Autor Thema: Stadtmöblierung  (Gelesen 1741 mal)

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Katana

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Stadtmöblierung
« am: 24. März 2023, 08:00:24 »
Ö1-Sendung vom 22.3.2023
https://oe1.orf.at/player/20230322/712913

Leidenschaft für Hydranten & Co.
Punkt eins
Die Möblierung der Stadt.
Gäste: Wolfgang Freitag, Autor und Journalist & Boris Podrecca, Architekt und Stadtplaner.
Moderation: Alexander Musik. Gestaltung: Alexander Musik

Kaum jemand nimmt sie bewusst wahr, dabei durchziehen sie unsere Städte, stehen für Urbanität und Wiedererkennbarkeit: Wartehäuschen, Mistkübel, Straßenlaternen und -schilder, Elektroverteilerkästen, Kanaldeckel oder öffentliche Uhren. Wolfgang Freitag, Autor und langjähriger Redakteur im „Spectrum“ der Tageszeitung „Die Presse", begann irgendwann sie wahrzunehmen und interessierte sich zunächst für Hydranten. Dann fand seine Leidenschaft für die so genannte Stadtmöblierung weitere Objekte:

"Ich begann auf Kanalgittern die dort notierte Jahreszahl zu prüfen, kontrollierte Straßenschilder auf Unterschiede in der verwendeten Schrift, verglich Papierkorbsprüche, Pflastersteine, Fahrgastunterstände der Straßenbahn und sah plötzlich Dinge, die ich, wiewohl doch seit mehr als sechs Jahrzehnten Bürger dieser Stadt, noch nie zuvor in Wien gesehen hatte: dass die Bundesgärten in ihren Parkanlagen Sitzbänke verwenden, wie sie in keiner Anlage der Stadt Wien zu finden sind; wie viele verschiedene Grüntöne die Stadtbahngeländer Otto Wagners tragen; und wo der älteste Hydrant der Stadt mehr als 90 Jahre nach seiner Montage noch immer seine Dienste verrichtet."

Stadtmöbel stiften Identität und Heimat – mehr als die Dome, Schlösser, Prunk- und Prachtbauten aller Art, findet Wolfgang Freitag. Zwei Jahre lang ist er den Besonderheiten und der Geschichte hinter den Stadtmöbeln in Wien buchstäblich nachgegangen. Mit dem Ziel, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig die Gestaltung jener Kleinigkeiten ist. Daraus ist sein Buch "Nur in Wien – Von den kleinen Dingen, die die große Stadt bedeuten" entstanden, das dieser Tage bei Czernin erscheint.

Wie Material, Form, Textur und Anordnung dieser kleinen Dinge über gelungene oder nicht gelingende Urbanität entscheiden kann, weiß der international tätige Architekt und Stadtplaner Boris Podrecca. Boris Podrecca, geboren in Belgrad und aufgewachsen in Triest, spart nicht mit Kritik daran, wie Wien mit dem Thema Stadtmöblierung umgeht: Das sei nicht auf europäischem Niveau, sagt der Architekt, der in Wien unter anderem den Praterstern und die Meidlinger Hauptstraße umgeplant hat. Boris Podrecca hat indes nicht nur international Gebäude realisiert, sondern auch Zwischenräumen und Plätzen Urbanität verliehen: dem Klagenfurter Neuen Platz, dem Donaupark Urfahr in Linz oder den Hauptplatz in Leoben etwa.

"Ich bin ein Mitteleuropäer, ich bin kein Gitarrenspieler, bin aber auch kein protestantischer Nordländer“, so Boris Podrecca in dem Buch „Nur in Wien“: „Bei mir ist das Mediterrane wichtig, diese Lust an der Piazza, bei mir ist auch das Slawische und das Orientalische wichtig; Istanbul kenne ich besser als die Einheimischen, in Athen hab ich zwei Jahre gelebt. Für mich ist gute Architektur Anthropologie: Wie schütze ich Sie, dass Sie im Unwetter nicht ausrutschen? Das müssen Sie einhalten, sonst sind Sie ein Schuft."

Was macht Urbanität aus? Wo gibt es Beispiele für gelungene Urbanität durch gutes Stadtmobiliar?

Alexander Musik spricht mit Wolfgang Freitag, Autor und Journalist, und Boris Podrecca, Architekt und Stadtplaner.

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Buchtipp:
Wolfgang Freitag: Nur in Wien – Von den kleinen Dingen, die die große Stadt bedeuten. Czernin Verlag 2023

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Re: Stadtmöblierung
« Antwort #1 am: 24. März 2023, 10:28:01 »
Vielen Dank für den hochinteressanten Beitrag über ein auch hier im Forum behandeltes Thema!
Ceterum censeo autocineta omnibus delenda esse!