Der 6er hat vor allem ein Problem: Eine lokale Überlastung in Favoriten, konkret zwischen Reumannplatz und Absberggasse. Damit verbunden sind die dichten Intervalle (3 min zur HVZ), die schnell zu Konvoibildung führen. Das schaut dann von außen natürlich nach einer extrem chaotischen Linie aus, aber wenn zwei 6er hintereinander daherkommen, war da auch nur ein Loch von 6 Minuten davor, wenn überhaupt.
Natürlich behindert der 67er am Quellenplatz ab und zu, aber das ist nichts Außergewöhnliches. Der 18er behindert genauso zwischen Matzleinsdorfer Platz und Burggasse. Keine Linie in Wien wird nicht irgendwo von einer anderen Linie leicht behindert. Es stimmt auch, dass der 6er am Matzleinsdorfer Platz am längsten auf seine Phase warten muss, jedoch nur Richtung Burggasse. Da steht man mit Pech schon 2-3 Minuten.
Entgegen der Meldung von "Linie 106" sind die Stehzeiten absolut in Ordnung, 7-8 Minuten an jeder Endstelle sind hier Standard. Da hat man aus den Schleifen Kaiserebersdorf und Burggasse schon früher immer das Maximum rausgeholt. Gekürzt wird meist nur, wenn ein Konvoi von 4 oder mehr Zügen zustandegekommen ist.
Die Ampelschaltung bei der Absberggasse ist auch vollkommen in Ordnung. Längere Aufenthalte dort sind meist dem starken Fahrgastandrang geschuldet oder dienen dem Abbau einer etwaigen Verfrühung. Überhaupt sind die Ampeln in Favoriten fast durchgehend beeinflusst. Nur Quellenplatz und Knöllgasse sind Fixumläufe, wobei sich der 67er am Quellenplatz auf Kosten des 6ers Richtung Kaiserebersdorf seine Abbiegephase dazuschaltet. Zwischen Quellenplatz und Enkplatz muss man, wenn man clever fährt, kein einziges Mal außerhalb einer Haltestelle stehen bleiben. Getrübt wird diese Beeinflussung derzeit durch eine Reihe von Langsamfahrstellen um den Gellertplatz herum, auf welche die Ampelphasen natürlich keine Rücksicht nehmen.
Wirklich problematisch ist der MIV in der Unterführung Absberggasse. In der HVZ kommt es hier regelmäßig zu Staubildung. Die zweite Linksabbiegespur zum Gräßlplatz auf dem Gleis Richtung Kaiserebersdorf ist nervig, besonders wenn dort ein einsamer PKW bei Rot steht, der genausogut auch in der anderen Linksabbiegespur neben dem Gleis stehen könnte, während die Straßenbahn eigentlich gemeinsam mit den Geradeausfahrern Frei hätte. Das Problem dürfte sich aber mit der neuen Unterführung erledigen. Der Verkehr in der Quellenstraße ist da weniger dicht, aber manchmal hält einen der Rückstau vor der Kreuzung mit der Knöllgasse auf, manchmal die Schülerlotsen vor Schulbeginn und manchmal die MA48.
Die Hochflurer wirken sich natürlich auch nicht unbedingt positiv auf den Betriebsablauf aus, auch wenn das manche E1-Fanatiker nicht gern hören wollen. Der ULF mag nicht perfekt aufgebaut sein, aber alleine Zentrales Öffnen und Zulaufsperre sind manchmal Gold wert.
Längere Züge mit größeren Auffangräumen, damit einhergehend normale Intervalle, Zentrales Schließen, und ein bisschen Feintuning bei den Ampelschaltungen, und der 6er wäre, unabhängig von seiner Länge, eine absolut zuverlässige Linie. Warum das in Wien nicht geht, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass es dazu in Wien nie kommen wird. Man hat sich an den 35 m festgebissen, genauso wie an den ~21 cm Einstiegshöhe. Stolperfallen im Innenraum, Konvoibildung und erhöhte Personalkosten werden hingenommen, um an diesen Dogmen festhalten zu können.