Autor Thema: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition  (Gelesen 174492 mal)

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #225 am: 09. März 2021, 22:42:10 »
ersetze "politisch"durch "betriebsintern".

Hmm, okay. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass ein politisch (bzw. explizit von der SPÖ) stark gewünschtes Projekt, intern komplett verhindert werden kann. Außerdem gäbe es für diesen Fall noch die WLB, die genau so gut mit der Umsetzung beauftragt werden kann.

tramway.at

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #226 am: 09. März 2021, 23:38:41 »
ersetze "politisch"durch "betriebsintern".

Hmm, okay. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass ein politisch (bzw. explizit von der SPÖ) stark gewünschtes Projekt, intern komplett verhindert werden kann. Außerdem gäbe es für diesen Fall noch die WLB, die genau so gut mit der Umsetzung beauftragt werden kann.

Soweit ich hörte war es eine Gruppe innerhalb der WiLi, die die Passivität des Betriebs nicht mehr akzeptieren wollte und an höheren Ebenen vorbei mit ihren Vorschlägen an die Öffentlichkeit gingen. Goutiert wurde das nicht.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #227 am: 10. März 2021, 06:45:33 »
Mir wären 12er, 25er und 27er sowieso deutlich lieber als Strassenbahnausbauten nach Niederösterreich! Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg! ;)

Es ist halt nur die Frage, was für die Verkehrsreduktion wichtiger wäre. Da bin ich mir nämlich nicht sicher, ob die Umlandstraßenbahnen da nicht wichtiger wären. Nur weil du persönlich eine gewisse Verbindung nicht brauchst, heißt es nämlich nicht, dass sie wichtiger wäre, als eine Verbindung, die du gerne hättest.

Zum einen wird sich am Modal Split nichts ändern, solange man die Autofahrenden aus dem Umland mittels breiter Straßen und lächerlicher Parkgebühren praktisch einlädt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Sonst wäre doch z.B. die Triester Straße viel leerer, immerhin gibt es in ihrem Einzugsgebiet mit Südbahn, Aspangbahn, z.T. Pottendorfer Linie, Badner Bahn und vielen relativ häufig verkehrenden Buslinien ein dichtes Öffinetz. Das gleiche auf der Westeinfahrt: Westbahn, neue Weststrecke, U4 - und trotzdem schafft man es noch nicht einmal, zulasten des MIV den Wientalradweg vernünftig auszubauen. Und dann soll die Bim nach Schwechat den großen Wandel bringen?

Zum anderen: warum sollten 12er, 25er und 27er eigentlich nicht von Pendlerinnen und Pendler benützt werden? Es pendeln ja nicht alle zum Stephansplatz.

Aussage eines Stadtplaners: "Der Kampf um den Modal Split entscheidet sich an der Stadtgrenze"

Ich weiß nicht: sicher ist da was dran, aber zugleich ist das praktisch eine Einladung, Defizite in Stadtplanung und ÖV-Netz zu ignorieren. Die Beispiele habe ich ja schon mehrmals angebracht:

- Der Barbara-Prammer-Hof, weit weg vom ÖV und Einkaufsmöglichkeiten (selbst des alltäglichen Bedarfs) - wie wird da wohl das Mobilitätsverhalten aussehen?

- Neu Leopoldau (das alte Gaswerk) mit seinen peripher gelegenen Bushaltestellen - der Bus nach Leopoldau fährt halbstündlich, nur bis 21 Uhr und hält in Leopoldau weit weg von der U1, der Bus auf der anderen Seite zur Siemensstraße, hat dort aber allenfalls zufällige Anschlüsse zur S-Bahn (weil Humpeltakt bei der S-Bahn, das nächste Thema).

- Überhaupt das über Jahrzehnte gewachsene, völlig unzulängliche Busnetz in Floridsdorf, das selbst dicht besiedelte Gebiete (z.B. Justgasse) nur in eine Fahrtrichtung anbindet und selbst auf stark nachgefragten, aber kurzen Strecken aus diesen Gebieten Richtung Bezirkszentrum (Franz-Jonas-Platz) Umsteigen oder längere Fußwege zum 30er/31er erfordert (Justgasse, Doktor-Franz-Koch-Hof). Dazu noch, gerade an Wochenenden, deutliche Erschließungsdefizite in Strebersdorf und Stammersdorf, und für nicht alltägliche Fahrgast undurchschaubare Liniensignale (irgendwie heißen dort alle Linienführungen, die übrig geblieben sind, 32A...), die Stadtrundfahrt mit dem 29A durch die Großfeldsiedlung, statt die gleichnamige U1-Station aus Floridsdorf kommend direkt anzubinden.

- Anstehende minimale Verlängerungen im Innenstadtbereich (31 zum Schwedenplatz, 57A zum Volkstheater oder Karlsplatz), um Knotenpunkte bzw. wirklich zentrale Orte anzubinden. (Jaja, wir wissen, geht nicht, weil war schon immer so!), aber auch die eingeschränkten Betriebszeiten des 1A, der eine Lücke im Netz schließt.

- Die miserable Integration der frisch ausgebauten Marchegger Ostbahn ins Liniennetz, vor allem durch Aufgabe der Station Hausfeldstraße, aber auch, weil man es Jahre nach Fertigstellung des Abschnitts auf Wiener Gebiet noch nicht geschafft hat, an der Station Hirschstetten eine Haltestelle für den 22A einzurichten.

- Die Pseudo-Anbindung des Nordbahnhofsviertels durch den O-Wagen, viel zu spät und für drei von vier Himmelsrichtungen komplett uninteressant.

- Nicht zu vergessen der Instandhaltungsrückstand bei U- und Straßenbahnen, der zahlreiche Langsamfahrstellen und Betriebsstörungen verursacht.

Die Aufzählung ist bei weitem nicht abschließend, und sie berührt zwei Grundprobleme: Stadt- und Verkehrsplanung werden nicht zusammengedacht, und selbst innerhalb der Verkehrsplanung scheint man nicht miteinander zu reden - sobald die ÖBB etwas bauen, scheint die Stadt Wien auf Durchzug zu schalten und nicht weiter zu denken als zur Mittagspause: siehe Marchegger Ostbahn, siehe aber auch den geplanten Stationsumbau in Speising, wo man offensichtlich nicht vorsieht, am Ausgang Hofwiesengasse eine gemeinsame Haltestelle für Busse und Straßenbahnen mit kurzen Umsteigewegen zwischen allen Verkehrsmitteln zu schaffen.

Und dazu kommt ja noch meine Antwort an Klingelfee: solange man die Autofahrenden aus dem Umland quasi einlädt, bis zum Ring zu fahren, tun sie das auch. Und da habe ich, weil wir uns im Tramwayforum befinden, noch nicht mal mit attraktiven Fuß- und Radwegen angefangen (die natürlich wiederum gerade in engen Stadträumen auch mit Einschränkungen für den MIV zu tun haben).

Insofern sehe ich, um zum ursprünglichen Zitat zurückzukommen, tatsächlich die Gefahr, dass eine solche Aussage dazu führt, die Hände in den Schoß zu legen: "Solange die Bim nicht nach Schwechat fährt, können wir eh nichts tun!"

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #228 am: 10. März 2021, 06:57:29 »
Mir wären 12er, 25er und 27er sowieso deutlich lieber als Strassenbahnausbauten nach Niederösterreich! Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg! ;)

Es ist halt nur die Frage, was für die Verkehrsreduktion wichtiger wäre. Da bin ich mir nämlich nicht sicher, ob die Umlandstraßenbahnen da nicht wichtiger wären. Nur weil du persönlich eine gewisse Verbindung nicht brauchst, heißt es nämlich nicht, dass sie wichtiger wäre, als eine Verbindung, die du gerne hättest.

Zum einen wird sich am Modal Split nichts ändern, solange man die Autofahrenden aus dem Umland mittels breiter Straßen und lächerlicher Parkgebühren praktisch einlädt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Sonst wäre doch z.B. die Triester Straße viel leerer, immerhin gibt es in ihrem Einzugsgebiet mit Südbahn, Aspangbahn, z.T. Pottendorfer Linie, Badner Bahn und vielen relativ häufig verkehrenden Buslinien ein dichtes Öffinetz. Das gleiche auf der Westeinfahrt: Westbahn, neue Weststrecke, U4 - und trotzdem schafft man es noch nicht einmal, zulasten des MIV den Wientalradweg vernünftig auszubauen. Und dann soll die Bim nach Schwechat den großen Wandel bringen?

Zum anderen: warum sollten 12er, 25er und 27er eigentlich nicht von Pendlerinnen und Pendler benützt werden?


Das die Pendler derzeit ihr Auto nicht wenigstens an der Stadtgrenze abstellen, liegt eher daran, dass sie keine wirklichen Möglichkeiten haben, ihr Auto am Weg zum Arbeitsplatz stehen zu lassen, um auf den ÖV umsteigen zu können, bzw die vorhandenen Parkhäuser eher nur geringe Kapazitäten haben, bzw auch nicht wirklich gut von den hochrangigen Straßen erreichbar sind. Man braucht sich da nur einmal anschauen, wie weit man zum Beispiel vom Knoten Kaisermühlen in das Parkhaus Donaustadtbrücke hat. Oder aber das Parkhaus Leopoldau. Dies ist von der S2, oder aber auch von B8 nicht wirklich auf direkten Weg erreichbar.

Die einzige P&R-Anlage, die mMn wirklich sinnvoll für Pendler errichtet wurde, ist das Parkhaus in Hütteldorf. Nur auch das ist für die eigentliche Nachfrage mindestens um den Faktor 5 zu klein. Denn wenn ich als Pendler mehrmals vor verschlossen Parkhaus (Voll ausgelastet) gestanden bin, dann würde ich mir auch eine andere Möglichkeit für die Abstellung meines KFZ suchen.

Und viele Pendler aus dem Speckgürtel haben nun mal nicht die Möglichkeit auf den ÖV zu wechseln. Denn entweder haben sie zu ihren Arbeitswegzeiten gar keine Verbindungen von/nach Wien, haben auch an den Umsteigeknoten keine Möglichkeit ihr KFZ abzustellen, oder aber müssten so große Umwege zu den ÖV machen, dass sie extreme Zeitverluste, wenn sie zuerst zu einem Bahnhof fahren würden.
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #229 am: 10. März 2021, 07:06:17 »
Das die Pendler derzeit ihr Auto nicht wenigstens an der Stadtgrenze abstellen, liegt eher daran, dass sie keine wirklichen Möglichkeiten haben, ihr Auto am Weg zum Arbeitsplatz stehen zu lassen, um auf den ÖV umsteigen zu können, bzw die vorhandenen Parkhäuser eher nur geringe Kapazitäten haben, bzw auch nicht wirklich gut von den hochrangigen Straßen erreichbar sind. Man braucht sich da nur einmal anschauen, wie weit man zum Beispiel vom Knoten Kaisermühlen in das Parkhaus Donaustadtbrücke hat. Oder aber das Parkhaus Leopoldau. Dies ist von der S2, oder aber auch von B8 nicht wirklich auf direkten Weg erreichbar.

Leopoldau ist vielleicht nicht von der S2 gut erreichbar, aber mit der S2 - der Schnellbahnlinie 2. Soll heißen: wieso sollte eigentlich den Pendlerinnen und Pendler nicht zuzumuten sein, bereits im Umland in die Bahn umzusteigen? Wieso sollte eigentlich die Stadt Wien Defizite der niederösterreichischen Siedlungs- und Verkehrspolitik ausgleichen? Wenn es schlicht schwieriger ist, mit dem Auto ins Zentrum zu kommen, entsteht doch automatisch Druck, sich etwas anderes zu überlegen und ggf. Druck auf die Lokalpolitik außerhalb Wiens auszuüben.

Der SPÖ dürften die Umlandpendler_innen auch relativ egal sein, weil sie keine potentiellen Wählerinnen und Wähler sind. Insofern sind die Ursachen für die 70er-Jahre-Retro-Verkehrspolitik der Wiener SPÖ wohl eher innerhalb Wiens zu suchen.

Die einzige P&R-Anlage, die mMn wirklich sinnvoll für Pendler errichtet wurde, ist das Parkhaus in Hütteldorf. Nur auch das ist für die eigentliche Nachfrage mindestens um den Faktor 5 zu klein. Denn wenn ich als Pendler mehrmals vor verschlossen Parkhaus (Voll ausgelastet) gestanden bin, dann würde ich mir auch eine andere Möglichkeit für die Abstellung meines KFZ suchen.

Das gleiche dort: der Verkehr gehört außerhalb der Stadtgrenzen auf die Bahn verlagert - wozu gibt es denn die Westbahn? Und es schwingt mal wieder der Anspruch vieler Automobilisten durch: "ICH HABE EIN AUTO, also stellt mir gefälligst so viel Platz zur Verfügung, wie ich brauche, zum Abstellen und zur Fortbewegung!" Stadtplanung sollte anders funktionieren, also nicht "Wie viele Autos müssen wir unterbringen?" (so funktioniert es aktuell aber), sondern: "Wir haben diese Nutzungen: ..., wie viele Autos können wir unterbringen?".

Und viele Pendler aus dem Speckgürtel haben nun mal nicht die Möglichkeit auf den ÖV zu wechseln. Denn entweder haben sie zu ihren Arbeitswegzeiten gar keine Verbindungen von/nach Wien, haben auch an den Umsteigeknoten keine Möglichkeit ihr KFZ abzustellen, oder aber müssten so große Umwege zu den ÖV machen, dass sie extreme Zeitverluste, wenn sie zuerst zu einem Bahnhof fahren würden.

Augen auf bei der Wohnortwahl. :) Leute, die zu ihren Arbeitswegezeiten keine Verbindungen nach Wien haben oder mit dem ÖV große Umwege fahren müssten, sind aber auch nicht unbedingt das Problem. Das sind nicht die Leute, die Wagramer oder Triester Straße zustauen.

Bus

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #230 am: 10. März 2021, 07:06:45 »
Und viele Pendler aus dem Speckgürtel haben nun mal nicht die Möglichkeit auf den ÖV zu wechseln. Denn entweder haben sie zu ihren Arbeitswegzeiten gar keine Verbindungen von/nach Wien, haben auch an den Umsteigeknoten keine Möglichkeit ihr KFZ abzustellen, oder aber müssten so große Umwege zu den ÖV machen, dass sie extreme Zeitverluste, wenn sie zuerst zu einem Bahnhof fahren würden.

Dazu kommt die wirre Ausschreibungspolitik des VOR, das Busdirektverbindungen gestrichen, Reisezeiten aufgrund Schlangenlinienverkehrs verdoppelt werden (jetzt gerade im Weinviertel), Schienenverkehr eliminiert (Schweinbarter Kreuz) und Anschlüsse aufgrund zu knapper Fahrplankalkulation und den Unwillen Bahnen abzuwarten vermiest wird.

Die Unkenntnis neuer Betreiber und das dadurch entstandenen Chaos bewirkt auch gleich bei Kindern, nicht mehr freiwillig einen Bus zu betreten.

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #231 am: 10. März 2021, 07:16:49 »
@abc:

:blank: S2
Damit meinte ich die Schnellstraße und nicht die Schnellbahn.

:blank: P&R Ausserhalb von Wien
Siehe da den Grund von Anfahrt zu den Punkten. Was nützen mir P&R-Anlagen in NIederösterreich, wenn ich dann als Autofahrer erst einen Umweg machen muss, damit ich dorthin komme, bzw zu meinen Zeiten gar keine Öffis von/nach dort dann gibt. Von den fehlenden Kapazitäsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Denn eines sollte dir auch kalr sein,, du hättest dann auf den Pendlern die gleichen Verhältnisse, wie auf der U-Bahn und ich glaube kaum, dass man Leute zum Pendeln animieren kann, wenn ich dann 1 Stunde oder länger Eng an Eng nur stehen fahren kann. Selbst, wenn die ÖBB ihr Angebot wesentlich verbessert.

:blank: Bewohner im Speckgürtel
Du denkst da offensichtlich immer nur an diejenigen, die in den Speckgürtel gezogen sind. Denke aber bitte auch an die vielen, die in die Stadt pendeln, weil sie als Jugendliche in ihrer Umgebung einfach keinen Arbeitsplatz bekommen haben. Und da rede ich von Personen, die schon in X-Generation den gleichen Wohnort haben.
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #232 am: 10. März 2021, 07:22:29 »
:blank: S2
Damit meinte ich die Schnellstraße und nicht die Schnellbahn.

Klar, das war ein Wortspiel.

:blank: P&R Ausserhalb von Wien
Siehe da den Grund von Anfahrt zu den Punkten. Was nützen mir P&R-Anlagen in NIederösterreich, wenn ich dann als Autofahrer erst einen Umweg machen muss, damit ich dorthin komme, bzw zu meinen Zeiten gar keine Öffis von/nach dort dann gibt. Von den fehlenden Kapazitäsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Denn eines sollte dir auch kalr sein,, du hättest dann auf den Pendlern die gleichen Verhältnisse, wie auf der U-Bahn und ich glaube kaum, dass man Leute zum Pendeln animieren kann, wenn ich dann 1 Stunde oder länger Eng an Eng nur stehen fahren kann. Selbst, wenn die ÖBB ihr Angebot wesentlich verbessert.

Und wieso sollte das ein Problem für die Wiener Stadtpolitik sein? Wie ich eben noch in meinem anderen Beitrag ergänzt habe - man sollte Stadtraumgestaltung nicht vom Auto aus denken ("Wie viel Platz brauchen wir fürs Auto?"), sondern von allen Nutzungen aus.

Du scheinst außerdem die Kapazitäten des Autoverkehrs völlig zu überschätzen - nur mal ans Denkanstoß: eine Doppeltraktion Desiro ML hat gut 500 Sitzplätze (von Stehplätzen sprechen wir noch gar nicht). Ausgehend von 1,2 Personen pro Auto sind das 417 Pkws. 2020 war das meistverkaufte Auto der Skoda Octavia mit einer Länge von gut fünf Metern; 417 x 5 m = ca. 2 km. Eine einzige S-Bahn ersetzt also eine 2 km lange Autoschlange, und zwar allein die Sitzplätze. Oder etwas bildlicher: wenn die Praterstraße vom Praterstern bis zur Urania komplett auf beiden Spuren zugestaut ist, sitzen in den Autos im Schnitt so viele Menschen wie in einer einzigen S-Bahn Platz nehmen können.

Das scheint auch ein Grundproblem in der verkehrspolitischen Diskussion zu sein: der Autoverkehr nimmt so viel Platz ein und ist somit so präsent, dass er wichtiger erscheint als er in einer Großstadt ist. Folglich: sicher müssen die Öffis ausgebaut werden, auch und gerade im Umland, aber es ist nicht so, dass es unmöglich ist, einen Großteil des Autoverkehrs in Bahnen zu verlagern.

Die Verhältnisse bei der U-Bahn haben wir im Übrigen vor allem dort, wo die unbedingt (und mit Nachteilen für alle) Kurzstreckenverkehre übernehmen muss.

:blank: Bewohner im Speckgürtel
Du denkst da offensichtlich immer nur an diejenigen, die in den Speckgürtel gezogen sind. Denke aber bitte auch an die vielen, die in die Stadt pendeln, weil sie als Jugendliche in ihrer Umgebung einfach keinen Arbeitsplatz bekommen haben. Und da rede ich von Personen, die schon in X-Generation den gleichen Wohnort haben.

Und diejenigen, die seit Generationen an der Lassallestraße, der Triester Straße und anderen Verkehrshöllen leben und mit jeder Generation mehr Verkehr zu ertragen haben, müssen damit halt klarkommen?

Linie 58

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #233 am: 10. März 2021, 07:43:59 »
:blank: P&R Ausserhalb von Wien
Siehe da den Grund von Anfahrt zu den Punkten. Was nützen mir P&R-Anlagen in NIederösterreich, wenn ich dann als Autofahrer erst einen Umweg machen muss, damit ich dorthin komme, bzw zu meinen Zeiten gar keine Öffis von/nach dort dann gibt. Von den fehlenden Kapazitäsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Denn eines sollte dir auch kalr sein,, du hättest dann auf den Pendlern die gleichen Verhältnisse, wie auf der U-Bahn und ich glaube kaum, dass man Leute zum Pendeln animieren kann, wenn ich dann 1 Stunde oder länger Eng an Eng nur stehen fahren kann. Selbst, wenn die ÖBB ihr Angebot wesentlich verbessert.

Es wäre wirklich gut, hier eine etwas faktenbasiertere Diskussion zu führen. Das Angebot auf den Hauptachsen rund um Wien ist so attraktiv und dicht wie noch nie zuvor (übrigens auch dank des bösen VOR und des ach so schienenfeindlichen Land NÖ). Wenn du auch nur einigermaßen im Umkreis von einer Bahnstrecke wohnst, ergibt es entlang dieser Achsen außer Faulheit absolut keinen Grund, bis zur Stadtgrenze mit dem Auto zu fahren.

Also bitte hört auf mit dieser Mär, dass es für so viele Pendler gar keine Alternative gibt, als mit dem privaten PKW bis in die Stadt zu fahren.

coolharry

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #234 am: 10. März 2021, 07:47:31 »
Zum einen wird sich am Modal Split nichts ändern, solange man die Autofahrenden aus dem Umland mittels breiter Straßen und lächerlicher Parkgebühren praktisch einlädt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Sonst wäre doch z.B. die Triester Straße viel leerer, immerhin gibt es in ihrem Einzugsgebiet mit Südbahn, Aspangbahn, z.T. Pottendorfer Linie, Badner Bahn und vielen relativ häufig verkehrenden Buslinien ein dichtes Öffinetz. Das gleiche auf der Westeinfahrt: Westbahn, neue Weststrecke, U4 - und trotzdem schafft man es noch nicht einmal, zulasten des MIV den Wientalradweg vernünftig auszubauen. Und dann soll die Bim nach Schwechat den großen Wandel bringen?

Naja so lächerlich sind die Gebühren nicht. Finde ich.
Bei den Strecken in den Süden und Westen ist auch das Problem, das die Züge auch sehr, sehr gut ausgelastet sind und teilweise sogar überlastet.
Will man hier Verbesserungen braucht man, mehr P+R entlang wichtiger Bahnstationen, mehr Züge, längere Züge.
Am einfachsten sind hier wohl die zusätzlichen P+R Plätze zu realisieren.
P+R Tullnerfeld ist vor Corona täglich spätetens um 8 volll gewesen. Trotz über 1000 Stellplätze. Aber was sind schon 1000 Stellplätze.

Ich weiß nicht: sicher ist da was dran, aber zugleich ist das praktisch eine Einladung, Defizite in Stadtplanung und ÖV-Netz zu ignorieren. Die Beispiele habe ich ja schon mehrmals angebracht:

- Der Barbara-Prammer-Hof, weit weg vom ÖV und Einkaufsmöglichkeiten (selbst des alltäglichen Bedarfs) - wie wird da wohl das Mobilitätsverhalten aussehen?

- Neu Leopoldau (das alte Gaswerk) mit seinen peripher gelegenen Bushaltestellen - der Bus nach Leopoldau fährt halbstündlich, nur bis 21 Uhr und hält in Leopoldau weit weg von der U1, der Bus auf der anderen Seite zur Siemensstraße, hat dort aber allenfalls zufällige Anschlüsse zur S-Bahn (weil Humpeltakt bei der S-Bahn, das nächste Thema).

- Überhaupt das über Jahrzehnte gewachsene, völlig unzulängliche Busnetz in Floridsdorf, das selbst dicht besiedelte Gebiete (z.B. Justgasse) nur in eine Fahrtrichtung anbindet und selbst auf stark nachgefragten, aber kurzen Strecken aus diesen Gebieten Richtung Bezirkszentrum (Franz-Jonas-Platz) Umsteigen oder längere Fußwege zum 30er/31er erfordert (Justgasse, Doktor-Franz-Koch-Hof). Dazu noch, gerade an Wochenenden, deutliche Erschließungsdefizite in Strebersdorf und Stammersdorf, und für nicht alltägliche Fahrgast undurchschaubare Liniensignale (irgendwie heißen dort alle Linienführungen, die übrig geblieben sind, 32A...), die Stadtrundfahrt mit dem 29A durch die Großfeldsiedlung, statt die gleichnamige U1-Station aus Floridsdorf kommend direkt anzubinden.

- Anstehende minimale Verlängerungen im Innenstadtbereich (31 zum Schwedenplatz, 57A zum Volkstheater oder Karlsplatz), um Knotenpunkte bzw. wirklich zentrale Orte anzubinden. (Jaja, wir wissen, geht nicht, weil war schon immer so!), aber auch die eingeschränkten Betriebszeiten des 1A, der eine Lücke im Netz schließt.

- Die miserable Integration der frisch ausgebauten Marchegger Ostbahn ins Liniennetz, vor allem durch Aufgabe der Station Hausfeldstraße, aber auch, weil man es Jahre nach Fertigstellung des Abschnitts auf Wiener Gebiet noch nicht geschafft hat, an der Station Hirschstetten eine Haltestelle für den 22A einzurichten.

- Die Pseudo-Anbindung des Nordbahnhofsviertels durch den O-Wagen, viel zu spät und für drei von vier Himmelsrichtungen komplett uninteressant.

- Nicht zu vergessen der Instandhaltungsrückstand bei U- und Straßenbahnen, der zahlreiche Langsamfahrstellen und Betriebsstörungen verursacht.

Die Aufzählung ist bei weitem nicht abschließend, und sie berührt zwei Grundprobleme: Stadt- und Verkehrsplanung werden nicht zusammengedacht, und selbst innerhalb der Verkehrsplanung scheint man nicht miteinander zu reden - sobald die ÖBB etwas bauen, scheint die Stadt Wien auf Durchzug zu schalten und nicht weiter zu denken als zur Mittagspause: siehe Marchegger Ostbahn, siehe aber auch den geplanten Stationsumbau in Speising, wo man offensichtlich nicht vorsieht, am Ausgang Hofwiesengasse eine gemeinsame Haltestelle für Busse und Straßenbahnen mit kurzen Umsteigewegen zwischen allen Verkehrsmitteln zu schaffen.

Alles soweit richtig.
Nur Geld wächst nicht auf Bäumen und will man ein Stadtviertel an die Stadt so anbinden, dann kostet das Geld. Bei der U2 Seestadt wurde ja zurecht am Anfang moniert das es eigentlich raus gehautes Geld ist. Aber die U2 sorgt halt dafür dass man aus der Seestadt in alle Himmelsrichtungen (ausser Norden) weg kann.
Und Neu Leopoldau: 1400 Wohnung mit ca. ebenso vielen Einwohnern. Es ist halt nicht sinnvoll hier mehr zu machen als gemacht wurde. Klar könnte man 30A und 32A besser durch das Gelände führen. Da aber auch Busse Verkehr darstellen, macht man es halt nicht. Persönlich verstehe ich es, da ein Bus in einer verkehrsberuhigten Gegend doppelt laut auffällt. Ausserdem muss man wieder irgendwelche Kniffe anwenden, damit trotz Busstraße nicht jeder Depp regelwidrig aus dem oder durch das Gelände gurkt.

Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #235 am: 10. März 2021, 07:50:20 »
@abc:

:blank: S2
Damit meinte ich die Schnellstraße und nicht die Schnellbahn.

Klar, das war ein Wortspiel.

:blank: P&R Ausserhalb von Wien
Siehe da den Grund von Anfahrt zu den Punkten. Was nützen mir P&R-Anlagen in NIederösterreich, wenn ich dann als Autofahrer erst einen Umweg machen muss, damit ich dorthin komme, bzw zu meinen Zeiten gar keine Öffis von/nach dort dann gibt. Von den fehlenden Kapazitäsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Denn eines sollte dir auch kalr sein,, du hättest dann auf den Pendlern die gleichen Verhältnisse, wie auf der U-Bahn und ich glaube kaum, dass man Leute zum Pendeln animieren kann, wenn ich dann 1 Stunde oder länger Eng an Eng nur stehen fahren kann. Selbst, wenn die ÖBB ihr Angebot wesentlich verbessert.

Und wieso sollte das ein Problem für die Wiener Stadtpolitik sein? Wie ich eben noch in meinem anderen Beitrag ergänzt habe - man sollte Stadtraumgestaltung nicht vom Auto aus denken ("Wie viel Platz brauchen wir fürs Auto?"), sondern von allen Nutzungen aus.

:blank: Bewohner im Speckgürtel
Du denkst da offensichtlich immer nur an diejenigen, die in den Speckgürtel gezogen sind. Denke aber bitte auch an die vielen, die in die Stadt pendeln, weil sie als Jugendliche in ihrer Umgebung einfach keinen Arbeitsplatz bekommen haben. Und da rede ich von Personen, die schon in X-Generation den gleichen Wohnort haben.

Und diejenigen, die seit Generationen an der Triester Straße und anderen Verkehrshöllen leben und mit jeder Generation mehr Verkehr zu ertragen haben, müssen damit halt klarkommen?

Klar sollte man auch schauen, dass man die Bewohner an den Einfallstraßen entlastet.

Aber eines sollte dir auch klar sein, wenn ich die Pendler mit Gewalt aus der Stadt "aussperre", dann schwäche ich auch die Kaufkraft in der Stadt. Denn wenn ich mit dem Auto nicht mehr in die Stadt einfahren kann, dann werde ich auch nicht mehr in der Stadt einkaufen. Das ist ein Wirtschaftsfaktor, der auch nicht zu unterschätzen ist.

Und wenn ich in der Stadt Arbeitskräfte haben will, dann muss ich als Stadt auch dafür sorgen, damit die Beschäftigten gut zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Ansonsten habe ich nämlich auch das Problem, dass sich dann die Firmen womöglich absiedeln, wo ihre Mitarbeiter besser und einfacher hinkommen.

Und damit hast du nämlich das nächste Problem. Was nützt dir ein gutes Netz, wo ich die Pendler in die Stadt bekommen, sie aber durch das umsteigen auf die Öffis eine Mehrfahrzeit von 1 Stunde und mehr pro Richtung haben. Und es ist einfach logistisch nicht möglich für alle Nutzer des ÖV kurze und direkte Fahrweg anzubieten.

Dann hätte ich
Auto (Ohne Stau)
~ 35min
Auto + Öffi
~2:00 h.

Und egal, wo ich mit dem Auto die Bahn kreuzen würde, würde ich kaum auf eine Mehrzeit von unter 45 min kommen. Also wie willst du mich als jemanden der zum Beispiel die elterliche Landwirtschaft nicht übernehmen kann/will und dafür in der Stadt arbeiten will/muss überzeugen, dass er auf die Öffis umsteigt.
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #236 am: 10. März 2021, 08:18:11 »
Naja so lächerlich sind die Gebühren nicht. Finde ich.

Naja, die meisten neu entstehenden und in den letzten Jahren/Jahrzehnten neu entstandenen Arbeitsplätze haben - als Tiefgarage oder vorm Gebäude - für Mitarbeitende kostenlose bis kostengünstige Stellplätze. Dahingegen kostet die Jahreskarte mal eben 300-400 EUR mehr, sobald man um auch nur eine Station die Kernzonengrenze überschreitet. Welcher Pendler, welche Pendlerin bezahlt in Wien so viel für einen Stellplatz?

Bei den Strecken in den Süden und Westen ist auch das Problem, das die Züge auch sehr, sehr gut ausgelastet sind und teilweise sogar überlastet.
Will man hier Verbesserungen braucht man, mehr P+R entlang wichtiger Bahnstationen, mehr Züge, längere Züge.

Triester Straße und Westeinfahrt aber auch. Natürlich braucht es ein besseres Bahnangebot, aber zuweilen wird ja so getan, als müsste man noch fünf weitere Südbahnen bauen, um auch nur 10 % der Pkw-Verkehrs zu übernehmen.

Nur Geld wächst nicht auf Bäumen und will man ein Stadtviertel an die Stadt so anbinden, dann kostet das Geld.

Seltsam, dass das Geld-Argument immer nur gegen den ÖV angebracht wird. Wenn Geld nicht auf Bäumen wächst, kann es sich die Stadt Wien doch gar nicht leisten, Busse und Straßenbahnen vor fast jeder (noch so unwichtigen) Ampel zum Anhalten zu zwingen oder das Netz derart zu vernachlässigen wie sie es tut - beides führt nämlich zu höherem Fahrzeugeinsatz, also auch höherem Ressourcen- und Personalaufwand. Wenn Geld nicht auf Bäume wüchse, könnte es sich die Stadt Wien auch nicht leisten, öffentlichen Raum an Autofahrende praktisch zu verschenken.

Es gibt kein Geldproblem, es gibt ein Prioritätenproblem.

Bei der U2 Seestadt wurde ja zurecht am Anfang moniert das es eigentlich raus gehautes Geld ist. Aber die U2 sorgt halt dafür dass man aus der Seestadt in alle Himmelsrichtungen (ausser Norden) weg kann.

Und das war ja vernünftig - ein gutes ÖV-Angebot muss schon da sein, wenn die ersten Leute hinziehen. Wenn sie sich ihre Wege erstmal anders organisiert haben, ist es schwer, Gewohnheiten wieder zu ändern. Nur: warum war das eigentlich im Sonnwend- und Nordbahnhofviertel sowie im Gaswerk Leopoldau nicht möglich, obwohl der Aufwand doch ein ganz anderer war als eine U-Bahn durch die halbe Stadt zu bauen?

Und Neu Leopoldau: 1400 Wohnung mit ca. ebenso vielen Einwohnern. Es ist halt nicht sinnvoll hier mehr zu machen als gemacht wurde. Klar könnte man 30A und 32A besser durch das Gelände führen. Da aber auch Busse Verkehr darstellen, macht man es halt nicht. Persönlich verstehe ich es, da ein Bus in einer verkehrsberuhigten Gegend doppelt laut auffällt. Ausserdem muss man wieder irgendwelche Kniffe anwenden, damit trotz Busstraße nicht jeder Depp regelwidrig aus dem oder durch das Gelände gurkt.

Das Problem: es sind 1.400 Wohnungen an der einen Stelle (mit mehr Einwohnenden, da wohnen viele Familien), 800 an anderer Stelle, und nochmal woanders 2.000, und so summiert sich das schnell zu Zehn- oder Hunderttausenden ohne vernünftige ÖV-Anbindung. Bei 30A und 32A ist vor allem das Problem, dass es allenfalls zufällige Anschlüsse zur S-Bahn gibt, viel ärgerlicher ist die andere Seite, die schlechten Intervalle und Betriebszeiten des 36B und dessen abgelegene Haltestelle in Leopoldau.

Aber eines sollte dir auch klar sein, wenn ich die Pendler mit Gewalt aus der Stadt "aussperre", dann schwäche ich auch die Kaufkraft in der Stadt. Denn wenn ich mit dem Auto nicht mehr in die Stadt einfahren kann, dann werde ich auch nicht mehr in der Stadt einkaufen. Das ist ein Wirtschaftsfaktor, der auch nicht zu unterschätzen ist.

Angesichts dessen, dass es schon heute an so ziemlich jeder wichtigen Straße ein gigantisches Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt bzw. am äußesten Stadtrand liegt, halte ich diese Gefahr für überschätzt. Wer aus dem Umland unbedingt mit dem Auto zu H&M & Co., fährt auch heute nicht in die Mahü, sondern in die SCS, das Auhof-Center, ins G3 oder ins Huma Eleven. Und wer in Spezialgeschäfte möchte, die es in austauschbaren Shoppingmalls nicht gibt, lässt sich davon nicht abschrecken.

Und wenn ich in der Stadt Arbeitskräfte haben will, dann muss ich als Stadt auch dafür sorgen, damit die Beschäftigten gut zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Ansonsten habe ich nämlich auch das Problem, dass sich dann die Firmen womöglich absiedeln, wo ihre Mitarbeiter besser und einfacher hinkommen.

Nur wohin? Wenn man am Stadtrand oder außerhalb der Stadtgrenzen ansiedelt, ist man auch nur für eine Himmelsrichtung attraktiv erreichbar. Für die anderen drei muss man oft genug durch Wien durch. Und zugleich würde man damit potentielle Mitarbeitende aus Wien vergraulen.

Und damit hast du nämlich das nächste Problem. Was nützt dir ein gutes Netz, wo ich die Pendler in die Stadt bekommen, sie aber durch das umsteigen auf die Öffis eine Mehrfahrzeit von 1 Stunde und mehr pro Richtung haben. Und es ist einfach logistisch nicht möglich für alle Nutzer des ÖV kurze und direkte Fahrweg anzubieten.

Dann hätte ich
Auto (Ohne Stau)
~ 35min
Auto + Öffi
~2:00 h.

An den Stellen und zu den Zeiten, an denen das Straßennetz überlastet ist und besonders viel Einwohner_innen belastet, hat man das Thema nicht - wieviele von denen, die morgens um 7 durch die Lassalle- oder Praterstraße fahren, würden denn mit den Öffis eine Stunde länger brauchen? Ein_e Pendler_in von Essling nach Orth an der Donau ist ja nicht das Problem.

haidi

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #237 am: 10. März 2021, 08:49:27 »
:blank: P&R Ausserhalb von Wien
Siehe da den Grund von Anfahrt zu den Punkten. Was nützen mir P&R-Anlagen in NIederösterreich, wenn ich dann als Autofahrer erst einen Umweg machen muss, damit ich dorthin komme, bzw zu meinen Zeiten gar keine Öffis von/nach dort dann gibt. Von den fehlenden Kapazitäsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Denn eines sollte dir auch kalr sein,, du hättest dann auf den Pendlern die gleichen Verhältnisse, wie auf der U-Bahn und ich glaube kaum, dass man Leute zum Pendeln animieren kann, wenn ich dann 1 Stunde oder länger Eng an Eng nur stehen fahren kann. Selbst, wenn die ÖBB ihr Angebot wesentlich verbessert.
 bekommen haben. Und da rede ich von Personen, die schon in X-Generation den gleichen Wohnort haben.
Die Eng an Eng stehenden wollen halt in Wien schnell zum Ab-/Aufgang. Schau dir die REgionalzüge in Meidling in der Früh an: Vorne sind Sitzplätze frei und hinten können die Leut nimmer umfallen. Da ist noch genug Platz für Fahrgäste.
Aber eines sollte dir auch klar sein, wenn ich die Pendler mit Gewalt aus der Stadt "aussperre", dann schwäche ich auch die Kaufkraft in der Stadt. Denn wenn ich mit dem Auto nicht mehr in die Stadt einfahren kann, dann werde ich auch nicht mehr in der Stadt einkaufen. Das ist ein Wirtschaftsfaktor, der auch nicht zu unterschätzen ist.
Ich denke, das wird überschätzt. Noch schnell was einkaufen werden wohl die, die öffentlich fahren und am Weg zur Haltestelle oder beim Umsteigen an einem Geschäft vorbei kommen. Diejenigen, die einen Parkplatz haben (und den werden wegen Parkpickerl die meisten Pendler brauchen), werden eher  einen bequem zu erreichenden Supermarkt an der Strecke aufsuchen als in Wien zu einem Supermarkt mit Parkplatz zu mäandern.

Dann hätte ich
Auto (Ohne Stau)
~ 35min
Auto + Öffi
~2:00 h.
du bist der typische Anit-Öffi-Poster, den man überall findet und die die absurdesten Strecken aufzählen, warum man in Wien nicht mit den Öffentlichen fahren kann. Ist meiner Frau auch so gegangen auf der Strecke Endemanngasse - Vösendorf Hauptstraße mitten im Ort, aber wie vielen geht es wirklich so?
Abgesehen bist du da einer, der dort raus ziehen würde und dann mehr oder weniger seine eigene Ubahn von Hinterkiegritzstetten nach  Wien verlangt.


Naja, die meisten neu entstehenden und in den letzten Jahren/Jahrzehnten neu entstandenen Arbeitsplätze haben - als Tiefgarage oder vorm Gebäude - für Mitarbeitende kostenlose bis kostengünstige Stellplätze.

Wobei diese in Kurzparkzonen als geldwerter Gehaltsbetandteil angesehen werden und mit glaublich 50 Euro/Monat auf die Steuerbemessungsgrundlage drauf geschlagen werden, wenn der Dienstgeber nicht so viel für den Parkplatz verlangt. Viele Dienstgeber kommen dann mit dem Argument: Wenn ich nichts verlange, musst Lohnsteuer dafür zahlen - was aber immer noch billiger wäre.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

coolharry

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #238 am: 10. März 2021, 08:57:08 »
Wenn Geld nicht auf Bäume wüchse, könnte es sich die Stadt Wien auch nicht leisten, öffentlichen Raum an Autofahrende praktisch zu verschenken.

Es gibt kein Geldproblem, es gibt ein Prioritätenproblem.

Wo wird öffentlicher Raum quasi verschenkt? Schon mal angesehen was man dafür blechen muss, damit man vor seinem Grundstücke eine Straße hat?
Und eine normale Gasse in Wien kostet der Stadt im Jahr einen sogenannten Nasenrammel. Die Straßenoberfläche wird über Kanalgebühren, Strom, Telekabel oder was sonst noch in der Straße liegt mit finanziert. Die Gehsteige bezahlen die Anlieger komplett. Und sollte das nicht reichen macht man eine §53 Straße draus. Da muss der Anlieger die ganze Straße selbst zahlen.
Ob auf der Straße jetzt Autos fahren oder parken, ist da sowas von unerheblich. Einzig die Schneeräumung muss die Stadt, bei öffenltichen Straßen, bezahlen. Dafür darf man aber Grundsteuer löhnen. Verschenkt wird hier gar nichts. Nur man sieht die Kosten nur nicht auf anhieb.

Bei der U2 Seestadt wurde ja zurecht am Anfang moniert das es eigentlich raus gehautes Geld ist. Aber die U2 sorgt halt dafür dass man aus der Seestadt in alle Himmelsrichtungen (ausser Norden) weg kann.

Und das war ja vernünftig - ein gutes ÖV-Angebot muss schon da sein, wenn die ersten Leute hinziehen. Wenn sie sich ihre Wege erstmal anders organisiert haben, ist es schwer, Gewohnheiten wieder zu ändern. Nur: warum war das eigentlich im Sonnwend- und Nordbahnhofviertel sowie im Gaswerk Leopoldau nicht möglich, obwohl der Aufwand doch ein ganz anderer war als eine U-Bahn durch die halbe Stadt zu bauen?

Da in den meisten Stadtvierteln noch ncihtmal die Straßen komplett fertig sind, wenn die Leute hinziehen, verlangst schon sehr viel.
Sonnwend und Nordbahnvietrel waren Straßenbahnen. Da ist die Geschichte dahinter ja endlos warum die nicht gleich errichtet werden. Kurzum. Die WL haben das Geld nicht. Warum wird die U-Bahn vorher gebaut: Hier finanziert wer anderer.
Und beim Gaswerk waren die Busse da. Im Falle des 36B sogar schon bervor die Leute dort hingezogen sind. Und für eine bessere Anbindung an das Viertel fehlt schlicht noch eine Straße. Die ist halt Teil einer Straßenverbindung die seit Jahren blockiert wird.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

21er

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #239 am: 10. März 2021, 09:02:07 »
Zum Thema Neu Leopoldau:

Meine Familie wohnt seit November dort, der ganze Stadtteil ist gerade mal zu einem Drittel fertig. Ein Problem an dem Viertel: Einzige Nahversorgung ist eine ganz kleine Bäckerei, sowie ein Tattoo-und Nagelstudio. Der damals versprochene Kindergarten ist noch nicht mal im Ansatz da. Du bist de facto gezwungen, den Stadtteil zu verlassen. Grundsätzlich gefällt uns der 36B. In 10 Minuten auf der Brünner Straße, ein paar Minuten länger ist man beim Trillerpark, oder auch bei der SCN sowie Lutz/Mömax/Möbelix und KH Nord. Ein 15 Minuten Intervall wäre ja schon mal ein Anfang (auch am Samstag), allerdings muss man sagen: Spätestens ab der Ruthnergasse/Carabelligasse ist der Bus fast leer.
In spätestens zwei Jahren wird man aber was machen müssen, da auch die Fläche gegenüber der Feuerwehrschule verbaut wird.

Kleine Anekdote: Bei der ersten Begehung mit zukünftigen Anrainern, waren viele neue Bewohner regelrecht erzürnt, als es hieß, die einzige Parkmöglichkeit wären die zwei Parkhäuser. Weil beinahe alles zur Begegnungszone wird.
Und Ich glaube, da liegt noch immer das Hauptproblem. "Ich habe ein Auto, und will vor der Haustür parken!"