Öffentlicher Verkehr national und international > Straßenbahn außerhalb Österreichs

[RS] Straßenbahn Belgrad - beim ehem. Verteidigungsministerium

(1/3) > >>

moszkva tér:
Um etwas Leben in die Bude zu bringen...

Belgrad wurde ja 1999 von der Nato bombardiert. Ruinen sind heute keine mehr zu sehen. Nur das imposante Gebäude des Jugoslawischen Verteidigungsministeriums wurde bis heute nicht mehr aufgebaut, es ist geplant, dieses als Mahnmal so zu belassen.
Ehemals erstreckte sich dieses Bauwerk mit Brücke über die ul. Kneža Miloša. Dort verkehrt auch die Straßenbahn. Die Ruine ist eine "schöne" Kulisse für ein paar gruselige Bilder der Type Tatra KT4.
Et voilà, Tatras in Einfach- und Doppeltraktion.

Übrigens, Belgrad ist eine der wenigen Millionenstädte in Europa, die keine U-Bahn hat. Pläne für einen Bau gibt es auch keine. In den 1980ern wollte man dafür die Straßenbahn vernünftig ausbauen, doch die Wirren nach der Auflösung Jugoslawiens haben bisher nennenswerte Investitionen unterbunden.   :'(

moszkva tér:
Dürfen historische Fotos auch in dieses Unterforum?

Bei der Bombardierung von Belgrad durch die Nato wurde 1999 u.A. das Jugoslawische Verteidigungsministerium zerstört, s.o.
Knapp 60 Jahre davor wurde Belgrad auch schwer bombardiert. Damals war die Deutsche Armee nicht nur beteiligt, sondern federführend. Bei den Verbrechen, die damals am Balkan begangen wurden, fällt eine zerstörte Straßenbahn allerdings nicht ins Gewicht  :'(



Bildquelle: Deutsches Bundesarchiv
Eingebunden aus: Wikipedia
Bestand: Bild 141 - Sammlung Library of Congress
Archivtitel: Balkanfeldzug 1941, Jugoslawien, Belgrad

Dateiinfo: http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1320475506/?search[view]=detail&search[focus]=1

Linie 41:

--- Zitat von: moszkva tér am 05. November 2011, 07:48:03 ---Dürfen historische Fotos auch in dieses Unterforum?

--- Ende Zitat ---
Nachdem es im Auslandsteil kein eigenes Unterforum für Historische Bilder gibt, würde ich ja sagen!

Tatra83:
Und nun werde ich ein wenig Leben in unseren Beograd-Thread bringen. Wer faul ist, kann sich über Belgrad und seine Straßenbahn ein Bild verschaffen.

Die ÖV-Landschaft sieht in Belgrad wie in Berlin, München oder Wien aus: S-Bahn durch die Staatsbahn und der Rest wird durch einen städtischen, manchmal gar weltbesten Verkehrsbetrieb betrieben.
Der Betrieb verfügt über ein Depot für Straßenbahnen und vier für Busse, welche insgesamt 224 Straßenbahnen, 400 O-Busse und 1300 Dieselbusse beheimaten. Von den 224 Straßenbahnen sind 30 vom Typ CAF Urbos 3, 40 Züge aus Basel (Gelenktriebwagen mit Bw) und 154 CKD Tatra KT4. Letztere sind direkt von CKD geliefert worden und werden z.T. "modernisiert", da sie in einem schon bemitleidenswerten Zustand sind.
Der Verkehrsbetrieb (GSP Beograd) befördert täglich rund 1,65 Mio. Fahrgäste von denen ca. 60% Schwarzfahrer sind.
Das Straßenbahnnetz würde ich - im Gegensatz zu Wien - als Verästelungsnetz charaktierisieren, mit seinen derzeit neun Linien werden fast alle Stadtteile erreicht.
Bemerkenswert ist ein Belgrad-weites elektronisches Ticketing-System, das nach dem Checkin-Prinzip funktioniert.

Noch etwas zur U-Bahn: Die Planungen dafür (wie auch für den Hbf.) laufen seit über 30 Jahren. Offensichtlich wird es nun ernst, denn die Stadt Beograd ist der Ansicht, dass jede Metropole mit fast zwei Millionen Einwohner eine U-Bahn bräuchte. Der Hinweis, dass der öffentliche Nahverkehr in Wien (mit einst 2 Mio. Einwohnern) ausschließlich mit der Straßenbahn bewältigt wurde, stieß dort auf Unverständnis. Jedenfalls plant man nun eine Voll U-Bahn bzw. eine Lightrail-Variante, was auch immer man darunter verstehen wird bzw. finanzieren kann.

Die Baureihe KT4 ist teilweise noch in Originalausführung unterwegs (1+1 Bestuhlung, Rollbänder und Pedalsteuerung)

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Und das ist der "Beograd-Style" der Hauptbahnhof-Teileröffnung. Es war nicht ganz klar, ob dort wirklich Personenverkehr durchgeführt wird, aber ich vermute ja. Dieser Betonklotz sollte den alten Kopfbahnhof auf dem anderen Save-Ufer ablösen, das gelang aus diversen Gründen nicht. Und nun ist der Bahnhof gebaut und wird von der Stadtplanung weitgehend ignoriert.

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Hier nun ein paar Bilder vom CAF Urbos 3. Lt. den GSP-Technikern waren die Fahrzeuge in der Endfertigung nur mäßig qualitätsgeprüft, denn man hatte in Belgrad mit sich lösenden Schrauben zu kämpfen. Also musste vor der Inbetriebnahme das gesamte Fahrzeug durch die GSP-Werkstatt geprüft werden.

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Hier noch ein Beispiel aus einem Bus zur weiteren Verbesserung des Komfort im städtischen Nahverkehr:  :fp:

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Und auch wenn dieses Bild nicht den Eindruck macht, der Bus trägt in Belgrad die Hauptlast im ÖV.

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Schweizer Straßenbahnzug auf dem recht modernen Betriebshof in Novi Beograd. (Gleisplan der Anlage folgt)

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Und das ist auch typisch in Beograd: Straßenbahn in Seitenlage und in der Mitte der Autoverkehr. Dabei werden die Bahnen oft durch ein- und ausparkende Pkw bzw. einfach abgestellte Fahrzeuge behindert. Die Linie 7 ist derzeit das Ziel eines Grunderneuerungsprogramms mit 35 Mio. EUR/Jahr, man realisiert dabei einen unabhängigen, rasengedeckten Bahnkörper in der Straßenmitte. Auf der Linie 7 kommen zudem die Urbos 3 zum Einsatz, auf manch anderer Strecke würden sie vermutlich vor dem Gleiszustand kapitulieren. Interessant sind außerdem die zwei echten Straßenbahn-Kreisverkehre in der Stadt...

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Hier noch ein Blick in die übergeordnete Leitstelle, welche von der Stadt Beograd betrieben wird, eigentlich eine absolut seltene Situation. Wir wissen ja, wie ungern sich Verkehrsbetriebe in die Karten schauen lassen. Im Fall von Belgrad wird der gesamte Oberflächen-Verkehr mit dem RBL-System "BusPlus" von einem türkischen Hersteller überwacht. Die Kommunikation zwischen Leitstelle und Fahrer funktioniert meist über codierte Meldungen bzw. kann die Leitstelle den Fahrer via GSM anrufen. Die Leitstellen der einzelnen Unternehmen übernehmen aber den eigentlichen Betrieb bzw. die Betriebsaufsicht.

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Zu guter Letzt noch ein Blick entlang einer typischen Gleisanlage in Beograd, gefahren wird dabei trotzdem zügig und resolut  ;)

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Linie 41:
Haha... Der Balkan beginnt wirklich in Wien. Die Inneneinrichtung in Belgrad ist genauso geschmacklos wie bei uns. ;D

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln