Autor Thema: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick  (Gelesen 6496 mal)

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Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
« Antwort #15 am: 03. Februar 2014, 21:20:35 »
Stadtentwicklungsplan

Bekenntnis zur Nachverdichtung

Von Christian Rösner

Stadtentwicklungsplan 2025 sieht auch "Höhenanpassungen" bei Gebäuden vor.

Wo möglich, soll in der Stadt noch nachverdichtet werden. © APAweb / Herbert Neubauer
 

Wien. Um die Flächen für die bis 2025 benötigten 120.000 Wohnungen zu sichern, gibt es vonseiten der Stadtregierung ein klares Bekenntnis zur Nachverdichtung in der Stadt. Das erklärte Planungsstadträtin Maria Vassilakou am Freitag bei einem Hintergrundgespräch zum Stadtentwicklungsplan (STEP) 2025, der am Mittwoch bei einer Regierungsklausur von SPÖ und den Grünen abgesegnet wurde - die "Wiener Zeitung" hat berichtet. Auch die Skepsis gegenüber der Höhenentwicklung von neuen Gebäuden müsse abgelegt werden, meinte Vassilakou.

Was auf den ersten Blick wie ein Bekenntnis zum Zubetonieren der Stadt klingen mag, hat durchaus nachvollziehbare Hintergründe: So könne durch eine bestimmte Art von Nachverdichtung mehr Urbanität erzeugt werden, als etwa "normale" Wohnblöcke aus den 50er, 60er und 70er Jahren dazu in der Lage sind. Verbindet man zum Beispiel zwei sich gegenüberliegende Wohnblöcke durch einen Zubau, so entsteht eine Hofsituation, die nachweislich dazu führe, dass der öffentliche (Grün-)Raum wieder genutzt wird. Nutzt man den Zubau für kleine Geschäfte, Ärzte oder Nahversorger, entsteht neues Leben - und ein Grätzel ist geboren.

"Wir wollen keine Pyjama-Städte", betonte Vassilakou. Und das Gegenrezept seien Mischnutzungen, die Vielfalt hervorbringen. Lernen, Arbeiten, Wohnen seien Dinge, die stadtplanerisch gesehen nicht mehr getrennt voneinander gedacht werden sollen.

Was die Höhenentwicklung betrifft, so würden derzeit die Hochhausleitlinien "nachgeschärft". Denn sobald hohe Häuser öffentlich zugänglich sind - etwa durch Geschäfte oder Restaurants -, könne auch dort Urbanität einkehren und eine Verbindung zum jeweiligen Grätzel hergestellt werden.

"Keine Autofahrer-Schikane"
 Einmal mehr betonte die Stadträtin, dass der Ausbau von Öffis, Rad- und Fußwegen nichts damit zu tun habe, die Autofahrer zu schikanieren. Vielmehr soll eine gemeinsame Regionalplanung in der Ostregion dafür sorgen, dass Wachstum entlang von Bahnlinien stattfindet und nicht in der grünen Wiese. In der Stadt selbst gehe es darum, dass man es schafft, die Öffi-Verbindungen und die Sharing-Angebote, wie etwa City-Bikes oder Car2Go, attraktiver zu machen als das eigene Auto. Zumindest wenn es darum geht, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen.



http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtpolitik/604588_Bekenntnis-zur-Nachverdichtung.html

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moszkva tér

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Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
« Antwort #16 am: 03. Februar 2014, 22:26:09 »
Stadtentwicklungsplan

Bekenntnis zur Nachverdichtung


Im STEP stehen eigentlich immer recht vernünftige Dinge drin. Nur umgesetzt werden sie halt nie  >:(

W_E_St

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Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
« Antwort #17 am: 03. Februar 2014, 22:34:19 »
Auch eine Besichtigung wert, die Nachbarhäuser Lacknergasse 86 und die moderne Schönheit Lacknergasse 88. Dringend empfohlen Magenbitter mit zunehmen!
Nummer 90 ist noch weit spektakulärer, vermutlich mittlerweile das schmalste Haus Währings (Gesamtbezirk, nicht Katastralgemeinde)!
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

schaffnerlos

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Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
« Antwort #18 am: 04. März 2014, 11:12:17 »
Sichtachsen: Wie Wien den freien Blick schützt
 
Vielen Hochhausprojekten gehen intensive Diskussionen voraus, ob der Neubau nicht den Blick auf die Innenstadt beeinträchtige. Wie Wien seine Sichtachsen zu schützen versucht.

03.03.2014 | 17:34 | Von Mirjam Marits und Georg Renner  (DiePresse.com)

Wien. Viel wird derzeit über sie geredet, weil zwei von ihnen durch geplante Neubauten als gefährdet gelten: die historischen Sichtachsen in Wien. Derer hat Wien einige, die meisten dieser Blickachsen führen von historischen Punkten (etwa Gloriette, Riesenrad) auf das Zentrum Wiens, den Stephansdom.

Die wohl berühmteste dieser Sichtachsen ist jene vom Schloss Belvedere auf die Innenstadt, die der Maler Bernardo Bellotto unter seinem Künstlernamen Canaletto um 1760 in einem Gemälde verewigt hat. Ebendieser Canaletto-Blick gilt durch den geplanten 73 Meter hohen Wohnturm auf dem Heumarkt-Areal („Die Presse" berichtete) als gefährdet.
 
Ebenfalls beeinträchtigt könnte eine weitere Sichtachse von der Josefstadt auf den Stephansdom sein, wenn jenes Büro- und Geschäftsgebäude errichtet wird, das in der Rathausstraße 1 am Standort des ehemaligen Rechenzentrums der Stadt entstehen soll.

Weil „schöne Aussicht" aber ein eher schwierig zu definierender Begriff ist, hat sich die Stadt Wien in jüngerer Vergangenheit daran gemacht, genau festzulegen, welche Sichtachsen nun tatsächlich schützenswert sind. In einer Beilage zu den städtebaulichen Leitlinien zum Hochhausbau in Wien hat der Gemeinderat im Wesentlichen zwei Typen festgelegt, die nicht beeinträchtigt werden sollen:

 • erstens den Ausblick von erhöhten Aussichtspunkten (wie dem Kahlenberg oder dem Donauturm, siehe Grafik unten). Nicht alle haben übrigens eine lange Geschichte: Mit dem Blick vom Donauturm, der in den frühen 1960ern gebaut wurde, gilt auch eine relativ junge Sichtachse als schützenswert.

 • Und zweitens sind auch „Stadtveduten" schützenswert, historische Anblicke Wiens, wie sie sich von historischen Bauten - etwa vom Belvedere aus - bieten.
 


Jurys beraten über Widmung
 
Unmittelbare Konsequenzen für Bauherren in diesen Sichtachsen sollte deren Schutz aber nicht haben - er muss vielmehr bereits im Widmungsverfahren beachtet werden, wenn Expertenjurys entscheiden, für welche Höhe bestimmte Baugebiete freigegeben würden. „Es geht darum, dass besondere Eigenheiten der Blickbeziehung in den Gebieten beibehalten werden", sagt Franz Kobermaier, Leiter der MA 19 für Architektur und Stadtgestaltung. Ein Beispiel sei etwa der Bau des Sofitel am Donaukanal - dieser Grund steht unmittelbar in der Sichtachse von der Reichsbrücke auf die Innenstadt mit Stephansdom; wäre hier ein höherer Hotelturm als das letztlich errichtete Gebäude gebaut worden, wäre die „Blickbeziehung" der Sichtachse gestört worden. Die Abwägung obliege im Einzelfall Jurys, die zumindest zur Hälfte aus Experten wie Architekten und Beamten der Stadt Wien bestehen.

Wirklich intensiv geführt wird die Debatte um die historischen Sichtachsen in Wien - auch wenn sie schon davor Thema waren, etwa beim umstrittenen Bau des Hotels Intercontinental Anfang der 1960er - seit der Neugestaltung des Bahnhofs Wien-Mitte. Der ursprüngliche Plan des renommierten Architekten Laurids Ortner (dem Wien auch das Museumsquartier zu verdanken hat) Anfang der 1990er sah mehrere Bürotürme vor - der höchste war mit 97 Metern Höhe geplant.

Hochhäuser am Rande der historischen Innenstadt, die noch dazu den Canaletto-Blick beeinträchtigen würden - das rief nicht nur Bürgerinitiativen, sondern schließlich auch die Unesco auf den Plan, die der Innenstadt im Jahr 2001 den Status „Weltkulturerbe" verliehen hatte. 2002 war deswegen sogar der Direktor des Unesco-Welterbekomitees in Wien zu Gast, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Canalettos Fluch
 
Auch der internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco berät, sprach sich gegen den Bau der Türme aus. Der Rest ist bekannt: Der Bauherr musste seine Turmpläne ad acta legen, um den Weltkulturerbe-Status nicht zu gefährden. Der bauliche Kompromiss stieß bei seiner Eröffnung im Vorjahr dann aber erst recht auf wenig Begeisterung.

Nach der Diskussion um das Wien-Mitte-Projekt habe man begonnen, auch andere Sichtbeziehungen zu untersuchen und einzutragen. Die Diskussion, ob und inwieweit die historisch gewachsenen Sichtachsen zu bewahren sind, ist aber, wie Icomos-Präsident Wilfried Lipp sagt, „bis heute nicht ausgestanden".

("Die Presse", Print-Ausgabe, 4. März 2014)


Quelle: Die Presse