Jetzt ist es fix, der Lobautunnel ist Geschichte.
Die S1 Spange soll aber errichtet werden, wenn sich Wien für die Stadtstraße entscheidet, da das lt. Gewessler vertraglich vereinbart ist:
Wiener Lobautunnel wird nicht gebaut (apa.at)
Allerdings glaube ich nicht, dass die jetzige Entscheidung schon endgültig ist. Wien hat ja bereits angekündigt, dagegen prozessieren zu wollen – und das zieht sich wohl so lang hin, bis das Verkehrsministerium wieder einmal umgefärbt wird. Wird es rot, schlägt man der sozialistischen Schwesterstadt die Bitte um einen Autobahnring nicht ab. Wird es schwarz, wird schon um der Bauwirtschaft willen gebaut.
Soviel ich verstanden habe, müssten alle Umweltverträglichkeitsprüfungen und sonstige Genehmigungsverfahren noch einmal unter heutigen Verkehrs- und Stadtplanungsaspekten durchgeführt werden. Das kostet natürlich Einiges und würde, falls es tatsächlich gemacht wird, bis zum Abschluss einige Jahre dauern. "Gestoppt" heißt also nicht "unwiderruflich gestoppt", sondern "für (sehr) lange Zeit gestoppt".
Aber die lange Zeit können genau die Jahre sein, bis in der SPÖ ein Generationswechsel stattgefunden hat, der diese Monsterprojekte auch kritischer sieht.
Aus diesem Grund bin ich auch nicht sicher, ob Wien tatsächlich klagen wird. Denn selbst wenn der Klage stattgegeben werden sollte, werden die Eröffnung der Neubaustrecke sämtliche heute im Amt befindlichen Politiker nicht mehr erleben (zumindest nicht als Politiker).
Eigentlich wäre es auch ziemlich dumm, schon die Ankündigung zu klagen war dumm. Es ist mitnichten so, dass in der SPÖ-Anhänger/innenschaft in der Lobautunnel-Frage Einigkeit herrscht,
noch nicht mal in der Partei selbst gibt es die. Das heißt: egal, wie die SPÖ agiert, sie kann nur verlieren und wird immer gegen einen großen Teil ihrer Anhänger/innen gegen sich aufbringen. Insofern bietet die Entscheidung Gewesslers ihr nun die Chance, ohne Gesichtsverlust aus der vertrackten Situation herauszukommen, schließlich kann man es nun auf die Gewessler schieben. Klug wäre, nun nochmal zwei, drei Tage zu sudern (als Signal an die Befürworter/innen in den eigenen Reihen) und das Projekt im Sande verlaufen zu lassen.
Aber dann hätte ich gerne auch Alternativen. Aber nur jetzt einmal das Österreichticket einzuführen ist zu wenig. Denn ich habe zum Beispiel noch immer keine Möglichkeit mein geerbtes Wochendendhaus an einem Wochenende zu nützen, da ich den nächsten Öffianschluß erst in 10 km Entfernung habe.
Und viele Pendler, die schon seit Generationen ihren Wohnsitz ausserhalb von Wien haben, haben keine wirkliche Alternativen ihren Arbeitsplatz in der früh mit einer vernünftigen Verkehrsanbindung zu erreichen.
Fahrrad, liebe Klingelfee, Fahrrad. Da sind die 10 km in 20 Minuten gemacht und du hast schon was für deine Gesundheit gemacht und ersparst die ein Fitnessstudio.
Wo Bedarf besteht, da gibt es auch den öffentlichen Verkehr und die meisten Pendler haben durchaus eine Möglichkeit, auch sehr früh in Wien anzukommen, wenn sie halt ein Stückchen mit dem Auto (oder Fahrrad) fahren.
Das Fahrrad kann auch kein Allheilmittel sein, weil Du damit nicht bei jedem Wetter vernünftig fahren kannst und auch nichts transportieren kannst. Da muss es schon andere Lösungen geben.
Wenn es geht, dann bin ich in Wien auch öffentlich unterwegs, aber ganz ohne Auto geht es heutzutage doch auch noch nicht. Wenn ich außerhalb von Wien unterwegs bin, dann ist in den meisten Relationen das Auto immer noch notwendig.
Man müsste sich halt regionale Lösungen, wie Car Sharing Angebote mit eAutos, die sich dann mehrere Gemeinden/Bezirke organisieren müssten, Fahrgemeinschaften, etc. überlegen, immer noch besser als leer herumfahrende Autobusse. Dass das aber politisch bzw. logistisch schwierig wird zeigen aktuelle Themen, wie PCR Testungen, die in ländlichen Bereichen teilweise gar nicht funktionieren.
Nun sagt allerdings auch kaum jemand, dass das Fahrrad das Allheilmittel ist - aber eben ein ziemlich wichtiger Beitrag, gerade im flachen Transdanubien gäbe es mit sicherer und durchgehender Radinfrastruktur einiges zu holen. Natürlich gehören auch der Ausbau des ÖV (gerade in Transdanubien, was dort z.T. angeboten wird, spottet jeder Beschreibung) und attraktivere Fußwege dazu, und vor allem eine Vernetzung dieser Verkehrsträger - und an der Vernetzung scheitert es heute, innerhalb der einzelnen Systeme und zwischen ihnen erst recht.