Nein, ich bin nicht am Mariahilfer Platzl, sondern in Dijon, am Place Darcy, und kaum wo kann man direkter vergleichen, wo der Unterschied zwischen der wiener Gestaltung von Restflächen - mehr ist das nicht - und französischem Urbanismus liegt.
Mut zur Lücke sollte man auch bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes haben. Eine Lücke, die keine Nutzung vorgibt und dann automatisch je nach Bedarf "bespielt" wird. Und sei es "nur" durch Skater oder Straßenmusikanten.
Aber in Wien hält man undefinierte Freiräume nicht aus. Hat man einen Platz, sieht der meistens so aus:
Schanigärten, so viel wie möglich. Das bedeutet: öffentlicher Raum wird quasi privatisiert und nur durch Konsumzwang nutzbar.
Parkplätze dürfen natürlich nicht fehlen. Ladezonen werden übrigens nicht zum Laden verwendet (das wäre ja ok), sondern von den Geschäften und Werkstätten, vor denen sie sich befinden, als Privatparkplatz für den Firmenminitransporter verwendet.
Und aller Raum, der dann noch frei ist, wird durch diverse Dinger vollgeräumt: Elektroschaltkästen, Fahrradabstellbügel, Streugutbehälter, eine Containerausstellung (Recyclinginsel), grindige Blumenkisterln und dann noch die Lüftungsschwammerln der Tiefgarage (falls es eine gibt).
Was übrig bleibt sind sechs Sitzbankerln, die so ausgeführt sind, dass Obdachlose nicht drauf liegen können sowie ein Trinkbrunnen. Das wars.