Im Zuge einer Dienstreise kam ich für einige Tage nach Bukarest. Glücklicherweise blieb nach der Arbeit ein wenig Zeit um die Straßenbahn und die Stadt zu erkunden. Die Stadt besuchte ich privat 2010. Damals blieb für die Straßenbahn leider keine Zeit. Einen Netzplan findet man hier:
http://www.ratb.ro/maps1/Tramvaie.pdf [ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Zwischen meinem Hotel und dem Büro des Kunden entstand das erste Straßenbahnfoto. Es ist nicht gut, aber es zeigt gut, wie dicht der Autoverkehr ist. Teilweise blockiert dieser auch die Straßenbahn, speziell hier in der Strada Barbu Văcărescu, wo der 5er fährt. Lustigerweise ist genau gegenüber den hier befindlichen Bürotürmen ein Einkaufszentrum. Zur Mittagszeit säumen die Corpoludki (Corpomännlein, so nennt man Bürohengste internationaler Konzerne in Polen) die Straße. Sobald sich eine Lücke im Verkehr auftut, geht man über einen Teil der Fahrbahn. In der Regel steht man dann am Straßenbahngleis und wartet auf die nächste Lücke. Das hat schon was, wenn da in Straßenmitte auf den Gleisen und am Fahrbahnrand insgesamt 80-100 Leute stehen.
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Da der 5er im Norden über einen Gleiswechsel endet (die Schleife beim Flughafen wurde aufgelassen), kommen hier Zweirichtungswagen, konkert V3B gebaut von URAC, zum Einsatz. Der Zug ist unterwegs zur Piaţa Sfântul Gheorghe (St. Georg Platz). Die Displays zeigen beide Endstationen an. Da ich beobachten konnte, dass die Ziele zwischen oberer und unterer Zeile wechseln, gehe ich davon aus, dass in der oberen immer die Anfangsstation und in der unteren die Endstation steht. Wir sind hier übrigens in einer Haltestelle. Der Bahnsteig ist zwar in gutem Zustand, aber ein wenig Infrastruktur (Wartehäuschen, Fahrpläne, Sitzgelegenheiten) wäre schon nett. Grundsätzlich steht am Bahnsteigsende eine Haltestellentafel, die den Haltestellennamen und die hier verkehrenden Linien zeigt. Mehr Information gibt es aber nicht.
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Mit dem 5er fuhr ich über schlechte Gleise bis zur U-Bahnstation Ștefan cel Mare (Stefan der Große Straße), wo der 5er auf den 1er trifft. Der 1er ist eine Rundlinie, die das Zentrum umfährt. Teilweise sind die Gleise entlang des 1ers gut ausgebaut und man kommt flott voran. Hier trifft man auch auf Niederflur- und Teilniederflurfahrzeuge, so wie hier dieser V3A-93-CH-PPC.
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Ein V3A bei der Einfahrt in die Haltestelle Banu Manta. Die V3A sind das Standardfahrzeug des Verkehrsbetriebes. Gebaut wurden sie von URAC. Dieses Kürzel steht für Uzinei de Reparaţii Atelierele Centrale, was so viel wie Hauptwerkstätte heißt. Im Kommunismus und auch heute noch baut die Hauptwerkstätte des Verkehrsbetriebes RATB die Straßenbahnen.
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Es gibt soweit mir bekannt ist 14 solcher moderner Niederflurwagen, die Bucur LF genannt werden. Auch diese wurden von URAC hergestellt. Der Innenraum erinnert ein wenig an die späten 90er. Entstanden sind die Wagen ab 2007. Sie verkehren ausschließlich auf der Linie 1.
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Unweit der Piaţa Victoriei (Siegesplatz?) befindet sich der Betriebsbahnhof Victoria, wo einige V3A auf ihren Einsatz warten.
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Bukarest bildet einen heterogenen Architekturmix. Es gibt viel alte Bausubstanz, vieles in schlechtem Zustand. Daneben gibt es auch moderne Gebäude wie hier im Hintergrund. Ein V3A düst durch die Bulevardul Iancu de Hunedoara. Die Abzweigung führt in den Betriebsbahnhof Victoria.
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Auch hier ist der Verkehr sehr dicht. Gott sei Dank gingen sich aber ein paar brauchbare Fotos aus. Die Klappfenster machen diese Fahrzeuge nicht sonderlich angenehm. Es hatte bei meinem Aufenthalt um die 30 Grad und es war schwül. Seltsam, dass dieser Fahrer mit geschlossener Fahrertür fährt. Der rechte Türflügel führt in die Fahrerkabine. Oft war der Flügel offen, da es wie gesagt heiß und schwül war.
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So wie man hier bei diesem Teilniederflurwagen sieht. Der 1er verkehrt im Gegensatz zu anderen Linien relativ oft, zum Teil im 5-Minutentakt. Andere Linien verkehren alle 20-30 Minuten.
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Am nächsten Tag ging ich zum Triumpfbogen, von wo aus nicht weit zum Piaţa Presei Libere (Platz der Freien Presse) ist. Dort steht das Haus der freien Presse. Mir wurde es von Kollegen empfohlen, als ich sagte, dass mir der Sozialistische Klassizismus gefällt. Da hier auch die Straßenbahnlinien 41 und 42 enden, machte ich auch ein paar Straßenbahnfotos. Hier ein V3A-93-CH-PPC in der Schleife.
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Der Zug beim Befahren der Schleife. Die Strecke des 41ers ist teilweise auch in passablem Zustand. An den Haltestellen gibt es alte Matrixanzeigen, die aber alle nicht in Betrieb sind. Generell ist die Straßenbahn deprimierend. Über weite Strecken sind die Gleise schlecht und man kommt nur langsam voran. Ich habe auch sonst glaube ich noch nirgends so einen defensiven Fahrstil gesehen. Auf vielen Linien sind die Züge unregelmäßig unterwegs. Da der 41er zu Spitzenzeiten im 2-Minutentakt fährt, kommt es zu Konvoifahrten, was ich aber bei dem dichten Intervall verstehe. Die Fahrzeuge sind großteils in schlechtem Zustand und vom Rost zerfressen.
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In der Strada Berzei kommt mir ein 24er in Richtung Cartier Damaroaia entgegen. Etwas weiter unten befindet sich eine große Häuserblockschleife, wo der 24er gemeinsam mit dem 44er wendet. Im Hintergrund, hinter den Bäumen kann man einen kleinen Teil des Parlamentspalastes sehen. Das ist eines der größten Gebäude der Welt, für das weite Teile der Altstadt abgerissen wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentspalast [ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die Schleife am Piaţa Sf Gheorghe (St. Georg Platz) wäre eigentlich recht fotogen, wenn nicht Zäune und parkende Autos da wären. Der Fahrer wartet vor seinem Zug der Linie 16 auf die Rückfahrt zur Platforma Industriala Pipera (Industrieplattform Pipera). Pipera ist ein Stadtteil im Norden Bukarests, wo sich einige große Firmen in Bürotürmen niedergelassen haben.
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Auch der 5er endet hier. Hier durchfärt der V3B soeben die Schleife. Der Gleisbogen, auf dem Autos parken führt zur Strecke der Linien 14, 40 und 56, genauer gesagt zur Piaţa Sf Vineri (Karfreitagsplatz)
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Der 5er müht sich über die Gleise und Weichen in Richtung Piaţa Băneasa. Was mir aufgefallen ist: Oft werden die rumänischen Buchstaben auf Displays und auch auf Netzplänen nicht verwendet. Wir sind hier übrigens im Zentrum Bukarests. Die Häuser hier sind nicht in gutem Zustand und diese Gassen werden hauptsächlich von Zigeunern bevölkert. Sie tun einem aber nichts. Auch die Kollegen meinten, dass man sich nicht fürchten muss. Aggressiv sind die Zigeuner in der Regel nicht. Eventuell versuchen sie einem in ein Gespräch zu verwicklen. Mich sprach ein Mädchen an, ob ich Englisch spreche, was ich nur kurz bejahte und weiterging. Eine ältere Dame rief mir noch zu "Don't be afraid of dog". Der Hund sah übrigens gepflegt aus. Ich ging weiter, da ich mich nicht in ein Gespräch verwickeln und ablenken lassen möchte. In der Schleife befindet sich die schöne St Georg Kirche.
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Auch der 21er hat hier seine Endstation. Warum nicht alle Straßenbahnen in Bukarest eine Nummerntafel haben, wüsste ich auch geren. Allerdings begann ich diverse Dinge in Bukarest nicht mehr zu hinterfragen.
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Am Piața Unirii (Platz der Einheit) befindet sich eine eingleisige Schleife, die durch einen kleinen Park führt. Leider gelang mir kein besseres Foto. Ein 32er in Richtung Depoul Alexandria (Betriebsbahnhof Alexandria).
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Vom Piața Unirii führt der Bulevardul Regina Maria in Richtung Südwesten. Hier verkehren die Linien 7, 27, 32 und 47. Hier sehen wir einen V3A auf der Linie 7 unterwegs zum Piața Unirii.
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Ein 32er begegnet einem 232er. Generell ist mir aufgefallen, dass die Busflotte hauptsächlich oder zur Gänze aus Mercedes Citaro besteht. Schade, dass man dafür bei der Straßenbahn kaum modernes Wagenmaterial antrifft.
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Aufgrund der vielen Linien ist die Zugsfolge hier sehr dicht. Zudem ist die Strecke fotogen.