Ein gar nicht unwichtiges Thema wie ich finde, mit dem wir uns wohl allerspätestens in den 20er Jahren ernsthaft auseinandersetzen werden müssen.
(Im Parallelforum wurde ein ganz ähnliches Thema gestartet Anm.)Zur Ausgangslage:Die Zahl der Öffibenützer steigt seit Jahren überproportional zum Bevölkerungswachstum, nicht zuletzt dank der günstigen Jahreskarte. Betrachtet man den Modal Split, dann bewegen wir uns stetig auf die 40%-Grenze zu, das Auto spielt nur mehr die zweite Geige. Die U-Bahn-Linien U1, U3 und U6 fahren auf den Innenabschnitten aber schon heute am Limit, Intervalltechnisch bleibt nur mehr wenig Luft nach unten übrig bzw. wird irgendwann selbst mit ETCS 3 die Untergrenze erreicht sein (mWn 90 Sekunden, lasse mich diesbezüglich aber gerne korrigieren).
Was tut sich kurz- bis mittelfristig entlang der am stärksten ausgelasteten U-Bahn-Strecken? Entlang der
U1 entstehen derzeit zwei neue größere Stadtteile (Nord- und Hauptbahnhof), im 22. Bezirk wird das Donaufeld langsam zugebaut, am anderen Streckenende verspricht die Oberlaa-Verlängerung einen weiteren Pendler-Anstieg. Rothneusiedl sei nicht unerwähnt, spielt momentan aber (noch) eine untergeordnete Rolle.
Bei der
U3 steht die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße ins Haus, vor allem aber wird in Erdberg fleißig gebaut (TownTown, Neu Marx, Franzosengraben usw.), was sich signifikant auf die Fahrgastzahlen am östlichen Streckenteil niederschlagen wird, der aber wenigstens noch freie Kapazitäten bietet.
Auf der
U6 ist künftig vergleichsweise wenig los, hier könnte der Hauptbahnhof sogar entlastend mitwirken, weil dann nicht mehr alle Bahnreisenden in Meidling aussteigen müssen. Grob gesagt kommen hier also hauptsächlich jene Fahrgäste hinzu, die wegen des sich verändernden Modal Split bei den anderen Linien auch dazukommen.
Die beiden verbleibenden Linien U2 und U4 stufe ich nicht als akut überlastungsgefährdet ein, zudem erlaubt das bestehende Gleisnetz der Straßenbahn im Notfall vielerorts einen "parallelen" Oberflächenverkehr.
Mögliche Lösungsansätze (das Argument "mehr U-Bahn-Linien" lasse ich jetzt der Einfachheit halber und im Sinne einer ordentlichen Diskussion außen vor):Kurz- bis mittelfristig können die Intervalle weiter verdichtet werden, was mit dem momentan vorhandenen Wagenmaterial theoretisch schon jetzt möglich wäre, wenn in der HVZ jeder zweite Zug nur den stärksten Abschnitt bedient (Bsp: U1 KT-RP, U3 WS-ED).
Langfristig sehe ich nur folgende wirksame Maßnahmen:
- Wiedererrichtung parallelführender Straßenbahnstrecken, wo großräumiges Ausweichen schwer möglich ist oder die Ausweichlinien selbst schon überlastet sind. Beispiele: U1 Nord, innere Mariahilfer Straße, U6 am Gürtel.
- Neubau von weitläufig parallelführenden Radialstrecken in Gegenden, in denen derzeit (hauptsächlich) Buslinien als Zubringer zur überfüllten U-Bahn fungieren. Beispiele: eine neue Straßenbahnlinie vom Ring auf den Laaer Berg via Quartier Belvedere (Entlastung U1), Neuerrichtung T inkl. Weiterführung Richtung Erdberger Mais (Entlastung U3).
- Ausbau des Straßenbahn-Gleisnetzes und Inbetriebnahme neuer Durchgangslinien zur Schaffung neuer Alternativen zur U-Bahn im innerstädtischen Bereich. Beispiele: 13er
Klarerweise ließe sich das Überlastungsproblem auch mit parallelführenden Buslinien lösen, die eigene Busstraßen abfahren um nicht im Stau zu stehen, aber ersten gehört das Thema "Abgase" sowieso nicht hierher und zweitens können auf jeder Busstraße auch Gleise liegen.
Die Schnellbahn kann, so finde ich, nur stellenweise aushelfen, da sie das Stadtzentrum hauptsächlich (peripher) umrundet, bestenfalls tangiert. Eine durchgehende Rundlinie mit akzeptablen Intervallen ist aber definitiv das Mindeste was man sich als Fahrgast erwarten darf. Quer-durch-die-Stadt-Relationen á la Oberdöbling<->Simmering werden so gleich enorm aufgewertet, auch wenn es den Großteil der Fahrgäste gar nicht betrifft.
Meinungen? Sind die angeführten Maßnahmen tatsächlich (irgendwann) durchsetzbar? Andere Ideen und Vorschläge?
Sollte die Forenadministration der Meinung sein, dieses Thema sei nicht straßenbahn genug, dann bitte in einen entsprechenden Bereich verschieben.