Ja ein Auto ist teuer. Aber ein Auto kann man in einer finanziellen Notlage verkaufen.
Wenn man vorher in eine Gegend gezogen ist, wo selbst der Lebensmittelkauf ohne Auto fast unmöglich ist?
Und Car Sharing für einen Wochenendausflug ist zu teuer. Da wäre ein klassischer Mietwagen billiger.
Das ist doch nun wirklich egal, ob wir von Car Sharing oder Mietwagen sprechen. Es geht ums Prinzip.
Und wenn man jetzt mal so Taxirechnungen, Mietwagenrechnungen, Car Sharing zusammen rechnet kommt man im Schnitt auch auf ein paar hunderter im Monat.
Wenn man das Verhalten unhinterfragt weiterlebt und für alle Wege, für die man bisher ein Auto genutzt hat, vielleicht. Aber es geht ja gerade darum, sein Leben zum größten Teil mit umweltfreundlichen Alternativen zu organisieren - und in den Fällen, in denen man mal ein Auto braucht (Besuch der Tante am Land, Ausflug, Möbelkauf...), sich eines zu leihen.
Ausser man ist wirklich nur innerhalb der Stadtgrenzen unterwegs und alle Ziele gut mit Öffis erreichbar und man auch die Zeit mitbringen kann.
Das stimmt ganz einfach nicht, dass man ein Auto braucht, sobald man Wien verlässt. Zum Neusiedler See, zu Rax und Semmering, in die Wachau, Teile des Wienerwalds - viele beliebte Ausflugsziele sind ganz ausgezeichnet öffentlich erreichbar. (Und es ist nicht so, dass in den Zügen und Bussen keine Familien sitzen, ganz im Gegenteil.) Ja, viele weniger (mit zwei, drei Bussen pro Tag), und manche auch gar nicht - aber allein mit denen, die man mehr oder weniger gut erreichen kann, ist man für ein, zwei Jahre versorgt. Abseits von Bahnlinien gelegene Ausflugsziele kann man auch sehr gut mit Radtouren kombinieren, wenn mal partout kein Bus fährt. Und für die übrigen Ziele nimmt man sich dann halt einen Mietwagen oder Car Sharing, was gerade günstiger ist.
Es ist halt eine Frage der Organisation und des Wollens. Sicher kann man niemanden dazu zwingen, sein Leben so zu organisieren - aber dann sollte man wenigstens so ehrlich sein, dass es mehr Bequemlichkeit ist als dass es nicht geht. Vielfach ist das gerade zuweilen gar nicht schlechte ÖV-Angebot aber auch einfach unbekannt. Hier müsste beim Marketing nachgeschärft werden - und zwar nicht nur auf Plakaten in Zügen, denn dort predigt man zu Bekehrten.
Edit: Mir ist beim erneuten Lesen aufgefallen, dass Du wahrscheinlich nicht nur Ausflüge meintest (nachdem es im Absatz vorher darum ging, wäre das aber zumindest missverständlich). Aber auch beim Pendeln ins Umland sehe ich nicht, dass man zwangsläufig ein Auto braucht. An Arbeitsplatzagglomerationen (z.B. entlang der Südbahn) gibt es durchaus ein dichtes ÖV-Angebot (auch wenn sich sicher immer noch Verbesserungsmöglichkeiten bieten).
Bei den letzten Punkten hoffe ich eben, das Rot-Pink im gegensatz zu Rot-Grün etwas mehr Fokus auf die Aussenbezirke legt. Bei den Grünen hatte ich das Gefühl das denen die Aussenbezirke vollkommen wurscht waren. Damit man dann eben nicht mehr extra viel Zeit mitbringen muss um ein Ziel abseits der U-Bahn im 21, 22 und 23. Bezirk zu erreichen.
Naja, die Zuständigkeit für die Öffis lag bei Ulli Sima, nicht bei den Grünen. Aber stimmt, gerade in Transdanubien gehört vor allem das über jahrzehnte gewachsene Busnetz einmal grundlegend überarbeitet.
Und eine 100% Trendwende im Verkehr wird es nicht geben. Aus verschiedenen Gründen aber meiner Meinung nach Hauptsächlich deswegen weil nieman djemals das Auto fahren bzw. den privaten Autobesitz verbieten wird. Dazu hängen halt zu viele Arbeitsplätze dran.
Das ist aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen und so zu tun, als sei eine ständige Zunahme des Autoverkehrs ein unabwendbares Naturereignis wie eine Pandemie oder ein Erdbeben hinzunehmen. Das wäre eher eine Kapitulation der Politik, ein Eingeständnis, dass man nicht gestalten möchte.
Ludwigs Aussage gestern Abend, dass man die Verkehrsträger nicht gegeneinander ausspielen und es kein Entweder-Oder geben dürfe, verheißt jedenfalls nichts Gutes (der Blümel hat ähnliches mal im Wahlkampf geäußert). Klingt toll und harmonisch, ist aber unrealistisch - denn es steht, gerade in dicht bebauten Stadtvierteln, nun mal eine begrenzte Menge Platz zur Verfügung. Wenn eine Straße 15, 20 oder 25 m breit ist, muss halt eine Nutzung zurückstecken, wenn man eine andere fördern möchte (außer, man möchte Häuserzeilen abreißen, was ja noch nicht mal der ÖAMTC fordert.) Und wenn eine Straßenbahn eine Bevorrechtigung an der Ampelschaltung bekommt, müssen Autos halt warten, und umgedreht (wenn die grüne Welle für den MIV wichtiger ist) - da gibt es kein Entweder-Oder. Das klingt mir nach einer Ausrede, alles zu lassen, wie es ist.
Meine Eltern hatten eine fünfköpfige Familie zu versorgen und hatten gar kein Auto. Allerdings waren Meinl, Miag, ein Fleischhauer und eine Konditorei in unmittelbarer Nähe und der Gemüsetandler sogar im Nachbarhaus.
Und genau da gilt es anzusetzen bei einer weitsichtigen Stadtentwicklungspolitik. Klug geplante Wohngebiete haben halt nicht nur schöne Wohnungen und grüne Innenhöfe, sondern auch alles zumindest für den kurzfristigen Bedarf notwendige.
Die Frage sollte doch viel mehr sein, wie man für möglichst viele ein Leben ohne Auto ermöglicht - und nicht, dass es nicht geht.