Autor Thema: Rasengleis  (Gelesen 467517 mal)

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Tatra83

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Re: Rasengleis
« Antwort #105 am: 25. Mai 2013, 22:04:40 »
Ich muss allerdings dazu anmerken, dass die restliche U-Bahn in Wien sehr leise gebaut wird. Z.B. bei der U2 fährt der Zug zumindest von der Straße aus fast unhörbar vorbei. Bei der U6 ist das baulich natürlich nicht möglich.
Bei der U6 wären bauliche Maßnahmen zum Lärmschutz eigentlich dringend geboten, wenn man sich die Nachtlärmkarte Wiens ansieht ( http://www.laerminfo.at/karten/schienenverkehr/strassenbahn/nacht.html ). Aber bitte keine Lärmschutzwände, es böten sich genug andere Optionen, wenn man bei Schiene und Oberbau ansetzt...
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

invisible

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Re: Rasengleis
« Antwort #106 am: 26. Mai 2013, 07:58:51 »
Ich muss allerdings dazu anmerken, dass die restliche U-Bahn in Wien sehr leise gebaut wird. Z.B. bei der U2 fährt der Zug zumindest von der Straße aus fast unhörbar vorbei. Bei der U6 ist das baulich natürlich nicht möglich.
Bei der U6 wären bauliche Maßnahmen zum Lärmschutz eigentlich dringend geboten, wenn man sich die Nachtlärmkarte Wiens ansieht ( http://www.laerminfo.at/karten/schienenverkehr/strassenbahn/nacht.html ). Aber bitte keine Lärmschutzwände, es böten sich genug andere Optionen, wenn man bei Schiene und Oberbau ansetzt...

Interessant, dass der Wert auf der Wientalbrücke deutlich geringer ist (nur 55-60 statt >70dB bei den anderen Brücken). Die wurde ja quasi neu in die historische Substanz hineingebaut - man kann also sicher auch die anderen Brücken lärmtechnisch auf einen aktuelleren Stand bringen.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.

hema

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Re: Rasengleis
« Antwort #107 am: 26. Mai 2013, 14:56:23 »
Dort liegen auch Holzschwellen in Schotterbett. Richtig laut sind vorwiegend die Brücken, auf denen schotterloser Oberbau mit Kunststoffschwellen verlegt wurde!


Natürlich lässt sich auch durch geeignete Brückenkonstruktion viel erreichen, da geht es beim Lärmunterschied um Welten! Ganz schlimm sind z.B. Blechkastenbrücken.
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Re: Rasengleis
« Antwort #108 am: 26. Mai 2013, 15:44:16 »
Dort liegen auch Holzschwellen in Schotterbett. Richtig laut sind vorwiegend die Brücken, auf denen schotterloser Oberbau mit Kunststoffschwellen verlegt wurde!
Das gibts auf der U6 im Altbestand aber fast nirgends, eigentlich nur zwischen Alser Straße und Josefstädter Straße, wobei zumindest Richtung Alser Straße zusätzlich Dämmmaterial oben auf den Schwellen liegt, lag vor der Sanierung auch im Stationsbereich JS.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

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Re: Rasengleis
« Antwort #109 am: 29. Mai 2013, 14:20:06 »
Ich habe in den letzten Tagen einige Gespräche mit Technikern geführt, die in den jeweiligen Städten (München, Linz, Wien) für den Gleisbau verantwortlich sind. Das ganze habe ich in einen Artikel gegossen, der in "Regionale Schienen" veröffentlicht wird. Anbei das PDF (Tippfehler noch nicht korrigiert). Leider bin ich auf 7000 Zeichen beschränkt, aber wirklich substanzielles musste ich nicht weglassen.

Was nicht drinsteht: In Linz ist tatsächlich alles, was hier fast unlösbar wirkt, absolut kein Problem...  :fp:
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Rasengleis
« Antwort #110 am: 29. Mai 2013, 14:26:05 »
Bei Deinem Artikel kommen die Wiener Linien ja ohnehin noch reichtlich gut weg. >:D
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

moszkva tér

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Re: Rasengleis
« Antwort #111 am: 29. Mai 2013, 14:34:25 »
Guter Artikel, sachlich, nicht emotionell. Leicht zu lesen, macht Lust auf mehr  :up:

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Re: Rasengleis
« Antwort #112 am: 29. Mai 2013, 14:34:40 »
Bei Deinem Artikel kommen die Wiener Linien ja ohnehin noch reichtlich gut weg. >:D

Erstens ist das Thema insgesamt durchaus komplexer, als wir hier von aussen im Forum mit gepflegtem Halbwissen diskutieren  ;) - und zweitens sind die Wiener Verhältnisse (vor allem die extrem fragmentierten Zuständigkeiten, aber auch nicht-offiziellen Einflussnahmen) ein gewisser Sonderfall. Wenn die WiLi unter Kostendruck stehen ist es ja tatsächlich nicht in ihrem Interesse, für sie betrieblich erschwerende Dinge zu bauen, die ihnen nicht bezahlt werden. Hier kann ich den Argumenten schon folgen. Interessant aber die Aussage des Linzer Kollegen, dass Grüngleis billiger als eigedecktes Gleis ist, und dass die dünne Humusschicht im geschlossenen Betontrog keine Probleme macht, das Gras auch nicht sonderlich gepflegt wird. Ich kann mir nur irgendwie zusammenreimen, dass Wien die deutsche Bauweise kopiert hat, obwohl es hierzulande keinen besonderen Druck zur Bodenentsiegelung gibt. Vom Standpunkt des Technikers aus wird die tiefliegende Vegetationsebene auch in München bevorzugt, aber die Lärmwerte sprechen für die hochliegende.
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raifort1

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Re: Rasengleis
« Antwort #113 am: 29. Mai 2013, 17:26:51 »
Aus dem Französischen ins Deutsche zu übersetzen ist keine leichte Übung, dagegen ist das Übersetzen aus dem Deutschen ins Österreichische sogar von den WiLi fast fehlerfrei zuschaffen.

hema

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Re: Rasengleis
« Antwort #114 am: 29. Mai 2013, 17:44:10 »
Vom Standpunkt des Technikers aus wird die tiefliegende Vegetationsebene auch in München bevorzugt, aber die Lärmwerte sprechen für die hochliegende.
Tiefliegend auf Höhe des Schienenfußes ist von der Akustik und vom Aussehen her sicher nicht optimal. Man sollte den Kompromisss wählen und "tiefliegend" mit 5 cm unter der Schienenoberkante wählen. Das befriedigt sicher Techniker, Akustiker und Ästheten!  :lamp:
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Re: Rasengleis
« Antwort #115 am: 29. Mai 2013, 18:35:30 »
Vom Standpunkt des Technikers aus wird die tiefliegende Vegetationsebene auch in München bevorzugt, aber die Lärmwerte sprechen für die hochliegende.
Tiefliegend auf Höhe des Schienenfußes ist von der Akustik und vom Aussehen her sicher nicht optimal. Man sollte den Kompromisss wählen und "tiefliegend" mit 5 cm unter der Schienenoberkante wählen. Das befriedigt sicher Techniker, Akustiker und Ästheten!  :lamp:

so wurden die Testfelder in Lainz angelegt.
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Re: Rasengleis
« Antwort #116 am: 29. Mai 2013, 21:06:29 »
Erstens ist das Thema insgesamt durchaus komplexer, als wir hier von aussen im Forum mit gepflegtem Halbwissen diskutieren  ;)
Und gerade weil das Thema durchaus komplexer ist als wir hier vereinfacht darstellen (das bezweilfe ich nicht), wäre es so sinnvoll und notwendig gewesen, sich das ganze als WL in anderen Städten anzuschauen und mit den Leuten dort zu reden, welche Erfahrungen sie womit haben. Umgekehrt können ja andere bei uns Tipps bekommen, wie man 50 Jahre alte Züge am besten wartet o.ä.

In der Wissenschaft kommt ja auch niemand bei Verstand auf die Idee, dass man in Österreich, Deutschland, Frankreich, USA und China alle physikalischen Gesetze immer pro Land neu "erfinden" muss, sondern der Fortschritt baut wechselseitig auf den Ergebnissen anderer Forschungsgruppen auf. In der Unternehmenswelt ist das prinzipiell auch so (von der Patentproblematik abgesehen). Kein Unternehmen könnte es sich leisten, die gesamte Grundlagenforschung, die es wo anders schon gibt, stets zu wiederholen. Man nimmt so weit erlaubt alles her, was es schon gibt, und setzt sein eigenes Produkt darauf auf.

Das ist der eigentliche Punkt: Die völlige Unwilligkeit, Dinge von außen anzunehmen und sie dann mit lokal notwendigen, kleinen Änderungen bei uns umzusetzen.

Man nennt das auch das NIH-Syndrom und es ist eine Seuche, die man aus gutem Grund um jeden Preis verhindern soll: http://de.wikipedia.org/wiki/Not-invented-here-Syndrom
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

hema

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Re: Rasengleis
« Antwort #117 am: 30. Mai 2013, 01:56:27 »
Aber ein bissl herrscht hier auch der "Im Ausland ist alles besser"-Reflex!  ;)
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Re: Rasengleis
« Antwort #118 am: 30. Mai 2013, 07:44:57 »
Aber ein bissl herrscht hier auch der "Im Ausland ist alles besser"-Reflex!  ;)
Leider muss man sagen, dass im Ausland tatsächlich das meiste besser ist 8) Das einzige, womit Wien in meinen Augen punkten kann, sind die Intervalle. Da gibt es wenige Städte mit so guter Versorgung. Aber egal ob Fahrzeugtechnik, Neubaustrecken, Beschleunigung usw. - da ist man uns im "Westen" um Jahrzehnte voraus.
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moszkva tér

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Re: Rasengleis
« Antwort #119 am: 30. Mai 2013, 09:37:01 »
Leider muss man sagen, dass im Ausland tatsächlich das meiste besser ist 8) Das einzige, womit Wien in meinen Augen punkten kann, sind die Intervalle. Da gibt es wenige Städte mit so guter Versorgung. Aber egal ob Fahrzeugtechnik, Neubaustrecken, Beschleunigung usw. - da ist man uns im "Westen" um Jahrzehnte voraus.
Bezüglich Fahrzeug- und Streckenzustand nähert sich Wien immer mehr den osteuropäischen Betrieben an. Wenn man einmal in Kiew war und sieht, wie die Straßenbahn dort ausschaut, muss man den Hut ziehen, dass sie immer noch fährt, und zwar dank dem Enthusiasmus und dem Einsatz des Personals, die sich immer eine Lösung ausdenken (z.B. eine defekte Tür mit Brettern blockieren, damit sie während der Fahrt nicht aufspringt und man dadurch den Zug doch ausfahren lassen kann).

In Wien gehts leider immer weiter in diese Richtung. Nur, dass Enthusiasmus und Ideengeist des Personals hier auch noch unterbunden werden.  :(

PS: Nicht, dass ich es "gut" finde, einen Zug mit Brett vor der Tür ausfahren zu lassen. Man sollte es natürlich gar nicht soweit kommen lassen...