
Zitat
In der Seeliger-Siedlung gegenüber der Baustelle strengen die Wiener Linien unterdessen das nächste Enteignungsverfahren an. Kurios: Eigentümer der Wohnhäuser ist die MA 69, verwaltet wird die Liegenschaft von der Sozialbau, einer Firma der SPÖ. Geschäftsführer Herbert Ludl zeigte sich überrascht: "Anscheinend haben die Wiener Linien verschlafen, sich das Servitut zu besorgen. Denn wir haben kein Problem mit unseren Genossen aus Erdberg, im Gegenteil. Sie hätten mich nur kurz anrufen müssen und die Sache wäre erledigt. Unter Parteifreunden ist ja so etwas kein Thema, egal, ob des den Bewohnern nun recht ist oder nicht."
:lamp:
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hema

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Re: [PM] Aufstand gegen die U-Bahn im Keller
« Antwort #8 am: 08. Juli 2011, 14:31:13 »
Jaja, die Sozial(isten)bau!  ::)



Hätte man die U-Bahn dort gar nicht erst zu bauen angefangen, gäbe es die Probleme nicht. Und auch nicht einen Rattenschwanz von unangenehmen Folgen, die noch gar nicht alle absehbar sind. Ich sag's ja immer, aber auf mich hört natürlich keiner!  8)  :-[
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