Autor Thema: [CH]Waldenburgerbahn Neubau Stand 25 Juni 2022  (Gelesen 14707 mal)

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leofink

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[CH]Waldenburgerbahn Neubau Stand 25 Juni 2022
« am: 06. Januar 2022, 13:14:37 »
Waldenburgerbahn, ein Jahr vor der Eröffnung
Wie hier schon einmal berichtet, wurde die Waldenburgerbahn, am 6. April 2021 eingestellt und wird bis zum Fahrplanwechsel 2022 im Dezember neu in Meterspur gebaut.
Der letzte Zug fuhr am 6. April 2021 um 0.55 ab Liestal nach Waldenburg, wo er um 01.22 eintraf.
In der gleichen Nacht wurden alle Fahrzeuge unterhalb der Station Bad Bubenberg zusammengezogen und in den nächsten Wochen abtransportiert in Richtung Schwarzgranbahn.
Hier ein kleines Video, der Nacht der Nächte
https://www.youtube.com/watch?v=c2M54OPilN4
10 Tage später war das Gleis schon weitgehend abgebaut und der Neubau begann.

Verschiedene Male war ich im Waldenburgertal unterwegs. Das letze Mal im Oktober 2021

Auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2022, also in einem Jahr, soll die Bahn wieder in Betrieb gehen. Daher bin ich am 19. Dezember die Bahn wieder einmal abgegangen.
Diesmal allerdings mit dem Schwerpunkt «Rennstrecke» zwischen Liestal und Hölstein.
Beginnen wir also in Liestal.
Das Gleis 3 mit dem Perron ist verschwunden.


Der Perron ist nun ans frühere Güterzugsgleis 2 verlegt worden.
Dahinter liegt ein «Acker»

Wobei aber schon die neuen Perrons sichtbar werden

Hier das alte Gleis 3, das überdeckt ist.

Zwischen dem Perron und der Gartenstrasse ist ein Zugang zum Perron geschaffen worden. Hitchcock hätte an dem seine Freude gehabt.

Hier noch ein schemenhafter ICE.

Der Bahnübergang ist, wegen der extremen Zugsdichte 10 – 20 Minuten am Stück geschlossen. Und die Passerelle wurde abgebaut.
Wer’s nicht glaubt, sehe das am grafischen Fahrplan an.
(LST )= Liestal,  (LSN) = Lausen, da befindet sich der Abschnitt
https://www.fahrplanfelder.ch/fileadmin/fap_pdf_graphic_tt/2022/G412.pdf
Ein Fahrleitungsschalter, mitten auf dem Zugang.

Wahrscheinlich, damit das Gleis 2 in einem Notfall abgeschaltet werden kann.

Der Schalter ist jedenfalls neu.

Auf der Neubauseite steht schon ein Signalmast.

Blick zurück auf die Bahnhofbaustelle.

Und umgedreht auf die 4 Spur Baustelle im Einschnitt.

Die alte WB war ca. beim Container.
Blick von der Seltisbergbrücke.
Zurück nach Liestal:

In Richtung Altmarkt:

Eines kann man sagen:

So wird nicht gearbeitet!

Am Talübergang Frenke.
Richtung Altmarkt:

Richtung Liestal.

Hier muss noch einiges getan werden. Aber es geht vorwärts!
Hoffentlich hält die Plattform!

Beobachtungen am Rande: Eine Bauarbeiter Lounge!

Altmarkt: Da liegen die Gleise bereits:

Bis etwa Mitte Brücke liegen die Gleise. Sie laufen in ein Stumpengleis aus. Dieses Los, bis Lampenberg – Ramlinsburg, wird ab Mitte Jahr für die Inbetriebnahme und Tests der CBTC-Standard Zugsbeeinflussung, und der Fahrzeuge genutzt werden.

Teilweise erst verlascht, aber schon fertig geschottert.

Eindrücke der neuen Station Altmarkt:


Unterwegs die Losgrenze: Nachdem Stadler nun Bär übernommen hat, wird Stadler auch ortsfest zum Zuge kommen.

https://www.fuw.ch/article/stadler-rail-uebernimmt-baer-bahnsicherung/
Die Ausweiche wird wesentlich länger als vorher und reicht bis zur Gleichrichterstation Gräubere.
Dort ist eine, für Schmalspur extreme Flachweiche eingebaut. Ich nehme an, die kann mit Streckengeschwindigkeit von 80 km/h befahren werden.

Weiter gehts in Richtung Neuhof.

Hier sind die Gleise schon geschweisst.

Mit QR Tag, wegen der Garantie.
Es wird wohl eine Thermitschweissung sein:
https://youtu.be/pQWWTXUjAPE
Die Hangsicherung besteht aus Gittern, die nach Innen versteift sind.

Weiter oben sind Winkelplatten versetzt worden.

Hier noch ein Grund, warum die Bahn dem MIV Paroli bieten kann: Die Bahn rauschte gesichert mit 75 km/h durch, während der MIV an solchen Stellen auf 60 begrenzt ist. Dazu kommt, dass in der Schweiz 80km/h ausserorts gilt. Es ist mir immer wieder aufgefallen, dass zwischen Altmarkt und Eingang Hölstein man das gleiche Auto öfters sah..
Hinter Neuhof,


ist der Bahnübergang schon am Entstehen.

Hier steht die Schmalspur Gleisbaumaschine.




Mit +GF+ Kupplung.

Die Verfügbarkeit solcher Spezialmaschinen, die für die 1300 km Meterspur in der Schweiz rentabel zu betreiben sind, ist mit ein Grund, warum umspuren wollte.
Am Installationsplatz, eine beeindruckende Aufreihung von Baggern, die grösstenteils Gleisgängig sind.


Statt mit dem Pneu direkt auf der Schiene zu fahren, hat man bei der Schmalspurvariante ausserhalb der Schmalspurradsätze eine gerillte Reibscheibe angebracht, die vom Pneu angetrieben wird. Billig effizient, aber umgekehrt: Rückwärtsgang auf der Strasse. ist Vorwärts auf dem Gleis.
Hier scheint die zentrale Gleisjochfabrikation zu sein.

Die Bubendorfkurve

Mit dem neu geschaffenen Versickerungsbecken.

Dann beginnt die Station Bad Bubendorf

Die Einfahrweiche ist noch provisorisch. Das Herzstück liegt daneben. Ich denke, das dient dazu, die Gleisstopfung zu vereinfachen, indem es maschinell ausgeführt werden kann.

Auch wenn die Perspektive durch das Tele verzerrt ist: Es ist eine Flachweiche für höhere Geschwindigkeiten.
Am Perron der Kirow Verlegekran für die Gleisjoch Verlegung.





Mit RhB Kupplung:

Die Kupplungen sind, je nach Bahn, auswechselbar.
Der Bubendorfer Bahnübergang ist gerade geschlossen. Der Verkehr wird über einen Übergang unterhalb des Perrons und einem Provisorium oberhalb des Übergangs aufrechterhalten.

Die Gleisanlage ist bis hinter das grüne Gebäude doppelspurig.

Auch hier eine Flachweiche.

Nach der Karte ist der Doppelspurabschnitt rund 600 Meter lang.

Weiter oben liegt die neue Abstellanlage Fileten.



Die scheint, anhand der Rillenschienen, eingedeckt werden.

Hier zeigen sich bereits die ersten Einbauten für die CBCT Sicherungsanlage.

Auch hier: An allen Weichen fehlen noch die Herzstücke.

Die Weichen sind aus dem Tessin:

Das Profil ist S 49:

Hier die Bedeutung:
https://www.gleisbau-welt.de/lexikon/infrastruktur/oberbau/schienen/walzzeichen
https://www.gleisbau-welt.de/fileadmin/user_upload/02_Der_Fahrweg/Oberbau/Schienenguete/Schienengueten.jpg
Rechts ist wieder die QR Markierung der Schweissung.

Kurz danach, die Haltestelle Talhaus, die als einzige so bleibt. Die wurde 2018, nach den neuen Normen erneuert.<br /><img class=[/img]

Ein kleiner Exkurs:
Die alte WB fuhr bis zum Bau der neuen Kantonsstrasse, anders.
Hier, die alte Linienführung rot in das Bild hineingezittert.





Die alte Station Lampenberg:


Das Trasse querte hier die, damals nicht vorhandene Strasse:

und umfuhr en Hügel hier:

Die Bahn hatte hier noch eine verlorene Steigung. Sie verlief links am Hang und tauchte dann wieder auf das heutige Strassenniveau herunter und umfuhr den Hügel hinten.
Im Vordergrund die neue Station Lampenberg - Ramlinsburg

Seit dem Bau der Kantonsstrasse liegt die Station Lampenberg – Ramlinsburg auf dem Talboden.
Hier beginnt die Doppelspur, die bis an den Dorfeingang vom Hölsten reichen soll.

Der Felsen im Einschnitt ist bereits abgetragen.

Und hier ist die Dritte, die Schottermaschine, zu sehen.



Hier ist übrigens eine normale UIC Kupplung verbaut 😊
Hier enden die Gleisanlagen.

Man kann den Aufbau des Grundes nun einmal gut sehen:

Gewachsener Untergrund mit Entwässerung, Bitumenabdichtung, Schotter und Gleise.
Leider ist die Plangenehmigung erst am 1. September für das nun folgende Los eingetroffen, so dass erst seit diesem Datum mit dem Bau begonnen werden konnte.
Hier nimmt man nun die Beine in die Hand:




Denn man hat nun keine Reserve mehr:
https://telebasel.ch/2021/09/10/knapper-zeitplan-bei-riesen-baustelle-der-waldenburgerbahn/?channel=105100<br />
Der Felsen wird abgetragen, statt das Trasse auf der Talseite zu bauen. <br /><img class=[/img]
Auch hier, eine Baggerausstellung.

Platz für Fussgänger hats nun nicht mehr, also hat man einen modernen «Prügelweg» gebaut.


Hier ist man, anhand der Nägel, bereits auf dem geplanten Niveau.
So sah es im März 2021 auf diesem Los aus:
https://flic.kr/s/aHsmUXtMpt

Weiter oben ist man schon mit den Fahrleitungsfundamenten fertig und beginnt mit der Aufschüttung des Doppelspur Trasses.


Eingangs Hölstein ist noch nicht viel geschehen, lediglich das Gleis ist weg. Da man weiter oben noch an der Frenke arbeitet, wird man da wohl erst beginnen, wenn durchgängig Gleise gelegt werden können.


Hölstein, oberhalb der Station: Der Unterbau ist bereit für die Bitumenschicht.


Die weiter oben, bis zur Frenkenbrücke bereits eingebaut ist:


Der Bahnübergang ist noch unberührt. Während an der ehemaligen Haltestelle Hölstein Süd, der Unterbau, fertig ist. Nur die Bitumenschicht fehlt noch.


Die Station Unterfeld am Beton, eine Partnergeneinde von St Anton am Beton, ist Trassemässig bereits weitgehend fertig.

Gewisse Kollateralschäden nimmt man in Kauf.

Hier begann einst die Haltestelle Weidbächli.

Weiter oben ist das Trasse bis zur Station Hirschlang für die Aufnahme der Gleise bereit.


Auch der Felsabtrag und die Verlegung der Strasse ist beendet. Und das Trasse ist nun wieder bis Hirschlang durchgehend vorhanden.

Hier beginnt man bereits mit der Begrünung. Mulch mit Grassamen in Jutenetzen, würde ich das betiteln.

Die Mauer am Wanderweg hat man ein wenig strukturiert, und die Dilatationen als «Eidechsenhotel» ausgeführt.

Die Station Hirschlang wartet noch auf die Gleise, dann wäre sie fertig.


Weiter oben sieht es anders aus: Der Felsabtrag in der Engstelle hinter Hirschlang ist in Arbeit.


Weiter oben beginnen die Vorarbeiten fürs Bohren der Pfähle, die das Trasse einst tragen werden.


Auf dem rund 400 Meter langen Zwischenstück bis zur Haltestelle Niederdorf, ist man am Spundwände setzen. Hier, die ehemalige Haltestelle, Da siehts noch wüst aus.

Weiter oben hingegen, ist das Trasse fertig und zum Teil bereits mit einer Kunststoffversiegelung versehen.



Ab dem Übergang St. Peter ist noch nichts zu sehen. Der Übergang selber scheint dannzumal leicht verlegt zu werden und die Strasse steiler überqueren. Die Lage der Trassenmauer lässt dies vermuten.

Hier soll die Doppelspur bis Winkelweg entstehen.



Die ehemalige Station Winkelweg. Intensiv genutzt als Installationsplatz.

Die Stützmauer nach der Station ist fertig und der Trassenbau könnte beginnen.


In Oberdorf ist man mir der Sanierung der Strasse fertig und auch da beginnt die Intensivphase des Trassenbaues.


Das Kantonalbankgebäude ist nun verkürzt und sieht fast wie damals aus:


Weiter oben ist man, bis auf die Bitumenschicht fertig.

Der Eingang zum Hotel Eidgenossen ist nicht ganz Rollstuhlgängig.

Verwandtschaft, die man nie vergisst! Nur der Aetti (Vater) scheint ein wenig weit weg zu wohnen!

Die Perronkante Oberdorf ist am entstehen.

Der Übergang zu Eigentrasse vor Waldenburg ist noch am entstehen.


Das Eigentrasse hinter dem Friedhof ist fertig. Leider ist die hohe Betonmauer nun durchgängig, so dass man das Trasse nicht mehr begehen kann.

In Waldenburg selber ist der Bahnhof Neubau inklusive Depot in vollem Gange!



Dies sind nun die Bilder vom 19. Dezember 2021.
Mein persönliches Fazit habe ich schon gegeben:

Hier wird gearbeitet und nicht geruht!
Ich denke, dass man im Tal hinten mit den Arbeiten schon sehr weit gekommen ist. Hoffen wir, dass die SBB im Liestaler Einschnitt auch pünktlich fertig wird.

Bei weiteren Verzögerungen und nicht rechtzeitigem Fertigwerden, wäre ein Umstieg in Hirschlang auf den Bus, weniger schlimm, als zwischen Liestal und Bad Bubendorf. Da Altmarkt sehr ungünstig für einen Umstieg ist, würde das wohl in Bad Bubendorf geschehen. Da aber die Quälerei durch die Stadt Liestal den Bus am  meisten verzögert, käme das Tal erst später in den Vorzug einer schnellen Verbindung, wie sie vorher bestanden hat.
Schauen wir in 3 Monaten wieder, wie sich der Abschnitt Lampemberg – Ramlinsburg bis Hölstein entwickelt.
Gruss leo

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #1 am: 06. Januar 2022, 14:01:36 »
Vielen Dank für den eindrücklichen Bericht, vom Umspuren allein kann man da nicht mehr reden, das ist ein Neubau!
Was ist mit den bisherigen Fahrzeugen geschehen, so veraltet waren die ja auch nicht?

Zum Vergleich eine Fahrt auf der alten Strecke:

https://www.youtube.com/watch?v=dZwGP08rdgk

38ger

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #2 am: 06. Januar 2022, 15:08:50 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.

D 3XX

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #3 am: 06. Januar 2022, 15:19:59 »
Danke für den Bericht!


Was ist mit den bisherigen Fahrzeugen geschehen, so veraltet waren die ja auch nicht?
Die wurden irgendwohin verkauft, habe ich einmal gelesen, leider fällt mir gerade nicht ein, wohin.
D 3XX

Linie 360

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #4 am: 06. Januar 2022, 15:39:27 »
Vielen Dank für den eindrücklichen Bericht, vom Umspuren allein kann man da nicht mehr reden, das ist ein Neubau!
Was ist mit den bisherigen Fahrzeugen geschehen, so veraltet waren die ja auch nicht?

Zum Vergleich eine Fahrt auf der alten Strecke:

https://www.youtube.com/watch?v=dZwGP08rdgk
Die alten Fahrzeuge wurden an die Čiernohronská železnica (Waldbahn Čierny Balog) verkauft und stehen seit 18.05.2021 auch bei eben dieser!

haidi

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #5 am: 06. Januar 2022, 15:50:02 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.
Weil durch die Meterspur ein Übergang auf die Tram 14 in Pratteln möglich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenburgerbahn#Umbau_auf_Meterspur

Ein Wahnsinnsaufwand für 13 km Strecke - bei uns hätte man festgestellt, dass 10 Busse billiger wären.
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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #6 am: 06. Januar 2022, 16:18:19 »
Die Suchmaschine hat mir diese Videos vom Abtransport angeboten:

https://www.youtube.com/watch?v=olSEyg67W4g

https://www.youtube.com/watch?v=zJlWfWA0EiA

38ger

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #7 am: 06. Januar 2022, 17:00:52 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.
Weil durch die Meterspur ein Übergang auf die Tram 14 in Pratteln möglich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenburgerbahn#Umbau_auf_Meterspur

Ein Wahnsinnsaufwand für 13 km Strecke - bei uns hätte man festgestellt, dass 10 Busse billiger wären.

Wobei wohl niemand von Waldenburg bis Basel mit der Tram fahren würde, ich vermute mal, dass eine Einbindung ins normalspurige Bahnnetz nach Basel kapazitätstechnisch nicht sinnvoll möglich wäre.
Aber gut, in Linz hat man ja sogar 1000mm auf 900mm umgespurt bei der Pöstlingbergbahn. Angesichts dessen, wie klein das Bimnetz damals war und wie groß es heute ist und wieviele Ausbauten geplant sind und auch Angesichts der Tatsache, dass man sowohl die Mühlkreisbahn an den Hauptbahnhif anbinden will, als auch für die geplante Regiotram nach Pregarten eine Einbindung in die Summerauer Bahn kein Nachteil wäre rückblickend eine teure Fehlentscheidung.

KSW

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #8 am: 06. Januar 2022, 19:44:38 »
OT, aber dennoch: die Umspurung in Linz von 1000 auf 900mm war schon ok, der Fehler wurde mMn beim Bau des Tunnels am HBF sowie bei der Fahrzeugbeschaffung gemacht - den Tunnel hätte man mittels 3. Gleis gleich für eine spätere Normalspur vorbereiten sollen und das restliche Netz im Zuge der Erneuerung des Wagenparks gleich auf Normalspur umstellen sollen. Ja, das wären in einem Kraftakt einmal gut 20 km Neubau gewesen, aber da man ohnehin binnen weniger Jahre den gesamten Wagenpark, inkl. der damals recht neuen 10x-Wagen aus den 80ern ersetzt hat wäre dies DER Zeitpunkt gewesen.
Problematisch ist halt, dass man nicht eine Linie nach der anderen umstellen hätte können, da ja das Netz quasi nur eine Linie mit 2 kurzen Stichstrecken war.

haidi

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #9 am: 06. Januar 2022, 21:47:35 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.
Weil durch die Meterspur ein Übergang auf die Tram 14 in Pratteln möglich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenburgerbahn#Umbau_auf_Meterspur

Ein Wahnsinnsaufwand für 13 km Strecke - bei uns hätte man festgestellt, dass 10 Busse billiger wären.

Wobei wohl niemand von Waldenburg bis Basel mit der Tram fahren würde,
Es fahren auch die wenigsten Fahrgäste mit dem 6er von Urban-Loritz-Platz bis Geiereckstraße 
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Halbstarker

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #10 am: 06. Januar 2022, 22:06:54 »
Danke für den Bericht!


Was ist mit den bisherigen Fahrzeugen geschehen, so veraltet waren die ja auch nicht?
Die wurden irgendwohin verkauft, habe ich einmal gelesen, leider fällt mir gerade nicht ein, wohin.

An die Schwarzgranbahn in der SK.
Ceterum censeo autocineta omnibus delenda esse!

38ger

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #11 am: 07. Januar 2022, 00:03:42 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.
Weil durch die Meterspur ein Übergang auf die Tram 14 in Pratteln möglich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenburgerbahn#Umbau_auf_Meterspur

Ein Wahnsinnsaufwand für 13 km Strecke - bei uns hätte man festgestellt, dass 10 Busse billiger wären.

Wobei wohl niemand von Waldenburg bis Basel mit der Tram fahren würde,
Es fahren auch die wenigsten Fahrgäste mit dem 6er von Urban-Loritz-Platz bis Geiereckstraße

Im Fall der Waldenburgbahn würden halt auch im Falle eines Lückenschlusses zum Tramnetz aufgrund der großen Strecke weit über 90% der Fahrgäste in Liestal in die richtige Bahn umsteigen statt im Zickzack zehn Kilometer durch Vororte von Basel zu gondeln.

@KSW, den 3er hätte man ja als erstes umstellen können, dann den Nordast der Linie 1 und 2 (zur Not mit temporärem Linienbruch beim Hbf.) usw.
Mit der heutigen Netzausdehnung und der umgespurten Pöstlingbergbahn sowie dem einheitlichen modernen Fuhrpark natürlich nicht mehr sinnvoll möglich.

T1

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #12 am: 07. Januar 2022, 00:21:25 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.

Zum Systementscheid gibt es genügend Dokumente, wieso gerade diese Variante genommen wurde.   Die der letztlich getroffenen Entscheidung zugrundeliegenden Untersuchungen und Argumente finden sich hier: https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/regierungsrat/medienmitteilungen/systementscheid-spurweite-waldenburgerbahn/downloads/2015-352.pdf/@@download/file/2015-352.pdf

Auf S. 17 der springende Punkt: Die Auswirkungen einer Anpassung auf das Standard Normalspurprofil wurden hingegen nicht vertieft geprüft. Dieses würde eine weitgehende Neutrassierung der WB erfordern, da die bestehenden Ortsdurchfahrten mit noch breiteren Fahrzeugen kaum aufrechterhalten werden könnten. Entsprechend müssten die Ortskerne (teilweise mit Tunnels) umfahren werden. Dies würde zu sehr hohen Kosten führen, die sich nicht rechtfertigen lassen.

Heißt: wenn hätte die Umspurung auf Normalspur nur mit einem schmäleren Profil möglich gewesen, und damit gäbe es eigentlich keinen Grund mehr dafür.

Und die Spurweite, egal ob Linzer Straßenbahn oder Waldenburgerbahn, ist nur ein Detail unter vielen. Was eine Umspurung der ersten außer hohe Kosten gebracht hätte, ist mir nicht ganz klar. Auch auf Schmalspur können Eisen- und Straßenbahnen sinnvoll betrieben werden.

leofink

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #13 am: 07. Januar 2022, 06:41:14 »
Bei dem Aufwand frag ich mich schon, warum man das nicht gleich in Normalspur neu gebaut hat.
Weil durch die Meterspur ein Übergang auf die Tram 14 in Pratteln möglich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenburgerbahn#Umbau_auf_Meterspur

Ein Wahnsinnsaufwand für 13 km Strecke - bei uns hätte man festgestellt, dass 10 Busse billiger wären.

Hallo
Die Umstellung auf Bus wurde natürlich erwogen und entsprechend politisch abgehandelt.
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/bau-und-umweltschutzdirektion/medienmitteilungen/die-waldenburgerbahn-bleibt-eine-bahn
Und noch eine Präsentation mit interessanten Zahlen:
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/bau-und-umweltschutzdirektion/medienmitteilungen/die-waldenburgerbahn-bleibt-eine-bahn/downloads/mit-bud_2009-09-16_praesentation.pdf/@@download/file/mit-bud_2009-09-16_praesentation.pdf
Auf den Entscheid zur Umspurung ist man dann nochmals zurückgekommen. Das hat T1 in seinem Link richtig gesehen.
Eine Verbindung zum Basler Tam ist mit dem Entscheid, die Wagenbreite von 2.4 Metern jetzt und in Zukunft auf 2.65 Meter zu gehen, und die Linie nach dem CBTC Standard auszubauen, obsolet geworden.

Man darf nicht vergessen, dass die Waldenburgerbahn, keine Zuckelbahn ist, die da gemütlich mit 45 km/h durch die Gegend fährt.

Hier das mit dem Wander GPS aufgenommene Fahrschau Diagramm einer normalen Fahrt von Niederdorf nach Liestal:

Dabei fällt auf, dass die Bahn von Liestal (rechts) bis Hölstein mit praktisch immer 75 km/h, und lediglich in Hölstein und Niederdorf selber mit 50 km/h unterwegs ist.
Diese Fahrzeiten kann der Bus nie einhalten, was man jetzt gerade am SEV sieht: Der quält sich durch Liestal, was auch bei staufreiem Betrieb Zeit kostet, wird auf der Strasse bei den Weilern und Ampelanlagen auf 60 gebremst, während die Bahn früher mit 75 und in Zukunft mit 80 km/h durchrauscht.
Dazu kommt, dass die Talschaft sehr günstig für die Bahn bevölkert ist: Bis Hölstein ist das Tal wenig besiedelt, bzw. das grosse Dorf Bubenberg hat eine eigene Buslinie nach Liestal.

Das heisst, die Bahn wird zu einem grossen Teil von Leuten des oberen Tales benützt, die relativ lange Strecken fahren.
Wenn wir die Zahlen ansehen:
Die BLT schreibt in ihren Geschäftsbericht: 1.766 Mio Fahrgäste ergibt pro Tag rund 4'800 Fahrgäste (wegen Corona die Zahlen von 2019)
https://www.blt.ch/fileadmin/user_upload/blt/PDF_Content/Geschäftsberichte/Geschaeftsbericht_BLT_2020_DS_web.pdf
Wenn wir das in Relation setzen:
Einwohner:
Waldenburg:
1300
Oberdorf:
2300
Niederdorf:
1800
Hölstein
2350
Lampenberg
500
Ramlinsburg
700

Dann hat das Tal, ohne Bubendorf rund 9'000 Einwohner.
Somit setzt die Bahn, in einer für schweizerische Verhältnisse strukturschwachen Gegend pro Tag das Äquivalent der halben Talbevölkerung um.
Das finde ich bemerkenswert, und auch für Schweizer Verhältnisse einzigartig! (zum Vergleich: Die SBB braucht eine Woche, bis sie das Äquivalent der Schweizer Bevölkerung transportiert hat)

Das ist aber nicht von alleine gekommen:
Die Bahn hat es immer wieder, zusammen mit dem Kanton, geschafft, schneller zu werden.
Man vergleiche die Situation 1950 und 2021:
https://map.geo.admin.ch/?lang=de&topic=ech&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&layers=ch.swisstopo.zeitreihen,ch.bfs.gebaeude_wohnungs_register,ch.bav.haltestellen-oev,ch.swisstopo.swisstlm3d-wanderwege,ch.astra.wanderland-sperrungen_umleitungen&layers_opacity=0.5,1,1,0.8,0.8&layers_visibility=true,false,false,false,false&layers_timestamp=19501231,",&E=2623328.69&N=1255579.42&zoom=8
(bei "Zeitreise Kartenwerke" das Zahnrad rechts anklicken und dann mit dem Schieber "Transparenz" überblenden)

Bevölkerungsmässig stellt man im Tal fest, dass in den letzten Jahren viel gebaut wurde. Hier macht sich der Druck der Region Basel langsam bemerkbar, so dass die Talbevölkerung in Zukunft ansteigen wird. Somit wird die Bahn auch vermehrt Fahrgäste bekommen.

Die Umspurung der Bahn war übrigens weitgehend unbestritten, so dass das Referendum zum Landratsbeschluss nicht ergriffen wurde, ganz im Gegensatz zur Tramverlähgerung Pratteln nach Salina Raurica, wo 170 Millionen für 4 km ausgegeben werden sollten:
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2021-06-13/baselbieter-souveraen-will-kein-tram-fuer-salina-raurica
Salina Raurica wäre übrigens der Verknüpfungspunkt mit der WB gewesen. Womit auch hier die Verlängerung zum Tramnetz Basel obsolet geworden ist.

Man darf nicht vergessen, dass in den 300 Millionen für den Neubau auch das gesamte Rollmaterial inbegriffen ist.
Dazu kommen noch weitere Arbeiten, wie der Hochwasserschutz der Frenke.
Wie das im Juni 2021 ausgesehen hat, sieht man hier:
https://www.bzbasel.ch/basel/oberbaselbiet-sintflutartige-szenen-starke-unwetter-fuehrten-zu-vielen-feuerwehreinsaetzen-in-der-region-ld.2155460
Die 3 Filmchen von Niederdorf zeigen, dass die Frenke ein Wildbach ist, und der Hochwasserschutz Priorität hat.
Gruss Leo

T1

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Re: [CH]Waldenburgerbahn Neubau 1 Jahr vor der Betriebsaufnahme
« Antwort #14 am: 07. Januar 2022, 10:20:31 »
Man darf nicht vergessen, dass die Waldenburgerbahn, keine Zuckelbahn ist, die da gemütlich mit 45 km/h durch die Gegend fährt.
Es ist halt leider so, dass dieses Denken in Österreich leider noch sehr stark verankert ist: Schmal- oder Meterspur = keine "richtige, sinnvolle" Eisenbahn.

Siehe auch Abstoßung des Schmalspursegments seitens den ÖBB.