Autor Thema: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung  (Gelesen 148228 mal)

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B. S. Agrippa

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #60 am: 11. August 2012, 20:09:28 »
Könnte der Grund für die konsequente Benachrangung der Straßenbahn in zentrumsnäheren Bezirken nicht einfach der sein, dass der Geschwindigkeitsunterschied zur U-Bahn möglichst groß gehalten werden soll? Je langsamer die Bim, desto schneller kommt dem gemeinen Fahrgast klarerweise die U-Bahn vor...erst kürzlich wollte mir ein Freund mit allen Mitteln weismachen, dass er von der Zaunergasse (Ecke Traungasse) mit 4A-U3 schneller bei der Schlachthausgasse sei als mit 71-18...die Fahrtzeit mit dem 71er bis Sankt Marx gibt er selbst mit "über 10 Minuten" an... ::)

Laiseka

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #61 am: 11. August 2012, 21:43:13 »
Ich bin wahrlich kein Straßenbahnspezialist, aber was ich hier lese läßt mich tatsächlich sehr staunen. Kann das nicht mal wer von euch Fachleuten zusammenfassen und an den Kurier, ... schicken um ein bissl Druck für die Straßenbahn in Wien zu machen?

p.s. soweit ich mich erinnern kann, gibts ja eine Vorrangschaltung für die Straßenbahn am Margaretengürtel aber diese wird/darf nicht benutzt werden?

kmh

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #62 am: 11. August 2012, 23:17:44 »
Eines möchte ich den Fürsprechern einer schnelleren Straßenbahn hier einmal gerne schreiben: Es muss einem der Fahrplan einen gewissen Spielraum lassen, den man dann entsprechend der Verkehrslage nutzen kann. Und noch eines: ich möchte nicht aus Fahrplangründen mit einem 50er durch die eng verparkte und stark frequentierte zB. Währinger Straße bröseln. Das Unfallrisiko steigt nicht linear, sondern zur Potenz. Freilich haben die Fans und Beobachter das Gefühl, dass die modernen Fahrzeuge nicht entsprechend ihrer Kräfte und Vmax genützt werden. Versetzt Euch in die Lage der Fahrer mit all ihrer Verantwortung. Es wäre einem Forschungsauftrag wert, einmal zu schaun, was auf 7 km einer Linie bei entsprechendem "Raubern" 2 Minuten bringen, wenn die Unfallgefahr ums 3-fache steigt. Schließlich möchte jeder Fahrer nach seinem Dienst herunter steigen, ohne eine Meldung machen zu müssen oder gar mit Albträumen in der Ruhezeit leben zu müssen.

Linie 41

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #63 am: 11. August 2012, 23:56:09 »
Naja, man muß natürlich zuerst die Rahmenbedingungen ändern. Das bedeutet einen radikalen Einschnitt beim motorisierten Individualverkehr.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

13er

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #64 am: 11. August 2012, 23:56:59 »
Das darfst du nicht falsch verstehen: Es geht bei den Beschleunigungen nicht um eine schnellere Fahrweise (auf Kosten der Sicherheit), sondern um Verringerung der Hindernisse entlang der Strecke. Ca. 1/4 bis 1/3 der heutigen Fahrplanzeiten wird vor Ampeln verbracht (nicht auf allen Linien, manche sind besser, manche schlechter dran). Du kannst dir ausrechnen, wie viel man da gewinnen könnte, ganz ohne mehr Streß für den Fahrer zu haben (ganz im Gegenteil denke ich mir, dass es für die Fahrer doch eher weniger Streß bedeutet, nicht alle halben Minuten stop-and-go-Verkehr durchführen zu müssen, sondern gleichmäßig dahinzufahren).

Das Ideal der Tramway muss sein: Aufenthalt ausschließlich in Haltestellen und nach dem Fahrgastwechsel quasi sofort die Möglichkeit des Weiterfahrens. In all den Städten, wo ich in letzter Zeit war, hat man ca. seit dem Jahr 2000 entsprechende mehr oder weniger radikale Beschleunigungsprogramme umgesetzt, nur in Wien gibt's 1001 Ausreden, warum das nie funktionieren kann (vom Stau von Kaiserebersdorf bis auf den Cobenzl über unmöglich zu adaptierende Kreuzungen mit mehreren Linien, angebliche Einsprüche der Bezirke, von denen die Bezirke gar nichts wissen, wenn man sich direkt an sie wendet usw. usf.).

Hoffnung habe ich keine, dass sich in nächster Zeit etwas ändert. Der 26er wird - abgesehen von der Hochbahn mit dem unnötigen Linksverkehr - auch wieder nur eine Rumpeltramway nach Altwiener Vorbild mit Ampeln, wo es praktisch kein Verkehrsaufkommen gibt, werden. Solange man Straßenbahnen auf diese Art baut, ist es vielleicht eh besser, dass es nicht mehr Neubaustrecken gibt.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

B. S. Agrippa

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #65 am: 12. August 2012, 00:29:14 »
Die gängigsten Antibim-Argumente gehen doch sowieso alle ins Leere! :lamp:

Regulierte Kreuzungen, die von mehreren Linien befahren werden, gibt es in Städten mit größeren Liniennetzen auch (Straßburg, Krakau...), genauso ist es in anderen Städten sichtlich kein Problem, dort wo die (neue) Bim fährt gleichzeitig den MIV zu reduzieren oder gänzlich zu verbannen, von entsprechender Parkraumbewirtschaftung (Falschparkerreduzierung!) oder eigenen Gleiskörpern gar nicht zu sprechen. Und wieviele Arrondessiments durchfährt bitte der 3er in Paris, der gerade verlängert wird? Warum wird der offenbar überall begrüßt und warum kann er ungehindert von Station zu Station durchfetzen ohne an einer lästigen Ampel zu verhungern, wo doch genug größere Radialstraßen gekreuzt werden?

13er

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #66 am: 12. August 2012, 00:46:36 »
Und wieviele Arrondessiments durchfährt bitte der 3er in Paris, der gerade verlängert wird? Warum wird der offenbar überall begrüßt und warum kann er ungehindert von Station zu Station durchfetzen ohne an einer lästigen Ampel zu verhungern, wo doch genug größere Radialstraßen gekreuzt werden?
Was steht auf den Schildern? Bei rot verpflichtend stehenbleiben, Tramway hat Vorrang.

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Bei uns wäre (ist) bei jeder solchen Kreuzung eine Ampel, wo die Tramway vielleicht eine Minute warten müsste, bis sie in die Haltestelle einfahren könnte.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Linie 41

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #67 am: 12. August 2012, 01:18:28 »
Bei uns wäre (ist) bei jeder solchen Kreuzung eine Ampel, wo die Tramway vielleicht eine Minute warten müsste, bis sie in die Haltestelle einfahren könnte.
Nein, denn bei uns wäre die Haltestelle VOR der Kreuzung und die Ampel wäre auf grün bis kurz bevor der Fahrgastwechsel abgeschlossen ist.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

B. S. Agrippa

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #68 am: 12. August 2012, 01:22:46 »
Bei uns wäre (ist) bei jeder solchen Kreuzung eine Ampel, wo die Tramway vielleicht eine Minute warten müsste, bis sie in die Haltestelle einfahren könnte.
Nein, denn bei uns wäre die Haltestelle VOR der Kreuzung und die Ampel wäre auf grün bis kurz bevor der Fahrgastwechsel abgeschlossen ist.
Der zweite Punkt stimmt in den meisten Fällen, allerdings liegen viele Haltestellen auch nach Kreuzungen, alleine in Favoriten würden mir ad hoc an die 10 einfallen.

Laiseka

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #69 am: 12. August 2012, 01:30:47 »
Die Einfahrt in die Station Arbeitergasse der Linien 18 und 6 (aus Fahrtrichtung Eichenstraße kommend): Da ist die Haltestelle erst nach der Kreuzung und selbst wenn die Tram in die Station einfährt, wird sie stets von linksabbiegenden Kfz ausgebremst.

Das ist sowieso eine seltsame Sitte, dass in Wien Haltestellen auch aktuell noch nach LSA bzw. Kreuzungen errichtet werden.

Klingelfee

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #70 am: 12. August 2012, 02:03:34 »
Und warum berechnet man nicht endlich die Rolldienstzulage (irrerweise "Effizienzbonus" genannt) nach der gefahrenen Strecke (Kilometer), statt nach der verfahrenen Zeit? Die WiLi sind garantiert der einzige Betrieb, der das so widersinnig und leistungsfeindlich handhabt! Ich weiß nicht, wovor die Gewerkschaft Angst hat, berechnet man das nach Kilometern können die Fahrbediensteten durch Beschleunigung nur profitieren!
QFT!

Stellt sich nur die Frage, wie viel Beschleunigung tatsächlich möglich ist. Solange man die lästigen Stehzeiten an Ampeln, sinnfreie Geschwindigkeitsbeschränkungen, mühsame Kollonnenfahrten und sonstige bremsende Hindernisse (Linksweichenregel, fehlende Doppelhaltestellen, Falschparker, Mischverkehr auf staugefährdeten Straßen...) nicht aus dem Weg bekommt, ist an eine Beschleunigung sowieso nicht zu denken. Ein 62er könnte es bei bestmöglichen Voraussetzungen schätzomativ in ~34-35 Minuten von der Oper nach Lainz schaffen statt wie bisher in 42. Eine Haltestellenreduzierung auf Abschnitten mit hoher Stationsdichte ist auch eine Option. (z.B. Siebertgasse und Marx-Meidlinger-Straße zusammenlegen!)

Die 34-35 min schafft ein 62 auch jetzt schon, allerdings nur in der Nacht bei nicht zu vielen Fahrgäste.

In der HVZ bezweifle ich jedoch, dass do die Fahrzeit unter 40 min bringen. Ausgenommen du schaffst noch dass du bei den Fahrgästen folgende Verhaltenweise abstellst.
  • Unmittelbar nach dem Einsteigen einen Schwächeanfall bekommen und sofort stehen bleiben
  • Einsteigen ohne die anderen vorher aussteigen zu lassen
  • Einsteigen, obwohl der Wagen schon voll ist und bereits der nächste oder gar schon der übernächste Zug/Bus hinten dran steht
  • ....

Edit (tram): Zitat korrigiert.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Klingelfee

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #71 am: 12. August 2012, 02:07:11 »
Die Einfahrt in die Station Arbeitergasse der Linien 18 und 6 (aus Fahrtrichtung Eichenstraße kommend): Da ist die Haltestelle erst nach der Kreuzung und selbst wenn die Tram in die Station einfährt, wird sie stets von linksabbiegenden Kfz ausgebremst.

Das ist sowieso eine seltsame Sitte, dass in Wien Haltestellen auch aktuell noch nach LSA bzw. Kreuzungen errichtet werden.

Das hängt oft mit den baulichen Gegebenheiten ab und wie die Beinflussung der Ampelanlage ist.
Wo jedoch wo eine Haltestelle errichtet wird und wie sie ausgestattet wird entscheiden nicht die WL, sondern der jeweilige Bezirk. Die WL haben lediglich ein Mitspracherecht und können ggf. einen Vorschlag machen.
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Linie 41

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #72 am: 12. August 2012, 02:08:43 »
In der HVZ bezweifle ich jedoch, dass do die Fahrzeit unter 40 min bringen. Ausgenommen du schaffst noch dass du bei den Fahrgästen folgende Verhaltenweise abstellst.
Juhuuuuu... die Wiener-Linien-Standard-Antwort ist wieder da. ::)
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Klingelfee

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #73 am: 12. August 2012, 02:14:35 »
In der HVZ bezweifle ich jedoch, dass do die Fahrzeit unter 40 min bringen. Ausgenommen du schaffst noch dass du bei den Fahrgästen folgende Verhaltenweise abstellst.
Juhuuuuu... die Wiener-Linien-Standard-Antwort ist wieder da. ::)

Das ist nicht die Standartantwort, sondern die tägliche Beobachtung. Was nützt mir die beste Schaltung, wenn du dann immer wiedr Fahrgäste hast, die die 3 min und länger die Türe blockierenund unbedingt noch einsteigen wollen, obwohl kein Platz kehr ist und DIE NÄCHSTEN ZÜGE schon hinten anstehen (zb Linie 43 Alser Straße)
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Tatra83

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Re: Kosten der (Nicht-)Beschleunigung
« Antwort #74 am: 12. August 2012, 02:26:02 »
In der HVZ bezweifle ich jedoch, dass do die Fahrzeit unter 40 min bringen. Ausgenommen du schaffst noch dass du bei den Fahrgästen folgende Verhaltenweise abstellst.
Juhuuuuu... die Wiener-Linien-Standard-Antwort ist wieder da. ::)
Das ist nicht die Standartantwort, sondern die tägliche Beobachtung. Was nützt mir die beste Schaltung, wenn du dann immer wiedr Fahrgäste hast, die die 3 min und länger die Türe blockierenund unbedingt noch einsteigen wollen, obwohl kein Platz kehr ist und DIE NÄCHSTEN ZÜGE schon hinten anstehen (zb Linie 43 Alser Straße)
Da gibts eine pragmatische Maßnahme für: Zentrales Schließen, welches ebenso ein Teil der potentiellen ÖV-Beschleunigung in Wien ausmacht.
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.