Da es einige Anfragen zu diesem Thema gab, habe ich mir gedacht ich erkläre hier kurz das Baureihenschema der PKP.
Grundsätzlich ist das Schema vierstellig im Format AAxx, also zwei Großbuchstaben gefolgt von zwei Ziffern, die Ziffern 01-49 sind den Lokomotiven, die Ziffern 51-99 den Triebwagen vorbehalten.
LokomotivenDer erste Buchstabe gibt die Antriebsart an:
E - elektryczna (elektrisch-; E-Lok)
S - spalinowa (verbrennungs-; Diesellok, man sagt wörtlich übersetzt "Verbrennungsmotorlok", die Lok könnte theoretisch also auch Benzin oder Kerosin verbrennen)
Der zweite Buchstabe gibt die Bestimmung an:
P - pasażerska (Passagier-; Personenzuglokomotive)
T - towarowa (Güter-; Güterzuglokomotive)
U - uniwersalna (Universal-; Universallokomotive)
M - manewrowa (Manövrier-; Verschublokomitive)
Die beiden Ziffern geben bei
E-Loks die Achsformel, die Stromart und die Stromstärke an:
01-14 vierachsig, Bo'Bo', Gleichstrom, 3 kV
15-19 vierachsig, Bo'Bo', Wechselstrom
20-34 sechsachsig, Co'Co', Gleichstrom, 3 kV
35-39 sechsachsig, Co'Co', Wechselstrom
40-49 unterschiedliche Achsfolgen/Stromsysteme
Eine ET22 ist somit eine E-Lok, die für den Güterverkehr bestimmt ist, sechsachsig ist und mit 3kV Gleichstrom (dem Standardstromsystem der PKP) fährt. Eine EU44 ist eine Universal-E-Lok, die mit unterschiedlichen Stromsystemen zurecht kommt.
Die beiden Ziffern geben bei
Dieselloks die Art der Kraftübertragung an und Auskunft darüber, ob Vielfachsteurung möglich ist:
01-09 - mechanische Kraftübertragung
10-14 - mechanische Kraftübertragung, mit Vielfachsteuerung
15-24 - hydraulische Kraftübertragung
25-29 - hydraulische Kraftübertragung, mit Vielfachsteuerung
30-39 - elektrische Kraftübertragung
40-49 - elektrische Kraftübertragung, mit Vielfachsteuerung
Eine SU46 ist somit eine Universaldiesellok mit elektrischer Kraftübertragung und Vielfachsteuerung.
TriebwagenDer erste Buchstabe gibt wie bei den Lokomotiven die Antreibsart an.
Der zweite Buchstabe gibt die Bestimmung an:
N - normalne (Normal-; Standardtriebwagen, kann Hoch- oder Niederflurig sein, für den Regionalverkehr gedacht)
W - węzłowe (Knoten-; für den Stadtverkehr mit Haltestellen mit hohen Bahnsteigen gedacht; in Warschau gibt es beispielsweise entlang der Kolej Średnicowa (Durchmesserbahn) höhere Bahnsteige.
D - dalekobieżne (Fern-; Fernverkehrstriebwagen)
A - autobus szynowy (Schienenbus)
R - praca rewizyjna (Revisionsarbeiten; Arbeitswagen)
Die beiden Ziffern geben bei
E-Triebwagen die Anzahl der Glieder, sowie die Stromart an:
51-64 - dreiteilig, Gleichstrom, 3 kV
65-69 - dreiteilig, Wechselstrom
70-74 - vierteilig, Gleichstrom, 3 kV
75-79 - vierteilig, Wechselstrom
80-89 - einteilig, Gleich- oder Wechselstrom
90-93 - zweiteilig, Gleichstrom, 800 V
94-99 - sonstige
Ein EN57 ist somit ein dreiteiliger Elektrotriebwagen für den Regionalverkehr, der mit 3 kV Gleichstrom fährt. Ein ED74 ist somit ein vierteiliger Elektrotriebwagen für den Fernverkehr, der mit 3 kV Gleichstrom fährt.
Die beiden Ziffern geben bei
Dieseltriebwagen die Art der Kraftübertragung an und geben Auskunft über die Vielfachsteuerung:
51-59 mechanische Kraftübertragung
60-69 mechanische Kraftübertragung, mit Vielfachsteuerung
70-79 hydraulische Kraftübertragung
80-89 hydraulische Kraftübertragung, mit Vielfachsteuerung
90-94 elektrische Kraftübertragung
95-99 elektrische Kraftübertragung mit Vielfachsteuerung
Darüberhinaus haben Schienenbusse und die jeweiligen "Beiwagen" eine dreistellige Nummer:
101-110 Schienenbus
111-120 Beiwagen ohne Führerstand
121-130 Beiwagen mit Führerstand
Ein SA110 ist somit ein Schienenbus. Ein SN61 ist somit ein Dieseltriebwagen für den Regionalverkehr mit mechanischer Kraftübertragung und Vielfachsteuerung.
Die Dampfloks haben ein eigenes Schema, das ich nur kurz erläutern möchte.
Es setzt sich aus zwei oder drei Buchstaben und zwei oder drei Ziffern zusammen im Format Aa xx bzw. Aaa xxx.
Der erste Buchstabe gibt die Bestimmung der Lok an, der zweite (und dritte) gibt Auskunft über die Achsformel. Die Ziffern geben Auskunft über die Herkunft der Lokomotive. Da die Eisenbahn in Polen in einer Zeit gebaut wurde als es das Land als solches nicht gab, wird nach Ländern unterschieden (eine Oc13 ist z.B. eine österreichische 19), interessanterweise gibt es keine russischen Dampfloks.
Nach der Reihenbezeichnung kommt bei allen Fahrzeugen eine Seriennummer, zweiteilige Lokomotiven haben nach der Seriennummer den Buchstaben A bzw. B.
Darüberhinaus haben fast alle Lokomotiven, ähnlich wie Straßenbahnfahrzeuge, Spitznamen. So wird die zweiteilige ET41 auch Bolek i Lolek (Bolek und Lolek sind Vornamen und die Helden einer polnischen Kinderserie die stehts zu zweit sind) oder Jaś i Małgosia (Hänsel und Gretel) oder die ET22 Byk (Stier) genannt.
Das Schema kann man sich hier noch genauer durchlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Baureihenschema_der_PKP