Solche Bräuche gibt es auch im Christentum zuhauf
Gerade das Christentum hat kaum Ausnahmen, da ohnehin vieles erlaubt ist.
Heute ja, aber früher war das noch anders. So ist das Bockbier beispielsweise von Mönchen erfunden worden, um die strengen Fastenregeln des Mittelalters zu umgehen. Die durften vor Weihnachten und Ostern nur trinken aber nicht essen, deswegen erfanden sie ein Bier, das stärker und kalorienreicher war. Muss ein schönes Leben gewesen sein, immer betrunken, und das auf nüchternem Magen
Die "normalen" christlichen Abspaltungen haben halt ihre Regeln über die Jahrhunderte angepasst und (teilweise) modernisiert, aber dennoch gibt es nicht wenige Splittergruppen, die es immer noch toternst nehmen (speziell in Amerika).
Der Islam ist aber wirklich streng und ohne Kompromisse.
Auch die Bauern, die in der brütenden Hitze am Feld gearbeitet haben, dürfen nicht einmal Wasser trinken - was nicht nur unangenehm, sondern im konkreten Fall sogar echt gefährlich sein kann.
Sobald sie sich schlecht fühlen, dürfen sie Wasser trinken. Die Fastenregeln gehen berücksichten durchaus medizinische Aspekte. Kranke und schwangere müssen nicht fasten. Während der Menstruation muss auch nicht gefastet werden.
Aber auch im Islam gibt es Ausnahmen, so war etwa schon eine Horde Ungläubige ganz offiziell in der Großen Moschee.
Auch im Islam gibt es Abstufungen zwischen den Zweigen (die "schlimmsten" sind die Wahabiten in Saudi Arabien). Außerdem ist ja nicht jeder Moslem auch gleich folgsam. Aufgeklärte Moslems beispielsweise essen zwar kein Schweinefleisch, aber trinken durchaus Alkohol. Ich habe einmal mit einem Deutschtürken in einer Hostel in Athen drüber diskutiert, der meinte: "Alkohol trinke ich gerne, Fleisch esse ich gerne. Bei Alkohol habe ich keine Alternative, ich kann ihn entweder trinken oder ihm komplett entsagen. Bei Fleisch habe ich aber Alternativen, ich kann also auf Schwein durchaus verzichten, ohne dass mir was abgeht." Ergibt durchaus auch Sinn...
Zu meinem Gedanken mit dem Ramadan: Natürlich darf dann der Bauer Wasser trinken, wenn er einen Hitzschlag erleidet. Sinnvoll wäre es aber - und für sowas wurden ja eigentlich diese Regeln ursprünglich gemacht - dass es soweit gar nicht kommt.
Manche Fastenregeln sehe ich nämlich - wenn man zwischen den Zeilen liest - durchaus als sinnvoll an, zumindest im historischen Kontext.
Kein Fleisch zur Fastenzeit (im Christentum): Schlachtvieh benötigt gewisse Zeiten, wo es in Ruhe gelassen wird, damit die Tiere gemästet werden und Junge kriegen können. So bleibt der Bestand konstant.
Fleisch und Milch nicht mischen (im Judentum): Verhindert (in heißem Klima und in Zeiten ohne Kühlschrank), dass Speisen verderben und die Leute davon krank werden.
Kein Schwein essen (Judentum und Islam): Im subtropischen Wüstenklima des Nahen Ostens, wo diese Religionen ihren Ursprung hatten würden Schweine, die viel im Boden herumwühlen, diesen komplett zerstören und so auch die Landwirtschaft unmöglich machen. Hingegen Schafe und Ziegen sind genügsame Tiere und können auch auf kargem Grasland gut überleben. Das Christentum, das im alten Rom zum Mainstream gemacht wurde und sich hauptsächlich in nördlicheren Gefilden ausgebreitet hat, hatte dieses Problem nicht und Schweine waren in der Klimazone wiederum gute Nutztiere. Dennoch gibt es auch christliche Länder, wo aus klimatischen Gründen Schweinefleisch nicht sehr verbreitet ist (z.B. am Balkan).
Kein Alkohol (Islam): Brauch ma net diskutieren, aber dennoch gibt es auch in muslimischen Ländern durchaus eine Alkoholtradition (Raki in der Türkei) - wird dort halt als "Medizin" klassifiziert