Ich fahre täglich mit der U3 und auf der Stammstrecke - und finde nicht, dass der U3-Betrieb so viel stabiler läuft, trotz der so segensreichten Zugriffsmöglichkeit der Stadt Wien auf die Wiener Linien. Im Grunde vergeht auf der U3 keine Woche ohne mindestens (!) eine Betriebsstörung oder "Wir kümmern uns um die rasche Wiederherstellung der regelmäßigen Intervalle". Dafür, dass die U3 vom übrigen Verkehr komplett getrennt ist (sowohl dem übrigen Bahnverkehr als auch dem Straßenverkehr), eigentlich ein ziemliches Armutszeugnis. Am besten mal vor ein paar Wochen, als die U3 Richtung Ottakring am Gasometer wegen eines Polizeieinsatzes an der Station Zippererstraße nicht abfahren konnte. (Bei der Stammstrecke mag es zuweilen chaotisch sein, wenn man ein Ziel außerhalb der Stammstrecke hat, mir ist aber egal, ob der Zug, der gleich kommt, eigentlich vor 10 min hätte fahren sollen.)
Ich bezweifle, dass sich die Stadt Wien in nächster Zeit mehr den ÖBB zuwendet. Im Gegensatz zu den Wiener Linien hat das Rathaus zb keinen direkten Einfluss beim Erstellen der Fahrpläne.
Über das Angebot an sich schon, und bei der konkreten Ausgestaltung ist es der Stadt doch bei den Wiener Linien auch recht wurscht. Trotz des direkten Einflusses hat es erstmal einer Straßenbaustelle bedurft, damit für den 22A bei der S-Bahn-Station Hirschstetten ein (mutmaßlich temporärer) Halt eingerichtet wird. Oder 76A/B, die abends sowohl an der Grillgasse als auch an der Haidestraße konsequente Nicht-Anschlüsse vom 15A und der S80 haben. (Jaja, "vielleicht müssen wichtigere Anschlüsse erreicht werden." Welche sollen das sein, die nicht eh häufiger bestehen würden?)
Bei unregelmäßigem Betrieb sind wohl kaum schnelle Interventionen bei den ÖBB auf "kurzem Dienstweg" möglich bzw erfolgversprechend, wohingegen ich durchaus glaube, dass das Rathaus direkt mit der Geschäftsführung der Wiener Linien mit der Forderung nach Lösungen in Kontakt trat, als zb der Personalmangel reihenweise Kursausfälle bei der Straßenbahn verursachte (und auch sonst wird es regelmäßigen Dialog geben, schließlich ist man ja politisch und parteilich verbunden).
Warum sollte die Stadt Wien das in ihrer Rolle als Aufgabenträger (ggf. über den VOR) nicht tun? Und umgedreht: die ÖBB haben doch ganz ohne schnelle Intervention der Stadt Wien erst vor ein paar Wochen den Betrieb auf der S3 und der Franz-Josefs-Bahn ausgedünnt. Die haben m.E. sogar schneller reagiert also vor ein, zwei Jahren Stadt Wien und Wiener Linien, die Monate brauchten, bis sie endlich einen Notfahrplan aufgestellt haben.
Die folgenden Maßnahmen wie Änderungen der Dienstpläne (zb weniger Unterbrecher), Gehaltserhöhungen, Erhöhung der Nachtzulage, etc., also alles, was die Loyalität des Fahrpersonals fördern soll, sind sicher auch in Abstimmung mit dem Rathaus erfolgt, da es dabei ja um viel Geld ging. Zusammengefasst: Einen ähnlich direkten Draht halte ich zwischen Rathaus und ÖBB nicht für möglich.
Wieso sollte er notwendig sein?
Weiters wird auch im Rathaus bekannt sein, dass sich ÖBB-Nahverkehr im Mischbetrieb mit Fern- und Güterverkehr abspielt und damit nicht unbeträchtliche Störfaktoren für einen verlässlichen Betrieb hinzukommen.
Bus- und Straßenbahnverkehr spielen sich im Mischbetrieb mit dem übrigen Straßenverkehr ab, das sind auch nicht unbeträchtliche Störfaktoren für einen verlässlichen Betrieb.
Nach dem Ausbau der Stammstrecke könnte die ÖBB den Beweis erbringen, dass sie auf dieser extrem dicht befahrenen Strecke einen stabilen Betrieb abwickeln kann. Wenn das gelingt, wäre die Stadt Wien vielleicht am ehesten zu überzeugen, sich für den Ausbau anderer Nahverkehrsstrecken ähnlich stark zu ins Zeug zu legen, wie es eben zuletzt für den Bau von U2/5 der Fall gewesen ist.
Gerade weil und wenn die Betrieb instabil läuft, wäre es doch wichtig, sich für einen Ausbau einzusetzen!
Es geht doch erstmal vor allem darum, dass sich die Stadt Wien gegenüber dem Bund deutlicher als bisher für einen Ausbau einsetzt. Beim Lobautunnel hat die Stadt Wien da übrigens überhaupt keine Berührungsängste, obwohl das auch beim Bund liegt. (Fun Fact: bei einer Anfrage im Gemeinderat zur Station Hausfeldstraße erklärte Sima, sie sei dafür nicht zuständig, weil das beim Bund bzw. der ÖBB liegt. Aber für das ASFINAG-Projekt "Lobautunnel" ist sie zuständig?)