Autor Thema: Linie G2 (1928-1980)  (Gelesen 136792 mal)

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #285 am: 16. August 2020, 23:36:00 »
Die Döblinger Bezirkspolitiker wollten halt ihren Tramwayanschluss nicht verlieren.
Damals ja, denn was die Wenigsten wissen: Döbling war bis in die 70er ein Arbeiterbezirk mit SPÖ-Mehrheit! Man denke micht nur an den Karl-Marx-Hof, sondern auch an das Krimviertel, die Bezirksteile unterhalb der Villengegenden usw.

Als - ich weiß nicht mehr genau, wann, so zwischen 1974 und 1977 - die Bezirksmehrheit auf das bürgerliche Lager wechselte, war eine der ersten Initiativen der neuen ÖVP-Bezirksvorstehung: Umstellung der Linie 37 auf Busbetrieb und Vereinigung mit der  Linie 1A. Das führte aber zu derartigen Protesten, dass man diese Idee schnell wieder fallen ließ.
Wie die Mehrheitsverhältnisse in der Bezirksvertretung in Detail aussahen, weiß ich zwar nicht, aber der Bezirksvorsteherposten wechselte 1978 von rot zu schwarz (wie auch in einigen anderen Bezirken). Dann folgten nicht weniger als 40 Jahre Adi Tiller, der wahrscheinlich am Schluss schon fest mit dem Bezirksvorsteherthron verwachsen war. >:D
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Hans Rauscher

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #286 am: 17. August 2020, 22:12:06 »
Bitte bei Döbling eines nicht vergessen: Die Ergebnisse bei der jeweils gleichzeitig stattfindenden Gemeinderatswahl schauen ganz anders aus. Da hat seit mindestens 1996 die SPÖ die Nase vorne (ich vermute auch in früheren Wahlen, da habe ich nur auf die Schnelle keine Ergebnisse gefunden). Der ÖVP-Sieg bei den Bezirksvertretungswahlen seit 1978 ist also sehr stark mit der Person Adolf Tiller verbunden – der hat das Ergebnis übrigens damals im Jahr 1978 gedreht. Sein Nachfolger muss sich in dieser Hinsicht erst unter Beweis stellen, denn das ist seine erste Wahl. Bleibt er da vorne, hat er wohl gute Chancen länger zu bleiben. Bezirkskaiser sind ja meistens sehr beliebt. Da wird 2020 in einigen Bezirken spannend, wo Bezirksvorsteher die erste Legislaturperiode hinter sich haben.

P.S.: Spannend übrigens, der derzeitige ÖVP-Bezirksvorsteher in Döbling ist der Bruder des dortigen FPÖ-Vorsitzenden. Für die SPÖ voraussichtlich sehr hartes Pflaster - selbst, wenn sie als Nummer eins aus der Bezirksvertretungswahl kommen sollte.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Halbstarker

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #287 am: 18. August 2020, 09:00:05 »
Wie ich aus einigen Vorpostings lese, habe ich es mir schlecht gemerkt  -der Machtwechsel in Döbling war erst 1978.
Wo ich mir aber sicher bin: eine der ersten Aktionen der ÖVP-BV war der Vorschlag, den 37er auf Bus umzustellen und mit dem 1A zusammenzuziehen.
Aber der Proteststurm war (auch für mich) unerwartet hoch ...
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #288 am: 18. August 2020, 21:52:29 »
ÖVP-Forderungen bewirken in Wien oft das Gegenteil. Gut für den 37er, schlecht für den 8er. :-\
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #289 am: 19. August 2020, 08:45:41 »
OT: was - die ÖVP hat sich damals für den 8er eingesetzt?!?
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hr17

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #290 am: 19. August 2020, 08:56:52 »
OT: was - die ÖVP hat sich damals für den 8er eingesetzt?!?
Ja, sind damals im Zuge der Einstellung des 8ers auf den Zug aufgesprungen. Kann mich sogar noch an den damals plakatierten Slogan erinnern: "Wir (Wiener) holen uns den 8er zurück. Und das ist erst der Anfang."...

Ferry

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #291 am: 19. August 2020, 11:16:01 »
OT: was - die ÖVP hat sich damals für den 8er eingesetzt?!?
Ja, sind damals im Zuge der Einstellung des 8ers auf den Zug aufgesprungen. Kann mich sogar noch an den damals plakatierten Slogan erinnern: "Wir (Wiener) holen uns den 8er zurück. Und das ist erst der Anfang."...

Und das war einer der zentralen Gründe, dass der 8er nicht mehr wieder gekommen ist - dass die rote Stadtregierung eine Forderung der ÖVP umsetzt, war natürlich vollkommen unmöglich.

Dabei hatte man sich diese Option zunächst bewusst offen gelassen - die Trasse des am 7.10.1989 eingestellten 8ers blieb auf ausdrückliche Weisung des Bürgermeisters Helmut Zilk bis Juni 1990 betriebsbereit. Erst mit der Forderung der ÖVP nach Wiederinbetriebnahme des 8ers schaffte man vollendete Tatsachen, um hinterher mit Bedauern darauf hinweisen zu können, dass die Demontage der Gleis- und Oberleitungsanlagen leider schon im Gange und irreversibel sei...  ::)
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #292 am: 19. August 2020, 11:44:51 »
Dabei hatte man sich diese Option zunächst bewusst offen gelassen - die Trasse des am 7.10.1989 eingestellten 8ers blieb auf ausdrückliche Weisung des Bürgermeisters Helmut Zilk bis Juni 1990 betriebsbereit.
Daran erinnere ich mich noch.
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #293 am: 19. August 2020, 12:11:36 »
Den 158er, den 66er und den 167er sowie den 21er hat man auch stillgelegt, ihre Trassen aber vorerst belassen, um sie dann später doch zu demontieren. Daher sollte besagte Zilk-Weisung nicht überinterpretiert werden. Und ob der Einsatz der ÖVP wirklich ernstgemeint war oder es sich nur um die billige Profilierung einer Oppositionspartei gehandelt hat, die in anderer Rolle womöglich ganz anders agiert hätte, sei dahingestellt.
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #294 am: 19. August 2020, 15:56:25 »
Den 158er, den 66er und den 167er sowie den 21er hat man auch stillgelegt, ihre Trassen aber vorerst belassen, um sie dann später doch zu demontieren.
Nur die Linie O durch die Laxenburger Straße kam wieder.
––––––––––-
Um wieder topic zu werden, hier ein paar bescheidene Beiträge von mir, leider tlw. undatiert:
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Z-TW

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #295 am: 19. August 2020, 17:44:32 »
Nur die Linie O durch die Laxenburger Straße kam wieder.
––––––––––-

Wir haben damals Unterschriften am Südtiroler Platz für die Wiederinbetriebnahme gesammelt!
Bilder wie üblich super! Alte Tramwayherrlichkeit...

Ferry

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #296 am: 20. August 2020, 10:58:21 »
Den 158er, den 66er und den 167er sowie den 21er hat man auch stillgelegt, ihre Trassen aber vorerst belassen, um sie dann später doch zu demontieren. Daher sollte besagte Zilk-Weisung nicht überinterpretiert werden. Und ob der Einsatz der ÖVP wirklich ernstgemeint war oder es sich nur um die billige Profilierung einer Oppositionspartei gehandelt hat, die in anderer Rolle womöglich ganz anders agiert hätte, sei dahingestellt.

Soviel ich mich erinnern kann, wurde bei 66 und 167 unmittelbar nach der Einstellung im unteren Bereich der Graf-Starhemberggasse mit der Demontage der Fahrleitung begonnen und das unterste, bis dahin nur von der Straßenbahn befahrene Straßenstück dem Autoverkehr in Form von Parkplätzen zur Verfügung gestellt. Lediglich die Strecke ab Gudrunstraße bis Südtiroler Platz blieb betriebsbereit, wurde aber gesperrt.

Beim 21er hat man die Strecke nach der Einstellung nur belassen, weil man im Zuge der EM sicherstellen wollte, dass man bei Problemen mit dem U-Bahn-Betrieb eine Alternative für die anreisenden Stadionbesucher hätte anbieten können. Unmittelbar nach der EM begannen auch da die Demontagearbeiten.

Im Falle des 8ers war es so, dass es eine Weisung aus dem Bürgermeisterbüro gab, der zufolge die Strecke "in einem Zustand zu belassen ist, der eine Wiederinbetriebnahme jederzeit möglich macht". Es wurden daher lediglich die Verzweigungsweichen bei der Philadelphiabrücke und Gürtel/Ullmannstraße für die Fahrt in die Gerade verkeilt und ein Fahrverbotssignal angebracht.

Ob sich die ÖVP damals nur profilieren wollte, kann ich nicht sagen. Geholfen hat es ihr jedenfalls nichts.
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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #297 am: 20. August 2020, 11:16:40 »
Soviel ich mich erinnern kann, wurde bei 66 und 167 unmittelbar nach der Einstellung im unteren Bereich der Graf-Starhemberggasse mit der Demontage der Fahrleitung begonnen und das unterste, bis dahin nur von der Straßenbahn befahrene Straßenstück dem Autoverkehr in Form von Parkplätzen zur Verfügung gestellt.
Da muss ich Dir widersprechen. Zwar wurden unmittelbar nach dem letzten Zug hölzerne Scherengitter über die Gleise gestellt, aber auch die  Graf-Starhemberggasse blieb nach der Einstellung befahrbar, falls sich beim neuen U1-Abschnitt Probleme im Betrieb ergeben sollten. Allerdings war das nie der Fall und so fuhr dort nach dem 25. Februar 1978 ca. 11 h keine Straßenbahn mehr. Die endgültige Streckensperrung erfolgte aber erst nach ca. 2 Wochen, soweit ich mich erinnere.

Weder hier im Forum bei den betroffenen Linien noch in der Straßenbahnjournal-Wiki finde ich auf die Schnelle eine Info dazu, aber ich bin mir sicher.
Jetzt bräuchten wir den Revisor ...  :'(

Sorry für das neuerliche OT - gehört eigentlich in die Linien 66 (alt) und 167.
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Bus

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #298 am: 20. August 2020, 11:27:07 »
Viele der alten Verbindungen würden auch heute noch Sinn machen, stattdessen muss man nun mehrmals umsteigen.

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Re: Linie G2 (1928-1980)
« Antwort #299 am: 20. August 2020, 12:07:17 »
Den 158er, den 66er und den 167er sowie den 21er hat man auch stillgelegt, ihre Trassen aber vorerst belassen, um sie dann später doch zu demontieren. Daher sollte besagte Zilk-Weisung nicht überinterpretiert werden. Und ob der Einsatz der ÖVP wirklich ernstgemeint war oder es sich nur um die billige Profilierung einer Oppositionspartei gehandelt hat, die in anderer Rolle womöglich ganz anders agiert hätte, sei dahingestellt.

Im Falle des 8ers war es so, dass es eine Weisung aus dem Bürgermeisterbüro gab, der zufolge die Strecke "in einem Zustand zu belassen ist, der eine Wiederinbetriebnahme jederzeit möglich macht". Es wurden daher lediglich die Verzweigungsweichen bei der Philadelphiabrücke und Gürtel/Ullmannstraße für die Fahrt in die Gerade verkeilt und ein Fahrverbotssignal angebracht.

Ob sich die ÖVP damals nur profilieren wollte, kann ich nicht sagen. Geholfen hat es ihr jedenfalls nichts.

Vor allem hat es Tausenden Fahrgästen nichts geholfen, die seither täglich in der überfüllten U6 sardiniert befördert werden. Danke SPÖ.