Fuhren bei deinem Aufenthalt am 41er M8 oder Solo-805er?
Es waren zu meiner Enttäuschung ausschließlich 805er-Doppeltraktionen; Einfachtraktionen hätten bei dem beobachteten Andrang wohl nicht ausgereicht! M8 sah ich nur zwei: Einen am Plac Niepodległości als Z1-Ausrücker, und einen am 46er. Leider beide zu flott für meine Kamera :cry: Dass der 11er nicht durchgebunden wird, mag der Tatsache geschuldet sein, dass das eine ausgewiesene Niederflurlinie ist; und ich weiß nicht, ob der Wagenpark für eine Bedienung bis Pabianice reicht…
Interessant, dass bei der Doppeltraktion am dritten Bild, der hintere Triebwagen auf- und der vordere abgebügelt ist. Sowas nennt man in Polen jechać po słowacku (Fahren auf slowakische Art).
Haha, danke: Das fiel mir vor Ort gar nicht auf
Typischerweise ist der erste Wagen aufgebügelt; weißt Du die Hintergründe, wann in Polen wie gefahren wird?
Nach dem gemütlichen Einstieg in die Beiträge über Łódź ist es nun an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Ich bin von den Qualitäten fremder Straßenbahnnetzen oft leicht zu überzeugen, wenn denn der Betrieb wenigstens Charme oder Engagement ausstrahlt. Mit Łódź ist das schwierig. Ich habe kein anderes Straßenbahnnetz aus jüngerer Vergangenheit in Erinnerung, das so ineffizient betrieben wird. Versucht man die Ineffizienz zu substantiieren, dann landet man schnell, sehr schnell bei den Ampeln. Oh, was für eine Katastrophe. Fixumläufe, endlos lange Fixumläufe, sinnlose Phasen, alles unabgestimmt und fern von jeglicher Tramtauglichkeit. Es ist nicht leicht, in den nicht enden wollenden Wartezeiten vor einer offensichtlich dumm geschalteten Ampel die Ruhe zu bewahren. Staus? Nein, Staus tragen nur wenig zu den erbärmlichen Echtfahrzeiten bei, bei denen ein guter Langstreckenläufer ganz ohne Anstrengung mitkommt. Staus sind nur dort relevant, wo die Ampeln im verhältnismäßig seltenen Mischverkehr so doppelt dämlich programmiert sind, dass sich Autos und Straßenbahnen auch noch gegenseitig im Weg stehen; wo Autos grün haben, aber nicht fahren können, weil die Tram davor rot hat, oder umgekehrt, und dahinter die Straßenbahnen selbst unter durchaus favorablen Schaltungen leiden. In Rom gibt's die brutal langen Fixumläufe zum Nachteil der Tram auch, aber ohne Eigenstaus.
Die derzeitigen Umleitungen mögen das Ihrige dazu beitragen, aber, man werfe einen Blick auf den
Netzplan: Vor der Kreuzung Kościuszki/Zielona hab' ich gestoppte 11 Minuten gebraucht, bis in dem dichten Konvoi von Straßenbahnen, wo immer nur eine pro Phase durchkommt, endlich unsere Garnitur über die Kreuzung kam. Das mag ein Extremfall sein; man strebt bei solch komplexen Kreuzungen danach, wenige Abbiegerelationen zuzulassen, und derzeit biegen der 9er und 13er zusätzlich auf einer sonst nicht genützten Gleisverbindung ab. Aber die Idee der Far Side Stops (gut!) mit Nichtdoppelhaltestellen
unmittelbar nach der Kreuzung (weniger gut!) konterkariert den vorbildlich dichten Takt auf der Kościuszki: Denn da
kann immer nur eine Tram pro endlos langer Phase passieren, egal, wie vorteilhaft die Schaltung für die Kościuszki ist.
Łódź hat hinsichtlich Wagenpark- und Gleisüberholung viel aufzuholen. Das geschieht auch; teils langsamer, teils schneller. Aber die Ampelschaltungen sind eine solche Katastrophe, dass der Rest dagegen verblasst.
Die Ampelschaltungen zu fotografieren, ging nicht so gut
Daher noch einmal eine Aufnahme vom Plac Niepodległości mit dem Enika-Pärchen 1268+1269 auf der
nicht umgeleiteten und daher auf den Matrixanzeigen
nicht eingerahmt dargestellten Linie 2.
EDIT: Zweimal «nicht» bei den Umleitungen vergessen