Autor Thema: [FR] Aubagne  (Gelesen 7799 mal)

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tramway.at

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[FR] Aubagne
« am: 01. Oktober 2017, 19:28:39 »
Ende September hatte ich Gelegenheit, einige wunderbare Spätsommertage im Süden Frankreichs zu verbringen. Erstmals war ich dabei auch in Aubagne, einem Städtchen nahe bei Marseille. Warum man sich dort eine Straßenbahn eingebildet hat, weiß ich nicht; sie hält aber gleich mehrere Spezialitäten bereit:

- Sie ist bald sie kürzeste Tramway der Welt: Mit 2,7 km ist sie nur wenig länger als die derzeitige Strecke in Gmunden
- Es ist der einzige Betrieb in Frankreich ohne einen einzigen Meter Rasengleis
- Es ist der einzige Betrieb mit Nulltarif
- Es ist (noch) der einzige Betrieb, der Citadis Compact einsetzt

Aubagne liegt im Osten von Marseille, im selben Ballungsgebiet, wollte aber gleich zwei eigene Straßenbahnlinien errichten. Eröffnet wurde das erste Teilstück 2014. Nach dem politischen Wechsel wurden die weiteren Ausbaupläne gestoppt, nun sitzt man auf acht Citadis Compact von Alstom und hohen Fixkosten für die Mini-Linie - für den Normalbetrieb werden drei Wagen benötigt, man fährt im 10-Minuten-Intervall (bei meinem Besuch waren es 001,002,004) . Nun soll aber eine aufgelassene Eisenbahnstrecke nach La Bouilladisse reaktiviert und künftig von den in witzigem Graffity-Design dekorierten Zügen befahren werden (Baubeginn Ende 2017, Eröffnung 2020 - angeblich). Eine Neuordnung des Ballungsraumes Marseille ergibt nun aber neue Perspektiven, und vielleicht kommt es damit in fernerer Zukunft doch zu einer Verknüpfung mit dem Tramwaysystem von Marseille.

Die Citadis Compact wirken recht gelungen, besser als die ähnlichen CAF-Wagen in Besancon. Sie haben vorne eine Doppeltür (damit allerdings recht weiten Überhang) und angenehm breite Durchgänge zwischen den Radkästen - deutlich mehr als bei den bisherigen Modellen. In den Kurven ist mir kein Sägen aufgefallen wie in Besancon, wo es teilweise furchtbar war.

Gleisplan: http://carto.metro.free.fr/cartes/tram-aubagne/
Neues Projekt: http://valtram.com/
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Rodauner

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #1 am: 01. Oktober 2017, 19:57:15 »
Sind die "Graffities" der Wagen zu 100% ident (Folien...?), oder doch zumindest leicht unterschiedlich?

tramway.at

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #2 am: 01. Oktober 2017, 20:15:10 »
Sind die "Graffities" der Wagen zu 100% ident (Folien...?), oder doch zumindest leicht unterschiedlich?

haha, schwer zu sagen - manche Fronten scheinen unterschiedlich, aber ich weiß nicht, ob jeder A-Teil und jeder B-Teil gleich unterschiedlich sind. Allerdings fehlt bei manchen Wagen teilweise einFolienstreifen über den Türen, so konnte ich sie im Nachhinein identifizieren - die Nummer wäre da nämlich draufgeklebt, gleich hinter den Kameras.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

coolharry

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #3 am: 02. Oktober 2017, 07:24:26 »
Na toll.  >:(

Selbst dort, wo man kein Rasengleis macht, schaut das ganze noch um 100% stimmiger, durchdachter und hübscher aus als bei uns.

Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2017, 08:12:06 »
Selbst dort, wo man kein Rasengleis macht, schaut das ganze noch um 100% stimmiger, durchdachter und hübscher aus als bei uns.

Ich hab mir das in Marseille gedacht, als ich mit dem Bus von der Autobahn abgefahren bin - das ist eine Brücke der Auffahrt. Ich glaub, in Frankreich wird jeder Kanaldeckel von einem Architekten geplant.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Ferry

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #5 am: 02. Oktober 2017, 09:04:21 »
Ende September hatte ich Gelegenheit, einige wunderbare Spätsommertage im Süden Frankreichs zu verbringen.

[...]

- Es ist der einzige Betrieb mit Nulltarif

Und wer kommt für die Betriebskosten auf? Wer hat die Errichtung des Netzes und die Beschaffung der Fahrzeuge finanziert?
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

coolharry

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #6 am: 02. Oktober 2017, 09:18:58 »
Ende September hatte ich Gelegenheit, einige wunderbare Spätsommertage im Süden Frankreichs zu verbringen.

[...]

- Es ist der einzige Betrieb mit Nulltarif

Und wer kommt für die Betriebskosten auf? Wer hat die Errichtung des Netzes und die Beschaffung der Fahrzeuge finanziert?

Die Franzosen  :P

Ich hab mir das in Marseille gedacht, als ich mit dem Bus von der Autobahn abgefahren bin - das ist eine Brücke der Auffahrt. Ich glaub, in Frankreich wird jeder Kanaldeckel von einem Architekten geplant.

An der Stelle wurde, so wie ich das jetzt auf Google Earth gesehen hab, ein ehemaliger Autobahnzubringer/Autobahnende um einen Häuserblock stadtauswärts zurück gezogen. Die Brücke gabs vor 2009 nämlich nicht. Da war vorher eine Autobahnbrücke im 90° Winkel zur jetzigen.
Wohl im Zuge einer größeren Umgestaltung der Gegend (vielleicht U-Bahn ich kann kann nur kein Französisch).

Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Ferry

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #7 am: 02. Oktober 2017, 09:21:18 »
Und wer kommt für die Betriebskosten auf? Wer hat die Errichtung des Netzes und die Beschaffung der Fahrzeuge finanziert?
Die Franzosen  :P

Welche?  :P
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

tramway.at

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #8 am: 02. Oktober 2017, 11:51:54 »
Und wer kommt für die Betriebskosten auf? Wer hat die Errichtung des Netzes und die Beschaffung der Fahrzeuge finanziert?
Die Franzosen  :P

Welche?  :P

Die Arbeitgeber mit mehr als 9 Beschäftigten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Versement_transport
Harald A. Jahn, www.tramway.at

coolharry

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #9 am: 02. Oktober 2017, 13:07:23 »
Und wer kommt für die Betriebskosten auf? Wer hat die Errichtung des Netzes und die Beschaffung der Fahrzeuge finanziert?
Die Franzosen  :P

Welche?  :P

Die Arbeitgeber mit mehr als 9 Beschäftigten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Versement_transport

Aber nur zu 44,2%. Die restlichen 55,8% kommen wohl aus Fahrgeld und allgemeinen Steuertopf.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

haidi

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #10 am: 02. Oktober 2017, 13:47:20 »
Aber nur zu 44,2%. Die restlichen 55,8% kommen wohl aus Fahrgeld und allgemeinen Steuertopf.
Das dürfte aber für ganz Frankreich gelten, nicht für Aubagne
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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #11 am: 02. Oktober 2017, 14:07:10 »
Aber nur zu 44,2%. Die restlichen 55,8% kommen wohl aus Fahrgeld und allgemeinen Steuertopf.
Das dürfte aber für ganz Frankreich gelten, nicht für Aubagne

Prinzipiell ja, entspricht etwa der Wiener U-Bahn-Steuer. In Aubagne wird halt die Stadt / der Steuerzahler den Rest übernehmen.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

hema

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #12 am: 02. Oktober 2017, 14:30:14 »

Ich hab mir das in Marseille gedacht, als ich mit dem Bus von der Autobahn abgefahren bin - das ist eine Brücke der Auffahrt. Ich glaub, in Frankreich wird jeder Kanaldeckel von einem Architekten geplant.
Das Ambiente schaut aber eher grausam und betonwüstig aus und nicht grad lebenswert!   :o





Die Arbeitgeber mit mehr als 9 Beschäftigten:

Also letztlich auch die Menschen/Kunden/Steuerzahler, weil die Kosten immer auf die letzten in der Kette abgewälzt werden!  ;)



. . . . der Steuerzahler den Rest übernehmen.
Bei uns zahlen das alles zum Glück der Bürgermeister und der Finanzminister.   >:D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #13 am: 02. Oktober 2017, 15:15:39 »
naja, sicher wird alles querfinanziert, und das meist auf Pump. Der Rhonexpress, die Stadtbahn zum Flughafen von Lyon, fährt auf einer gemeinwirtschaftlich errichteten Trasse, der Betrieb ist aber völlig unsubventioniert; das Ticket kostet daher etwa 15,- one-way. Soviel würde manches Tramwayticket auch kosten, würde es nicht subventioniert... Im Endeffekt zahlen's alle, egal, ob Unternehmer oder Arbeitnehmer.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

T1

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Re: [FR] Aubagne
« Antwort #14 am: 07. Oktober 2017, 22:08:31 »
Ich glaub, in Frankreich wird jeder Kanaldeckel von einem Architekten geplant.
Haben die etwa große Probleme mit ihren Abwassersystemen? >:D