Tramwayforum
Allgemeines => Viennensia => Thema gestartet von: martin8721 am 28. April 2014, 19:18:53
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Nachdem ich nicht weiß, in welchen Thread ich das geben soll, eröffne ich hiermit ein neues Thema, zu dem vielleicht der eine oder andere auch was beitragen kann. :D
Als ich heute in Meidling bei der Siebertgasse 26 vorbeikam, staunte ich nicht schlecht, als ich diese alte Aufschrift an einer Hauswand entdeckte, die durch Abbrucharbeiten am Nebenhaus zum Vorschein kam.
"Vorhänge Appretur" (was immer das auch ist) und dazu der Name "Wilhelmine Matzer".
Auch das dahinter liegende Haus ist nicht uninteressant. :o
Die Schrift war über Jahrzehnte hinweg hinter einer Autowerkstatt verborgen, welche offenbar kürzlich abgetragen wurde. Im Kulturgutkataster auf wien.gv.at konnte ich von dieser Werkstatt noch ein Bild finden. Laut dortigen Informationen wurde sie nach 1945 errichtet.
Bereits einige Jahre zuvor kam am Mariahilfer Gürtel ebenfalls eine sehr alte Aufschrift wieder zum Vorschein. Diese alte Werbung für die Firma "Chocalade Adler Cacao" dürfte noch länger im Verborgenen gelegen sein und wieder waren es Abbrucharbeiten am Nachbarhaus, die sie zu Tage brachten.
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Die Bilder zeigen wirklich interessante Werbeaufschriften aus längst vergangenen Zeiten. In einem Sammelkatalog für Emailleschilder habe ich "Adler - Cacao" entdeckt, dies war ein Produkt des bekannten deutschen Herstellers Stollwerck; Zeitraum ca. 1900 - 1920.
LG nord22
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Danke für die Bilder!
Aus Wikipedia:
Appretur (von frz. apprèt „Ausrüstung, Zurichtung“) bezeichnet die veredelnde Behandlung von Stoffen und Textilien, aber auch Garnen und Fasern sowie Papier und Leder, um ihnen ein besonderes Aussehen und/oder bestimmte Eigenschaften zu geben. Dazu gehören besondere Oberflächenstrukturen, Steifheit, Weichheit, Glanz, Dichte, Glätte, Geschmeidigkeit, aber auch wasserabweisende, antistatische, flammhemmende oder antimikrobielle Ausrüstungen.
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Aus Wikipedia:
Appretur (von frz. apprèt „Ausrüstung, Zurichtung“) bezeichnet die veredelnde Behandlung von Stoffen [...]
Danke für die Aufklärung! Auf die Idee, auf Wikipedia zu schauen, hätt ich auch kommen können. ;)
Und danke auch Nord22 für die Info bezüglich "Adler -Cacao" - über diese Marke findet man im Internet leider sehr wenig.
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Danke für diese schönen Bilder. Das Hof-Gebäude in der Siebertgasse war ein ehemaliger Pferdestall, der überlebt hat. Es müssten darin noch die im Mauerwerk verankerten Futterkörbe vorhanden sein. Ich werde morgen vormittag, wem vom BZM Meidling benachrichtigen, der sich das anschauen soll.
Hochinteressant! Hab mir eh gedacht, dass das vielleicht noch ein Pferdestall gewesen sein könnte. :up:
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Alles glaube ich, aber nicht das Baudatum dieser Autowerkstatt! Das war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein - eventuell kriegsbeschädigtes - Jahrhundertwendehaus, das irgendwann sein Dach und eventuell obere Stockwerke eingebüßt hat. Solche eineinhalbsteinstarken Ziegelmauern wie man sie noch als Reste auf den Fotos sieht sind hat nach den 30ern keiner mehr gebaut. Entweder war das ein ebenerdiges Haus dem irgendwann statt einem Satteldach ein Flachdach spendiert worden ist, oder es war ein höheres Haus bei dem die oberen Stockwerke zerbombt worden sind (oder sonstwie zerstört, siehe Mariahilfer Straße).
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Das Hofgebäude kann so ca. alles zwischen 1890 und 1938 sein würde ich grob schätzen, wobei es mir für den Anfang dieser Zeitspanne etwas zu schlicht vorkommt. Der Straßentrakt ist durch die massiven Umbauten schwer zu datieren, es gilt aber im Prinzip das gleiche. Die Fenster mit Oberlichten rechts von der Einfahrt sprechen jedenfalls auch für meine oben geäußerte Schätzung, nur das Flachdach passt nicht.
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Vorhang-Appretur:
Früher waren Vorhänge (die Store) relativ dicke und grobe Sachen. Auf dem Dachboden in unserem Gemeindebau stand ein Holzrahmen mit einer Menge Metallstifte auf allen 4 Seiten, der Holzrahmen in Höhe und Breite verstellbar. DA wurden Vorhänge mach dem Waschen zum Trocken aufgespannt, damit sie in Form blieben und nicht irgendwo zipften.
Zur Appretur hat man die Vorhänge immer wieder gegeben und solche Appretur-Anstalten gab es in ganz Wien.
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Die Parzellen Siebertgasse 493, 495, 498, heute Siebertgasse 24 und 26 waren vor 1920 noch unverbaut.
Edit: Hab kurz nachgesehen. Siebertgasse 24 und 26 wurden um 1925 verbaut. Soweit ich das im Kopf hab, waren das Gründe der Pfarre Matzleinsdorf.
Edit 2: Orientierungsteufel hat zugeschlagen. Das im Bild sichtbare ebenerdige Gebäude (Stall) gehört zur Parzelle, Schallergasse 27, und wurde um 1896 erbaut.
Ich lese da bei Siebertgasse 26 eher 1923 heraus, ich nehme an wir haben die selbe Quelle ;)
Die Jahreszahlen im Kriegssachschadenplan scheinen mir leidlich zuverlässig zu sein, auch wenn ab und zu Häuser fehlen die eigentlich eingezeichnet sein müssten (der Plan scheint etwa Stand 1932 zu sein, aber ein Haus in der Severin-Schreiber-Gasse in Währing (Bj. 1926) fehlt. Außerdem sind die Zahlen nicht auf das Jahr genau, einmal steht bei einem 1914/15 gebauten Haus 1914, dann wieder bei einem 1929 gebauten 1930. Allerdings dürfte es da jeweils um Monate gehen, im ersten Beispiel war die Fertigstellung irgendwann im Frühjahr, die ersten Mieter sind laut Melderegister im April eingezogen.
Das Nachbarhaus lese ich auch als 1925, das deckt sich mit dem Stil des Hauses.
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An der Feuermauer des Nebenhauses der Autowerkstatt sind ja interessante Aufschriften zu finden ... Speziell das Logo erinnert mich an frühere Zeiten
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Alles glaube ich, aber nicht das Baudatum dieser Autowerkstatt! Das war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein - eventuell kriegsbeschädigtes - Jahrhundertwendehaus, das irgendwann sein Dach und eventuell obere Stockwerke eingebüßt hat. Solche eineinhalbsteinstarken Ziegelmauern wie man sie noch als Reste auf den Fotos sieht sind hat nach den 30ern keiner mehr gebaut.
Die Parzellen Siebertgasse 493, 495, 498, heute Siebertgasse 24 und 26 waren vor 1920 noch unverbaut.
Das im Bild sichtbare ebenerdige Gebäude (Stall) gehört zur Parzelle, Schallergasse 27, und wurde um 1896 erbaut.
Na, da hab ich was losgetreten! Danke für eure detektivische Arbeit! :up: :D
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Auch in Meidling, in der Oppelgasse zwischen Wolfganggasse und Schallergasse, hat sich bis ca 1970 eine >Vorhangspannerei< gehalten. Das war der geläufigere Namen für dieses Gewerbe. die damaligen Vorhänge waren kunstvolle Gespinnste aus Naturgarn und reichten in der Regel von der Decke bis zum Boden. Wenn die Hausfrau selbst gewaschen hat, hat sie die Vorhänge noch nass zum Spannen getragen, weil sie sonst beim normalen Trocknen am Dachboden eingelaufen und zipfert geworden wären.
In der Spannerei wurden sie dann auf schwere große Holzrahmen mit unzähligen hervorstehenden Stahlstiften aufgespannt und in den Sommermonaten im Hof und auch sogar auf der Gasse am Gehsteig zum trocknen und Bleichen an die Hauswand gelehnt. Viele Betriebe haben auch das Waschen und Ausbessern übernommen.
Ich suche schon lange nach einem Foto einer solchen Straßenszene - falls wer fündig wird.
Zum Thema Pferdestall: Es könnte auch ein Kuhstall gewesen sein. Noch weit bis in die 60er Jahre gab es am Migazzi Platz im Hinterhof eine Meierei. Am Abend wurde dort noch offene unbehandelte Kuhmilch an Milchkannen-Kunden ausgeschenkt. Derartige Stallungen waren in der Vorstadt recht häufig und die armen Tiere haben nie Tageslicht gesehen.
In der nahen Fockygasse unterhalb der Steinbauergasse hatte bis weit in die 80er ein Fiaker seinen Stall und Wagenremise und fuhr täglich mit dem Gespann in Stadt zum Standplatz.
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die damaligen Vorhänge waren kunstvolle Gespinnste aus Naturgarn und reichten in der Regel von der Decke bis zum Boden. Wenn die Hausfrau selbst gewaschen hat, hat sie die Vorhänge noch nass zum Spannen getragen, weil sie sonst beim normalen Trocknen am Dachboden eingelaufen und zipfert geworden wären.
Bodenlange Vorhänge sind durch die Zentralheizungen ausgestorben, denn die Heizkörper befinden sich in der Regel unterhalb der Fenster und die Heizleistung wäre äußerst dürftig, wenn sie abgedeckt wären. Man will ja das Zimmer heizen und nicht den Luftraum zwischen Vorhang und Wand. Und der Hausmann bzw. die Hausfrau hängt heute noch die Vorhänge als Nasse wieder beim Fenster auf, da man sich so das Bügeln spart :)
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Die Putzerei Ecke Hofstattgasse/Lazaristengasse im 18. hat noch bis weit in die 90er "Vorhänge Spannen, Putzen" angeboten, keine Ahnung wie oft das in Anspruch genommen worden ist. Zugesperrt hat sie irgendwann um die Jahrtausendwende, heute ist dort eine Garage.
Relativ lange Vorhänge (bodenlang bis ca. 3 m Raumhöhe) kriegt man übrigens beim IKEA, meine enden halt jetzt ca. 40 cm über dem Boden. Lose trocknen und rasch überbügeln reicht nach dem Waschen, ich bilde mir ein das ist Leinen. Allerdings muss ich sagen ich habe die Vorhänge in den 6 Jahren ihrer Existenz nur zweimal gewaschen (einmal beim Kauf und einmal wie sie voller stinkendem Löschwasser waren). Mehr brauchen diese einfärbig dunklen Vorhänge nicht.
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Gespannt wurden die Stores, also die meist weißen, löchrig strukturierten, lichtdurchlässigen Vorhänge. Die dicken (die erst in den Sechzigern so richtig modern wurden) braucht man nur bügeln oder wenn der Stoff dafür geeignet ist, möglichst nass aufhänge.
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Google zufolge bieten aber gar nicht so wenige Putzereien in Wien das "waschen und spannen" von Vorhängen nach wie vor an.
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In der Rosaliagasse 15 oder 17 (beim Meidlinger-Markt) befindet sich so ein ähnlicher Pferdestall noch, den ein Fiaker-Unternehmer betreibt.
Zu "meiner" Zeit im 10. (1993 - 2001) gab es in der Van der Nüll-Gasse einen Fiakerbetrieb mit angeschlossenem Pferdestall, erkennbar an einem Pferdekopf über dem Eingangstor. Ich habe oft erlebt, wenn am Abend Fiaker dort "eingezogen" sind. Keine Ahnung, was aus dem geworden ist.
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In der Rosaliagasse 15 oder 17 (beim Meidlinger-Markt) befindet sich so ein ähnlicher Pferdestall noch, den ein Fiaker-Unternehmer betreibt.
Zu "meiner" Zeit im 10. (1993 - 2001) gab es in der Van der Nüll-Gasse einen Fiakerbetrieb mit angeschlossenem Pferdestall, erkennbar an einem Pferdekopf über dem Eingangstor. Ich habe oft erlebt, wenn am Abend Fiaker dort "eingezogen" sind. Keine Ahnung, was aus dem geworden ist.
Im 17. ist das noch ziemlich häufig, irgendwo im Bereich Bergsteiggasse (zwischen Jörgerstraße und Kreuzgasse) muss auch ein Stall sein.
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Im 17. ist das noch ziemlich häufig, irgendwo im Bereich Bergsteiggasse (zwischen Jörgerstraße und Kreuzgasse) muss auch ein Stall sein.
Jawoll! ;)
Kalvarienbergg. 74, Beheimgasse 18, Weidmanngasse 40. So auf die Schnelle halt. ;D
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Hallo!
Vielleicht weiß ja hier jemand weiter:
Im Jahr 2008 bin ich bei einem Spaziergang durch den 2. Bezirk auf mehrere solcher Tafeln in der Großen Sperlgasse gestoßen.
Weiß jemand, was es mit diesen Blechtafeln für eine Bewandtnis hat?
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Hallo!
Vielleicht weiß ja hier jemand weiter:
Im Jahr 2008 bin ich bei einem Spaziergang durch den 2. Bezirk auf mehrere solcher Tafeln in der Großen Sperlgasse gestoßen.
Weiß jemand, was es mit diesen Blechtafeln für eine Bewandtnis hat?
Dürfte ein altes Hinweisschild auf einen Wasseranschluss sein.
Details siehe u.a. hier: http://www.code-knacker.de/versorgungsschilder.htm
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Hallo!
Vielleicht weiß ja hier jemand weiter:
Im Jahr 2008 bin ich bei einem Spaziergang durch den 2. Bezirk auf mehrere solcher Tafeln in der Großen Sperlgasse gestoßen.
Weiß jemand, was es mit diesen Blechtafeln für eine Bewandtnis hat?
Sollten Hinweise auf Leitungen sein. Heute sind die aus Plastik, blau, mit einsteckbaren Ziffern.
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@ tramway.at: Ganz genau so ist es.Das sind alte Hinweisschilder für diverse Leitungen. Das Schild auf dem Bild bedeudet,daß dahinter die Hausanschlußleitung fürs Wasser fürs Haus verläuft& daß dort eine Meßstelle ist(mittlerweine vielleicht. war). Diese werden jedoch in letzter Zeit aufgrund der vielen Sanierungen/Neubauten/Dachausbauten immer rarer. Die meisten dieser Blechschilder stammen noch aus der Bauzeit der Häuser bzw. aus der Zeit der "Aufschließung" eben dieser.
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Ah!!!
Super! Danke für eure Antworten! :up:
Ich wusste ja - auf's Tramwayforum ist Verlass! :D
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In diesem Zusammenhang:
Kann sich noch jemand an die schwarzen Dreiecke (ca. 10 cm Höhe) erinnern, die an den Hausmauern aufgemalt waren?
Sie zeigten die Lage eines Kanaleinlaufes an.
Spitze nach unten: auf dieser Straßenseite
nach oben: auf der gegenüber liegenden
schräg, wenn das Dreieck nicht direkt beim Kanal angebracht werden konnte.
War wichtig für die Schneeräumung, die Kanaleinläufe mussten frei geschaufelt werden, damit Schmelzwasser ablaufen konnte.
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Sollten Hinweise auf Leitungen sein. Heute sind die aus Plastik, blau, mit einsteckbaren Ziffern.
Blau für Wasser, gelb für Gas. Und es gibt davon jede Menge, man muss nur genau hinschauen, dass man sie nicht übersieht. :)
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Kann sich noch jemand an die schwarzen Dreiecke (ca. 10 cm Höhe) erinnern, die an den Hausmauern aufgemalt waren?
Sie zeigten die Lage eines Kanaleinlaufes an.
[...]
War wichtig für die Schneeräumung, die Kanaleinläufe mussten frei geschaufelt werden, damit Schmelzwasser ablaufen konnte.
Ah. Auch eine spannende Geschichte! Ich wusste nichts davon.
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In diesem Zusammenhang:
Kann sich noch jemand an die schwarzen Dreiecke (ca. 10 cm Höhe) erinnern, die an den Hausmauern aufgemalt waren?
Sie zeigten die Lage eines Kanaleinlaufes an.
Spitze nach unten: auf dieser Straßenseite
nach oben: auf der gegenüber liegenden
schräg, wenn das Dreieck nicht direkt beim Kanal angebracht werden konnte.
Ich dachte immer, die wären zur Anzeige eines Vermessungspunktes gewesen? ???
Jedenfalls gab es bei mir in der Nähe so etwas und drunter war ein Schild, das auf Vermessung hinwies, außerdem ein Vermessungspunkt.
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In der Favoritenstraße 60 kam kürzlich eine alte Werbeaufschrift wieder zum Vorschein, die vermutlich schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat und die letzten Jahrzehnte im Verborgenen lag. :)
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"Grünsield" glaube ich weniger, "Grünsfeld" scheint mir als Name wahrscheinlicher.
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"Grünsield" glaube ich weniger, "Grünsfeld" scheint mir als Name wahrscheinlicher.
Könnte sein: Hans Adolf Grünsfeld (1870-1932), Juwelier
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"Grünsield" glaube ich weniger, "Grünsfeld" scheint mir als Name wahrscheinlicher.
Könnte sein: Hans Adolf Grünsfeld (1870-1932), Juwelier
Danke für die Detektivarbeit! :) :up:
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Aktuell kommt auch in Meidling wieder eine alte Werbeaufschrift zum Vorschein und zwar für den Schuhmacher Schmidl in der Vivenotgasse :D
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In der Favoritenstraße 60 kam kürzlich eine alte Werbeaufschrift wieder zum Vorschein, die vermutlich schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat und die letzten Jahrzehnte im Verborgenen lag. :)
"Grünsield" glaube ich weniger, "Grünsfeld" scheint mir als Name wahrscheinlicher.
Könnte sein: Hans Adolf Grünsfeld (1870-1932), Juwelier
Danke für die Detektivarbeit! :) :up:
"Grünsield" glaube ich weniger, "Grünsfeld" scheint mir als Name wahrscheinlicher.
Könnte sein: Hans Adolf Grünsfeld (1870-1932), Juwelier
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Wir haben das vor Kurzem entdeckt. Hans Adolf Grünsfeld war ein angeheirateter Verwandter unserer Mutter.
Bissl Ganslhaut...
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Wir haben das vor Kurzem entdeckt. Hans Adolf Grünsfeld war ein angeheirateter Verwandter unserer Mutter.
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Ich hab bei der Stadthalle einen Gleisrest gefunden, den ich mir nicht erklären kann. Für ein großes Rolltor (das an der Stelle eigentlich unpassend wäre) ist die Spurweite zu groß. Eventuell hat das was mit dem Bau der Stadthalle zu tun? Oder wollte man irgendwie zur Treppe was anliefern? Ist Richtung Park.
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Hier befand sich früher ein Friedhof. Eventuell hatte der so was wie eine Hausrollbahn und dieses Stück Gleis hat den Stadthallenbau irgendwie überdauert?
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Ich würde auch einen Zusammenhang mit dem Bau vermuten.
Hier (https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Stadthalle) beim dritten Video von oben gibt es bei Minute 0:54 auch solche Gleise zu sehen (links unten ganz kurz). Dagegen spricht, dass die Gleise sehr schön eingefasst wurden.
Es stellt sich die Frage, ob am Platz des Vogelweidparks bei / kurz nach dem Bau eine Art Bauhof vorhanden war. Jetzt ist in der Verlängerung der Gleise ja die Lugner-Garage, aber zur Bauzeit? für eine Nachnutzung für eine Anlieferung schauen sie aber schon sehr devastiert aus...
ist auch die Frage, ob die massive Betonwand vielleicht mal ein Tor oder ähnliches hatte... läuft aber immer auf die Frage hinaus, was am Vogelweidpark-Platz vorher war.
@95B: also, wenn ich mir die Bauvideos so anschaue, haben sie dort alles so gründlich umgegraben, dass da nix überlebt hat ;)
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Ich tentiere zu einem Schiebetor in schwerer Ausführung, solche auf Schienen laufende Tore gab es auch bei Fabriken und in einem Fall noch als Bahnübergang.
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Ich habe einmal im Netz (Quelle leider nicht mehr bekannt) eine Luftaufnahme aus der Bauzeit der Stadthalle (bzw. kurz danach) gefunden. Dort, wo heute der Vogelweidpark (und die Garage) sind, war damals ein Fußballplatz. Eventuell stehen die Gleisreste damit in Zusammenhang, vielleicht ein Schiebetor, wie bereits vermutet wurde?
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Tatsächlich, das Rolltor ist doch eine gute Option. Zur besseren Verortung hier zwei Bilder, das Gleis ist gut zu sehen - die rostfarbene Spur an der Treppe am unteren Bildrand des größeren Ausschnitts:
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Auf dem Foto des Architekturmodells (Quelle ÖNB) erkennt man gut, dass der Stiegenaufgang, an dessen oberen Ende sich das Gleis befindet, und die fünf Häuser mit Gartenparzellen entweder Teil des Bauprojekts waren oder schon vor diesem existierten. Das Gleis könnte Teil eines Zugangstors zum Fußballplatz gewesen sein, der schon seit 1930 an dieser Stelle existierte (Red Star Penzing, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/SC_Red_Star_Penzing#Die_Stadionfrage (https://de.wikipedia.org/wiki/SC_Red_Star_Penzing#Die_Stadionfrage)) .
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Die Bilder des Online-Geodatenviewer (https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/start.aspx) (eingeben Adresse Vogelweidplatz und dann unter Luftaufnahmen das Jahr wählen) geben mit der geringen Auflösung bei den historischen Luftaufnahmen leider nichts her
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In der Favoritenstraße 60 kam kürzlich eine alte Werbeaufschrift wieder zum Vorschein, die vermutlich schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat und die letzten Jahrzehnte im Verborgenen lag. :)
Gestern bin ich dort vorbeigefahren und habe festgestellt, dass diese alte Werbetafel mittlerweile entfernt worden ist, stattdessen sieht man nur noch alte Ziegelsteine. Die Werbung dürfte dort zumindest bis Anfang Juli 2019 sichtbar gewesen sein.
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In der Favoritenstraße 60 kam kürzlich eine alte Werbeaufschrift wieder zum Vorschein, die vermutlich schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat und die letzten Jahrzehnte im Verborgenen lag. :)
Gestern bin ich dort vorbeigefahren und habe festgestellt, dass diese alte Werbetafel mittlerweile entfernt worden ist, stattdessen sieht man nur noch alte Ziegelsteine. Die Werbung dürfte dort zumindest bis Anfang Juli 2019 sichtbar gewesen sein.
Wie ich festgestellt habe, wurde die Werbetafel von Restauratoren professionell abgenommen und kam ins Wien Museum! :o :up:
Hier gibt es auch ein Video dazu:
https://magazin.wienmuseum.at/geschaeftsbeschriftung (https://magazin.wienmuseum.at/geschaeftsbeschriftung)
Und es gibt ein paar historische Erläuterungen zu dieser Geschäftbeschriftung:
"Das Geschäft war 1906 von Adolf Grünsfeld gegründet worden, nach dessen Tod 1930 übernahm sein Sohn Hans die Leitung. 1938 wurde es liquidiert und sämtliche Vermögenswerte von den NS-Behörden eingezogen. Hans Grünsfeld gelang 1939 die Flucht nach Bolivien, wo er 1955 Selbstmord verübte. Die Geschäftsbeschriftung soll in der neuen Dauerausstellung des Wien Museums ein zentrales Zeugnis für das Schicksal der Wiener Juden in der Zeit des Nationalsozialismus werden. Um die extrem in Mitleidenschaft gezogene Wandmalerei überhaupt retten zu können, legte sich Restauratorin Anna Boomgaarden und ihr Team - bestehend aus Annette Sturm, Christiane Maier, Franziska Schubert, Lea Huck und Martin Pliessnig - voll ins Zeug".
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Ich habe da 1992 am Westbahnhof bei der Schweglerbrücke diese Schilder fotografiert - stammen die aus der Besatzungszeit, oder hat es mit der russischen Schrift eine andere Bewandtnis?
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Das ist serbisch.
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Das linke Schild wohl eher nicht.
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Das linke Schild wohl eher nicht.
Doch, da steht genau das gleiche wie am rechten.
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Das linke Schild wohl eher nicht.
Doch, da steht genau das gleiche wie am rechten.
dh, das ist serbisch in kyrillischen Buchstaben, also nicht russisch?
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Serbisch verwendet das kyrillische Alphabet (ganz links), Kroatisch das Lateinische (ganz rechts).
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Serbisch verwendet das kyrillische Alphabet (ganz links), Kroatisch das Lateinische (ganz rechts).
Serbisch verwendet sowohl das kyrillische als auch das lateinische Alphabet. ;)
Das kyrillische wird aber häufiger genutzt.
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Ein Grund mehr, warum die selbstaufgezwungene Aufteilung der gemeinsamen Sprache (egal, wie man sie nennen will) dort unten so absurd ist.
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Serbisch verwendet das kyrillische Alphabet (ganz links), Kroatisch das Lateinische (ganz rechts).
Ah, jetzt ist alles klar, danke. Das heißt, das Schild wandte sich wohl an die Jugoslavischen Gastarbeiter; das ist die Einfahrt zur ÖBB-Traktion. Bleibt nur die Frage, warum man sich die Mühe der Übersetzung gemacht hat.
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Serbisch verwendet das kyrillische Alphabet (ganz links), Kroatisch das Lateinische (ganz rechts).
Serbisch verwendet sowohl das kyrillische als auch das lateinische Alphabet. ;)
Das kyrillische wird aber häufiger genutzt.
Ich habe mir von einem Serben sagen lassen, dass die Regierung vor allem das kyrillische verwendet, die Privatwirtschaft vor allem das lateinische. Die serbischsprachige Wikipedia hat, um dem Rechnung zu tragen, beispielsweise die Möglichkeit, umzuschalten, ob du den genau gleichen Text in kyrillischer (https://sr.wikipedia.org/sr-ec/%D0%91%D0%B5%D1%87) oder lateinischer (https://sr.wikipedia.org/sr-el/%D0%91%D0%B5%D1%87) Schrift lesen willst.
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Ich habe mir von einem Serben sagen lassen, dass die Regierung vor allem das kyrillische verwendet, die Privatwirtschaft vor allem das lateinische. Die serbischsprachige Wikipedia hat, um dem Rechnung zu tragen, beispielsweise die Möglichkeit, umzuschalten, ob du den genau gleichen Text in kyrillischer (https://sr.wikipedia.org/sr-ec/%D0%91%D0%B5%D1%87) oder lateinischer (https://sr.wikipedia.org/sr-el/%D0%91%D0%B5%D1%87) Schrift lesen willst.
In der Zeit Jugoslawiens wurde die Verwendung der Lateinschrift forciert. Nach der Unabhängigkeit wurde die kyrillische Schrift wieder populärer, um sich von den kroatischen Nachbarn, die ja beinahe dieselbe Sprache sprechen, abzugrenzen.
Bei meinen Serbien-Reisen mit dem Auto beispielsweise waren Mitte der 2000er noch die meisten Wegweiser lateinisch angeschrieben. Inzwischen wurden sie offensichtlich alle auf kyrillisch-lateinisch ersetzt. In der Republika Srpska (Bosnien) waren die Wegweiser damals schon rein kyrillisch, ich weiß nicht, wie das heute ist.
Die Sprachen des kyrillischen Alphabets kann man übrigens gut anhand von bestimmten Buchstaben erkennen. Faustregel: Im kyrillischen Alphabet wird für jeden Laut ein Zeichen verwerdet, und zwar als "neuer" Buchstabe. In der lateinischen Schrift wird eher ein diakritisches Zeichen verwendet (Akzent o.Ä.). So kann man von Serbisch bis Tadschikisch (identisch mit Farsi) die Sprachen gut unterscheiden.
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Ich habe da 1992 am Westbahnhof bei der Schweglerbrücke diese Schilder fotografiert - stammen die aus der Besatzungszeit, oder hat es mit der russischen Schrift eine andere Bewandtnis?
Um nochmals auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Schilder dürften aus den 1970ern stammen, als ausländische Arbeitskräfte (damals schlicht Gastarbeiter) vornehmlich aus Jugoslawien kamen und dieses noch ein Land mit einer Amtssprache (und zwei Schriften) war. Heute sind es 7-9 Länder mit 6-7 Sprachen...
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Ich habe da 1992 am Westbahnhof bei der Schweglerbrücke diese Schilder fotografiert - stammen die aus der Besatzungszeit, oder hat es mit der russischen Schrift eine andere Bewandtnis?
Um nochmals auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Schilder dürften aus den 1970ern stammen, als ausländische Arbeitskräfte (damals schlicht Gastarbeiter) vornehmlich aus Jugoslawien kamen und dieses noch ein Land mit einer Amtssprache (und zwei Schriften) war. Heute sind es 7-9 Länder mit 6-7 Sprachen...
Auf Wien bezogen würde ich das ab ca 1966 schätzen, wo erstmals im grossen Stil Gastarbeiter angeworben wurden. Diese Gastarbeiter suchten mangels entsprechender Einrichtungen ihren sozialen Kontakt im öffentlichen Raum oder an vermeintlich abgelegenen Plätzen. Berüchtigt war der Südbahnhof, wo ab dem frühen Abend und an Wochenende je nach Zuspruch aus der Korbflasche laut musiziert und getanzt wurde. Ab ca 1970 etablierten sich Lokale und Vereine und das Problem löste sich selbst. Für mich ist erstaunlich, dass diese Schilder in der Landessprache und noch dazu in zwei Schriften angebracht wurden. Das war nach damaliger Mentalität absolut unüblich und lässt auf grosse Verzweiflung schliessen.
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Diese Gastarbeiter suchten mangels entsprechender Einrichtungen ihren sozialen Kontakt im öffentlichen Raum oder an vermeintlich abgelegenen Plätzen. Berüchtigt war der Südbahnhof, wo ab dem frühen Abend und an Wochenende je nach Zuspruch aus der Korbflasche laut musiziert und getanzt wurde.
Die Freizeit durfte natürlich möglichst wenig kosten, schließlich trachtete man danach, möglichst viel des verdienten Geldes in die Heimat mitnehmen zu können. Logisch, dass die also nicht zum Wirten gingen.
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Diese Gastarbeiter suchten mangels entsprechender Einrichtungen ihren sozialen Kontakt im öffentlichen Raum oder an vermeintlich abgelegenen Plätzen. Berüchtigt war der Südbahnhof, wo ab dem frühen Abend und an Wochenende je nach Zuspruch aus der Korbflasche laut musiziert und getanzt wurde.
Die Freizeit durfte natürlich möglichst wenig kosten, schließlich trachtete man danach, möglichst viel des verdienten Geldes in die Heimat mitnehmen zu können. Logisch, dass die also nicht zum Wirten gingen.
Ja natürlich wollt man mit dem verdienten Geld zuhause etwas Wohlstand schaffen, übrigens die Wirte hätten sie gar nicht ins Lokal gelassen.
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Die "Gastarbeiter" - sie würden eigentlich nicht wie Gäste behandelt - wollten ursprünglich auch nur ein paar Jahre bleiben.
Auch tragisch: zuerst stecken sie jeden Schilling in ihr Häuschen am Balkan, dann beginnt der Krieg und alles ist futsch.
Übrigens gibt es in Bosnien, Serbien und anderen Gastarbeitergegenden das Phänomen, dass alles in den Sommermonaten viel teurer wird, weil die Gastarbeiter da auf Heimaturlaub sind.
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Ah, jetzt ist alles klar, danke. Das heißt, das Schild wandte sich wohl an die Jugoslavischen Gastarbeiter; das ist die Einfahrt zur ÖBB-Traktion. Bleibt nur die Frage, warum man sich die Mühe der Übersetzung gemacht hat.
Das war bei der ÖBB durchaus üblich, ich hab auch schon Dienstvorschriften aus der damaligen Zeit in serbokroatischer Übersetzung gesehen. Vermutlich hat das die Einschulung der Gastarbeiter massiv beschleunigt.
Warum dort eine Tafel je auf Serbisch und Kroatisch mit den genau gleichen Formulierungen hängt, ist aber tatsächlich spannend. Entweder haben der Schildermaler bzw. der Übersetzer auf Kosten der ÖBB ein Geschäft machen wollen oder man war sich nicht sicher, ob alle Serben (also auch die mit nur ein paar Jahren Volksschule) die lateinische Schrift lesen können. Heutzutage können Serben ja grundsätzlich beide Schriften lesen und schreiben, Kroaten haben zu jugoslawischen Zeiten die kyrillische Schrift passiv beherrscht, wenn auch nicht selber verwendet, aber das geht zurück.
Geschriebenes Serbisch und Russisch kann man übrigens extrem einfach unterscheiden: Wenn ein J vorkommt, ist es Serbisch.
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Serbisch verwendet das kyrillische Alphabet (ganz links), Kroatisch das Lateinische (ganz rechts).
Warum dort eine Tafel je auf Serbisch und Kroatisch mit den genau gleichen Formulierungen hängt, ist aber tatsächlich spannend.
Bitte verwechselt nicht "Sprache" (serbisch/kroatisch) und "Schrift" (kyrillisch/lateinisch).
In der Nähe meines Wohnsitzes im 3. Bezirk gab es bis vor Kurzem noch am Einfahrtstor eines Wohnauses eine der üblichen "Einfahrt freihalten"-Tafeln, allerdings zweisprachig: auf deutsch und auf serbisch (in lateinischer Schrift). Heute wollte ich sie fotografieren, leider war sie nicht mehr da.
Der Grund dafür war wohl der gleiche wie damals: man wollte sich einigen besonders unbelehrbaren Leuten in ihrer Muttersprache "nähern".
Diese Gastarbeiter suchten mangels entsprechender Einrichtungen ihren sozialen Kontakt im öffentlichen Raum oder an vermeintlich abgelegenen Plätzen.
Ein ähnliches Phänomen gibt es heute noch, allerdings unter Österreichern ohne Migrationshintergrund: die "vor dem Supermarkt bei den Einkaufswagerln Bier-Trinker". Auch hier sind der Grund mangelnde finanzielle Mittel bei gleichzeitigem Wunsch nach sozialen Kontakten.
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Ein Dank an das Tramwayforum und seine aufmerksamen User,
durch meinen Eintrag 2018 kam ich mit einem Kurator des WIEN MUSEUMS in Kontakt, die Fassadenaufschrift in der Favoritenstraße 60 wurde abgenommen und
ist jetzt ein wichtiges und viel besprochenes Exponat im neueröffneten WIEN MUSEUM!
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Wir haben das vor Kurzem entdeckt. Hans Adolf Grünsfeld war ein angeheirateter Großonkel unserer Mutter.
Bissl Ganslhaut...