Autor Thema: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?  (Gelesen 262067 mal)

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moszkva tér

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #75 am: 11. Mai 2012, 07:31:19 »
Warum nicht? Wenn mehr als 90% der bisherigen Straßennamen Männern gewidmet sind, kann es nicht schaden, für Ausgleich zu sorgen. Ob es allerdings eine besondere Ehre ist, ausgerechnet dort verewigt zu werden, ist eine andere Frage.
"In der Hannah-Arendt-Gasse kam es heute erneut zu einer Messerstecherei zwischen türkischen und österreichischen Jugendlichen. Die Täter flüchteten zunächst über die Josefine-Hawelka-Gasse und konnten schließlich in der Ella-Lingens-Allee von der Polizei überwältigt werden." *brrrrrr*
Ich bezweifle, dass die Seestadt ein Ghetto wird. Die Wohnungen dort sind hauptsächlich für die Mittelschicht aufwärts leistbar.

luki32

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #76 am: 11. Mai 2012, 08:35:32 »
Ich bezweifle, dass die Seestadt ein Ghetto wird. Die Wohnungen dort sind hauptsächlich für die Mittelschicht aufwärts leistbar.

Das ändert sich aber dann schnell, wenn sie die Wohnungen nicht anbringen, dann wird mit Förderungen und Geschenken auch die unterste Schicht zur Freude der ersten Käufer dort hingelockt. Das geht in Wien überall so.

mfg
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moszkva tér

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #77 am: 11. Mai 2012, 08:38:24 »
Ich bezweifle, dass die Seestadt ein Ghetto wird. Die Wohnungen dort sind hauptsächlich für die Mittelschicht aufwärts leistbar.

Das ändert sich aber dann schnell, wenn sie die Wohnungen nicht anbringen, dann wird mit Förderungen und Geschenken auch die unterste Schicht zur Freude der ersten Käufer dort hingelockt. Das geht in Wien überall so.
Prinzipiell finde ich es ok, wenn auch ärmere Menschen in den Genuss besserer Wohnungen kommen können.

Dass man die Wohnungen aber nicht anbringt, bezweifle ich beim derzeitigen Wachstum. Das Problem wird der Nutzungsmix werden. Die Seestadt wird in den ersten 20 Jahren eine Schlafstadt mit leerstehenden Erdgeschoßzonen sein.

luki32

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #78 am: 11. Mai 2012, 09:07:10 »
Prinzipiell finde ich es ok, wenn auch ärmere Menschen in den Genuss besserer Wohnungen kommen können.

So lange sich die wie Menschen aufführen, ja, was aber dann meist nicht de Fall ist.  :lamp:

mfG
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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #79 am: 11. Mai 2012, 09:29:14 »
Prinzipiell finde ich es ok, wenn auch ärmere Menschen in den Genuss besserer Wohnungen kommen können.

So lange sich die wie Menschen aufführen, ja, was aber dann meist nicht de Fall ist.  :lamp:
Ganz politisch unkorrekt und drastisch formuliert: Wenn du lauter Idioten auf einen Haufen schmeißt, darfst du dich nicht wundern, wenn sie sich gegenseitig den Schädel einschlagen (das gilt IMO für alle Bevölkerungsschichten, in höheren Bildungsniveaus werden die Kämpfe halt verbal und über Anwälte ausgefochten), auf den Mix kommt es an.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

luki32

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #80 am: 11. Mai 2012, 09:41:34 »
Prinzipiell finde ich es ok, wenn auch ärmere Menschen in den Genuss besserer Wohnungen kommen können.

So lange sich die wie Menschen aufführen, ja, was aber dann meist nicht de Fall ist.  :lamp:
Ganz politisch unkorrekt und drastisch formuliert: Wenn du lauter Idioten auf einen Haufen schmeißt, darfst du dich nicht wundern, wenn sie sich gegenseitig den Schädel einschlagen (das gilt IMO für alle Bevölkerungsschichten, in höheren Bildungsniveaus werden die Kämpfe halt verbal und über Anwälte ausgefochten), auf den Mix kommt es an.

So habe ich es in unserem Nachbarbau (Genossenschaftsbau) beobachtet (und auch durch Gespräche erfahren), und ich formuliere es auch so, auch wenn das heute nicht mehr politisch korrekt ist, was mir aber herzlich egal ist.

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Ferry

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #81 am: 11. Mai 2012, 13:51:05 »
So habe ich es in unserem Nachbarbau (Genossenschaftsbau) beobachtet (und auch durch Gespräche erfahren), und ich formuliere es auch so, auch wenn das heute nicht mehr politisch korrekt ist, was mir aber herzlich egal ist.
Es ist leider auch bei uns so - seit ein Wohnungsanteil über die Gemeinde und nicht mehr über die Genossenschaft vergeben wird, beginnt das Niveau in einzelnen Bereichen zu sinken. Es ist für manche Zeitgenossen eben ein Unterschied, ob sie sich eine Wohnung kaufen müssen oder sie ganz einfach und ohne Kosten zugeteilt bekommen. Erstere wissen den Wert zu schätzen und behandeln die Infrastruktur entsprechend, letzteren ist es egal, wenn sie etwas ruinieren, denn sie haben es ohnehin nicht bezahlt.

Das soll jetzt bitte keineswegs heißen, dass alle so sind, aber leider gibt es auch hier schwarze Schafe.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #82 am: 19. Mai 2012, 13:37:51 »
Die Seestadt kommt zwar nur am Rande vor, ist aber trotzdem interessant zu lesen:

Zitat
STÄDTEBAU

"Die Stadt ist kaputtgefahren"
INTERVIEW | WOJCIECH CZAJA, 18. Mai 2012, 18:48


foto: a. morgenstern
"Wir haben unsere Städte kaputt gemacht." Vittorio Magnano Lampugnani.


Wir können uns die Zersiedelung als Gesellschaftsform heute nicht mehr leisten, sagt Architektur­historiker Vittorio Magnano Lampugnani
STANDARD: Wie wohnen Sie?

Lampugnani: Ich wohne mit meiner Familie in einem älteren Haus mitten in Mailand. Und ich habe einen schönen Balkon mit Blick auf einen Garten.

STANDARD: Haben Sie auch schon mal abseits der Stadt gewohnt?

Lampugnani: Ja, eine Zeitlang, als die Kinder klein waren, habe ich versucht, auf dem Land zu wohnen. Ich dachte, es sei eine gute Idee, ins Grüne zu ziehen. Aber es war keine gute Idee. Ich habe die meiste Zeit im Auto verbracht und war schlecht gelaunt. So sind wir wieder in die Stadt gezogen.

STANDARD: Trotzdem ist das Haus im Grünen an der Peripherie immer noch der Traum vieler Mitteleuropäer. Warum?

Lampugnani: Das frage ich mich auch. Ich glaube, der Traum vom Haus beginnt mit der Vision einer Villa mit einem wunderschönen, großen Park rundherum. Am Ende landet man in einem Fertigteilhaus mit Vorgarten und einer Thujenhecke hinter der Terrasse. Immer noch besser als eine enge, überteuerte Wohnung mitten in der Stadt, nicht wahr? Das Wohnen an der Peripherie ist vor allem ein ökonomisches Argument. Das Leben ist viel billiger - zumindest auf den ersten Blick.

STANDARD: Und auf den zweiten Blick?

Lampugnani: Ziemlich teuer! Die langen Wege ins Büro, ins Shoppingcenter, ins Kino oder einfach nur ins Stadtzentrum schlagen im Familienbudget ordentlich zu Buche - zumal sie sich periodisch wiederholen. Das Auto wird zum unverzichtbaren Hilfsmittel. Das ist Zwangsmobilität. Hinzu kommt, dass ein europäischer Pendler im Vergleich zu einem Innenstadtbewohner pro Monat durchschnittlich 12 bis 14 Stunden verliert - weil er im Auto sitzt. Alles in allem ist das Leben an der Peripherie teuer und ineffizient.

STANDARD: Welche Möglichkeiten gibt es, diese finanziellen Nachteile besser anschaulich zu machen?

Lampugnani: Die Leute sind nicht blöd. Mehr und mehr Menschen sind sich der Nachteile bewusst und sind in der Lage, unterschiedliche Aspekte gegeneinander abzuwägen. Da mache ich mir keine Sorgen. Doch nicht nur der Einzelne wird durch die Agglomeration mit Mehrkosten konfrontiert, sondern auch die Gesellschaft.

STANDARD: Sie meinen die Kosten für Erschließung, Straßenbau, öffentlichen Verkehr und Infrastruktur?

Lampugnani: Ja. Das sind außerordentlich hohe finanzielle Belastungen, die die Gesellschaft tragen muss, also jeder einzelne Steuerzahler. Ich sehe nicht ein, warum ein Innenstadtbewohner für den grünen Traum des Landbewohners mitzahlen soll. Man muss einen Weg finden, die Urbanisierungs- und Infrastrukturkosten denjenigen in Rechnung zu stellen, die sie verursachen.

STANDARD: Damit stellen Sie den gesamten Wohlfahrtsstaat infrage.

Lampugnani: Ja, ich weiß.

STANDARD: Und?

Lampugnani: Der Wohlfahrtsstaat hat irgendwann ein Ende. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Besiedelungs- und Regionalpolitik mehr oder weniger in Ordnung. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren jedoch sind die Städte und Peripherien - bedingt durch den Freiheitswunsch und durch eine wachsende Automobillobby - in einer Art und Weise gewachsen, dass uns die Kontrolle darüber verlorengegangen ist. Zwei Drittel der europäischen Bevölkerung leben heute an der Peripherie rund um die Stadt. Doch Tatsache ist: Wir können uns die Zersiedelung als Gesellschaftsform in dieser Form heute nicht mehr leisten.

STANDARD: Was schlagen Sie vor?

Lampugnani: Der allererste Schritt wäre die Streichung der Wohnbauförderung für Einfamilienhäuser. Es kann nicht sein, dass man diese ohnehin schon volkswirtschaftlich extrem teure Lebensform auch noch finanziell unterstützt und forciert.

STANDARD: Damit machen Sie sich keine Freunde.

Lampugnani: Umdenken ist nie bequem ... Der zweite Schritt wäre ein Ende der Ausweisung von Bauland. Ich kenne die Situation in Österreich nicht gut genug, aber allein in der Schweiz wird ein Quadratmeter Bauland pro Sekunde ausgewiesen. Das ist zu viel. Mit der Verdichtung von Bauland könnte man pro Jahr zwei Milliarden Schweizer Franken (rund 1,7 Mrd. Euro, Anm.) an Infrastrukturen einsparen. Das ist viel Geld. Und der dritte Schritt wäre, das Pendlerverhalten zu verändern, also das Verhältnis zwischen Individualverkehr und öffentlichem Verkehr zu optimieren.

STANDARD: Das klingt nach einer Abschaffung der Pendlerpauschale für Autofahrer.

Lampugnani: Gegenwärtig wäre das ein zu radikaler Schritt, der sozial zutiefst ungerecht wäre. Eine Abschaffung der Pendlerpauschale ist nur dann denkbar, wenn auch die Peripherie abgeschafft wird.

STANDARD: Haben Sie ein Auto?

Lampugnani: Ich bin ein ausgesprochener Gegner des Automobils und fahre meist mit dem Rad. Aber ja, ich habe ein Auto: eine Giulietta aus den Fünfzigern. Ein Liebhaberstück. Mehr Spielzeug als Auto.

STANDARD: Sie sind Nostalgiker?

Lampugnani: Ich kann dem Alten immer etwas abgewinnen, wenn es besser ist als das Neue.

STANDARD: 2008 waren Sie Jury-Chef des Wettbewerbs zur Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses.

Lampugnani: Ich war zunächst in der Kommission, die über den Wiederaufbau des Schlosses beraten und eine Empfehlung ausstellen sollte. Da habe ich mich klar gegen eine solche Rekonstruktion geäußert. Aber ich wurde überstimmt. Der Bundestag hat sich für den Wiederaufbau entschieden.

STANDARD: Trotzdem haben Sie zugestimmt, den Juryvorsitz zu übernehmen.

Lampugnani: Ich wollte dazu beitragen, innerhalb der engen und schwierigen Ausschreibungskriterien die beste Lösung zu finden. Das Projekt von Franco Stella hat gewonnen, weil es unter den gegebenen Bedingungen das beste war.

STANDARD: Das ist jetzt der erste Moment in unserem Gespräch, an dem Sie nicht besonders leidenschaftlich klingen.

Lampugnani: Die Debatte um das Stadtschloss ist eine zutiefst deutsche, die so in keinem anderen Land dieser Erde möglich gewesen wäre. Und sie beginnt, mich zu langweilen.

STANDARD: In Wien wird derzeit eine Satellitenstadt errichtet. Was sagen Sie dazu?

Lampugnani: Sie meinen die Seestadt Aspern? Ich kenne das Projekt zu wenig, um es seriös beurteilen zu können. Generell kann ich sagen: Es gibt zwar Satellitenstädte, die funktionieren, doch in der Regel ist diese Besiedelungsform eher problematisch. Wir sollten die Art und Weise, wie wir unsere Städte erweitern, überdenken. Ein neues Stadtviertel, das Teil des urbanen Gefüges ist, ist in meinen Augen die bessere Strategie, um die Stadt zu erweitern.

STANDARD: Es siegt nicht immer die bessere Lösung.

Lampugnani: Ja, die Politik trifft nicht immer die besten Entscheidungen. Viele Gemeinden versuchen verzweifelt zu wachsen, um Urbanisierungskosten einzukassieren. Das Ergebnis ist ein entsprechend zerfranster Stadtrand.

STANDARD: Was ist mit der Immobilienwirtschaft? Die kommt ungeschoren davon?

Lampugnani: Das ist ein wichtiger Punkt. Ein großer Teil des Neubaus unserer Städte beruht auf dubiosen ökonomischen Praktiken der Immobilienwirtschaft. Und diese ist, wie wir wissen, sehr einseitig ausgerichtet. Da geht es einzig und allein um wirtschaftlichen Profit. Wenn die öffentliche Hand nicht mit Entschiedenheit gegensteuert, entsteht das, was letztendlich niemand will - nicht einmal die Investoren.

STANDARD: Ein trauriges Ende.

Lampugnani: Wir haben unsere Städte in den letzten 50, 60 Jahren ziemlich rasch kaputtgefahren. Jetzt müssen wir sie langsam wieder in Ordnung bringen.

STANDARD: Wie sieht die Idealstadt aus?

Lampugnani: Die Zauberworte lauten Durchmischung, Dezentralisierung und Dichte. Das sind jene drei Regeln, die durch die zehn Jahrtausende, seitdem es Stadt gibt, konstant geblieben sind. Wir werden nicht umhinkommen, diesen Regeln in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken als in der jüngeren Vergangenheit, wo eine Menge Fehlplanungen passiert sind. Denn es geht nicht nur um die Zukunft der Stadt, sondern auch um die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Kultur. (Album, DER STANDARD, 19./20.5.2012)

Vittorio Magnano Lampugnani (61) ist Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich. Er war u. a. wissenschaftlicher Berater der Internationalen Bauausstellung (IBA) und Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt. 2010 erschien sein 900-seitiges Opus magnum "Die Stadt im 20. Jahrhundert" (Wagenbach).

Hinweis

Am kommenden Montag hält Lampugnani einen Vortrag in Wien: "Die Peripherie gibt es nicht". 21. Mai, 18.30 Uhr. Wien-Museum am Karlsplatz.
Quelle: http://derstandard.at/1336697236355/Staedtebau-Die-Stadt-ist-kaputtgefahren
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

moszkva tér

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #83 am: 19. Mai 2012, 22:22:35 »
Die Seestadt kommt zwar nur am Rande vor, ist aber trotzdem interessant zu lesen:
Und auch sehr gut wird das Dilemma des Pendelns angesprochen. Es ist die Zeit ja schon länger vorbei, dass "die Reichen" nach Suburbia gezogen sind. Heute zieht die Arbeiterklasse aufs Land, weil dort das Wohnen billiger ist. Die Ersparnis bezahlt man dann halt mit Freizeit.

Z.B. in London ist das extrem... Wenn man sich eine Wohnung in der Stadt nicht leisten kann, wohnt man halt irgendwo 60 km außerhalb. Irgendwo dort ist die Isolinie, wo die Preise fürs Pendeln und Wohnen optimal sind. Näher zur Stadt sind die Wohnungen zu teuer, weiter draußen die Zugkarte. Zugfahren kostet in England ja, wie wir wissen, ein Vermögen.

N1

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #84 am: 19. Mai 2012, 22:53:34 »
Die Seestadt kommt zwar nur am Rande vor, ist aber trotzdem interessant zu lesen:

Zitat
Lampugiani: [...] Man muss einen Weg finden, die Urbanisierungs- und Infrastrukturkosten denjenigen in Rechnung zu stellen, die sie verursachen.

STANDARD: Damit stellen Sie den gesamten Wohlfahrtsstaat infrage.

Lampugnani: Ja, ich weiß.

STANDARD: Und?

Lampugnani: Der Wohlfahrtsstaat hat irgendwann ein Ende. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Besiedelungs- und Regionalpolitik mehr oder weniger in Ordnung. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren jedoch sind die Städte und Peripherien - bedingt durch den Freiheitswunsch und durch eine wachsende Automobillobby - in einer Art und Weise gewachsen, dass uns die Kontrolle darüber verlorengegangen ist. Zwei Drittel der europäischen Bevölkerung leben heute an der Peripherie rund um die Stadt. Doch Tatsache ist: Wir können uns die Zersiedelung als Gesellschaftsform in dieser Form heute nicht mehr leisten.
Klar, der (bekanntlich nur aus Wohnbauförderung und Pendlerpauschale bestehende) Wohlfahrtsstaat ist ursächlich für die Zersiedelung in Europa. Deswegen gibt es dieses Phänomen in den USA auch nicht. ::)

Subtile Propaganda in rechtsgewendeten Standard. :down:
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

coolharry

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #85 am: 21. Mai 2012, 07:35:31 »
Naja der Traum nach einem bischen "Land" oder einfach nur nicht auf eine graue Gasse zu sehen, steckt doch in den meisten von uns.
Schön wenn sich jemand eine Wohnung leisten kann, die mitten im Zentrum ist, ruhig ist und einen Blick auf einen Garten hat (Ich weiß in Italien sind einige Innenhöfe schöner als so mancher Wiener Park.)

Jeder würde gern in einer Prachtvilla mit Addresse Stephansplatz wohnen (Achtung überspitzt) aber das spielts nie.

Und ein Arbeiter/Angestellter mit mittelmässigem Gehalt, dem der Lärm einfach auf den Sack geht, hat nunmal kaum andere möglichkeiten als wie raus zu ziehen. Wobei "raus" definitions Sache ist.
Eine Wohnung mit "ruhe Garantie" ist halt kein Schnäppchen, egal wo diese liegt.


Und für jeden der aufs "Land" zieht kann man nur sagen:" Nur weil ein Kornfeld dein Nachbar ist, heißt das noch lange nicht das du mehr Lebensqualität hast.

Land deswegen unter "" weil das schon lange nicht mehr Land ist. Eher urbanisierte Wohndörfchen mit lockerer Verbauung.




Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

moszkva tér

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #86 am: 21. Mai 2012, 08:09:33 »
Aber auch den Stressfaktor sollte man nicht vergessen, wenn man aufs Land zieht.
Täglich zwei Mal eine Stunde im Auto sitzen ist auch kein Honiglecken. Geschweige denn, wenn man einmal was unternehmen will. Kino, Theater, Freunde treffen - das erfordert immer Planung und geht praktisch nicht spontan. Oder wenn die Kinder wohin wollen - dann muss man sie immer chauffieren. Auch die Besorgungen erfordern größere Planungen, vor Allem wenn man etwas nicht alltägliches benötigt.

Auch in der Stadt gibts genug ruhige Ecken, wenn man nicht gerade Ecke Gürtel/Wienzeile straßenseitig lebt. Am Land hat man halt dann den Rasenmäher vom Nachbarn.


haidi

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #87 am: 21. Mai 2012, 11:45:43 »
Auch in der Stadt gibts genug ruhige Ecken, wenn man nicht gerade Ecke Gürtel/Wienzeile straßenseitig lebt. Am Land hat man halt dann den Rasenmäher vom Nachbarn.

Der Lärm entsteht zu einem erklecklichen Teil in einem selbst.
Mich stört nicht: Spielplatzlärm, ich hab einige Zeit in der Arbeit das Fenster auf einen SChulhof gehabt. Es hat mich keineswegs gestört, im Gegenteil, in den Ferien ist mir etwas abgegangen.
Mich stört: Verkehrslärm in Form von anfahrenden LKW und "WL-"Bussen, insbesonders bergauf.
Mich stört: intensives Babygeschrei. Wenn ich so was z.B. in einem Supermarkt höre, dann fangt es an. Meist denk ich mir: "Pass auf, du steigerst dich da in was rein, in ein paar Minuten bist eh draußen." DAs hilft und dann kann ich das Geschrei wegblenden.

Hannes
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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #88 am: 21. Mai 2012, 12:12:21 »
Aber auch den Stressfaktor sollte man nicht vergessen, wenn man aufs Land zieht.
Täglich zwei Mal eine Stunde im Auto sitzen ist auch kein Honiglecken. Geschweige denn, wenn man einmal was unternehmen will. Kino, Theater, Freunde treffen - das erfordert immer Planung und geht praktisch nicht spontan. Oder wenn die Kinder wohin wollen - dann muss man sie immer chauffieren. Auch die Besorgungen erfordern größere Planungen, vor Allem wenn man etwas nicht alltägliches benötigt.

Auch in der Stadt gibts genug ruhige Ecken, wenn man nicht gerade Ecke Gürtel/Wienzeile straßenseitig lebt. Am Land hat man halt dann den Rasenmäher vom Nachbarn.
Sorry wenn ich dir bei allem was du da schriebst widerspreche, nicht ein einziger Punkt davon stimmt.
Man muß nicht mal völlig aus Wien raus ziehn um eine entsrechende Lebensqualität zu bekommen, man schaue sich nur die Linzerstraße(?) vor dem Ortsausgang Richtung Purkersdorf, dann Neuwaldegg, Grinzing... etc
Und wenn man wie ich wirklich ich auf nem mini Dorf aufgewachsen ist, sucht man sich logischerweise dort Wohnungen die: 1. Verkehrsgünstig liegen, 2. eine gute Anbindung an die Öffis, 3. Einkaufsmöglichkeiten um den tägl. Bedarf zu decken, 4. wenn man Kinder hat, das Schulen mit entsprechenden Bildungsstandarts vorhanden sind... und all diese Punkte gibts ab 5min aushalb Wiens und da ist es egal aus welcher Himmelsrichtung ich Wien verlasse.
Um jetz dem Argument entgegen zu wirken das es ja um soviel teurer wäre, bei entsprechender Wien nähe, dem sei gesagt dieses ist auch quatsch aber was man sagen muß umso weiter man Wien hinter sich läßt umso entspannter wird die Miet- & Preissituation.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

moszkva tér

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Re: [PM] Konzept bei Seestadt Aspern mangelhaft?
« Antwort #89 am: 21. Mai 2012, 12:16:49 »
Der Lärm entsteht zu einem erklecklichen Teil in einem selbst.

Da hast du recht. "Lärm" ist äußerst subjektiv.
Lärm von Menschen (z.B. spielende Kinder, lachende Leute) werden glaube ich auch deswegen von vielen Menschen als störend empfunden, weil sie selber total verbittert sind. Die halten es nicht aus, wenn irgendwer irgendwo Spaß hat. Da muss man natürlich gleich die Polizei rufen, wenn Kinder lachen. Oder sie mit dem Luftgewehr beschießen, wie vor ein paar Jahren im Gemeindebau in Favoriten passiert  ::)