Europaweit führender Initiator derartiger Aktivitäten war "Genosse Spitzbart" Walter Ulbricht in der DDR;
Wobei ich mich schon frage, was Ulbricht deiner Meinung nach alles gemacht hat, dass du ihn als "europaweit Führenden" im Abreißen von alten Gebäuden bezeichnest. Als er im Mai 1945 die Macht übernahm, war Berlin in Schutt und Asche gebombt, da war ohnehin kaum mehr etwas da, was man als "erhaltenswert" hätte bezeichnen können.
Und solltest du den Palast der Republik in Ost-Berlin meinen: der wurde m.W. unter Honecker errichtet (zwischen 1974 und 1976), Ulbricht (1973 verstorben) hatte damit nichts mehr zu tun.
Das Berliner Stadtschloss, an dessen Stelle ein Vierteljahrhundert später der Palast der Republik errichtet wurde, wurde aber tatsächlich unter Ulbricht gesprengt.
Ansonsten stimme ich Dir aber zu. Es führt außerdem zu kurz, das auf die DDR oder gar Ulbricht zu beschränken. Die Idee, vorhandene Städte ganz neu zu bauen, gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg - siehe z.B.
Le Corbusiers Plan für Paris. Paris ist wiederum ein Beispiel dafür, dass solche Bestrebungen noch älter sind, seine heute bekannte Form hat es ja erst mit 19. Jahrhundert unter Haussmann bekommen, der dafür das mittelalterliche Paris zerstörte.
Auch in Berlin gibt es ein Beispiel dafür, dass man die Kriegszerstörungen auch im Westen für einen kompletten Neuaufbau der Stadt nutzen wollte: das Hansaviertel. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hansaviertel wurde nicht wieder aufgebaut, sondern erhielt einen komplett neuen städtebaulichen Grundriss. Letztlich scheiterte aber die Idee, nach diesem Modell ganz Berlin und viele andere Städte (in Gänze) wieder aufzubauen schlicht daran, dass die Anpassung der unterirdischen Infrastruktur zu aufwändig gewesen wäre. So blieb es dann bei ein paar Modellprojekten.