Autor Thema: [FR] Lyon  (Gelesen 70649 mal)

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Tramwaycafe

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[FR] Lyon
« am: 09. April 2012, 20:27:43 »
Liebe Leute,

die Serien aus Mailand und Turin seien jetzt einmal kurz zurückgestellt, zugunsten der Stadt, in der die heurige Tour begann: Lyon. Auch hier ist's erstaunlich, dass über die zweitgrößte französische Stadt und/oder Agglomeration (Marseille streitet da immer gerne mit ;)) noch kein Thread erstellt wurde — bleibt also mir die Ehre, was mich sehr freut 8)

Die städtische Straßenbahn von Lyon wird vom lokalen Verkehrsbetrieb TCL betrieben — ein Unternehmen mit einer wunderbar reichen Produktpalette, die von der Straßenbahn über Obusse unterschiedlicher «Schwere» (im englischen Sinne) und natürlich Dieselbusse bis hin zur Gummiradlmétro reicht, die teilweise konventionell mit Fahrer, teilweise fahrerlos fährt (und das ohne diese unseligen Bahnsteigtüren anderer automatischer Metros!); Krönung sind die unterschiedlichen Bergbahnen in Form zweier Standseilbahnen und einer gemischten(!) Zahnrad-Adhäsions-Métrolinie auf herkömmlichem Stahlrad — was umso erstaunlicher ist, als in Lausanne ja bekanntlich die dortige Zahnradbahnmétro auf Gummiradl umgebaut wurde, wie es sie in Lyon eh schon gab, als man die Lyoner Croix-Rousse-Linie zum Métrobetrieb konvertierte.

Lange Rede kurzer Sinn: Alles schön bunt dort :) Um den ersten Beitrag nicht noch ausufernder zu gestalten, fang'ma mit einer klassischen Stadtstraßenbahnstrecke an: Wagen 62 mit offenbar schon für die Linie T4 vorbereiterer Pünktchendekoration steht hier an der Haltestelle Centre Berthelot der Linie T2. Die Haltestelle ist ganz typisch für die Lyoner Straßenbahnhaltestellen; die Aufnahme entstand am 13. März 2012:

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Viel Spaß!

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #1 am: 09. April 2012, 20:56:14 »
Zu dieser Umgebung würde rein gefühlsmäßig ein Tatra- oder Konstal-Gespann besser passen. :) Mit den eierförmigen Fronten mancher französischen Tramways kann ich sowieso nicht viel anfangen, meinen Geschmack treffen die garantiert nicht.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #2 am: 09. April 2012, 21:19:56 »
Zu dieser Umgebung würde rein gefühlsmäßig ein Tatra- oder Konstal-Gespann besser passen. :)
Tatras vor typischen französischen, «bodenlangen» Fenstern? Hmmmm, wenn's ein formschöner Tatra, ist, dann immer :)

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Mit den eierförmigen Fronten mancher französischen Tramways kann ich sowieso nicht viel anfangen, meinen Geschmack treffen die garantiert nicht.
Eierförmig sind die wenigsten. Mutig die meisten. Das bedingt auch kontroversiell. Aber das ist m. E. besser als ein Beistrich in der Hos'n 8)

Tramwaycafe

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #3 am: 09. April 2012, 21:22:25 »
Liebe Leute,

die 2000 neu eröffnete Straßenbahn von Lyon ist eine für die französischen Betriebe ganz typische — und das anderswo schon omnipräsente Rasengleis ist hier noch ein wenig grüner als grün, das alles im Übrigen bei klimatischen Verhältnissen, die den hiesigen nicht ganz so unähnlich sind. Oh, Wiener Verantwortliche, insbesondere Ihr erlauchten Mitglieder des erlesenen Expertenstudienteams zur Neuerfindung des weltbesten Rasengleises, schaut's doch bitte nur einmal owe! Was Ihr sucht, gibt's schon!

Um nicht gleich ganz in Extase zu verfallen, als Einstiegsdroge eine fast klassische Strecke an der Université Lyon 2 «Auguste Lumière» entlang, einem der omnipräsenten Campi französischer Mittel- und Großstädte, die architektonisch wie eine Kreuzung aus WIG-1974-Gebäude und Hochschulgroßfeldsiedlung aussehen. Bei aller Liebe zu Frankreich und seinen Städten: Ob das Studieren dort eine Freud' ist (von dem meines Erachtens völlig verfehlten dortigen Lernziel des Auswendigkönnens-statt-Verstehens abgesehen)? ???

Auf dieser Aufnahme, wiederum vom 13. März 2012, ist Seidenraupenwagen 33 zu sehen, in der klassischen Lyoner Lackierung, auf einem Kurzführungskurs der Linie T2 bis zur Remise Porte des Alpes.

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #4 am: 09. April 2012, 21:38:23 »
Liebe Leute,
wenig Text, viel Grün 8)
[und das ist noch winterlich-fahl!]

13er

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #5 am: 09. April 2012, 22:18:57 »
Wow, also am letzten Bild muss ich sagen, dass ich dieses Fahrzeuglayout zwar nicht wirklich mag, aber du es schon bestens in Szene gesetzt hast, sodass man doch immer wieder mal an den eigenen Ästhetikvorstellungen zweifelt :)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #6 am: 09. April 2012, 22:51:57 »
Wow, also am letzten Bild muss ich sagen, dass ich dieses Fahrzeuglayout zwar nicht wirklich mag, aber du es schon bestens in Szene gesetzt hast, sodass man doch immer wieder mal an den eigenen Ästhetikvorstellungen zweifelt :)

Von den verschiedenen Auffassungen von Frontdesign ist die in Lyon sicher eine der - äh - schwierigeren. Allerdings, zwei Punkte: live sieht das besser aus als auf den Bildern, und man gewöhnt sich schnell daran; und weiters, die Wölbung der Frontscheibe um eine senkrechte Achse verhindert Spiegelungen vor der Zielanzeige. Hier übrigens mein "Zinnober" zu Lyon:
http://www.tramway.at/lyon/
Und hier und auf den folgenden Bildern der Uni-Campus:
http://www.viennaslide.com/p/0520-france/Lyon/2001-05-24_T1_La_Doua_802_01.html
...wobei zu beachten ist, wie die Oberflächengestaltung die doch recht öden Freiräume "rettet".
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #7 am: 09. April 2012, 22:58:09 »
Hier noch - weils grad passt, und auch als "Leseprobe" aus meinem Buch - der Text zu Lyon aus "Die Zukunft der Städte":


Anders als viele der französischen Straßenbahnstädte ist Lyon eine echte Großstadt – die zweitgrößte des Landes. Dementsprechend kam man nie ohne leistungsfähigen öffentlichen Verkehr aus, auch wenn Mitte der 1950er Jahre die Tramway alten Typs eingestellt wurde. Das Netz aus Diesel- und Trolleybuslinien bildete dann bis 1978 das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Lyon ist der französische Ballungsraum, den man am ehesten mit Wien vergleichen kann. Lyon hat bereits in den 1970er Jahren auf modernen ÖV gesetzt, und so kann die Bevölkerung wie in Wien seit 1978 ein U-Bahn-Grundnetz von mittlerweile vier Linien nutzen. Ab Mitte der 1990er Jahre schlug Lyon aber einen anderen Weg ein.

Das Verkehrsnetz von Lyon ist abwechslungsreich: Zwei klassische Métrolinien, allerdings nach französischem Stil auf Gummireifen, werden von einer zur Métro umgebauten Zahnradbahn ergänzt; dazu kommt noch die fahrerlose U-Bahn der Linie D: Die typisch französische Unbeschwertheit und Technikverliebtheit ermöglicht fahrerlose Züge, die ohne jegliche Schutztüren am Bahnsteig verkehren! Bewusst wollte man freizügige Stationsräume schaffen, was auch durchaus gelang. Die Station „Vieux Lyon“ an der Métro D ist auch Ausgangspunkt von zwei Bergbahnen; das ausgedehnte Dieselbus-Netz wird von elektrischen O-Buslinien ergänzt, von denen wiederum drei als „Cristalis“ besonderen Status genießen und mit modernen Fahrzeugen bedient werden.

1996 entschied sich Lyon dann, die geplanten Ausbauten der Métro hintanzustellen und stattdessen neue Straßenbahnen an der Oberfläche zu bauen. Für die Métro sind nur noch kurze Ergänzungen um je ein oder zwei Stationen vorgesehen. Die Vorteile des Konzepts, mit der Tram Städte neu zu gestalten und zu beleben, hatten sich in Frankreich mittlerweile herumgesprochen und so erfolgte die Abkehr vom Métrobau unter Mitwirkung der Bevölkerung – eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man sich die Umgebung einiger Haltestellen an der Métro D ansieht - dünn besiedelte Gegenden mit vorstädtischer Bebauung. Hier wird sofort klar, dass ein schnelles Verkehrsmittel an der Oberfläche passender wäre…

Die Linie 1 der Straßenbahn verbindet seit Dezember 2000 die Bahnhöfe Perrache mit Part-Dieu, und das über weite Strecken parallel zur Métro B. Ab der Station Charpennes wurde sie allerdings statt der Métro zum Univiertel gebaut, da man sich von der Tram bessere Erschließung versprach. Inzwischen wurde sie am südlichen Ende verlängert, die Gleise führen aber bereits noch weiter - man wartet nur noch darauf, dass das eigentliche Fahrtziel entsteht: in einem Stadtentwicklungsgebiet wird vom Wiener Architektenteam „Coop Himmelb(l)au“ das „Musée des Confluences“ errichtet.

Die Linie 2 startet bei Perrache und überquert gemeinsam mit Linie 1 die Rhône. Während die T1 aber abbiegt und die Altstadt nördlich umfährt, führt die T2 geradlinig etwa nach Westen. Der Autoverkehr auf der dabei durchfahrenen Avenue Berthelot wurde massiv reduziert – von vorher sechs auf nun zwei Spuren. Eine Fahrt entlang der schnurgeraden Strecke mit der langen Reihe von Straßenbahnsignalen ist ein spezielles Erlebnis: Zügige Fahrweise, Halt nur an den Stationen, die zahlreichen Lichtsignale werden zuverlässig vor der Tram frei – so sieht moderner Straßenbahnverkehr aus, der auch den Autofahrern klar macht, welches Verkehrsmittel das für die Stadt sinnvollere ist!

Im November 2006 kam mit der Linie 3 eine umgebaute Eisenbahntrasse dazu, die abseits des Straßenraums verläuft und eher mit der Wiener Lokalbahn verglichen werden kann. Die Strecke beginnt – nicht sehr günstig - an der Rückseite des Bahnhofes Part-Dieu, abseits aller anderen ÖV-Haltestellen und führt dann nach Westen. Zahlreiche schrankengesicherte Bahnübergänge prägen die Linie, wobei die Schließzeiten extrem kurz gehalten werden: 23 Sekunden vom Aufleuchten des roten Lichts bis zum Öffnen nach Durchfahrt des Zuges – die Rotphasen ganz normaler Wiener Verkehrsampeln sind deutlich länger… Diese Strecke wird seit 2010 auch von der neuen Schnellstraßenbahn zum Flughafen befahre. Schon bei der Errichtung der T3 wurden daher in einigen Stationen Überholgleise mitgebaut.

Als vorläufig letzte Linie eröffnete man 2009 die T4, die bei der T2 an der Avenue Berthelot beginnt und nach Süden führt. Die 10km lange Strecke schlängelt sich durch die Gemeinde Vénissieux, um für möglichst viele Einwohner leicht erreichbar zu sein. Um 2013 soll sie dann nach Norden verlängert werden und bei Part-Dieu auf die T3 bzw. bei Charpennes auf die T1 treffen.

Darüber hinaus sind Zweigstrecken oder Verlängerungen bei allen vier Linien vorgesehen.

Inzwischen umfasst das Tramnetz von Lyon bereits fast 50 Kilometer – in den knapp 15 Jahren seit 1996 hat man damit mehr als ein Viertel der Wiener Netzlänge zustande gebracht; in dieser Zeit entstand in Wien kein einziger Kilometer Straßenbahnstrecke neu, stattdessen verschwanden etwa 8 Kilometer wegen des Baus paralleler U-Bahnen. Deutlicher lassen sich die unterschiedlichen Philosophien in Frankreich und Wien kaum dokumentieren!
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #8 am: 09. April 2012, 23:41:24 »
Hier noch - weils grad passt, und auch als "Leseprobe" aus meinem Buch - der Text zu Lyon aus "Die Zukunft der Städte":
Dieses Buch sollte sich wirklich jeder, der sich auch nur am Rande für Stadt(verkehrs)politik interessiert, gönnen!
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

T1

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #9 am: 10. April 2012, 00:01:25 »
Inzwischen umfasst das Tramnetz von Lyon bereits fast 50 Kilometer – in den knapp 15 Jahren seit 1996 hat man damit mehr als ein Viertel der Wiener Netzlänge zustande gebracht; in dieser Zeit entstand in Wien kein einziger Kilometer Straßenbahnstrecke neu, stattdessen verschwanden etwa 8 Kilometer wegen des Baus paralleler U-Bahnen. Deutlicher lassen sich die unterschiedlichen Philosophien in Frankreich und Wien kaum dokumentieren!

Am Freitag eröffneten in Montpellier die Linien T3 und T4, womit die Netzlänge dort stolze 54,4 km beträgt. Davon ist nicht alles zweigleisig, aber das hat man dort in 12 Jahren bewerkstelligt!

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #10 am: 10. April 2012, 03:37:27 »
Also gegen die österreichische GRAUsamkeit namens ULF sind die französischen Eier ein wahrer Augenschmaus. Wobei sie mir persönlich auch ohne ULF-Vergleich sehr gut gefallen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: [FR] Lyon
« Antwort #11 am: 10. April 2012, 12:18:44 »
Wow, also am letzten Bild muss ich sagen, dass ich dieses Fahrzeuglayout zwar nicht wirklich mag, aber du es schon bestens in Szene gesetzt hast, sodass man doch immer wieder mal an den eigenen Ästhetikvorstellungen zweifelt :)

In der Tat, dieses Foto ist wirklich sehr schön und stimmungsvoll.  :up:

Also gegen die österreichische GRAUsamkeit namens ULF sind die französischen Eier ein wahrer Augenschmaus. Wobei sie mir persönlich auch ohne ULF-Vergleich sehr gut gefallen.

Eine andere Lackierung würde dem ULF schon besser aussehen lassen. Aber es gibt da immer noch wesentlich hässlichere Fahrzeuge. Aber auch mir gefallen diese Fahrzeuge nicht.
Dennoch sind es schöne Fotos.
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Re: [FR] Lyon
« Antwort #12 am: 10. April 2012, 13:28:24 »
Aber auch mir gefallen diese Fahrzeuge nicht.  Dennoch sind es schöne Fotos.

Wobei man beachten muss, dass es immer nur der Kopf des Wagens ist, der in den Städten unterschiedlich ist (Ausnahme: Strasbourg) - der Wagen selbst ist jeweils recht ähnlich. Die Frontgestaltung wird von den Städten genutzt, um eine unverwechselbare Tram zu haben.
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Re: [FR] Lyon
« Antwort #13 am: 10. April 2012, 13:52:43 »
Aber auch mir gefallen diese Fahrzeuge nicht.  Dennoch sind es schöne Fotos.

Wobei man beachten muss, dass es immer nur der Kopf des Wagens ist, der in den Städten unterschiedlich ist (Ausnahme: Strasbourg) - der Wagen selbst ist jeweils recht ähnlich. Die Frontgestaltung wird von den Städten genutzt, um eine unverwechselbare Tram zu haben.

Ich weiß. Mir gefallen die Citadis eigentlich ja auch (ausgenommen RegioCitadis, der erinnert mich zu sehr an den Combino), aber mit dieser Front sind die Wagen für mich hässlich. Das heißt aber nicht, dass ich das Konzept nicht verstanden habe und nicht gut finde. Die Franzosen trauen sich halt designtechnisch sehr viel, aber meinen Geschmak treffen sie bei Straßenbahnen kaum. Bei Autos jedoch taten sie das. Die Citadis in Reims oder Bordeaux finde ich auch von der Front her schön.
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Re: [FR] Lyon
« Antwort #14 am: 22. April 2012, 22:11:51 »
Liebe Leute,

inmitten einer arbeitsintensiven Zeit soll wenigstens für die eine oder andere Aufnahme Gelegenheit sein; nach den Hauts de Feuilly ist es selbst in Lyon schwer, Adäquates zu finden. Wechseln wir also ganz woanders hin: Die Lyoner Linie T3 ist im Gegensatz zu den anderen drei Straßenbahnlinien eine Art Lokalbahn, entstanden aus dem Umbau der seit langem stillgelegten Chemins de fer de l'Est de Lyon. Nach dem Verlassen der Endstation an der (zunehmend aufgewerteten) Rückseite des Bahnhofs Part Dieu ist die erste Haltestelle der Bahnhof Dauphiné-Lacassagne. Der das alte Bahngebäude verdeckende Mast mag als Anknüpfungspunkt für die Unauffälligkeit der Oberleitung samt Aufhängung, insbesondere aber der Ampelanlage dienen; krasses Gegenbeispiel zu dem, was hierzustadts so an Unsitte herrscht.

Am stadteinwärtigen Bahnsteig rechts ist ein Großeinsatz von Kontrolleuren zu sehen, typisch für französische Städte mit «etwas» renitenterer Kundschaft, als sie in Wien (noch?) üblicherweise vorzufinden ist. An der Haltestelle wird ruck-zuck der gesamte Wagen durchkämmt; das dauert weniger als eine Minute. Trotz des martialisch wirkenden Aufmarsches pflegt das Personal dennoch einen zumindest mir stets außerordentlich korrekt und höflich vorkommenden Ton, zumindest dem wohlwollenden Fahrgast gegenüber.

Wie die anderen Lyoner Fotos der 2012er-Tour stammt dieses vom 13. März; der abgebildete Wagen ist der 854er, ein Stammwagen der Linie T3, beheimatet in Meyzieu.