Autor Thema: Type A (1896 - 1937)  (Gelesen 13052 mal)

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Type A (1896 - 1937)
« am: 11. September 2015, 22:09:10 »
Triebwagen 4m im Bhf Vorgartenstraße aufgenommen.

Hawk

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #1 am: 13. September 2015, 09:14:22 »
Das war die Anfangszeit der Tramway in Wien, der Triebwagen hat noch Rollenstromabnehmer!

Danke für das schöne Foto!  :up:
Das leben zwingt einen oft in die Knie,jedoch ein jeder kann selbst entscheiden ob er liegen bleibt oder wieder aufsteht! :-)

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #2 am: 30. September 2015, 14:34:43 »
Ich stelle mir die Frage nach der Authentizität des Aussehens des Mariazeller 7m.

Auffällig an diesem Wagen sind jedenfalls das fehlende Sandfallrohr und der Schleifbügel zusammen mit der Wagennummer und dem Anstrich.

  • Einen Punkt, nämlich den Fahrschalter, behandelt ja bereits der Straßenbahnjournal-Wiki. Dort heißt es: "Die von der Union-Elektrizitätsgesellschaft installierte elektrische Ausrüstung umfaßte zwei Motoren GE 800, von der Union nach einer General Electric-Konstruktion gebaut, und zwei Fahrschalter der Bauart Union BA mit fünf Serien-, vier Parallel- und sechs Bremsstufen. Dabei waren die vierte und die fünfte Serienstufe - bezeichnet als "4" Und "5" und die dritte und die vierte Parallelstufe - bezeichnet als "11" und "12" widerstandslose Dauerfahrstufen. Nach Ausbau der mit den Stufen "5" und "12" zur Geschwindigkeitserhöhung geschalteten Nebenschlusswiderstände, standen dann eigentlich nur vier Serien- und drei Parallelstufen zur Verfügung. Erstmals kam hier die von der Union modifizierte und damit erst praxistauglich gemachte Kurzschlussbremse zur Anwendung. Im gleichen Jahr, aber einige Monate später folgte die Straßenbahn in Essen. Diese Fahrschalter wurden 1908 bei allen 40 A-Triebwagen gegen solche der Schuckert-Type RSP 104 getauscht, die von den G1-Triebwagen 501-550 stammten, die dafür die BA-Fahrschalter erhielten. Die Schuckert-Fahrschalter wiesen dann tatsächlich nur vier Serien- und drei Parallelstufen auf. Die Zahl der Bremsstufen blieb gleich. Stärkere Motoren der Type D 17/22 erhielten die vierzig Triebwagen 1911. 1923 schließlich erhielten alle auch wieder BA-Fahrschalter.

    Bei der Museumstramway Mariazell befindet sich der auf gefundenen Fahrgestellteilen weitgehend im Originalzustand neu aufgebaute A 7m. So liebevoll der Wagenkasten auch gestaltet wurde, besitzt der Wagen leider nicht die Originalfahrschalter. Es wurde dabei sogar ziemlich daneben gegriffen, da es sich bei den eingebauten Fahrschaltern offenbar um alte Nachbauten eines Schuckert-Fahrschalters handelt und nicht, wie erforderlich, um einen Union-Controller. Da Herr Fleißner in einem Artikel in einem älteren "Straßenbahnmagazin" aber genau die eingebauten Fahrschalter als die für den A richtigen bezeichnet, dürfte sich der Irrtum bereits bei der Recherche eingeschlichen haben."

  • Zum Anstrich fallen jedenfalls die Wagennummer und das Wappen auf. Beide weisen auf die WT hin, denn nach Übernahme durch die BBG entfiel das "m" hinter der Wagennummer. Die WT wurde jedenfalls mit Vertrag vom 28. November 1898 von der BBG übernommen. Wie schnell der Anstrich und die Aufschriften in BBG-Zeiten geändert wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Der Mariazeller 7m repräsentiert also einen Wagen der ersten Serie mit dem Anstrich und der Wagennummer der WT, also bis spätestens 28.11.1898.

  • Die Umrüstung der Transversallinie von Rollenstromabnehmer auf Schleifbügel fand meines Wissens erst zu BBG-Zeiten 1899 statt. D.h. ich gehe davon aus, daß es einen A mit Schleifbügel erst zu BBG-Zeiten und frühestens 1899 gegeben hat.

  • Ganz besonders auffallend sind jedoch die Klingel und das fehlende Sandfallrohr. Die Sandstreuung erfolgte bei allen diesen Wagen mittels einer kleinen Schaufel, mit der der Motorführer den Sand aus einer Kiste in einen Trichter mit Sandfallrohr schaufeln konnte. Beide, Klingel und Sandfallrohr, befanden sich, wie man alten Photos entnehmen kann, zu WT-Zeiten außen vorne gut sichtbar an der Plattformbrustwand..

    Es gibt ein Photo des A-Triebwagens 37 aus der Nachbauserie von 1897 (31m-40m), das diesen Wagen mit umgebauten Plattformen zeigt. Die Welle der Handbremse und das Sandfallrohr mit dem Trichter befinden sich auf diesem Photo innerhalb der Plattformbrustwand, die Glocke unter dem Wagenboden. Auch am Photo des A 26 bei der Ruthnergasse aus den Zwanzigerjahren kann man keine dieser Einrichtungen mehr vorne an der Plattformbrustwand erkennen.

    Daß die BBG ab 1899 die Plattform des 7m bzw. A 7 umgebaut und das Sandfallrohr nach innen verlegt hätte, dabei aber vorne die Klingel und die alte WT-Wagennummer belassen und nicht das Wr. Stadtwappen an der Seite aufgemalt hätten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Der Mariazeller 7m macht also auf mich abgesehen vom Fahrschalter einen inkonsistenten Eindruck. Liege ich mit dieser Beobachtung richtig? 

luki32

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #3 am: 30. September 2015, 14:45:33 »
Der Mariazeller 7m macht also auf mich abgesehen vom Fahrschalter einen inkonsistenten Eindruck. Liege ich mit dieser Beobachtung richtig?

Der Schleifbügel wurde in Wien montiert, damit der 7m aus eigener Kraft mitfahren kann, was bei einem Rollbügel, den er in Mariazell inne hat, wohl sehr schwer gewesen wäre.
Das mit dem Sandrohr werden sie wohl geändert haben, damit er auch in Mariazell fahren kann, was bei händischer Sandung mit Schaufel die Aufsichtbehörde wohl nicht zugelassen hätte.

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #4 am: 30. September 2015, 14:54:26 »
Der Mariazeller 7m macht also auf mich abgesehen vom Fahrschalter einen inkonsistenten Eindruck. Liege ich mit dieser Beobachtung richtig?

Der Schleifbügel wurde in Wien montiert, damit der 7m aus eigener Kraft mitfahren kann, was bei einem Rollbügel, den er in Mariazell inne hat, wohl sehr schwer gewesen wäre.
Das mit dem Sandrohr werden sie wohl geändert haben, damit er auch in Mariazell fahren kann, was bei händischer Sandung mit Schaufel die Aufsichtbehörde wohl nicht zugelassen hätte.

mfG
Luki
Aha, danke für die Info. Daß der in Mariazell mit Rollenstromabnehmer fährt, war mir noch nicht bekannt.

Weißt Du etwas wegen einer Aufsichtsbehörde, oder ist das eine Vermutung? Das Argument mit dem Sandfallrohr lasse ich jedenfalls nicht gelten, denn es wäre nur ein Argument dafür, daß er möglicherweise noch andere Einrichtungen benötigt, die er früher nicht gehabt hat, aber sicher kein Argument gegen ein äußeres Sandfallrohr.   

luki32

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #5 am: 30. September 2015, 15:25:14 »
Weißt Du etwas wegen einer Aufsichtsbehörde, oder ist das eine Vermutung? Das Argument mit dem Sandfallrohr lasse ich jedenfalls nicht gelten, denn es wäre nur ein Argument dafür, daß er möglicherweise noch andere Einrichtungen benötigt, die er früher nicht gehabt hat, aber sicher kein Argument gegen ein äußeres Sandfallrohr.

War nur eine Vermutung.
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hema

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #6 am: 30. September 2015, 15:38:07 »
Zuständig war da sicher die BH in Bruck und die wird vermutlich irgend ein TÜV-Gutachten oder ähnliches verlangt haben.
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #7 am: 30. September 2015, 15:53:27 »
Zuständig war da sicher die BH in Bruck und die wird vermutlich irgend ein TÜV-Gutachten oder ähnliches verlangt haben.

Man hätte ja das äußere Sandfallrohr als funktionslosen optischen Aufputz anbringen können.
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #8 am: 30. September 2015, 16:02:02 »
Hätte ich auch so gemacht.
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #9 am: 30. September 2015, 17:58:23 »
Ganz besonders auffallend sind jedoch die Klingel und das fehlende Sandfallrohr. Die Sandstreuung erfolgte bei allen diesen Wagen mittels einer kleinen Schaufel, mit der der Motorführer den Sand aus einer Kiste in einen Trichter mit Sandfallrohr schaufeln konnte. Beide, Klingel und Sandfallrohr, befanden sich, wie man alten Photos entnehmen kann, zu WT-Zeiten außen vorne gut sichtbar an der Plattformbrustwand.. 


War das nicht extrem unpraktisch?  ???
Ich stelle mir grad vor, wie ein solcher Zug bei schlechtem Schienenzustand in eine Notsituation kommt: Rädergleiten tritt auf, linke Hand schaltet auf die letzte Bremsstufe, die rechte Hand greift mal zum Schauferl, füllt Sand in den Trichter und versucht dann noch mit der Handbremse den Zug zum Stillstand zu bringen. Bis dahin hat es vermutlich schon 10x gekracht...

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #10 am: 30. September 2015, 18:10:48 »
War das nicht extrem unpraktisch?  ???
Ich stelle mir grad vor, wie ein solcher Zug bei schlechtem Schienenzustand in eine Notsituation kommt: Rädergleiten tritt auf, linke Hand schaltet auf die letzte Bremsstufe, die rechte Hand greift mal zum Schauferl, füllt Sand in den Trichter und versucht dann noch mit der Handbremse den Zug zum Stillstand zu bringen. Bis dahin hat es vermutlich schon 10x gekracht...

Wenn du bei Rädergleiten die Handbremse anziehst, kracht es unweigerlich!
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #11 am: 30. September 2015, 18:38:29 »
Wenn du bei Rädergleiten die Handbremse anziehst, kracht es unweigerlich!

Natürlich ist es nicht ratsam, während des Rädergleitens die Handbremse zu ziehen.  ;)
´Am Schluss´, also wenn man den Zug zum Stillstand bringen will, ist sie jedoch unumgänglich.

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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #12 am: 30. September 2015, 20:51:31 »
Es ist auch nicht ratsam bei Rädergleiten bis auf die letzte Bremsstufe weiterzuschalten! Das Gleiten entsteht ja erst durch Schalten auf eine, dem Schienenzustend nicht angepasste, zu hohe Bremsstufe.
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #13 am: 30. September 2015, 21:07:02 »
Es ist auch nicht ratsam bei Rädergleiten bis auf die letzte Bremsstufe weiterzuschalten!

Die Vorschriften verlangten aber im Gefahrenfall genau das!
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Re: Type A (1896 - 1937)
« Antwort #14 am: 30. September 2015, 21:11:59 »
Ist ja bei elektronischer Steuerung kein Problem, da musst du ja sogar mit einem Ruck in die Notbremsraste schalten!  ;)
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