Autor Thema: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien  (Gelesen 14320 mal)

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HLS

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #15 am: 11. Mai 2012, 23:00:17 »
Und, wie ich sehe, hast du aus dem Bericht auch eine neue Signatur bezogen :D Ich musste an der Stelle auch überaus heftig lachen :D
Und die natürlich von den WL gesetzt werden, um das mal Klarzustellen. ;D
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

Tatra83

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #16 am: 13. Mai 2012, 10:42:06 »
Für den Fall, dass der Kontrollamtsbericht auf irgendeine Art und Weise verschwindet (kennt man ja von diversen Unfall-Untersuchungsberichten, u.a. U2-Stadion), möchte ich dennoch festhalten, was sich nach den Kontrollamts-Besuchen zumindest nach Angabe der WL geändert haben soll:
  • Das so genannte ULF-Kompetenzzentrum "Center of Competence" im Btf. Ottakring wurde überhaupt mal ins Organigramm aufgenommen
  • Einführung des elektronischen Reparatur-Buches, vorher händische Zettelwirtschaft, welche von Schreibern (wie im alten Rom) ins SAP geklopft wurden
  • Implementierung einer Schnittstelle zw. WL-SAP und Siemens zur Beurteilung der Erfüllung der Qualitätskriterien aus den ULF-Lieferverträgen (und damit begründbare Malus-Forderungen an Siemens (!)
  • Siemens habe bei Wartungen mit "größerem Infrastruktur-Aufwand" seine eigenen Einrichtungen und Werkzeuge zu beschaffen
  • Implementierung einer SAP-Abfragemaske zur Anzeige aller Störungen von ULF-Straßenbahnen
  • Arbeitsgruppe zw. WL und Siemens zur koordinierten Abarbeitung von ULF-Mängeln
Es bleibt weiterhin absolut nicht nachvollziehbar, warum Neufahrzeuge gegenüber den Alt-Fahrzeugen einen höheren Wartungsaufwand aufweisen sollen (WL-Ansicht: "Moderne Straßenbahnfahrzeuge, im Fall des ULF mit der weltweit niedrigsten Einstiegshöhe, weisen eine Vielzahl an technischen Einrichtungen auf, welche auch einen vermehrten Instandhal-tungsaufwand gegenüber den alten Modellen, wie dem E1, erklä-ren. Beide Fahrzeugtypen sind sowohl vom technischen Niveau als auch vom Komfort unterschiedlich."). Prinzipiell sollte es genau umgekehrt sein.

Ein wirklich spannender Umstand ist, dass zwischen 1998 und 2006 kein Wartungsplan von Siemens für die ULF-Reihen A und B existierte.

Die durchschnittliche Entfernung zwischen zwei Störungen (MDBF) für den ULF A1 in 2009 lag laut WL bei 12.006 km, nach Berechnungen des Kontrollamtes bei 1.907 km.  :o

Nächster Knaller: Die Funktionsfähigkeit der Sandstreueinrichtungen des ULF war "häufig eingeschränkt". Da müssten eigentlich beim Aufsichtsorgan die Alarmglocken schrillen, zumal möglicherweise ein Verstoß gegen §37 StrabVO vorliegen könnte. Wir erinnern uns an die jährlichen Dienstanweisungen im Herbst.  ::)

An dem Umstand, dass rund ein Viertel aller Neubaufahrzeuge nicht einsatzbereit sind, dürfte sich bis heute nichts geändert haben.  :-X Von der gleichemäßigen Verteilung auf das Fahrtenangebot möchte ich garnicht erst reden.
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

U4

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #17 am: 13. Mai 2012, 11:58:58 »
ad Tatra83 : Wenn man die Homepages des Kontrollamts und des Bundesministeriums anschaut, kann ich Deine Verschwörungstheorien nicht nachvollziehen
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt

13er

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #18 am: 13. Mai 2012, 12:05:20 »
Keine Sorge, Tatra83, ich habe alle relevanten Berichte archiviert 8) Die Mitarbeiter des Kontrollamts sind übrigens meiner Erfahrung nach sehr in Ordnung.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Tatra83

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #19 am: 13. Mai 2012, 12:23:10 »
ad Tatra83 : Wenn man die Homepages des Kontrollamts und des Bundesministeriums anschaut, kann ich Deine Verschwörungstheorien nicht nachvollziehen
Gegenfrage: Wo ist auf der VERSA-Webseite (http://versa.bmvit.gv.at/index.php?id=219) der Unfalluntersuchungsbericht zum U-Bahn-Unfall am 18.02.2009 (U2, Stadion) zu finden? Warum wird der Unfall (wieder U2, Stadion) vom 10.07.2010 nicht in "Laufende Untersuchungen" geführt?

Die Mitarbeiter des Kontrollamts sind übrigens meiner Erfahrung nach sehr in Ordnung.
Gut zu wissen ;)  :up:
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

hema

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #20 am: 13. Mai 2012, 18:13:11 »

  • Das so genannte ULF-Kompetenzzentrum "Center of Competence" im Btf. Ottakring wurde überhaupt mal ins Organigramm aufgenommen
  • Einführung des elektronischen Reparatur-Buches, vorher händische Zettelwirtschaft, welche von Schreibern (wie im alten Rom) ins SAP geklopft wurden
  • Implementierung einer Schnittstelle zw. WL-SAP und Siemens zur Beurteilung der Erfüllung der Qualitätskriterien aus den ULF-Lieferverträgen (und damit begründbare Malus-Forderungen an Siemens (!)
  • Siemens habe bei Wartungen mit "größerem Infrastruktur-Aufwand" seine eigenen Einrichtungen und Werkzeuge zu beschaffen
  • Implementierung einer SAP-Abfragemaske zur Anzeige aller Störungen von ULF-Straßenbahnen
  • Arbeitsgruppe zw. WL und Siemens zur koordinierten Abarbeitung von ULF-Mängeln

Und dadurch wird der ULF qualitativ besser und weniger oft kaputt?  ;D



Zitat
Es bleibt weiterhin absolut nicht nachvollziehbar, warum Neufahrzeuge gegenüber den Alt-Fahrzeugen einen höheren Wartungsaufwand aufweisen sollen . . . .
Durch diesen Umstand wird eigentlich das Hauptargument für die möglichst rasche "Entsorgung" der E1 hinfällig, nämlich wirtschaftliche Gründe, aufgrund des hohen Wartungsaufwandes für Altfahrzeuge!



Zitat
Nächster Knaller: Die Funktionsfähigkeit der Sandstreueinrichtungen des ULF war "häufig eingeschränkt".
Das klingt dramatischer als es wirklich ist. Meist handelt es sich um schadhafte Sandfühler, sprich der Zug verlangt konstant das Füllen des entsprechenden Behälters, so als ob dort tatsächlich Sand fehlen würde. Passieren kann da also nichts.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Tunafish

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #21 am: 13. Mai 2012, 19:20:08 »
Das klingt dramatischer als es wirklich ist. Meist handelt es sich um schadhafte Sandfühler, sprich der Zug verlangt konstant das Füllen des entsprechenden Behälters, so als ob dort tatsächlich Sand fehlen würde. Passieren kann da also nichts.

Der Bericht bezieht sich konkret auf Probleme mit mangelhaft funktionierenden Sandstreueinrichtungen:
Zitat
Vom Kontrollamt war festzuhalten, dass die Funktionsfähigkeit der Sandstreueinrichtungen der Niederflurstraßenbahnen eingeschränkt war, da es lt. WL vorkam, dass die ausgebrachte Sandmenge bei Brems- oder Beschleunigungsvorgängen zu gering war. Eine dahingehende stichprobenweise Prüfung durch das Kontrollamt, welche eine willkürlich gewählte Niederflurstraßenbahn vom Typ ULF A1 betraf, ließ eine mangelhafte Sandstreueinrichtung erkennen.
(..)
Bemerkenswert war, dass dem Fahrpersonal während des Betriebes einer Niederflurstraßenbahn vom Typ ULF keine Informationen über eine eingeschränkte Funktion der Sandstreueinrichtung vorlagen. Das Fahrpersonal hatte lediglich Information über die vorhandene Sandmenge.
(..)
Das Kontrollamt empfahl der WL, für technisch verbesserte und vollständig funktionierende Sandstreueinrichtungen der Niederflurstraßenbahnen vom Typ ULF (insbesondere betreffend jene vom Typ ULF A1 und B1) zu sorgen.

Tatra83

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #22 am: 14. Mai 2012, 09:14:05 »
Und dadurch wird der ULF qualitativ besser und weniger oft kaputt?  ;D
Nein, aber mir ist gestern noch eine Stelle im Bericht des Kontrollamts aufgefallen:
Zitat
Im Juni 2004 wurde das sogenannte Konsortium [..] mit der sukzessiven Lieferung von weiteren 150 Niederflurstraßenbahnen vom Typ ULF (80 vom Typ ULF A1 und 70 vom Typ ULF B1) bis zum Jahr 2012 um 357.055.000,– EUR beauftragt. Außerdem wurde eine Option für die Lieferung von weiteren 150 Niederflurstraßenbahnen vereinbart.
Der letzte Satz läßt die Hoffnung schwinden, dass man in den nächsten 30 Jahren etwas anderes in Wien bekommt als die mistigen Plastik-Schienenschleifzüge.

Im übrigen geht der KA-Bericht anscheinend auf die Initiative der Grünen aus 2008 zurück: http://www.wien.gv.at/ma08/infodat/2008/pgl-03097-2008-0001-kgr-gat.pdf

Die Nummer mit den nicht-funktionierenden Sandstreueinrichtungen ist m. E. ein Fall für die MA64.
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #23 am: 14. Mai 2012, 16:02:33 »
Ich hab den Bericht noch nicht ganz durch (und muß jetzt zu einer Übung beim Direktor des Kontrollamts  :D ), aber was da teilweise in freundliche Worte gekleidet ist, stinkt ganz schön zum Himmel. Daß Fahrzeuge bei HUs durchschnittlich ein halbes Jahr stehen gelassen werden, kanns ja wohl wirklich nicht sein (die 1.177 Tage Stehzeit bei 622 muß man sich auch einmal auf der Zunge zergehen lassen und bei 656 als Grund u.a. "Demontage der Fahrtzielanzeige" für 841 Stehtage anzugeben, ist IMHO mehr eine Farce denn ernstzunehmen). Unverständlich, daß die WL trotz dieser eindeutigen Signale noch immer verzweifelt am ULF-Konzept festhalten und die letzte Stellungnahme noch ernsthaft lautet:

"Stellungnahme der WIENER LINIEN GmbH & Co KG:
Es bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass mit der Grundsatzentscheidung für Niederflurfahrzeuge mit der beschriebenen Einstiegsqualität in vielen Bereichen technisches Neuland betreten wurde, womit sowohl beim Konsortium als auch bei der WL erst Erfahrungen gesammelt werden mussten. Mit dieser Wiener Innovation ist aber auch ein Fahrzeug mit der weltweit niedrigsten Einstiegshöhe entstanden. Die Nachfragen nach dem Einsatz dieser modernen Fahrzeuge bestätigen die getroffenen Entscheidungen."

 >:( :( :o ::)

Linie 41

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #24 am: 14. Mai 2012, 16:06:49 »
"Stellungnahme der WIENER LINIEN GmbH & Co KG:
Es bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass mit der Grundsatzentscheidung für Niederflurfahrzeuge mit der beschriebenen Einstiegsqualität in vielen Bereichen technisches Neuland betreten wurde, womit sowohl beim Konsortium als auch bei der WL erst Erfahrungen gesammelt werden mussten. Mit dieser Wiener Innovation ist aber auch ein Fahrzeug mit der weltweit niedrigsten Einstiegshöhe entstanden. Die Nachfragen nach dem Einsatz dieser modernen Fahrzeuge bestätigen die getroffenen Entscheidungen."
Was soll der Mist bitte? Kein Schwein kauft den ULF außer Wien. Und technisches Neuland ist der ULF jetzt auch schon länger nicht mehr.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Tatra83

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #25 am: 14. Mai 2012, 16:25:14 »
[..]Die Nachfragen nach dem Einsatz dieser modernen Fahrzeuge bestätigen die getroffenen Entscheidungen."
Was soll der Mist bitte? Kein Schwein kauft den ULF außer Wien. Und technisches Neuland ist der ULF jetzt auch schon länger nicht mehr.
Lieber 41er, du musst das auf die kleine feine ULF-Welt bei den Wiener Linien runterbrechen. Das bezieht sich sicherlich nur auf ULF vs. E1/E2. Es ist doch klar, dass die Leute Fahrzeuge mit niedrigem Einstieg bevorzugen. Denen ist es aber komplett wurscht, ob das ein ULF, eine Stadler Variobahn oder ein Bombardier Flexity ist. In der WL-Welt kann es allerdings nur einen geben: Ederers Rache  ;)  :D
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hema

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #26 am: 15. Mai 2012, 01:53:14 »

Und technisches Neuland ist der ULF jetzt auch schon länger nicht mehr.
Aber ein technischer Irrläufer immer noch!   ;D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Tatra83

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #27 am: 15. Mai 2012, 17:54:23 »
Ein wenig Rückschau in Bezug auf die Tätigkeit des Kontrollamtes bringt zu Tage, dass man schon in 2010 Mängel bei der Funktionsfähigkeit der Sandstreu-Einrichtungen am ULF A1 feststellte: http://kontrollamt.wien.at/berichte/2010/lang/02-10-KA-V-K-16-9.pdf (Seite 41)
Die Wiener Linien gelobten in der entsprechenden Stellungnahme in 2011 Besserung: http://www.kontrollamt.wien.at/ausschuss/02/02-25-KA-V-K-16-09.pdf
Zitat daraus:

Zitat
Die WL arbeiten gemeinsam mit dem Hersteller und der TU Wien an einer Verbesserung der Funktionsfähigkeit der Sandstreueinrichtungen bei Straßenbahnen.
:o ::)
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

roadrunner

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #28 am: 15. Mai 2012, 19:50:59 »
Zitat
Die WL arbeiten gemeinsam mit dem Hersteller und der TU Wien an einer Verbesserung der Funktionsfähigkeit der Sandstreueinrichtungen bei Straßenbahnen.
 

Interessant! Für die Sandstreueinrichtung braucht man die  Hilfe der TU. Für LED Blinker braucht man wahrscheinlich die NASA.  ;) 8)

95B

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Re: [PM] Kontrollamtsberichte: Lob und Tadel für Wiener Linien
« Antwort #29 am: 17. Mai 2012, 11:55:07 »
Für LED Blinker braucht man wahrscheinlich die NASA.  ;) 8)
Sicher... in den Infomercials der 1990er wurde ja auch versucht, jeden wertlosen Schmarrn als "Space Age Technology" zu verkaufen. ;)
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!