Autor Thema: Linie 61 (1907-1960)  (Gelesen 113613 mal)

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Erdberg

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #135 am: 14. Februar 2019, 11:24:33 »
Ist zwar ganz interessant die Auflistung, aber viele Linien wurden ja nicht durch Busse ersetzt, sondern entweder gar nicht oder durch andere Straßenbahnlinien oder andere Linienführung. Beispielsweise C, F und L.

In meiner privaten Buslinien-Statistik finde ich nur folgende Buslinien, die direkt auf eingestellte Straßenbahnlinien zurückzuführen sind (und deren Liniensignale sich tw. ziemlich bald wieder verändert haben):
1956: 158
1959: 63
1960: 40, 61
1961: 13, 72, 73
1962: 165, 47
1967: 57
1968: 48
1969: 80, 81
1970: 117, 217, 317, 39

60er

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #136 am: 14. Februar 2019, 11:38:51 »
In der Aufzählung fehlen die Linien Tk, 45/56 und 75/78.  :)
Ja, die hätte man auch noch erwähnen können. Wobei es bei den Bruchstrichlinien, die eigentlich nur reine Frühkurse waren, Ansichtssache ist, ob man diese als eigenständige Linien sieht.

Und im Falle von 117 und 118 kann man ja eigentlich nicht von einer Einstellung reden kann, die Linien wurden ja nur in 17A bzw. 18 umbenannt.
Es ist natürlich richtig, dass darunter auch einige reine Umbezeichnungen zu finden sind.

Ist zwar ganz interessant die Auflistung, aber viele Linien wurden ja nicht durch Busse ersetzt, sondern entweder gar nicht oder durch andere Straßenbahnlinien oder andere Linienführung. Beispielsweise C, F und L.
Es ist mir natürlich klar, dass nicht alle eingestellten Straßenbahnlinien durch Busse ersetzt wurden. Die Durchgangslinien C und F wurden halt durch den Bau des Jonasreindls gekillt.

win22

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #137 am: 14. Februar 2019, 17:54:48 »
Bis auf die Buchstabenlinien 1960 habe ich versucht die Stammlinien aufzuzählen, die nahezu 1:1 durch einen Bus oder U-Bahn ersetzt wurden.

Das oft parallel Sonderlinien (wie zB 78 mit J und T) aufgelassen wurden, ist eine Begleiterscheinung.

tram

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #138 am: 14. Februar 2019, 20:41:03 »
Zurück zum Thema bitte, das ist der Thread für die Linie 61, nicht für allgemeine Diskussionen über Linieneinstellungen!

hema

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #139 am: 23. Februar 2019, 22:36:08 »
Hoffmeistergasse am 30.Juli 1948.

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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #140 am: 24. Februar 2019, 02:42:51 »
Hoffmeistergasse am 30.Juli 1948.

(Dateianhang Link)
.
Vielen Dank für dieses atmosphärische Foto, das ist mein schäbiges Meidling!
Ich rieche wieder den modrigen Geruch der grundfeuchten Häuser, darüber wabbert das Kakaoaroma vom rechts sichtbaren Küfferle, noch steht der Gasbehälter am Wienerberg nicht und die Südbahn fuhr noch mit Dampflokomotiven, deren Rauch bis zum Standort des Fotografen vordrang.
Die Frau im getupften Kleid trägt sauteure und schwer erhältliche Nahtstrümpfe, die man im Falle einer Laufmasche sogar zum Repassieren trug. Die Kinder laufen teilweise >bloshappert<.

Der Zug der Linie 61 hält seine Ausgleichszeit auf einem für die meidlinger Schleifen typischen Gegenbögen.

buschberg

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #141 am: 24. Februar 2019, 08:17:38 »
Ein interesanntes viel aussagendes Bild.

win22

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #142 am: 24. Februar 2019, 09:47:58 »
Man muss auch beachten, dass das Foto drei Jahre nach Kriegsende aufgenommen wurde.

Ich habe es nicht erlebt aber vermute, 10 Jahre später in den 1950er Jahren begann ein bis dahin nie
gekannter permanenter Wohlstandszuwachs.

Daher auch aus heutiger Sicht nachvollzieher Fortschrittswahn mit individuellen Autos und
freien Strassen für die moderne Mobiltität, indirekt geschürt durch die Erdöllölindustrie,
die Absatzmärkte für Erdlöprodukte brauchte.

Umweltschutz, Denkmalschutz und Nachhaltigkeit ist ein Fremdwort, es beginnt die Zukunft.

Bis uns die Erdölkrise, Three Miles Island und Tschernobyl gelehrt haben, dass technischer Fortschritt nicht
automatisch eine bessere Welt bedeutet.

Ob aus heutiger Sicht der Umstellungswahn auf Autobusse bessere Verbindungen brachte kann
diskutiert werden, jedoch im Zeitalter wo man von Elektromobilität spricht hätten
elektrisch betriebe Strassenbahnen einen weit besseren "ökologischen Fussabdruck" pro gefahrenen Km als
mit Diesel betriebene Autobusse, auch wenn Sie Euro 6 haben. Trotzdem haben sie Abgase und
verbrauchen fossile Brennstoffe.

Dieses Foto ist ein eindrucksvoller Einblick in die Zeit, bevor es vermeintlich "bergauf" ging.....



N1

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #143 am: 24. Februar 2019, 10:24:00 »
Das Foto ist womöglich gestellt. Jedenfalls scheint es mir schwer nachvollziehbar, warum man mit nur einem Schuh außer Haus gehen sollte.

Die Umstellung von Straßenbahnlinien auf Busbetrieb wurde bereits in den 30er Jahren angedacht, unterblieb aber nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, denn damals war der Tramwaybetrieb noch billiger. Dieser Kostenvorteil wird wohl 20 Jahre später perdu gewesen sein.
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Hans Rauscher

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #144 am: 24. Februar 2019, 10:31:32 »
Das Foto ist womöglich gestellt.

Ja, es ist (von den Amerikanern) gestellt, hier gibt es noch eine andere Version: http://www.bildarchivaustria.at/Preview/685400.jpg
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

win22

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #145 am: 24. Februar 2019, 12:32:43 »
Wenn wir schon bei den Amerikanern sind, erinnern wir uns an den großen amerikanischen Straßenbahnskandal (englisch General Motors streetcar conspiracy).

Die systematische Zerstörung des auf der Straßenbahn basierenden öffentlichen Personennahverkehrs in 45 Städten der Vereinigten Staaten wurde unter Führung des größten Automobilherstellers der USA, General Motors (GM), ab den 1930er bis in die 1960er Jahre durchgeführt. Die Verkehrsunternehmen wurden aufgekauft, um anschließend eine Stilllegung der Straßenbahnstrecken zu Gunsten des Automobil- und Autobusverkehrs zu erreichen, damit Fahrzeuge und Betriebsstoffe aus eigener Produktion abgesetzt werden konnten.

War auch in Europa ähnlich, man hat den Städten den Busverkehr schmackhaft gemacht und damit sie in eine Abhängigkeit gebracht.

hema

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #146 am: 24. Februar 2019, 13:05:36 »
. . . . denn damals war der Tramwaybetrieb noch billiger.
Ist er eigentlich auch heute noch, nur ist das durch "amtliche" Kostenverschleierung, "gekonnte" Kostendarstellung und diverse versteckte Subventionen des Schwerverkehrs nicht erkennbar!   :-[

Außerdem investiert man leider lieber viel Geld in für die Bau- und Fahrzeugindustrie wesentlich lukrativere U-Bahn-Projekte.   :-X 
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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #147 am: 24. Februar 2019, 16:13:30 »
Das Foto ist womöglich gestellt.

Ja, es ist (von den Amerikanern) gestellt, hier gibt es noch eine andere Version: http://www.bildarchivaustria.at/Preview/685400.jpg

Vielen Dank für diese Bilder und eure wohlgewählten Worte dazu. Ich bin gespannt, ob wir es schaffen Städte wieder menschen-/kindgerechter zu gestalten. Wenn man bedenkt, dass es noch in den 1950er möglich war ohne abbremsen vom Matzleinsdorferplatz bis zum Wienfluss mit dem Tretroller zu flitzen (fast keine Autos) und binnen weniger Jahren dies verunmöglicht wurde - wie lange wird es wieder dauern, bis sich Kindern wieder frei, selbstständig und sicher durch unsere Städte bewegen können?

Zum 2. und verlinkten Bild: was erkennt man denn da im Inneren des Hauses?

win22

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #148 am: 24. Februar 2019, 16:24:34 »
Ich denke es bedarf einem nachhaltigen Ereignis, dass zum Umdenken anregt.
Will von der Linie 61 nicht abschweifen aber rechnen wir mal:
Gleislegung, Oberleitung, Gleichrichterstationen, Oberflächengestaltungen, Ampelanlagen, Fahrzeuge
(ca. 10 neue Garnituren, Platz in einem Bahnhof), Fahrpersonal, mind. ein Schneepflug mehr, usw.
Ich denke das sind über 100 Mio Anschaffungskosten. Und was würde der Wiederbetrieb der Linie 61
mit Strassenbahnen kosten und was kostet er heute mit Bussen?
Da liegt die Wahrheit. Wenn die Wiener Linien die Instandhaltung der befahrenen Strassen
aliqot zur Belastung durch den Linienbus mitbezahlen würde die Kostenrechnung anders aussehen.
Einschließlich Treibstoff und Schmierkosten, Wartungskosten, Lebensdauer der Busse, usw.

Wenn das wer mal echt durchrechnet bin ich gespannt was bei einem Beobachtungsezeitraum von 10 Jahren
oder mehr billiger oder nachhaltiger ist.
Bei der Straßenbahn gibt es keine Emissionen entlang der Fahrstrecke, praktisch keinen Bremsstaubfeinabrieb und kein Altöl zum Entsorgen.

Wenn wir schon beim Thema Umwelt sind, gibt es kein Argumente für den Bus sondern alles spricht für die Straßenbahn.
Ausser man schürt Angst und sagt, die Straßenbahn fährt mit Atomstrom....

Tramwayhüttl

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Re: Linie 61 (1907-1960)
« Antwort #149 am: 24. Februar 2019, 16:26:44 »
Ich denke nicht, dass der junge Mann “einen Schuh” trägt, eher dass er bloßhappert ist und am rechten Fuß eine Verletzung/einen Verband hat, welcher durch einen dicken Wollsocken geschützt ist.
Da die Quäker, vor deren Niederlassung das Bild ja gemacht wurde, eine Gemeinschaft mit angelsächsischen Wurzeln sind, könnte es sein, dass die Dame im getupften Kleid eine Mitarbeiterin ist. Das würde auch die Nylons erklären. Wobei man diese durchaus zu horrenden Preisen am Schwarzmarkt oder gegen sonstige Naturalien *räusper* bekommen konnte. Insgesamt, gestellt oder nicht, ein schönes Stommungsbild der frühen Nachkriegszeit.
Bitte seien Sie achtsam! Zwischen Ihren Ohren befindet sich nichts als Luft.