Autor Thema: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition  (Gelesen 173976 mal)

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Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #585 am: 05. Juli 2021, 13:53:44 »
Die EU hat halt diese Vorgabe geben
wenn man also zB von Bochum mit der Straßenbahn in die Nachbarstadt Gelsenkirchen fährt, bricht man EU Gesetz?
sorry, aber irgendwie glaube ich dir das nicht.

Das liegt u.A. auch daran, dass die Straßenbahn grundsätzlich nicht dem Ortslinienverkehr untersteht. Weiters wird bei der Schiene die Strecke ausgeschrieben, während beim Bus die Linie ausgeschrieben wird. Bedeutet. Werden Buslinien verändert (Tausch von Teilstrecken), so geht dies nur mit einen extremen Verwaltungsaufwand, welcher sich über ca 1 Jahr zieht. Werden jedoch auf Straßenbahnstrecken Teilstrecken getauscht, dann  kann man dies aus rechtlicher Sicht über Nacht machen.
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hema

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #586 am: 05. Juli 2021, 14:03:22 »
Wien (und noch vier andere Städte) haben sich vor Jahren bei irgend einer EU-Behörde einen "Alleinanbieterstatus" herausgekämpft. Das heißt sie gelten bezogen auf ihr Gemeindegebiet mit ihrem stadteigenem Verkehrsbetrieb als einzig zuständiger Anbieter und Versorger, soweit es auf das Gemeindegebiet beschränkten ÖV betrifft (Planung, Betrieb, Bauvergabe usw.). Den würden sie verlieren, wenn sie mit ihren WiLi über die Gemeindegrenze hinaus Linienbetrieb anbieten würden. Zum damaligen Zeitpunkt bestehende Strecken auf Niederösterreichischem Gebiet waren und sind natürlich ausgenommen (60er und ein paar Busse).
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #587 am: 05. Juli 2021, 15:00:22 »
Besser wäre, ich weiß eigentlich wäre es egal hauptsache irgendwas, den 88A verlängern. Der hat sowieso einen weit längeren Intervall, was für die Gegend ausreichend wäre, und führt mit kürzeneren Bussen. Für diese könnte sich der Platz beim Uferhaus ausgehen. Dafür müsste man ihn nur Sonntags auch zumindest im Ferientakt fahren lassen.

Das wäre natürlich vom Aufwand her wesentlich pragmatischer, hätte aber andererseits den Nachteil, dass die Busse Richtung Großenzersdorf stadtauswärts von verschiedenen U-Bahn-Stationen starten. Andererseits wäre es sicher handhabbar - wer ins Zentrum von Groß Enzersdorf möchte, würde wahrscheinlich eher den 26A ab Aspernstraße benützen.

Und bzgl. 26A als Schnellbuslinie: Es gäbe ausreichend Regionalbusse die genau diesen Zweck erfüllen würden. Somit wäre es nicht zielführend den 26A dazu zu verwenden, da ja genau die vielen Stationen und der dichte Takt der Grund sind, warum er so gut angenommen wird.

Naja, wie gesagt, die Expressbusse sollten natürlich zusätzlich geführt werden, nicht zulasten des 26A (und folglich dann eventuell nicht in den späten Abendstunden). Aber stimmt, man könnte die Regionalbusse dazu verwenden. Dazu müssten sie aber:

- wesentlich häufiger verkehren,
- nach Kagran verlängert werden,
- an den Knotenpunkten die gleiche Abfahrtshaltestelle haben wir der 26A.

Wien (und noch vier andere Städte) haben sich vor Jahren bei irgend einer EU-Behörde einen "Alleinanbieterstatus" herausgekämpft. Das heißt sie gelten bezogen auf ihr Gemeindegebiet mit ihrem stadteigenem Verkehrsbetrieb als einzig zuständiger Anbieter und Versorger, soweit es auf das Gemeindegebiet beschränkten ÖV betrifft (Planung, Betrieb, Bauvergabe usw.). Den würden sie verlieren, wenn sie mit ihren WiLi über die Gemeindegrenze hinaus Linienbetrieb anbieten würden. Zum damaligen Zeitpunkt bestehende Strecken auf Niederösterreichischem Gebiet waren und sind natürlich ausgenommen (60er und ein paar Busse).

Aber es gibt doch auch Städte, in denen der städtische Verkehrsbetrieb ins Umland fährt (und neue Linien eingeführt werden), ohne dass deshalb der Busverkehr innerhalb der Gemeinde ausgeschrieben werden müsste. Ich meine, das funktioniert rechtlich über eine Konstruktion, bei der entweder der städtische oder der Umlandverkehrsbetrieb die Konzession für eine Linie hat, die beiden Verkehrsbetriebe aber mehrere Linien bedienen und so jeweils Leistungen im Auftrag des anderen Unternehmens übernehmen.

Linie106

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #588 am: 05. Juli 2021, 15:21:43 »
übrigens zurück zum eigentlichen Thema Lobautunnel

https://wien.orf.at/stories/3111409/

Zitat
Sima warnte am Montag davor, die Verlängerung der Nordostumfahrung (S1) inklusive Lobautunnel nicht zu bauen. Das würde auch ein Aus für die Stadtentwicklung rund um das Flugfeld Aspern bedeuten. Wohnungen für 60.000 Menschen könnten damit nicht gebaut werden, so Sima am Montag.

Ist auch eine lustige Argumentation. Wenn man keine neue Autobahn baut, dann gibts keine Wohnbauten mehr.

Zitat
„Es war eine große Überraschung, etwas, womit wir übehaupt (sic!) nicht gerechnet haben“, sagte Ruck .
ja, wirklich. Dass man sich im Jahr 2021 mehrmals überlegt, ob es wirklich neue Autobahnen braucht, ist wahrlich unvorhersehbar. Ein Schock für alle, die sich noch nicht mit diesem sogenannten Umweltschutz auseinandergesetzt haben.

coolharry

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #589 am: 05. Juli 2021, 15:37:56 »
übrigens zurück zum eigentlichen Thema Lobautunnel

https://wien.orf.at/stories/3111409/

Zitat
Sima warnte am Montag davor, die Verlängerung der Nordostumfahrung (S1) inklusive Lobautunnel nicht zu bauen. Das würde auch ein Aus für die Stadtentwicklung rund um das Flugfeld Aspern bedeuten. Wohnungen für 60.000 Menschen könnten damit nicht gebaut werden, so Sima am Montag.

Ist auch eine lustige Argumentation. Wenn man keine neue Autobahn baut, dann gibts keine Wohnbauten mehr.

Tja. Das liegt an den UVP für die neuen Wohngebiete inkl. Seestadt. Das ist nicht neu.
Wenn also die Straße nicht gebaut wird, ist die UVP Grundlage nicht rechtens und somit ungültig und somit alles was deswegen errichtet wurde ein Schwarzbau, da die zugrundeliegenden Baugenehmigungen auf diese UVP fußen.

Aber wers genau wissen willen sollte sich die Studien dazu mal durchlesen. Vorallem die über die Klimaschutzeffekte.
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/lobautunnel-pruefung-planungsalternativen.html

Und das eigentliche Thema ist die"Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition" und nicht der Krötentunnel unter der Donau.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #590 am: 05. Juli 2021, 15:42:20 »
übrigens zurück zum eigentlichen Thema Lobautunnel

https://wien.orf.at/stories/3111409/

Zitat
Sima warnte am Montag davor, die Verlängerung der Nordostumfahrung (S1) inklusive Lobautunnel nicht zu bauen. Das würde auch ein Aus für die Stadtentwicklung rund um das Flugfeld Aspern bedeuten. Wohnungen für 60.000 Menschen könnten damit nicht gebaut werden, so Sima am Montag.

Ist auch eine lustige Argumentation. Wenn man keine neue Autobahn baut, dann gibts keine Wohnbauten mehr.

Und ich halte sie ehrlich gesagt schlicht für gelogen. Sicher geht Stadterweiterung auch mit Straßenneubau einher, aber zwischen keinem Straßenbau und einer kreuzungsfreien De-facto-Autobahn gibt es doch ein paar Graustufen, z.B. den Bau neuer Erschließungsstraßen und vielleicht punktueller Umfahrungen enger Stadträume.

Zitat
„Es war eine große Überraschung, etwas, womit wir übehaupt (sic!) nicht gerechnet haben“, sagte Ruck .
ja, wirklich. Dass man sich im Jahr 2021 mehrmals überlegt, ob es wirklich neue Autobahnen braucht, ist wahrlich unvorhersehbar. Ein Schock für alle, die sich noch nicht mit diesem sogenannten Umweltschutz auseinandergesetzt haben.

… wie z.B. Ulli Sima. Die SPÖ scheint tatsächlich mit aller Macht ein zweites Hainburg provozieren zu wollen.

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #591 am: 05. Juli 2021, 15:49:12 »
übrigens zurück zum eigentlichen Thema Lobautunnel

https://wien.orf.at/stories/3111409/

Zitat
Sima warnte am Montag davor, die Verlängerung der Nordostumfahrung (S1) inklusive Lobautunnel nicht zu bauen. Das würde auch ein Aus für die Stadtentwicklung rund um das Flugfeld Aspern bedeuten. Wohnungen für 60.000 Menschen könnten damit nicht gebaut werden, so Sima am Montag.

Ist auch eine lustige Argumentation. Wenn man keine neue Autobahn baut, dann gibts keine Wohnbauten mehr.

Und ich halte sie ehrlich gesagt schlicht für gelogen. Sicher geht Stadterweiterung auch mit Straßenneubau einher, aber zwischen keinem Straßenbau und einer kreuzungsfreien De-facto-Autobahn gibt es doch ein paar Graustufen, z.B. den Bau neuer Erschließungsstraßen und vielleicht punktueller Umfahrungen enger Stadträume.


Mag sein, dass für einige die Autobahn zu überdimensioniert ist. Aber man hat sich nun mal dafür entschieden, dass man die Straße etwas größer baut und damit auch gleich die Ostumfahrung einbindet.

Und auch wenn viele der Bewohner der Seestadt die Öffis nutzen. Wenn man die Seestadt wirklich komplett baut, dann reichen die derzeitigen Straßen einfach nicht aus.
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Bus

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #592 am: 05. Juli 2021, 16:11:20 »

Aber es gibt doch auch Städte, in denen der städtische Verkehrsbetrieb ins Umland fährt (und neue Linien eingeführt werden), ohne dass deshalb der Busverkehr innerhalb der Gemeinde ausgeschrieben werden müsste. Ich meine, das funktioniert rechtlich über eine Konstruktion, bei der entweder der städtische oder der Umlandverkehrsbetrieb die Konzession für eine Linie hat, die beiden Verkehrsbetriebe aber mehrere Linien bedienen und so jeweils Leistungen im Auftrag des anderen Unternehmens übernehmen.

Vor kurzem erst musste Wr. Neustadt seine Linien "hergeben", nur der 5a/5b durfte so weiter existieren, aber die Strecke zB nach Eisenstadt war schon zu weit aus dem Stadtgebiet.

Ja Hamburg ist so ein Fall, die müssen aber Ihre Strecken europaweit ausschreiben, was denen dann auch nicht so gefiel. Mittlerweile hat man tw. wieder Betriebe verkauft. Es gibt halt große Busanbieter, für die ist das ein "Klacks". Malta verlor dadurch seine "Oldtimerbusse", bekam die ausrangierten Gelenkkübel von London, was nicht nur Chaos verursachte, sondern auch den einen oder anderen unfreiwilligen Busbrand.  >:D

Kurzzug

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #593 am: 05. Juli 2021, 18:29:55 »
Wenn man die Seestadt wirklich komplett baut, dann reichen die derzeitigen Straßen einfach nicht aus.

Es gibt kaum Verkehre, die prinzipiell nicht öffentlich abgewickelt werden können. Dass in Österreich irgendwo nicht ausreichend Straßen vorhanden wären, ist eine amüsante Vorstellung.

hema

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #594 am: 05. Juli 2021, 22:20:28 »

Aber es gibt doch auch Städte, in denen der städtische Verkehrsbetrieb ins Umland fährt (und neue Linien eingeführt werden), ohne dass deshalb der Busverkehr innerhalb der Gemeinde ausgeschrieben werden müsste. Ich meine, das funktioniert rechtlich über eine Konstruktion, bei der entweder der städtische oder der Umlandverkehrsbetrieb die Konzession für eine Linie hat, die beiden Verkehrsbetriebe aber mehrere Linien bedienen und so jeweils Leistungen im Auftrag des anderen Unternehmens übernehmen.
Die Gemeinde Wien mit ihren WiLi hat Alleinanbieterstatus bzw. ist Alleinanbieter, was den ÖV betrifft, der sich ausschließlich innerhalb der Wiener Gemeindegrenzen bewegt. Somit kann/darf seither außer den WiLi niemand Linien und Strecken planen, bauen und betreiben, die ausschließlich innerstädtischen Verkehr anbieten (außer er ist von den WiLi dazu beauftragt). Das heißt natürlich im Umkehrschluss, führen die WiLi (neue) Strecken über die Gemeindegrenze hinaus, verlieren sie diese Vormachtstellung und es müsste ab sofort alles europaweit ausgeschrieben werden.

Du kannst also die Konzession für eine private Straßenbahnlinie (mit öffentlicher Personenbeförderung) nach Schwechat beantragen und vielleicht auch bekommen ( ;D), aber sicher nicht für eine Linie vom Praterstern zum Lusthaus!
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #595 am: 06. Juli 2021, 05:11:30 »
Die Gemeinde Wien mit ihren WiLi hat Alleinanbieterstatus bzw. ist Alleinanbieter, was den ÖV betrifft, der sich ausschließlich innerhalb der Wiener Gemeindegrenzen bewegt. Somit kann/darf seither außer den WiLi niemand Linien und Strecken planen, bauen und betreiben, die ausschließlich innerstädtischen Verkehr anbieten (außer er ist von den WiLi dazu beauftragt). Das heißt natürlich im Umkehrschluss, führen die WiLi (neue) Strecken über die Gemeindegrenze hinaus, verlieren sie diese Vormachtstellung und es müsste ab sofort alles europaweit ausgeschrieben werden.

Das ist mir ja alles klar. Nur gilt doch z.B. in Dresden oder Berlin kein anderes EU-Recht, es gibt also durchaus EU-rechtskonforme Konstruktionen, es doch zu ermöglichen - indem z.B. die Gemeinde Groß-Enzersdorf oder der Bezirk Gänserndorf ihre eigenen Busunternehmen gründen, pro forma auf Gemeinde-/Bezirksgebiet eine eigene Linie in Verlängerung der Wiener Linie planen, bauen und betreiben und im Betrieb dann kooperieren, so dass die Busse durchgehend laufen - im Zweifelsfall wechselt man eben irgendwo die Liniennummer. Wenn dann auf dem Gemeinde-/Bezirksgebiet x Prozent der Leistungen der gemeinsamen Linie erbracht werden, stellt die Gemeinde bzw. der Bezirk eben x Prozent der Busleistungen; wenn es mehrere grenzüberschreitende Linien gibt, kann man das auch miteinander verrechnen.

(Und um nicht eigens einen Betrieb samt Infrastruktur aufbauen zu müssen, kann der kommunale/"bezirkliche" Betrieb ja auch die eigentlichen Leistungen ausschreiben.)

Es ist eine Frage des politischen Willens. Und das ärgerliche ist, dass dadurch eben auch viel Potential für den ÖV verloren geht - entweder, weil zwei halbleere Busse hintereinander her fahren, wovon einer sinnvoller (im Sinne eines spürbar attraktiveren Angebots) eingesetzt werden könnte, oder weil Regionalbuslinien, die auch innerhalb Wiens eine absolut sinnvolle Ergänzung des städtischen Angebots darstellen könnten (z.B. die Linien 200/210 entlang der Laxenburger Straße), de facto dem Regionalverkehr vorbehalten sind.

So kann man sich halt wunderbar hinter EU-Recht verschanzen, das offensichtlich aber ausschließlich in der Ostregion gilt.

haidi

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #596 am: 06. Juli 2021, 08:54:18 »
Die Gemeinde Wien mit ihren WiLi hat Alleinanbieterstatus bzw. ist Alleinanbieter, was den ÖV betrifft, der sich ausschließlich innerhalb der Wiener Gemeindegrenzen bewegt. Somit kann/darf seither außer den WiLi niemand Linien und Strecken planen, bauen und betreiben, die ausschließlich innerstädtischen Verkehr anbieten (außer er ist von den WiLi dazu beauftragt). Das heißt natürlich im Umkehrschluss, führen die WiLi (neue) Strecken über die Gemeindegrenze hinaus, verlieren sie diese Vormachtstellung und es müsste ab sofort alles europaweit ausgeschrieben werden.

Das ist mir ja alles klar. Nur gilt doch z.B. in Dresden oder Berlin kein anderes EU-Recht, es gibt also durchaus EU-rechtskonforme Konstruktionen, es doch zu ermöglichen - indem z.B. die Gemeinde Groß-Enzersdorf oder der Bezirk Gänserndorf ihre eigenen Busunternehmen gründen, pro forma auf Gemeinde-/Bezirksgebiet eine eigene Linie in Verlängerung der Wiener Linie planen, bauen und betreiben und im Betrieb dann kooperieren, so dass die Busse durchgehend laufen - im Zweifelsfall wechselt man eben irgendwo die Liniennummer. Wenn dann auf dem Gemeinde-/Bezirksgebiet x Prozent der Leistungen der gemeinsamen Linie erbracht werden, stellt die Gemeinde bzw. der Bezirk eben x Prozent der Busleistungen; wenn es mehrere grenzüberschreitende Linien gibt, kann man das auch miteinander verrechnen.

(Und um nicht eigens einen Betrieb samt Infrastruktur aufbauen zu müssen, kann der kommunale/"bezirkliche" Betrieb ja auch die eigentlichen Leistungen ausschreiben.)

Jetzt zeig mir eine Gemeinde mit um die 10.000 Einwohner, die einen eigenen Busbetrieb führt. Es ist nicht die Aufgabe der Bezirksverwaltungsbehörden, den ÖPNV abzuwickeln, daher dürfen die gar keine Buslinien ausschreiben. Wir sind Gott sei Dank nicht in Deutschland, wo der öffentliche Verkehr Aufgabe der Landkreise (entspricht den österreichischen politischen Bezirke) ist.

Es ist eine Frage des politischen Willens. Und das ärgerliche ist, dass dadurch eben auch viel Potential für den ÖV verloren geht - entweder, weil zwei halbleere Busse hintereinander her fahren, wovon einer sinnvoller (im Sinne eines spürbar attraktiveren Angebots) eingesetzt werden könnte, oder weil Regionalbuslinien, die auch innerhalb Wiens eine absolut sinnvolle Ergänzung des städtischen Angebots darstellen könnten (z.B. die Linien 200/210 entlang der Laxenburger Straße), de facto dem Regionalverkehr vorbehalten sind.
Es werden wohl nicht alle 10 Minuten ein Stadtbus und ein Überlandbus hintereinander fahren. Und wenn man letztere auch für den Stadtverkehr frei gibt, dann wird er bis zur STadtgrenze voll sein und da kann es bei den unterschiedlichen Busgrößen vorkommen, dass der Überlandfahrgäste zurück bleiben müssen, weil der kleine Überlandbus so vollgesteckt ist.

So kann man sich halt wunderbar hinter EU-Recht verschanzen, das offensichtlich aber ausschließlich in der Ostregion gilt.
Versuche bitte https://www.tramwayforum.at/index.php?topic=9834.msg395257#msg395257 verstehend zu lesen, Danke.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

WVB

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #597 am: 06. Juli 2021, 10:09:45 »
Jetzt zeig mir eine Gemeinde mit um die 10.000 Einwohner, die einen eigenen Busbetrieb führt.
Ybbs an der Donau kommt ganz grob die Richtung mit seinen 5565 EW + Umland (bis Wieselburg fahrens).

Autobusfan

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #598 am: 06. Juli 2021, 10:22:11 »
Es ist eine Frage des politischen Willens. Und das ärgerliche ist, dass dadurch eben auch viel Potential für den ÖV verloren geht - entweder, weil zwei halbleere Busse hintereinander her fahren, wovon einer sinnvoller (im Sinne eines spürbar attraktiveren Angebots) eingesetzt werden könnte, oder weil Regionalbuslinien, die auch innerhalb Wiens eine absolut sinnvolle Ergänzung des städtischen Angebots darstellen könnten (z.B. die Linien 200/210 entlang der Laxenburger Straße), de facto dem Regionalverkehr vorbehalten sind.
Es werden wohl nicht alle 10 Minuten ein Stadtbus und ein Überlandbus hintereinander fahren. Und wenn man letztere auch für den Stadtverkehr frei gibt, dann wird er bis zur STadtgrenze voll sein und da kann es bei den unterschiedlichen Busgrößen vorkommen, dass der Überlandfahrgäste zurück bleiben müssen, weil der kleine Überlandbus so vollgesteckt ist.
Bei der Linie 850 (Floridsdorf – Korneuburg Bahnhof) darf man auch innerhalb der Stadtgrenze mit Ausnahme von, ich glaub, zwei Kursen in der Früh an allen eingehaltenen Haltestellen immer ein- und ausgesteigen und der Bus ist nie durch Fahrgäste, die nur innerhalb der Stadtgrenze fahren, überfüllt. Es gibt durchaus Leute, die mit diesem Bus z. B. von Floridsdorf zur Hopfengasse oder zur Rußbergstraße fahren.

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #599 am: 06. Juli 2021, 10:27:00 »
Es werden wohl nicht alle 10 Minuten ein Stadtbus und ein Überlandbus hintereinander fahren. Und wenn man letztere auch für den Stadtverkehr frei gibt, dann wird er bis zur STadtgrenze voll sein und da kann es bei den unterschiedlichen Busgrößen vorkommen, dass der Überlandfahrgäste zurück bleiben müssen, weil der kleine Überlandbus so vollgesteckt ist.

Ich frage mich wirklich, warum etwas, was im Bahnverkehr und anderswo im Busverkehr völlig normal ist, im Busverkehr zwischen Wien und seinem Umland ein unlösbares Problem sein soll - oder wie kann man es eigentlich verantworten, dass man innerhalb Wiens einfach so die S-Bahn benützen darf, auch auf die Gefahr hin, dass Fahrgäste ins Umland dann nicht mehr mitkommen? Bewirb Dich bei den Wiener Linien oder bei Simas Chaostruppe, die haben auch für jede Lösung ein Problem. Selbst in Wien gibt es Beispiele für Regionalbusse, die innerhalb Wiens benützt werden - die Breitenfurter und die Kaltenleutgebner Straße, mit Kalksburg ein ganzer Stadtteil, werden ausschließlich durch Regionalbusse bedient, ohne dass Fahrgäste nach Breitenfurt und Kaltenleutgeben deshalb in Massen am Liesinger Bahnhof zurückbleiben müssen.

Und ja, sonntags fahren z.B. zwischen Kledering und Oberlaa 70A und 266 einmal stündlich im Abstand von 3 min hintereinander her. Würde nicht jeder Aufgabenträger sein eigenes Süppchen kochen, könnte man hier sicher eine sinnvollere Lösung finden, weil dann Busse auch zwischen Linien wechseln könnten. Ach, ich vergaß, die Busse in Unterlaa und Kledering sind ja zum bersten voll, so dass es unverantwortlich wäre, nur einen einzusetzen. Und auf einen attraktiven 3/27/30-min-Takt möchte ja auch niemand verzichten, da rennen dann die Fahrgäste in Massen davon.

Wenn Du übrigens schon dabei bist, andere zu ermahnen, dass sie verstehend lesen sollten, nimm Dir die eigenen Ratschläge vielleicht auch mal zu Herzen:

Jetzt zeig mir eine Gemeinde mit um die 10.000 Einwohner, die einen eigenen Busbetrieb führt.

(Und um nicht eigens einen Betrieb samt Infrastruktur aufbauen zu müssen, kann der kommunale/"bezirkliche" Betrieb ja auch die eigentlichen Leistungen ausschreiben.)