Autor Thema: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien  (Gelesen 9839 mal)

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95B

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Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« am: 17. Dezember 2010, 15:04:10 »
Es begab sich heute um ca. 12.45. Bei der Haltestelle Resselgasse stadtauswärts wurden Fassadenarbeiten durchgeführt (Eiszapfen abklopfen, Schnee abkehren). Die durchführende Firma sperrte daher eigenmächtig den Haltestellenbereich zur Hälfte ab, ein Pick-Up mit Kran stand entgegen sämtlicher Vorschriften am Gehsteig. Die vordere Haltestelle war nicht aufgelassen. Einige Züge ließen die Fahrgäste weiter hinten ein- und aussteigen, andere fuhren nach vor, sodass aussteigende Fahrgäste mitten im Gefahrenbereich landeten (fallende Eiszapfen mit gut 20-30 cm Länge!).

Was tut der brave 95B also? Er informiert die WL darüber - schließlich stellen die Arbeiten eine Gefährdung der Fahrgäste dar, eine Baufirma kann nciht so mir nix, dir nix den Haltestellenbereich eigenmächtig absperren. Später wurde der Pick-Up auch noch so hingestellt, dass aussteigewillige Fahrgäste direkt vor dem Fahrzeug standen und nicht hinauskonnten.

Und was tut nun der Kundendienst? Erster Anruf: "Do miassn S' mit der Bauabteilung reden, do san mir ned zuaständig. I bin nur de Auskunft. Auf mein Entgegenhalten, dass dies ja keine Bauarbeiten der WL wäre, sondern eine Gefährdung der Fahrgäste durch eine Fremdfirma, wird dieser Standpunkt nur wiederholt und ich werde an die Vermittlung verbunden, "weu i kaun Ihna ned zur Bauabteilung durchstöön, des geht ned. Lossn S' Ihna von der Vermittlung verbinden."

Ich schildere der Vermittlung mein Anliegen gar nicht, sondern lege auf und rufe erneut beim Kundendienst an, bekomme einen anderen Herrn zu sprechen und beschreibe die Situation erneut. Die Reaktion ist diesmal ganz anders, O-Ton: "Und... wos soin mia do mochn?" Ich erkläre dem "Kundendienst"-Mitarbeiter, dass es Mitarbeiter der Wiener Linien im Aufsichtsdienst gibt, die sich im Netz bewegen und sich der Sache vor Ort annehmen könnten. Ich weise erneut auf die eigenmächtige Absperrung hin, die zu einer unklaren Verkehrssituation führt, und die Gefährdung der Fahrgäste durch herabfallenden/s Schnee und Eis. Am anderen Ende der Leitung wird mir zugesagt, man werde das der Betriebsinspektion mitteilen.

Und zu guter Letzt der Clou: Nachweislich, man hat ja seine Kontakte, ist über Funk keine Information hinausgegangen. Bis zur Beendigung der Arbeiten etwa 45 Minuten später ist auch kein Aufsichtsorgan eingetroffen.

Was lernt der 95B daraus? Es ist vollkommen, wirklich vollkommen sinnlos, sich mit derartigen Anliegen an den Kundendienst zu wenden.
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Linie 41

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #1 am: 17. Dezember 2010, 16:07:48 »
Also wenn Du mich fragst ist das eine Riesenfrechheit. Vielleicht sollte man das mal jemandem bei einer Zeitung stecken. Christian Mayr zum Beispiel.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Revisor

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #2 am: 17. Dezember 2010, 16:41:30 »
Das ist wirklich eine Riesensauerei. Normalerweise hätte, da offenbar Gefahr im Verzug ist, sofort ein Funkwagen der WL mit Blaulicht dorthin entsendet werden müssen, dessen Besatzung vor Ort geeignete Maßnahmen zum Schutz der Fahrgäste zu ergreifen hatte.

13er

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #3 am: 17. Dezember 2010, 16:57:56 »
Ich denke auch, dass aktuell die Chance relativ hoch ist, dass sich eine Zeitung dieser Sache annehmen könnte, da man gerade für die WL sensibilisiert ist (U4, Schnee, usw. in letzter Zeit).

Ich habe inzwischen mein "staatliches" Vertrauen in viele Bereiche des öffentlichen Diensts verloren, allen voran die Polizei (dein Freund und Helfer...). Sicher gibt's auch genug vernünftige Polizisten (ich kenne etliche), aber was sich mit der Polizei teilweise abspielt, das geht auf keine Kuhhaut.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

moszkva tér

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #4 am: 17. Dezember 2010, 17:58:11 »
Nun, möglich ist auch, dass die Wiener Linien nachträglich Anzeige gegen den Eiszapfenklopfer erstatten. Vielleicht aufgrund dieses Forenberichtes.

@13ers Vertrauen in den öffentlichen Dienst:
Das passiert halt, wenn man auf Teufel komm raus privatisiert, liberalisiert und einspart. Es mag unter Normalbedingungen alles halbwegs funktionieren. Aber bei solchen Extremsituationen ( ::) ), wie winterlicher Schneefall, sind dann alle Beteiligten überfordert.

Man sieht es ja auch bei der Post, die haben bei mir schon zweimal einen Nachsendeauftrag versumpert. Zwar haben sie sich auf meine Beschwerde hin jedesmal nett entschuldigt, mir die Kosten rückerstattet und sogar ein Geschenk zukommen lassen (irgendwelche Sonderbriefmarken), aber das nützt mir wenig, weil ich wollte ja mein Postkastl leer halten.


ULF

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #5 am: 17. Dezember 2010, 17:59:50 »
Ich habe das heute auch im Vorbeifahren (in die Gegenrichtung) gesehen (quasi "gesehen" ;D )... Nachdem eine Schneelawine vom Dach des Freihauses herunterkam, dachte ich mir, man wird schon wissen was man da tut und die Straßenbahnfahrer wären unterrichtet worden/eh so g'scheit, dass da net reinfahren und die Leute wo anders aussteigen lassen... - Offensichtlich war das nicht der Fall.

Ja, dann... an die Medien damit, Leute. ;) - Ich denke genauso und glaube sogar, dass alleine ein zu diesem Thema recherchierender Journalist genügend Staub aufwirbeln würde.

Linie 41

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #6 am: 18. Dezember 2010, 03:39:59 »
Nun, möglich ist auch, dass die Wiener Linien nachträglich Anzeige gegen den Eiszapfenklopfer erstatten. Vielleicht aufgrund dieses Forenberichtes.
Naja das wäre aber wohl sehr hinterlistig, wenn die Wiener Linien ihrerseits die notwendigen Maßnahmen verweigern, aber die Eiszapfenfirma anzeigen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

hema

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #7 am: 18. Dezember 2010, 05:18:35 »
Falls eine Haltestelle wegen (illegaler) Bautätigkeit etc. nicht eingehalten werden kann oder Fahrgäste dort gefährdet werden, hat ein Fahrer umgehend die Zentrale davon in Kenntnis zu setzten; natürlich bereits der erste, der an jener Stelle einlangt! Der Fahrgastwechsel ist (bereits vor Eintreffen eines Aufsichtsorgans) an geeigneter, sicherer Stelle durchzuführen, natürlich unter entsprechendem Hinweis an die Fahrgäste auf die Besonderheit der Situation.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Ferry

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #8 am: 20. Dezember 2010, 14:51:41 »
Falls eine Haltestelle wegen (illegaler) Bautätigkeit etc. nicht eingehalten werden kann oder Fahrgäste dort gefährdet werden, hat ein Fahrer umgehend die Zentrale davon in Kenntnis zu setzten; natürlich bereits der erste, der an jener Stelle einlangt!
Dieser Ansicht bin ich auch, und es wären m.M.n jene Fahrer, die zu dieser Zeit nachweislich bei der Station vorbeigekommen sind, zu befragen, weshalb sie hier keine Meldung gemacht haben, eventuell wäre nachzuschulen. Natürlich ist es immer problematisch, einen Einsatzwagen aufgrund eines Anrufes eines Unbekannten in Bewegung zu setzen - der Einsatz verursacht ja Kosten, die später begründet werden müssen. Hier ist ein gewisses Zögern zumindest verständlich. Aber wenn ein Fahrer eine derartige Meldung erstattet, sieht die Sache doch ganz anders aus. Also müsste geklärt werden, wieso eine solche Meldung unterblieben ist.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

95B

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #9 am: 20. Dezember 2010, 15:09:44 »
Also müsste geklärt werden, wieso eine solche Meldung unterblieben ist.
Naja, vielleicht deshalb oder ähnlich:
Antwort Fahrer 1: Naa, i hob nix gsegn.
Fahrer 2: Ich hob mi am Verkehr konzentrieren miassn.
Fahrer 3: Schreib, doss i nix gsegn hob, is do eh logisch, Genosse!
Fahrer 4: Naa, i hob nix gsegn.
Fahrer 5: Was ich machen sollen, wenn sehen?
Fahrer 6: Des woar eh ois ohgsperrt, i hob ma denkt, des wird scho passen.
Fahrer 7: Naa, i hob nix gsegn.
Fahrer 8: Mir is nix aufgfoin.
usw.
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Ustrab

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #10 am: 20. Dezember 2010, 15:56:45 »
Selber zur Polizei gehen, Anzeige erstatten. Beweisphotos hast ja dann für einen etwaigen Einspruch des Angezeigten.

 8)

E2

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #11 am: 20. Dezember 2010, 16:28:16 »
Antwort Fahrer 1: Naa, i hob nix ...
oder:
"Ich nix fahren dort!"


moszkva tér

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #12 am: 21. Dezember 2010, 05:52:42 »
Dabei wäre doch das naheliegendste folgende Vorgehensweise:
Anruf beim Kundendienst,
Weitergabe der Info an die Fahrer.
Evtl. kann man auch die WLB in diese Infokette integrieren.
Der nächste Fahrer, der vorbeikommt, schaut, ob wirklich was am Hinweis dran ist,
dann erstattet er Meldung per Funk.
Und die WiLi können einen Einsatzwagen vorbeischicken.  :lamp:

An der Stelle dauert es ohnehin keine zwei Minuten, bis wieder ein Zug vorbeifährt.

95B

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #13 am: 21. Dezember 2010, 08:33:48 »
Dabei wäre doch das naheliegendste folgende Vorgehensweise: [...]
Des hamma no nia... ::)
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Ferry

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Re: Erfahrungen mit dem Kundendienst der Wiener Linien
« Antwort #14 am: 21. Dezember 2010, 09:02:20 »
Fahrer 6: Des woar eh ois ohgsperrt, i hob ma denkt, des wird scho passen.
Ja, daran habe ich auch denken müssen.

Wie sagte ein Kabarettist - ich weiß leider nicht mehr, wer - einmal so schön: Wenn du einbreichen willst, tu's am hellichten Tag und vor allen Leuten. Es wird kein Mensch annehmen, dass du ein Einbrecher bist, sondern es wird jeder vermuten, dass du da "hergehörst". Frechheit siegt: man fährt einfach mit einem Privat-PKW in den Stationsbereich, sperrt mit ein paar Bändern ab und legt los. Kein Fahrer denkt sich was dabei und kommt auch nur auf die Idee, nachzufragen. Ich will gar nicht wissen, wer gehaftet hätte, wenn ein Fahrgast von einem herunterfallenden Trumm im Stationsbereich verletzt worden wäre...endlose Streitereien wären wohl vorprogrammiert gewesen.  :( :(
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