Nachdem ich mich mit Benennungen im öffentlichen Raum eine zeitlang beschäftigen durfte:
Außer in Neubaugebieten gibt es praktisch keine zu benennenden neuen Verkehrsflächen. So müssen bestehende Verkehrsflächen, Parks, unbenannte Parkwege, Gemeindebauten für die Erinnerung von mehr oder weniger bekannten und unbekannten Menschen herhalten. Damit kommen auch so kleinräumige Benennungen wie oben erwähnt zustande. Straßenumbenennungen sind wegen der damit verbundenen Probleme bei den Anwohnern und Betrieben nicht erwünscht, außer sie haben einen entsprechenden Hintergrund (Universitätsring z.B.).
Eine Historikerkommission hat sich auch mit "belasteten" Straßenbezeichnungen beschäftigt. Umbenennungen wurden hier zugunsten von Zusatztafeln unterlassen.
Das meiste Erinnerungsbedürfnis in meiner Dienstzeit hatte gemäß den Anträgen die sozialdemokratische Fraktion, die auch das Monopol der Gemeindebaubenennungen für sich beanspruchte.
Der Personenkult (insbesondere politisch tätiger Personen) sollte zugunsten von allgemeinen Bezeichnungen (Flurnamen, Sachnamen ...) zurückgedrängt werden, auch wenn Sachnamen obsolet werden können (ich denke da an die Computerstraße im 10. Bezirk, deren Namensnennung der längst vom Markt verschwundenen Computerfirma Philips Data zu "verdanken" ist). So ist das amerikanische Zahlenbenennungssystem eigentlich jenes, das am meisten "politisch" korrekt ist - Kematen an der Ybbs ist ein Vorreiter dafür.