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"Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof

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Conducteur:

--- Zitat von: tramway.at am 19. Dezember 2010, 23:12:14 ---
--- Zitat von: moszkva tér am 17. Dezember 2010, 08:39:26 ---Wo die Bahn auch gegenüber dem Flugzeug einen riesen Vorteil hätte, was aber nur wenig kommuniziert wird: Zu- und Ausstiegmöglichkeiten unterwegs. Habe ich eine gute Verbindung z.B. Wien-Paris oder Wien-Rom, habe ich gleichzeitig auch gute Verbindungen z.B. Salzburg-Straßburg oder Klagenfurt-Florenz.
--- Ende Zitat ---

Ja, genau, aber schön wärs. Bei meiner mit der Bahn geplanten Reise Wien-Strasbourg war es nicht möglich, eine gscheite Verbindung zu bekommen, nachdem man den Nachtzug gestrichen hat; Gereist bin ich schlussendlich Wien - Paris mit dem Flieger und mit dem TGV von Paris nach Strasbourg. Super. Die Bahn "rationalisiert" an allen Ecken so blöd (Speisewagen, Gepäckschließfächer, Zugbindung in F, etc), dass es in Summe die Reise unattraktiv bis unmöglich macht. Da ist schon sehr viel hausgemacht... Oder komm mal von Wien an die Cote d'Azur per Bahn...

--- Ende Zitat ---

Habe mir gestern die neu eröffnete Bahnhofshalle des Westbahnhofs angesehen. Wirklich einladend zum Reisen per Bahn wirkt diese Örtlichkeit auf mich nicht. Meine Kritikpunkte:

.) Das Wichtigste, die Angaben, wann und wo welcher Zug abfährt oder ankommt, ist kaum zu finden. Diese Informationen findet man nur, wenn man wenige Meter vor den wenigen "Fernsehern" steht. Beim Ausgang aus der Halle zu den Bahnsteigen gab es vor längerer Zeit über jedem Tor genaue, gut sichtbare Angaben. Später gab es eine gut von der Weite sichtbare Übersichtstafel. So etwas fehlt heute komplett.

.) Die Zugänge sind schmal, bis zum Bahnsteig muß man oft mehrere Haken schlagen. Seinerzeit hatte jeder Bahnsteig einen eigenen Ausgang, wie es auch der relativ moderne Kaiser Franz Josefs Bahnhof noch hat. Heute rennt man am Westbahnhof gegen Wände, wenn man sich in diesem Labyrinth nicht auskennt. Die Ausgänge wurden auf 2 reduziert. Vermutlich um mehr "Wände" für Fast Food-Betriebe zu schaffen.

.) Der Abgang zur U-Bahn erinnert mich an den alten Herzmansky oder Gerngroß. Sollen dort noch irgendwo Rolltreppen errichtet werden? Ich kann mir nicht vorstellen, daß dort dafür noch irgendwo hinreichend Platz wäre. Oder muß man Stiegen steigen, wenn gerade die winzigen Lifte überlastet sind?

.) Wo sind die Seitenein- und Ausgänge zu finden? Der Ausgang aus der Bahnhofshalle Richtung Felberstraße sieht eher aus wie der Eingang in ein Stiegenhaus eines Gemeindebaus. Will man aus der Bahnhofshalle Richtung Gerstnerstraße und Gasgasse, stößt man auf geruchsproduzierende Fast Food Betriebe, die den weiteren Weg versperren.

.) Interessiert man sich für die aktuelle Uhrzeit, ist es besser, ein eigenes Chronometer mitzuführen. Die alten, weithin sichtbaren Uhren sind verschwunden. Auch sonst bedarf es einer intensiven Suche, irgendwo ein Zeitmeßgerät zu finden. Fündig wird man nur bei den wenigen "Fernsehern", für die man fast eine Lupe benötigt, um diese entziffern zu können.

.) Der weitläufige Raum in der Bahnhofshalle, der einst das Entflechten der Ströme ankommender und abfahrender Reisender erlaubte, ist einem Labyrinth unzähliger Fast Food Ketten gewichen, durch die man sich durchschlängeln muß, wenn man ein konkretes Ziel anstrebt.

.) Wo findet man die Einrichtungen, die man üblicherweise mit Reisen assoziiert? Z.B. eine Gepäcksaufbewahrung?

.)  In der Mitte des unteren Geschoßes steht etwas, das einer übergroßen Tumba ähnelt. Es fehlt nur mehr der Priester, der die Exequien liest, und die Schola, die das "Libera me" singt.

moszkva tér:

--- Zitat von: Conducteur am 24. Dezember 2010, 02:07:57 ---.) Wo findet man die Einrichtungen, die man üblicherweise mit Reisen assoziiert? Z.B. eine Gepäcksaufbewahrung?

--- Ende Zitat ---
Gepäckaufbewahrungen werden nur mehr ungern eingerichtet, weil sonst könnten ja böse Terroristen dort eine Bombe platzieren. Das ist das Argument nach außen. Inoffiziell wirds wohl eher so sein, dass Gepäckaufbewahrungen relativ viel Platz wegnehmen, im Betrieb was kosten und gleichzeitig nur wenig Einnahmen generieren. Platz, den man besser für ein weiteres Ramschgeschäft nützen könnte  :down:

Übrigens, du hast nichts von Fahrkartenverkauf geschrieben. Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?


--- Zitat ---.)  In der Mitte des unteren Geschoßes steht etwas, das einer übergroßen Tumba ähnelt. Es fehlt nur mehr der Priester, der die Exequien liest, und die Schola, die das "Libera me" singt.

--- Ende Zitat ---
Ihr Kinderlein kaufet, so kaufet doch all's  :D

tramway.at:
Ich habe es schon anderswo geschrieben, vielleicht habt ihr es also schon gelesen:

Ich finde den Umbau durchaus misslungen. Die Wegeführung habe ich mir noch nicht angesehen, hier nur mal meine Kritik zur Architektur:

Nach der gerade eröffneten Südtirolerplatzpassage verwöhnen uns die ÖBB mit
einer weiteren noch etwas prominenteren Eröffnung: Die neue alte Halle des
Westbahnhofs ist es, die sich nach nur 2 Jahren Umbauzeit frisch renoviert
präsentiert.

Ein kleiner Architekturexkurs vorab - warum war der Westbahnhof (im
Gegensatz zur alten Südbahnhofahalle) schützenswert? Hier ein Auszug aus
Michael Sudas Beschreibung (kompletter text auf www.tramway.at):

~~~

Durch zwei Eingänge betritt man die große Wandelhalle. Der Form nach ein
großer Quader aus Betonpfeilern mit dazwischenliegenden großen
Fensterflächen und flachem, blechgedeckten Walmdach, ist sie außen mit
Naturstein verkleidet. Sie wurde so angelegt, dass aus dem vom Gürtel zu den
Bahnsteigen früher sanft ansteigenden Gelände eine Stufe wurde, die die
Halle in eine obere und eine untere Ebene teilt. Im Gegensatz zur Halle des
Südbahnhofs, die nur ein düsterer, leerer Raum zu sein scheint, wirkt der
Westbahnhof hell, lichtdurchflutet und im positiven Sinn monumental. Eine
Reihe hoher Pfeiler mit Verkleidung aus poliertem Granit an der Stufe von
der unteren zur oberen Hallenebene stützt die Decke, die in Kassettenfelder
gegliedert ist. In der Wandstufe zur oberen Hallenebene sind die
Fahrkartenschalter eingebaut. An der rechten Schmalseite der Halle befindet
sich der Durchgang zur Gepäckaufbewahrung und -abfertigung, an der linken
befand sich ursprünglich der Eingang zur "Schwemme" des Bahnhofsrestaurants

~~~

Für mich immer eindrucksvoll war die klare Teilung der Halle durch die
mittige Säulenreihe, die auch den Höhensprung definiert hat, und die durch
die beiden Stiegenabgänge klar durchdrungen wurde. Meiner Meinung nach waren
die beiden die Ebenen verbindenden Stiegen ein zentrales Element der
Architektur, und die Anordnung der Fahrkartenschalter dazwischen genial:
kommt man vom Gürtel in den Bahnhof, waren sie das erste, was man sah.

Meine Bilder der leergeräumten Halle zeigen den klaren Entwurf und die
großzügige Anlage ein letztes Mal. Natürlich wucherten auch in der
Westbahnhofshalle über die Jahrzehnte diverse parasitäre Baukörper - rechts
das Reisezentrum, links der Glasturm der U-Bahnstation - aber die konnten
den Bestand nicht nachhaltig ruinieren. Nun hat man diesbezüglich aber Nägel
mit Köpfen gemacht.

~~~

Die Grundfläche der unteren Halle wurde an beiden Enden um zwei Säulenfelder
verkleinert, die Stiegenaufgänge dafür in den Höhensprung hineingedrückt.
Sie - und damit die klare Ablesbarkeit der Erschließung - sind damit nicht
mehr spürbar, auch der Höhensprung als frühere Barriere ist nun aufgelöst,
man kann da nun ins Reisezentrum hineingehen. Als neues raumdominantes
Element fallen jetzt aber die beiden Terrassen auf, die quer in den Saal
gespannt sind - die untere überdeckt 40% der ursprünglichen
Hallengrundfläche, nimmt aber wenigstens die Höhenlage des Bestandes auf;
die obere erscheint als massiver Prügel, der der Halle den ursprünglichen
klaren Abschluss nimmt: sie "versickert" jetzt quasi in die angrenzenden
neuen Baukörper. Das diese Terrassen auch von aussen durch die großen
Glasfenster zum Gürtel zu sehen sind und diese waagrecht durchschneiden ist
da fast schon egal.

Wirklich schlimm wird es aber im oberen Hallenteil. Irgendeine Großzügigkeit
ist dort nicht mehr vorhanden, massive graue Kojen füllen die Fläche - es
sind die Schanigärten der Schnellrestaurants. Die in Richtung Bahnsteige
verschobenen Stiegen nehmen nochmal etliches von der Grundfläche, dazu
kommen schon jetzt Infopavillon und sonstiges Krimskrams. Falsch
verstandener Denkmalschutz at its worst - auch wenn das Ziel der
Nutzflächenmaximierung klar war, so hätte es nicht enden müssen.

Dass man die neuen Teile an den Bestand anpasst hätte ich weder erwartet
noch verlangt; dass man aber die Dimensionen so wählt, dass sie den
Altbestand schwer beeinträchtigen war absolut unnötig und hinterlässt den
Eindruck, man wollte zeigen, wie verärgert man über die Forderungen des
Denkmalschutzes war. Was hier gebaut wurde ist wieder mal tiefste Provinz.

95B:

--- Zitat von: moszkva tér am 24. Dezember 2010, 07:13:10 ---Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?
--- Ende Zitat ---
Natürlich gibt es noch Fahrkartenschalter (im Neusprech heißt das ÓBB-Reisezentrum). Bei den Automaten bekommst du ja nur Inlandsfahrkarten (und Euregio).

Conducteur:

--- Zitat von: moszkva tér am 24. Dezember 2010, 07:13:10 ---Übrigens, du hast nichts von Fahrkartenverkauf geschrieben. Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?

--- Ende Zitat ---
Es gibt etwas, das sich "Reisezentrum" nennt. Das befindet sich jetzt unterhalb des Obergeschoßes, dort wo früher die Kassen waren. Entspricht in der Ausführung etwa dem, wie es im Ersatzbau war. Also ein abgeschlossener Raum mit Türen zum Hineingehen und dann ein Leitsystem wie beim Einchecken auf Flughäfen. Zum Eingang kommt man, wenn man einmal an den Fahrkartenautomaten vorbei die daran angestellten Schlangen durchstoßen und um die Tumba herumgegangen ist (unter der Tumba befindet sich vermutlich die Krypta). Früher war der Zugang zu den Schaltern offen und frei. Heute ist er verbaut. Das "Reisezentrum" selbst finde ich aber gar nicht so schlecht.

Etwas eigenartig ist die Aufstellung der Fahrkartenautomaten. Diese befinden sich jeweils in Vierergruppen verteilt über die ganze Halle. An diesen Automatengruppen bilden sich schnell lange Schlangen, die dann die übrigen Reisenden beim Zugang zu den verschiedenen Einrichtungen behindern. Auch ist es nicht so leicht herauszufinden, bei welchem Automaten sich gerade die kürzeste Schlange befindet, denn diese Automatengruppen liegen weit voneinander entfernt.

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