Das Freihausviertel als größtes (bzw einziges) Stadterneuerungsgebiet des Ständestaates beschreibe ich auch in meinem bald erscheinenden Buch "Das Wunder des Roten Wien". Nachdem ich letzthin einige Bilder gemacht hab, stell' ich sie mal hier rein. Erst aber der Text dazu:
Das größte ständestaatliche Projekt war die Neuordnung des Freihausviertels. Das „Freihaus“ wurde im 17. Jahrhundert erbaut und war lange Zeit Wiens größtes Wohnhaus. Im Komplex zwischen Wiedner Hauptstraße, Mühl- und Schleifmühlgasse befanden sich Werkstätten, Gasthäuser, eine Kapelle und das Freihaustheater. Zur Jahrhundertwende war das zusammenhängende Häuserkonglomerat nicht nur veraltet, sondern durch die Größe und die Lage unmittelbar am Karlsplatz ein Fremdkörper in der Stadtstruktur. Erste Abbrucharbeiten begannen 1913, die Arbeiten wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Für den Ständestaat bot die längst überfällige Schleifung des verkommenen Areals Gelegenheit, ein echtes Stadtsanierungsprojekt zu initiieren, und tatsächlich gelang mit dem Durchbruch der Operngasse und den neuen Wohnhäusern so etwas wie ein Vorzeigeprojekt. Durch die geradlinige Straßenführung ergaben sich spitzwinkelige Einmündungen in den Bestand, die wiederum Gelegenheit zu zeitgemäßen Ecklösungen im „Ozeandampfer-Stil“ boten – ein seltenes Beispiel für die Orientierung an der futuristischen Architektur des verbündeten Italien, statt am rückwärtsgewandten, heimattümelnden Deutschland. Die Häuser strahlen für Wien ungewohnte Urbanität aus, die Entrées sind modern und elegant. Typisch aber die bemüht an Traditionen anknüpfenden Hauszeichen an allen Gebäuden des Operngassen-Projekts.
Das Bärenmühlen-Haus ist übrigens von den selben Architekten (Aichinger+Schmid) wie das Verkehrsbüro daneben.