Autor Thema: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt  (Gelesen 4878 mal)

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Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« am: 17. Februar 2014, 07:57:48 »
Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt

In der Pilotfolge der Serie "Stadtfilme" zeigen wir mit "Vienne en Tramway" eine Straßenbahnfahrt durch Wien kurz nach Einführung der "Elektrischen"

"Vienne en Tramway" – schlichter und inniger wird keine Liebeserklärung des Kinos an die Stadt mehr sein. Ein einziger Einstellungstypus und die feste Verankerung der Kamera hinter dem Führerstand der fahrenden Tramway reichen hin, um das Großstadtleben zum Wunder zu machen: das Wunder der selbsttätigen Regulierung und Koordinierung tausender unterschiedlicher Tätigkeiten anonymer Menschen. Die Tiefenschärfe der frühen Kameraoptik entfaltet einen Raum ohne privilegierte Objekte. Der Blick der Filmkamera demokratisiert selbst die Ringstraße – unter Einschluss der Pflasterarbeiter, deren Bedeutung den schriftlichen Zeugnissen der Stadtgeschichte gemeinhin entgangen ist.

Die Pathè Frères springen damit freilich auf einen Trend auf. 1906, kurz vor der Zerstörung von San Francisco, produzieren die Miles Brothers "A Trip down Market Street", gefilmt aus einem Cable-Car heraus; unbekannte Kameraleute machen Ähnliches in Sydneys George Street. So gesehen reiht "Vienne en Tramway" Wien unabweislich unter die Weltstädte im Jahrhundert des Films ein. (Siegfried Mattl, derStandard.at/LBI, 17.2.2014)


ZUM FILM

Q: http://derstandard.at/1389860395059/
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #1 am: 05. März 2014, 11:04:49 »
Damals hatte Wien anscheinend echt etwas Weltstädtisches, keine Barrieren im Staßenraum, eine Stadt für die Menschen.
An einer Stelle im Film sieht man, wie ein Weichenposten die Vereinigungsweiche Schwarzenbergplatz-Ring stellt. War das bei den Unterleitungsgleisen so dass die Weichen nicht einfach aufgefahren werden konnten? Waren die Weichen unterirdisch ähnlich konstruiert wie heutige O-Bus-Weichen?
Wie sah eigentlich die Stelle aus, an der der Stromabnehmer in die Unterleitung eingeführt wurde? Gab es da eine aufgeweitete Rille?
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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #2 am: 05. März 2014, 11:57:15 »
Damals hatte Wien anscheinend echt etwas Weltstädtisches, keine Barrieren im Staßenraum, eine Stadt für die Menschen.
An einer Stelle im Film sieht man, wie ein Weichenposten die Vereinigungsweiche Schwarzenbergplatz-Ring stellt. War das bei den Unterleitungsgleisen so dass die Weichen nicht einfach aufgefahren werden konnten? Waren die Weichen unterirdisch ähnlich konstruiert wie heutige O-Bus-Weichen?
Wie sah eigentlich die Stelle aus, an der der Stromabnehmer in die Unterleitung eingeführt wurde? Gab es da eine aufgeweitete Rille?
Erst nach einem Umbau konnten Unterleitungs-Vereinigungsweichen auch aufgeschnitten werden, davor mußten sie durch Weichenposten gestellt werden.
An den Umschaltstellen von Ober- auf Unterleitung bzw. vice versa war der Schlitz breiter, um das Kontaktschiffchen hinunter- bzw. heraufkurbeln zu können.

Linie 41

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #3 am: 05. März 2014, 13:55:27 »
So ein Unterleitungsbetrieb in der Innenstadt hätte schon seinen Reiz – naja in Wien vermutlich nicht, weil man zehntausend andere Gründe finden würde die Straße dennoch mit tausenden Masten und Kabelverspannungen zu verschandeln.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

13er

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #4 am: 05. März 2014, 14:02:08 »
So ein Unterleitungsbetrieb in der Innenstadt hätte schon seinen Reiz
Bitte nicht. Dann gibt's noch mehr schadhafte Züge. Und im F59 brauchen wir eine neue Kategorie "abgerissene Stromabnehmer".

Induktion oder Akkubetrieb am Ring hätte aber seinen Reiz, rein stadtgestalterisch. Müsste sich bei allen Linien außer der VRT ausgehen (für die kann man ja am Schwedenplatz ein kurzes Gleisstück zum Aufladen lassen, damit sich Tramwayfahrer auch einen Schlag holen können :D ).
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moszkva tér

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #5 am: 05. März 2014, 14:02:34 »
Damals hatte Wien anscheinend echt etwas Weltstädtisches, keine Barrieren im Staßenraum, eine Stadt für die Menschen.
Naja, eine Stadt für die Menschen? Massenelend, überfüllte Substandardwohnungen, Tagelöhner, Bettgeher, katastrophale hygienische Bedingungen, allgemeines Wahlrecht (für Männer) kam auch erst 1907, 12-Stunden-Arbeitstag ohne Arbeitnehmerrechte...

Ja, eine Stadt für Menschen, die das Glück hatten, in die richtige Klasse geboren worden zu sein. Aber früher war halt alles besser  ::)

Linie 41

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #6 am: 05. März 2014, 14:05:59 »
Induktion oder Akkubetrieb am Ring hätte aber seinen Reiz
No na, war Unterleitungsbetrieb nach modernen Richtlinien gemeint – aber sicher nicht Induktion. Das ist technischer Schwachsinn, der sich nur eignet, um Energie zu verbraten. Das ist bereits seit Tesla bekannt.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #7 am: 05. März 2014, 14:08:58 »
Damals hatte Wien anscheinend echt etwas Weltstädtisches, keine Barrieren im Staßenraum, eine Stadt für die Menschen.
Naja, eine Stadt für die Menschen? Massenelend, überfüllte Substandardwohnungen, Tagelöhner, Bettgeher, katastrophale hygienische Bedingungen, allgemeines Wahlrecht (für Männer) kam auch erst 1907, 12-Stunden-Arbeitstag ohne Arbeitnehmerrechte...

Ja, eine Stadt für Menschen, die das Glück hatten, in die richtige Klasse geboren worden zu sein. Aber früher war halt alles besser  ::)
Ich redete hier rein von der architektonischen Gestaltung des Straßenraumes. Aber gut, das lag wohl auch am fehlenden MIV.
Trotzdem muss man die Stadtgestaltung nicht unbedingt so ausführen, wie es heutzutage in Wien gemacht wird.

Und dass das soziale Gefüge heute wieder in eine Richtung unterwegs ist, die weniger prickelnd ist, sollte man auch nicht vergessen.
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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #8 am: 05. März 2014, 14:09:09 »
Induktion oder Akkubetrieb am Ring hätte aber seinen Reiz
No na, war Unterleitungsbetrieb nach modernen Richtlinien gemeint – aber sicher nicht Induktion. Das ist technischer Schwachsinn, der sich nur eignet, um Energie zu verbraten. Das ist bereits seit Tesla bekannt.
Wir verbraten Gigawatt an leeren U-Bahnkilometern und du regst dich über die paar umgerechneten Einfamilienhäuser auf ;)
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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #9 am: 05. März 2014, 14:10:04 »
Wir verbraten Gigawatt an leeren U-Bahnkilometern und du regst dich über die paar umgerechneten Einfamilienhäuser auf ;)
Nur weil an einer Stelle etwas falsch läuft, bedeutet das nicht, daß man an anderen Stellen auch alles falsch machen soll.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #10 am: 05. März 2014, 14:17:47 »
damit sich Tramwayfahrer auch einen Schlag holen können :D ).

Jaja. ich weiß, ironisch gemeint, aber genau deshalb voll daneben  >:D C:-) ^-^
(Es sei denn er hat beim Anhalen soviel gesandelt, dass er erdfrei steht...)

Ferry

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #11 am: 05. März 2014, 14:45:24 »
No na, war Unterleitungsbetrieb nach modernen Richtlinien gemeint – aber sicher nicht Induktion. Das ist technischer Schwachsinn, der sich nur eignet, um Energie zu verbraten. Das ist bereits seit Tesla bekannt.
Meinst du das jetzt im Bezug auf Straßenbahnantrieb oder allgemein? Falls allgemein: ich habe seinerzeit bei der VÖEST Induktionshochöfen gesehen und eigentlich nicht den Eindruck gewonnen, dass es sich dabei um "technischen Schwachsinn" gehandelt hat.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: Wien 1906: In der Tramway durch die Weltstadt
« Antwort #12 am: 05. März 2014, 15:21:37 »
In Bezug auf Energieübertragung – da geht zu viel Energie verloren, wenn die Übertragungsdistanz vergleichsweise groß ist und kein ferromagnetischer Kern zur Steigerung der Induktivität und Bündelung des magnetischen Flusses vorhanden ist. Bei einem Hochofen oder Küchenherd ist der Energieverlust (in Form von Wärme im Zielobjekt) ja der Sinn – funktioniert aber auch nicht, wenn der Topf 10 cm über dem Herd schwebt, weil – no na – das Magnetfeld dort bereits viel zu schwach ist.
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