Ich war gestern in der Slim City... einfach nur tragisch! Durchgänge, die sich trichterförmig auf fast 0 verengen, alles, aber auch wirklich alles bis auf ein paar Alibi-Baumscheiben asphaltiert, die Baumscheiben auch noch geschottert, damit JA nichts nach Natur ausschaut. Mit den relativ engen Höfen könnte man ja noch leben, wenn die Häuser tragbar hoch und vor allem ansehnlich wären. De facto schaut man aber aus einigen Wohnungen fast ausschließlich auf die Pawlatschen der Stiege gegenüber - die mit Well-Lochblech und dazwischen als Auflockerung Eisenstangen "verkleidet" sind. Besagte Pawlatschen wirken am Abend äußerst düster, das graue Blech, der Sichtbeton und die schmutziggelbbraunen Wände helfen kräftig mit diesen Eindruck zu verstärken. Trotzdem scheint die Beleuchtung unangenehm in die Wohnungen. Als Krönung flackert die Beleuchtung immer wieder, ich nehme an das ist als Ausschaltwarnung ("gleich wird es finster!") zu verstehen, irritiert aber noch mehr. Außerdem meinte die Bewohnerin, die Pawlatschen würden bei Regen und Schnee untragbar rutschig.
Innen wird es auch nicht besser. Zentrum der Wohnung ist eine Vorwohndurchgangsküche mit Zugang zu WC, Bad, Loggia und den beiden Schlaf-Besenkammerln - eine Dreizimmerwohnung ist auf 67 m2 einfach nicht unterzubringen. Die Wirkung dieses modernen offenen Grundrisses: wenn man gemütlich vor dem Fernseher sitzt und jemand öffnet die Wohnungstür wird es bitterkalt. War gestern sehr lustig, wir waren eine größere Runde und es ist immer wieder jemand gekommen und gegangen. Frostbeule lass nach!
Das WC hat Ballsaal-Ausmaße, da die Tür in einem Eck pickt kann man aber nicht einmal einen großen Besenkasten o.ä. aufstellen um den Platz auch zu nützen. Das Bad ist sogar recht angenehm geschnitten und passend von der Größe, da gibt es nichts zu matschkern. Schon gar nicht im Vergleich zu manchen 50er- und 60er-Bädern, wo außer einer Minibadewanne und einem Waschbecken gerade noch knapp eine Person reinpasst, aber sicher keine Waschmaschine oder ein Kastl.
Die beiden Schlafzimmer sind wie erwähnt kaum größer als ein Gründerzeit-Kabinett, aber immerhin rechteckig. Was man vom Wonbereich nicht behaupten kann. Man erreicht ihn durch einen schmalen Durchgang von der Küche, in dem unmotiviert etwa 30 cm von der nächsten Wand eine Säule herumsteht. Der Wohnbereich selbst ist fünfeckig (soweit man die in den Raum ragende Säule ignoriert), eine Glasfront geht auf die dreieckige Loggia mit Blick auf die Pawlatschen.
Dieser Plan zeigt zwar eine größere Wohnung, aber mit sehr ähnlichem Schnitt.
http://www.egw.at/fileadmin/plan/16620/Plan_16620_153.pdfDie Hauptunterschiede: die Tür zum linken Schlafzimmer ist gegenüber von der Badezimmertür, Bad, Eingangsbereich und Küche sind kleiner, so dass der Durchgang zum Wohnbereich nur die Größenordnung einer normalen Tür hat.
Persönlich pikant finde ich die hunderttausend unpraktischen kleinen Planungsfehler. In der Wohnung in der ich war ist rechts von der WC-Tür eine Nische mit ca. 40x40 cm. Da könnte man ja eventuell einen Garderobenkasten o.ä. einbauen - wenn, ja wenn nicht die Nische unten halb vom Heizkörper blockiert würde...
Oder die Lichtschalter. Im Durchgang zum Wohnbereich gibt es zwei Schalter, einen für die Küche und einen für das Wohnzimmer. Die sind untereinander angeordnet, und es braucht ziemlich viel Übung, immer den richtigen zu erwischen. Nebeneinander, oder gar über Eck auf zwei Wänden wäre unendlich viel intuitiver!
Auch noch absolut lächerlich wirkt die Proportion Holz zu Glas bei den Fenstern. Ich habe nachgemessen, zwischen Wand und Scheibe sind ACHTZEHN Zentimeter Holz! Ich war schon in Passivhäusern, und so war das dort nicht annähernd, das Argument "muss so sein wegen Wärmedämmung" lasse ich mir also nicht einreden. Oben ist es sogar noch schlimmer, weil die Jalousien außen vor die Fenster (und nicht in eine Mauernische) gesetzt sind.
Es müsste mir schon jemand verflucht viel Geld bezahlen, damit ich in so eine verbaute Hütte einziehe! Vom Grundriss her bin ich der Meinung, dass man da mit ein paar zusätzlichen Rigipswänden einiges retten könnte, aber sonst...
Die Hof- und Straßengestaltung habe ich ja schon angerissen. Ein Hit sind die immer wieder unmotiviert auftauchenden Rampen, vozugsweise zu unter Niveau liegenden Müll- und sonstigen Räumen. Erstklassige und sinnlose Stolperfallen! Nur bei der Bushaltestelle Johann-Kutschera-Gasse gibt es Rampen ohne diesen Nebeneffekt - hier sind sie mit 25 cm dicken, 2 m langen und 60 cm hohen Betonmauern mitten am Gehsteig "gesichert". Warum der Gehsteig 20 cm tiefer liegen muss als die Bushaltestelle muss mir auch erst einmal jemand erklären! Oder wozu man >5 m große Gehsteige baut und dann für Radler erst wieder 1,2 m breite Mehrzweckstreifen pinselt. Oder wozu man neben einem künftigen Park auf einem riesenbreiten Gehsteig monströse Beton-Pflanztröge baut, denen schon vor Fertigstellung faustgroße Stücke ausgebrochen sind und die derzeit als Mistkübel für Bierdosen, Wurstsemmelpapierln und zerbrochene Spiegel dienen.
Manches davon ist der Unfertigkeit geschuldet, aber das meiste wurde und wird hier für die nächsten Jahrzehnte in Beton gegossen. Das beste an der Seestadt ist allemal noch die U2 um wieder von dort wegzukommen!