Tramwayforum
Öffentlicher Verkehr national und international => Straßenbahn außerhalb Österreichs => Thema gestartet von: dalski am 04. August 2017, 07:20:11
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Ausrangierte Tatras aus Potsdam wurden in einige Städte verkauft, die unbekannteste davon ist wohl die kasachische Industriestadt Temirtau.
Am 24.07.2017 war Wagen 244 im Einsatz, musste jedoch nach bereits einer Runde aufgeben, da er defekt war (am Foto nicht erkenntlich, kurz danach hat die Fahrerin allerdings begonnen an dem Stromabnehmer zu ''werkeln''):
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Ausrangierte Tatras aus Potsdam wurden in einige Städte verkauft, die unbekannteste davon ist wohl die kasachische Industriestadt Temirtau.
Am 24.07.2017 war Wagen 244 im Einsatz, musste jedoch nach bereits einer Runde aufgeben, da er defekt war (am Foto nicht erkenntlich, kurz danach hat die Fahrerin allerdings begonnen an dem Stromabnehmer zu ''werkeln''):
Dann ist das Rollband ja sogar richtig! ;D
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Kann man diese Wagen so einfach von Normal- auf Breitspur umbauen?
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Kann man diese Wagen so einfach von Normal- auf Breitspur umbauen?
Offensichtlich ja, wurde bei etlichen Tatras gemacht die jetzt in der Ukraine, Russland oder eben Kasachstan fahren.
Und soweit ich weiß auch bei den ehemaligen Zürcher Mirage in Vinnica.
Außerdem musste ich feststellen, dass meine Ausbeute an Fotos aus Temirtau riesig ist und möchte euch noch mehr Bilder des etwas vernachlässigten Netzes zeigen:
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Und soweit ich weiß auch bei den ehemaligen Zürcher Mirage in Vinnica.
Nein, nicht notwendig, da beides Meterspur.
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Außerdem musste ich feststellen, dass meine Ausbeute an Fotos aus Temirtau riesig ist und möchte euch noch mehr Bilder des etwas vernachlässigten Netzes zeigen:
Vielen Dank für diese stimmungsvollen Aufnahmen aus dem Osten. :)
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Drollig sind die individuell "verzierten" Wagen mit Aufklebern und Rüschchenvorhängen :))
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Im Ostblock ist es oft so, dass ein Fahrzeug nur von einem Fahrer gefahren wird, der richtet sich sein Fahrzeug dann entsprechend ein.
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Im Ostblock ist es oft so, dass ein Fahrzeug nur von einem Fahrer gefahren wird, der richtet sich sein Fahrzeug dann entsprechend ein.
Das finde ich sehr gut, somit wird das Fahrzeug immer Top gepflegt!
Vor allem der Fahrerplatz ist nicht versaut! ;)
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Im Ostblock ist es oft so, dass ein Fahrzeug nur von einem Fahrer gefahren wird, der richtet sich sein Fahrzeug dann entsprechend ein.
Das finde ich sehr gut, somit wird das Fahrzeug immer Top gepflegt!
Vor allem der Fahrerplatz ist nicht versaut! ;)
Es ist schön, dass alles seinen persönlichen Flair hat, aber man sollte dabei beachten, dass dieses System sehr viel mehr Fahrzeuge benötigt als beispielsweise in Westeuropa.
Im Kommunismus funktionierte das ganz gut, weil man ohnehin nicht sehr effizient handeln musste.
In Wien wäre sowas ziemlich unwirtschaftlich, vor allem kombiniert mit der "hohen" Anzahl an einsatzfähigen Ulfs.
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Im Ostblock ist es oft so, dass ein Fahrzeug nur von einem Fahrer gefahren wird, der richtet sich sein Fahrzeug dann entsprechend ein.
Das finde ich sehr gut, somit wird das Fahrzeug immer Top gepflegt!
Vor allem der Fahrerplatz ist nicht versaut! ;)
Es ist schön, dass alles seinen persönlichen Flair hat, aber man sollte dabei beachten, dass dieses System sehr viel mehr Fahrzeuge benötigt als beispielsweise in Westeuropa.
Im Kommunismus funktionierte das ganz gut, weil man ohnehin nicht sehr effizient handeln musste.
In Wien wäre sowas ziemlich unwirtschaftlich, vor allem kombiniert mit der "hohen" Anzahl an einsatzfähigen Ulfs.
Vor allem die nötigen Abstellgleise. Der Fahrer würde in Wien keinen Dienstplan haben sondern einen Anruf erhalten: "Heast Franz, deine steht glei vurn - komm eina, dass dann auf'd Streckn gehst"
Oder man müsste vor dem Wohnhaus ein Abstellgleis legen.
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Das würde bei uns, schon wegen der Bürokratie nicht Funktionieren!
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[...]
Oder man müsste vor dem Wohnhaus ein Abstellgleis legen.
Von sowas fantasiere ich manchmal: ein D1 oder F als Individualfahrzeug mit eigener, kleiner Remise im Wohnhaus ;D
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Vor allem die nötigen Abstellgleise. Der Fahrer würde in Wien keinen Dienstplan haben sondern einen Anruf erhalten: "Heast Franz, deine steht glei vurn - komm eina, dass dann auf'd Streckn gehst"
Oder man müsste vor dem Wohnhaus ein Abstellgleis legen.
Meist waren an den Remisen auch die Dienstwohnungen der Fahrer angeschlossen. Sehr angenehm, auf die Art kann man auch seine Freizeit im Arbeitsumfeld mit den Kollegen und Vorgesetzten verbringen. Davon würde ich wirklich träumen >:D
Es ist schön, dass alles seinen persönlichen Flair hat, aber man sollte dabei beachten, dass dieses System sehr viel mehr Fahrzeuge benötigt als beispielsweise in Westeuropa.
In Kiew habe ich das erlebt, dass gegen 10 Uhr Vormittag plötzlich alle Straßenbahnen in die Remise gefahren sind (Besteckung: "ins Depot"). Ende der Morgen-HVZ ist also auch Schichtwechsel, erfordert den Austausch aller Fahrer und somit auch des gesamten Auslaufes. Und der Fahrgast darf umsteigen. :ugvm:
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In Kiew habe ich das erlebt, dass gegen 10 Uhr Vormittag plötzlich alle Straßenbahnen in die Remise gefahren sind (Besteckung: "ins Depot"). Ende der Morgen-HVZ ist also auch Schichtwechsel, erfordert den Austausch aller Fahrer und somit auch des gesamten Auslaufes. Und der Fahrgast darf umsteigen. :ugvm:
Das gibt es in einigen (allen?) rumänischen Betrieben auch.
In Polen kenne ich fahrereigene Wagen eigentlich nur aus Breslau. Da funktioniert das jedoch so, dass man als Fahrer einen Wagen haben kann, wenn man will. Der Fahrer hat jedoch keine Garantie, mit seinem Wagen zu fahren. Beginnt ein Fahrer etwa am Nachmittag und übernimmt einen Zug, der bereits auf der Linie ist, bekommt er garantiert nicht seinen Wagen (außer der ist zufällig gerade auf dem Kurs). Der mit mir befreundete Straßenbahnfahrer in Breslau hat zwar seinen eigenen Wagen, fährt aber oft auch mit anderen Fahrzeugen als erster aus dem Betriebsbahnhof Borek aus.
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Der mit mir befreundete Straßenbahnfahrer in Breslau hat zwar seinen eigenen Wagen, fährt aber oft auch mit anderen Fahrzeugen als erster aus dem Betriebsbahnhof Borek aus.
Hat er sich den Fahrerplatz irgendwie persönlich eingerichtet oder merkt man den personalisierten Wägen irgendwie an, dass ihnen mehr Pflege (?) zuteil wird?
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Hat er sich den Fahrerplatz irgendwie persönlich eingerichtet oder merkt man den personalisierten Wägen irgendwie an, dass ihnen mehr Pflege (?) zuteil wird?
Ja, er hat einen Aufkleber angebracht und ein Stofftier als Maskottchen in der Kabine. Letzteres könnte man aber auch in einen nicht eigenen Wagen mitnehmen. Mir wäre jetzt nicht aufgefallen, dass die Fahrer ihre Fahrzeuge so aufwändig gestalten, wie etwa in Russland. Immerhin fährt man ja oft genug auch mit "fremden" Fahrzeugen.
Bezüglich mehr Pflege: In der Regel achten die Fahrer mit eigenen Fahrzeugen darauf, dass alles gut funktioniert und melden kleinere Schäden einem Werkstattmitarbeiter direkt, anstatt sie nur entsprechend im Wagenpass zu vermerken. Ob solche Schäden dann auch schneller repariert werden, hängt natürlich von der Auslastung der Werkstätte ab.
Jüngere Fahrer erhalten in der Regel auch nicht sofort einen Wagen. Die sollen erst einmal Erfahrungen auf verschiedenen Typen sammeln und ein Gefühl für das Fahren bekommen. Man geht davon aus, dass die erfahreneren Fahrer ein besseres Gespür haben.
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Unbestätigten Meldungen zufolge macht die Straßenbahn Temirtau ihren Betrieb mit 14.09.2020 dicht. Somit finden sich danach nur mehr 2 aktive Straßenbahnsysteme in ganz Kasachstan.
Hier weitere Eindrücke aus 2017 (Bild 2 zeigt die unwürdigen Nachfolger der Tram):
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Nun ja, Straßenbahnen kosten halt Geld. Busse fallen bekanntlich vom Himmel und alle restlichen Kosten zahlt die Jetti-Tant'! >:D
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Nun ja, Straßenbahnen kosten halt Geld. Busse fallen bekanntlich vom Himmel und alle restlichen Kosten zahlt die Jetti-Tant'! >:D
Die Frage ist, wie ausgelastet die Straßenbahn ist - und ob es sich auszahlt, da noch etwas in die Wageninstandhaltung zu investieren. Ich nehme an, es wird dort auch so etwas wie Marschrutkas geben und Busse sind sicher leichter zu bekommen als moderne Straßenbahnfahrzeuge. Theoretisch könnte man sogar einen Linienverkehr mit gemieteten Bussen einrichten - die WL machen vor, wie es geht.
Schade, besonders die im Bild 2 erkennbaren Oberleitungsmasten mit ihren "Schnörckeln" gefallen mir gut.
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Nun ja, Straßenbahnen kosten halt Geld. Busse fallen bekanntlich vom Himmel und alle restlichen Kosten zahlt die Jetti-Tant'! >:D
Die Frage ist, wie ausgelastet die Straßenbahn ist - und ob es sich auszahlt, da noch etwas in die Wageninstandhaltung zu investieren. Ich nehme an, es wird dort auch so etwas wie Marschrutkas geben und Busse sind sicher leichter zu bekommen als moderne Straßenbahnfahrzeuge. Theoretisch könnte man sogar einen Linienverkehr mit gemieteten Bussen einrichten - die WL machen vor, wie es geht.
Schade, besonders die im Bild 2 erkennbaren Oberleitungsmasten mit ihren "Schnörckeln" gefallen mir gut.
Die Auslastung war zumindest bei meinem Besuch nicht schlecht, da sind mir bei weitem ''einstellungswürdigere'' Netze untergekommen.
2019 wurden in Temirtau sogar noch Gleise erneuert, aber Einstellungen nach Modernisierungsarbeiten kennt man auch von österreichischen Nebenbahnen ziemlich gut.
Ein Problem in der Region generell dürfte die - für unsere Breiten - komplett andere Mentalität sein, über die Umwelt macht man sich generell wenig Gedanken, moderne Busse aus beispielsweise China (in Zentralasien durchaus aktiv) kommen besser an und kosten einen Bruchteil neuer Straßenbahnen und gleichzeitig ''gewinnt'' man mehr Straße für die Autos zurück.
Man denkt und lebt dort anders als in Europa (Achtung subjektiv), es wird viel auf Tradition und Familie geachtet, ein junger Kasache hat mir beispielsweise verzweifelt berichtet, dass er erst mit 21 heiraten wird und damit viel später als andere in seinem Umfeld an der Reihe ist. In Nursultan (=Astana) und bei der russischen Minderheit ist man etwas anders eingestellt.
Mich haben die einzigartigen Masten auch fasziniert, auch der Hintergrund ist ganz ''interessant'':
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Die Straßenbahn war, als sie noch gut funktioniert hat, auch gut ausgelastet, da sie der Zubringer zum Mittal-Stahlwerk war (ist). Ich glaube, die Straßenbahn gehört auch dem Stahlwerk. besonders interessant war der Einsatz der Ex-Potsdamer KT4 zu Schichtwechsel. Bei meinem Besuch vor rund fünf Jahren ist das Depot von einer engagierten Frau geleitet worden, die auch sehr darauf geachtet hat, dass mit bescheidenen Mitteln Erneuerungen durchgeführt werden. Die Dame war sehr gastfreundlich und hatte spontan zu einem Depot-Besuch eingeladen. Problematisch war aber die völlig heruntergekommene Gleis-Infrastruktur, auf der sinnvolle Fahrgeschwindigkeiten nicht möglich waren.
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Habt ihr Fotos von den KT4?
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Habt ihr Fotos von den KT4?
Die KT4 waren bei meinem Besuch nahezu alle abgestellt, generell dürften nur mehr wenige betriebsfähig sein.
Auf meinem Foto oben sieht man übrigens einen KTM-5 der einen defekten KT4 "abschleppt".
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2019 wurden in Temirtau sogar noch Gleise erneuert, aber Einstellungen nach Modernisierungsarbeiten kennt man auch von österreichischen Nebenbahnen ziemlich gut.
Auch von Wiener Straßenbahnen -> Linie 360!
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Die Straßenbahn in Temirtau hat leider am 14. Februar 2023 ihren Betrieb eingestellt.
* TW 2 der Linie 31 in Valikhanov koshesi
* TW 24 der Linie 4 in Temirtau koshesi (Fotos: Amir Nurgaliyev, 26.10.2013).
LG nord22
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Die Straßenbahn in Temirtau hat leider am 14. Februar 2023 ihren Betrieb eingestellt.
* TW 2 der Linie 31 in Valikhanov koshesi
* TW 24 der Linie 4 in Temirtau koshesi (Fotos: Amir Nurgaliyev, 26.10.2013).
LG nord22
Derzeit nur eine vorübergehende Einstellung aufgrund von Nichtrentabilität. Eine Kommission wird den finanziellen Aufwand einer Sanierung des Netzes evaluieren und dementsprechend entscheiden, ob es in Temirtau mit der Straßenbahn weitergeht. Wir werden sehen, auch wenn die Zeichen sehr auf конец (= Ende) stehen.