Autor Thema: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)  (Gelesen 3280 mal)

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win22

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Hat es eigentlich vor der Umstellung der Linien (siehe oben) Probefahrten tagsüber mit den vorgesehenen Autobussen gegeben?
Einerseits zwecks Überprüfung des Fahrplans und auch anderseits wegen der Befahrbarkeit der Strecken?

Oder sind die am ersten Betriebstag in der Früh ins Blaue gestartet mit einem am Schreibtisch ermittelten Fahrplan, was ich nicht so recht glauben kann.

Sind die mit den Bussen exakt den Strassenbahnfahrplan gefahren oder wurde der mit der Busumstellund adaptiert?

Sinnvoll wäre es schon gewesen, die Strecke mit Bussen zu testen.

Wurde das auch beim 74A und 75A gemacht, oder gab es da schon Erfahrungswerte?

Ferry

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #1 am: 29. Dezember 2023, 18:07:03 »
Hat es eigentlich vor der Umstellung der Linien (siehe oben) Probefahrten tagsüber mit den vorgesehenen Autobussen gegeben?
Einerseits zwecks Überprüfung des Fahrplans und auch anderseits wegen der Befahrbarkeit der Strecken?

Es wird sicher Probe- und Schulfahrten gegeben haben, schließlich mussten sich die Buslenker ja auch mit den neuen Strecken und den dortigen Gegebenheiten vertraut machen.

Zitat von: win22
Oder sind die am ersten Betriebstag in der Früh ins Blaue gestartet mit einem am Schreibtisch ermittelten Fahrplan, was ich nicht so recht glauben kann.

Siehe oben. Sicher nicht. Ich nehme sogar an, dass am ersten Betriebstag vor dem ersten Linienbus die BI vorgefahren ist, um zu überprüfen, ob die Strecke durchgehend befahrbar ist (Falschparker udgl).

Zitat von: win22
Sind die mit den Bussen exakt den Strassenbahnfahrplan gefahren oder wurde der mit der Busumstellund adaptiert?

Das wahr wohl von der jeweiligen Linie abhängig. Oft war es ja so, dass die Busse nicht exakt dieselbe Strecke wie die Straßenbahn befahren haben. Da ergaben sich dann zeitliche Unterschiede, die natürlich im Fahrplan berücksichtigt werden mussten. Ein Beispiel ist der von dir erwähnte 74A, der ja nicht genau dort umdreht, wo früher der T seine Endstation gehabt hat. Die Fahrt dauert daher jetzt etwas länger und der Fahrplan musste entsprechend angepasst werden.

Zitat von: win22
Wurde das auch beim 74A und 75A gemacht, oder gab es da schon Erfahrungswerte?

Was für Erfahrungswerte soll es gegeben haben? Vorher fuhr dort die Straßenbahn, nachher der Bus. Auch hier werden vor der Umstellung Probe- und Schulfahrten durchgeführt worden sein.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

maybreeze

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #2 am: 29. Dezember 2023, 18:47:57 »
Die erste Straßenbahnlinie Wiens, die auf "Fremdbusse" (in diesem Fall Dr. Richard) im Tarifverbund umgestellt wurde, war der erwähnte 158er.

Die Linienführung des Busses war von Anfang an anders, Grund für die Einstellung war auch die erweiterte Erschließung Ober St. Veits durch öffentliche Verkehrsmittel  - die Linienführung bedurfte also schon deswegen einer Kommissionierung bzw. Ortsverhandlung (wie übrigens heutzutage auch).

"Ins Blaue" geht in einem Rechtsstaat nicht, schon allein wegen der Amtshaftung.

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #3 am: 29. Dezember 2023, 19:46:00 »
Die erste Straßenbahnlinie Wiens, die auf "Fremdbusse" (in diesem Fall Dr. Richard) im Tarifverbund umgestellt wurde, war der erwähnte 158er.

Die Linienführung des Busses war von Anfang an anders, Grund für die Einstellung war auch die erweiterte Erschließung Ober st. Veits durch öffentliche Verkehrsmittel  - die Linienführung bedurfte also schon deswegen einer Kommissionierung bzw. Ortsverhandlung (wie übrigens heutzutage auch).

"Ins Blaue" geht in einem Rechtsstaat nicht, schon allein wegen der Amtshaftung.

Bist du dir da sicher? War nicht der Grund die Elektrifizierung der Verbindungsbahn?
Sollte jemand einen Tipp- oder Rechtschreibfehler finden darf er diesen behalten!

60er

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #4 am: 29. Dezember 2023, 20:29:08 »
Bist du dir da sicher? War nicht der Grund die Elektrifizierung der Verbindungsbahn?
1958 war von einer Elektrifizierung der Verbindungsbahn noch keine Rede. Diese erfolgte erst in den 70er-Jahren.

win22

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #5 am: 30. Dezember 2023, 13:18:01 »
Ok hat also niemand konkrete Informationen darüber, ob es davor Schulungs- und Probefahrten gegeben hat.

Die müssten dann ja der Straßenbahn nachgefahren sein bzw. fanden die in der Nacht statt?

Die Vorbereitung auf die Umstellung muss ja Jahre gedauert haben (Busanschaffung, Lenkerausbildung, Dienstplangestaltung,
Fahrplangestaltung, ev. Garagenzubau, Tankstellen, Kraftstofflieferverträge, Werkstattpersonal, Ersatzteilhaltung, usw.).

Also die Umstellungsplanungen auf Autobus (nach dem 158 als Probe war es Anfang 1959 der 63, dann 72, 61, 13, 40, usw.) muss somit schon
ab 1956/1957 begonnen haben, denn alleine die Bestellung und Lieferung der Autobusse, Personalaufnahme, Gebäudebauten, etc. muss Jahre in Anspruch genommen haben.
Die wurden ja prakisch in Handarbeit hergestellt, während man das Strassenbahnmaterial notdürftig repariert hat,
weil die Umstellung ja bereits drohte. Die Schaffner wurden ja am Bus weiterbeschäftigt....

Beim 74A und 75A musste schon ab 1982 begonnen worden sein, die Busse zu bestellen und das Personal aufzunehmen.
Also dann musste es klar gewesen sein, dass es keinen J und T über die 2er Linie während des U3-Baus gibt.

Klingelfee

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #6 am: 30. Dezember 2023, 13:32:37 »
Alos ich kann nicht sagen, wie lange die Vorbereitungen damals gedauert hatten.

Aber heutzutage dauert eine neue Buslinie vorzubereiten ca 1 Jahr.

Und auch gibt es bezüglich einer Buslinie zum Straßenbahn/Eisenbahnbetrieb einen großen Unterschied.

Bei den Schienenfahrzeugen werden immer die Streckenabschnitte konzessioniert - Beim Bus die exakte Buslinie. Bedeutet auch, werden bei der Straßenbahn eine neue Linie auf bestehenden Netz, oder Streckenabschnitte unter den Linien getauscht, so bedarf es theoretisch nur eine Dienstanweisung mit den ganzen Veränderungen.

Beim Bus muss bei einer dauerhaften Veränderung der Linienführung um eine Neuausstellung/Änderung des Bescheides angesucht werden. Und das geht so weit, dass bei einer Auftragslinie womöglich der Liniebetrieb neu ausgeschrieben werden.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Nulltarif

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #7 am: 30. Dezember 2023, 15:23:04 »
@win22: Ich vermisse in Deiner Frage die Linie 13, für die ja eigens die Doppeldecker beschafft wurden. Deren Testbetrieb vor Umstellung des 13ers fand meiner Erinnerung nach auf der (innerstädtischen) Linie 4 (Westbahnhof - Praterstern) statt.
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. (Dalai Lama)

win22

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #8 am: 31. Dezember 2023, 08:40:45 »
@win22: Ich vermisse in Deiner Frage die Linie 13, für die ja eigens die Doppeldecker beschafft wurden. Deren Testbetrieb vor Umstellung des 13ers fand meiner Erinnerung nach auf der (innerstädtischen) Linie 4 (Westbahnhof - Praterstern) statt.
Das wollte ich eh ansprechen dann. Dort habe ich mal gelesen dass die explizit für den 13er beschafft wurden, aber da war man schon in der Umstellphobie.
Die Linien 63, 61 und 40 waren die ersten regulär umgestellten Linien auf Autobus. Da hatte man noch keine Erfahrung.
Der 13er kam erst später.
Angeblich wurden einige Gelenkbusse extra wegen dem J und T für 1984 angeschafft.

Die Doppeldecker wurden 1958 getestet (Testbus Büssing). 1959 wurde G&S mit einem Prototypen beauftragt, der im März 1960 übergeben wurde und ab dem 21.4.1960
eben am 4er in den Betrieb kam. Somit musste die Autobusplanung schon 1956/1957 begonnen haben, damit am 23.2.1959 der 63 als erste reguläre Umstellung von statten ging,
gefolgt von 61 und 40.

maybreeze

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #9 am: 31. Dezember 2023, 15:02:26 »
Das Interessante bei der Umstellung des 158ers auf Busverkehr war ja die Tatsache, dass mit Dr. Richard keine Wiener Stadtwerke-Organisation den Bus-Verkehr übernommen hat sondern ein Privatunternehmen.

Dazu wurde den Fahrgästen auch durch Beschilderung klar gemacht, dass die Dr. Richard-Busse in Tarifgemeinschaft mit der Straßenbahn unterwegs war, also kein neuer Fahrschein notwendig ist. Spezialisten werden es besser wissen, es hätten ja dann auch in den Dr. Richard-Bussen "Straßenbahn"fahrscheine verkauft werden müssen.

60er

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #10 am: 31. Dezember 2023, 15:22:30 »
Spezialisten werden es besser wissen, es hätten ja dann auch in den Dr. Richard-Bussen "Straßenbahn"fahrscheine verkauft werden müssen.
Ich kann nicht beantworten, wie es in der Anfangszeit gewesen ist. Aber später wurden auf dem Dr.-Richard-Linienbündel 53B/54B/55B definitiv nur eigene Fahrscheine zum Haustarif verkauft. Und das war auch richtig so, B-Linien waren private Buslinien, die in Tarifgemeinschaft, aber nicht im Auftrag der WVB gefahren sind.

Katana

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #11 am: 31. Dezember 2023, 16:05:04 »
..., aber da war man schon in der Umstellphobie.
Du meinst wohl "-manie".
Klingt ähnlich, bedeutet aber das Gegenteil. :lamp:

Mich hätte auch nur interessiert wie der übergang von strassenbahn zu autobus organisiert war. also hat das schon mit der strassenbahn zu tun.
wann wurden die bushaltestellenschilder aufgestellt, die strassenbahnschilder abmontiert usw.
Die Straßenbahnaspekte (Abtrennung vom Gleisnetz, Demontage der Oberleitung, Weiterverwendung oder Abstellung der nicht mehr eingesetzten Wägen) gehen aber weder aus deiner Eingangsfrage noch aus #5 hervor. Da ist nur von Fahrplänen, Probefahrten, Fahrzeugbeschaffung die Rede. Kein Wunder, dass sich viele der Antworten ausschließlich mit dem Bus befassen. Leider! :down: :(

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #12 am: 31. Dezember 2023, 16:49:11 »
Ein Beispiel ist der von dir erwähnte 74A, der ja nicht genau dort umdreht, wo früher der T seine Endstation gehabt hat. Die Fahrt dauert daher jetzt etwas länger und der Fahrplan musste entsprechend angepasst werden.
Meiner Erinnerung nach wurde der 74A erst nachträglich verlängert, zuerst ist er genau die Schleife der Linie T gefahren.

Bin mir ziemlich sicher, aber eben nicht 100%.

Bevor das aber eine Diskussion über den 74A alleine wird, darf ich daran erinnern, dass durch den Wegfall von J und T zusätzliche Haltestellen gekommen sind:

  • Weyrgasse gab es nicht für J und T.
  • Linie T fuhr von Rochusmarkt bis Barichgasse/Messenhausergasse durch, Hintzerstraße war kein Halt.
  • Eslarngasse war kein Halt für die Linie T, dafür war die Haltestelle Messenhausergasse FR stadteinwärts vor der Messenhausergasse (beim Branntweiner ;)) .
  • Bei der Petrusgasse gab es auch keinen Halt für die Straßenbahn.

War es nicht so, dass die zusätzlichen Haltestellen ein Argument waren, um wie viel toller der Bus doch ist?


Klingelfee

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #13 am: 31. Dezember 2023, 17:05:28 »

Mich hätte auch nur interessiert wie der übergang von strassenbahn zu autobus organisiert war. also hat das schon mit der strassenbahn zu tun.
wann wurden die bushaltestellenschilder aufgestellt, die strassenbahnschilder abmontiert usw.
Die Straßenbahnaspekte (Abtrennung vom Gleisnetz, Demontage der Oberleitung, Weiterverwendung oder Abstellung der nicht mehr eingesetzten Wägen) gehen aber weder aus deiner Eingangsfrage noch aus #5 hervor. Da ist nur von Fahrplänen, Probefahrten, Fahrzeugbeschaffung die Rede. Kein Wunder, dass sich viele der Antworten ausschließlich mit dem Bus befassen. Leider! :down: :(

Ich würde sagen, dass es fürher nicht anders ist, als heute.

Bedeutet, die neuen Tafel werden 2-3 Wochen vor Inbetriebnahme aufgestellt und die alten Tafel binnen der ersten Betriebswochen entfernt werden. Eventuell werden da für die aufzulassende Linie in der letzten Zeit "Ersatzhaltestellen" errichtet und die neuen Tafeln schon definitv errichtet. Die Fahrleitung wird in der Regel auch relativ Zeitnah nach der Umstellung entfernt. Die Schienen werden jedoch erst bei Neugestaltung der Straße entfernt. Man braucht ja nur schauen, wie lange die Schienen der Linien 13 nach gelegen sind. Oder auch die Wagramer Straße, da werden auch erst nächstes Jahr im Zuge des Radwegebaues entfernt.

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Re: Umstellung auf Autobus (158/61/63/40/47/48,57, später J und T)
« Antwort #14 am: 31. Dezember 2023, 19:17:05 »
Wurde der 158 tatsächlich sofort 1958 durch den Dr. Richard ersetzt? Das muss ja vorher ausgeschrieben worden sein bzw. er musste ja auch Busse anschaffen samt Lenker,
sowas macht man ja nicht ohne Abnahmegarantie oä.

Es hat ja geheissen der 158 wird probeweise umgestellt, aber auf sowas kauft Dr. Richard keine neuen Busse mit einer entsprechenden Vorlaufzeit bei der Bestellung.

Ebenso mussten die WL planen, was die mit den überzählichen Garnituren, Fahr- und Werkstattpersonal anstellen.

Also die Umstellung zwischen 1958 und 1974 muss schon irgendwie strategisch geplant worden sein...