Ich muss hier - wieder einmal - Harald Recht geben.
Etliche User die sonst das wienerische "geht ned- woi ma ned - homma no nie gmocht" kritisieren, fallen hier in dasselbe Schema. Kreativität, Mut, kosmopolite Weitsicht? Fehlanzeige.
In meinen Augen eignet sich die alte Stadtbahntrasse hervorragend als Wiener High-Line-Park. Bei näherer Betrachtung fällt nämlich auf, dass sie, obwohl derzeit eine "G'stättn", gar nicht so weit ab vom Schuss liegt. Hinzu kommt dass die Dynamik für dieses Grätzl ja auch genau von der Reaktivierung der Trasse ausgehen kann.
Warum?
Die Trasse liegt zwischen Gebieten, welche sich mittelfristig sicherlich entwickeln werden, sowohl der obere Donaukanal, als auch das Gebiet um die ehemalige WU und den FJB. Der High-Line-Park kann mittels der "GD-Trasse" mit dem Donaukanal verbunden werden, auf der anderen Seite mit der doch recht belebten Nussdorfer Straße und der Lokalmeile am Gürtel. Summerstage, Abendevents und mittelfristig auch Wohn- und Bürogebiete wären im direkten Einzugsbereich. In Zeiten, in welchen auf der Stadt ein großer Verdichtugssdruck liegt, werden eher früher als später auch die Lagerplätze und Baustoffhandlungen um die Trasse Wohnbebauungen weichen. Hierfür könnte eine bereits fertig gestellte Sky-Line Motor sein. Die Bögen unter der Trasse, welche die originale High-Line ja nicht hat, schreien ja nach einer Nutzung für Lokale, kreative Werkstätten, Nahversorgung und Kleingewerbe, Ausstellungsräume, etc. Evtl auch Lofts (es donnert ja nicht alle Minute ein Zug drüber). Darüber hinaus ist das Gebiet verkehrstechnisch perfekt versorgt, Arbeitsplätze, Freizeit und Naherholungsgebiete liegen nur einen Steinwurf entfernt (auch das ist in Manhattan nicht unbedingt der Fall).
Auch in Manhattan versetzte der High-Line-Park dem umliegenden Meat-Packing District einen gewaltigen Entwicklungs- bzw. Gentrifizierungsschub. Zu Beginn des Projekts haben sich dort auch Hase und Fuchs bzw. eher Hure und Dealer gute Nacht gesagt.
Ich persönlich begrüße jedenfalls das Projekt und hoffe auf baldige und durchdachte Umsetzung.
ad S-Bahn:
Für einen Teil der U-Bahn-Investitonen könnte und müsste man die S-Bahn hochrüsten, damit sie ihrem Namen gerecht wird. Allerdings müssten sich da Wien, NÖ und ÖBB an einen Tisch setzen und zweites müsste man dann den Mut haben das Paket zu beschließen.
Verglichen mit anderen, "richtigen" S-Bahn-Systemen von Großstädten ist die Wiener S-Bahn noch immer eine Anhäufung mehr oder minder vertakteter Regionalzüge, die halt durchs Stadtgebiet fahren. Der Grundfehler wurde schon nach dem Krieg (bzw. eigentlich davor) begangen, heraus kam eine typische "Wurschtelei". Um das System Leistungsfähig zu machen, gehören eine klare Linienstruktur, ein selektiver 3- bzw. 4-Gleisiger Ausbau, standardisierte, gut gekennzeichnete und gut erreichbare Bahnhöfe, im Speckgürtel mit ausreichend P+R-Plätzen, ein nachvollziehbarer, durchgehender Takt sowie wirkliche S-Bahn-Fahrzeuge (schneller Fahrgastwechsel, ebenerdiger Zugang, große Auffangräume) und ein ordentliches Branding/Marketing her. In einer weiteren Stufe wäre eine Verknüpfung auf ausgewählten Routen mit einem anderen Verkehrsträger (Lokalbahn) wünschenswert. So könnten Gebiete wie das Industrieviertel (Mannersdorf/Flughafenspange), Flughafen, südliches Weinviertel, Kloburg, Kaltenleutgeben etc. effizient und relativ günstig erschlossen werden.