Autor Thema: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat  (Gelesen 167919 mal)

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marq

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #630 am: 27. April 2024, 02:48:31 »
https://wien.orf.at/stories/3254728/

Zitat
Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) spricht gegenüber Radio Wien von einem „historischen Scheitern in der länderübergreifenden Verkehrspolitik“. Lange habe man mit den Wiener Linien, dem Bund und auch Herstellern von Straßenbahnen zu den Rahmenbedingungen einer Verlängerung verhandelt.

Der Bund sei sogar bereit gewesen, die Hälfte der Errichtungskosten und die Hälfte der Betriebskosten zu übernehmen. „So günstig bekommt man nie wieder eine so tolle Straßenbahn, die noch dazu Schwechat an die Schnellbahn und an die U-Bahn angebunden hätte“, sagte Sima.

Projekt vorerst auf Eis gelegt

Wien und Niederösterreich hätten demnach jeweils nur ein Viertel der Kosten tragen müssen. Daraus wird jedoch nichts. In Niederösterreich will man anstelle der verlängerten Bim-Linie jetzt die Busintervalle verdichten. Das aber erst 2027. „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Sie (Niederösterreich, Anm.) sagen, sie wollen das Bussystem bis 2027 verbessern. Da wäre ja die Straßenbahn deutlich früher gefahren“, sagte Sima.

Dass man heutzutage verkehrspolitisch noch so einen Schwachsinn bauen kann... Wenn der Bund eh die Hälfte übernimmt.

Eine Bim die Schwechat an die Schnellbahn angebunden hätte? Was für ein Unsinn. In Schwechat verkehrt bereits die Schnellbahn.

abc

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #631 am: 27. April 2024, 09:23:47 »
Eine Bim die Schwechat an die Schnellbahn angebunden hätte? Was für ein Unsinn. In Schwechat verkehrt bereits die Schnellbahn.

... und an diese hätte die Bim ihr Einzugsgebiet angebunden, weil sie anders als die Busse auch einen Halt bei der S-Bahn-Station Kaiserebersdorf gehabt hätte. Busse können hingegen nur die S7 oder die U3 anbinden, der 72er hätte beides geschafft.

Vineyard

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #632 am: 27. April 2024, 10:24:41 »
https://kurier.at/chronik/wien/aus-fuer-72er-bim-woran-sich-die-geister-schieden/402873761

Ein heutiger Kurier Artikel zum Debakel.

Paywall, aber ich will euch das Fazit nicht vorenthalten.

Zitat
Ist das Projekt jetzt ganz vom Tisch? Nein, heißt es aus Niederösterreich. Ja, erklärt man in Wien.

Wie es zu der unterschiedlichen Sichtweise kommt? Landbauer erklärt, dass man evaluieren wolle. Laut Sima ist das Projekt aber gestorben.
Sie glaube nicht daran, dass man nach den Nationalratswahlen im Herbst und unter einer anderen Regierungskonstellation noch einmal so ein großzügiges Finanzierungsangebot bekommen würde.

Oh und:

Zitat
Sima ortet noch einen weiteren Grund für die Absage: "Niederösterreich ist es schlicht egal."

(Und übt hier indirekt nicht nur Kritik an der NÖ Landesregierung, sondern auch an ihrer roten Kollegin in Schwechat.)




71er

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #633 am: 27. April 2024, 10:49:51 »
Eine Bim die Schwechat an die Schnellbahn angebunden hätte? Was für ein Unsinn. In Schwechat verkehrt bereits die Schnellbahn.

... und an diese hätte die Bim ihr Einzugsgebiet angebunden, weil sie anders als die Busse auch einen Halt bei der S-Bahn-Station Kaiserebersdorf gehabt hätte. Busse können hingegen nur die S7 oder die U3 anbinden, der 72er hätte beides geschafft.
Häää? Der 71A hat den Bahnhof Schwechat als Endstation und hält in Richtung Schwechat 305m und in Richtung Wien 290m von der Station Kaiserebersdorf entfernt. Die Linie 171 Stadtbus Schwechat hält direkt vor der Station Kaiserebersdorf mit fahrplanmäßigem Anschluss an die S7. Zusätzlich halten auch noch mehrere Regionalbusse direkt vor oder in Gehdistanz von den S-Bahn Stationen.

Woher die ganzen Fahrgäste für den 72er kommen sollte konnte bisher auch niemand logisch erklären. Auch wenn ich von dem Landbauer absolut gar nichts halte, finde ich die Idee erstmal ein dichtes Angebot an Bussen einzuführen deutlich logischer.

abc

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #634 am: 27. April 2024, 10:52:16 »
Dass ich mal der Sima zustimmen würde... und auch Landbauer weiß doch ganz genau, dass das Projet damit gestorben ist, allein, weil er selbst kein Interesse hat, ist aber nicht ehrlich genug, das auch zuzugeben. (Welches Interesse sollte auch ein Land haben, das ganze vier Jahre braucht, um den Busverkehr zu verdichten?)

Im Herbst gibt es auf Bundesebene Schwarz-Braun, damit wird auch die Finanzierungsgrundlage wegfallen und der Wind gegenüber dem ÖV insgesamt eisiger. Stattdessen wird man sich an die Lobau- und die Waldviertelautobahn machen. Und solange es diese Koalition in NÖ gibt, wird es sowieso nichts.

95B

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #635 am: 27. April 2024, 11:07:07 »
So reizvoll für unsereins der Gedanke auch sein mag, eine Straßenbahn nach Schwechat zu bauen, muss man aber auch bedenken, dass die geplante Trasse den Großteil der Schwechater Bevölkerung links liegen gelassen hätte. Schwechat besteht eben nicht nur aus Rannersdorf und Rannersdorf ist wahrlich nicht so dicht besiedelt, dass sich eine Straßenbahn unbedingt aufdrängt. Schwechat ist mit einer Autobuslösung durchaus gut versorgt, weil man die unterschiedlichen Autobuslinien draußen auffächern kann und so der geringeren Bevölkerungsdichte gut Rechnung trägt. Noch dazu fahren die Autobusse mit sehr wenigen Halten bis zur U3 durch, während die Straßenbahn überall stehenbleibt und wesentlich länger braucht.
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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #636 am: 27. April 2024, 11:11:01 »
Dass ich mal der Sima zustimmen würde... und auch Landbauer weiß doch ganz genau, dass das Projet damit gestorben ist, allein, weil er selbst kein Interesse hat, ist aber nicht ehrlich genug, das auch zuzugeben. (Welches Interesse sollte auch ein Land haben, das ganze vier Jahre braucht, um den Busverkehr zu verdichten?)

Im Herbst gibt es auf Bundesebene Schwarz-Braun, damit wird auch die Finanzierungsgrundlage wegfallen und der Wind gegenüber dem ÖV insgesamt eisiger. Stattdessen wird man sich an die Lobau- und die Waldviertelautobahn machen. Und solange es diese Koalition in NÖ gibt, wird es sowieso nichts.
Bist du ein Hellseher, das du schon jetzt weißt, das "Schwarz-Braun" im Herbst kommt? Klingt nach Resignation oder Ohmacht!

71er

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #637 am: 27. April 2024, 11:23:05 »
Dass ich mal der Sima zustimmen würde... und auch Landbauer weiß doch ganz genau, dass das Projet damit gestorben ist, allein, weil er selbst kein Interesse hat, ist aber nicht ehrlich genug, das auch zuzugeben. (Welches Interesse sollte auch ein Land haben, das ganze vier Jahre braucht, um den Busverkehr zu verdichten?)
Nochmal: Woher sollen die Fahrgäste für die Linie 72 kommen? Derzeit gibt es nichtmal überlastete Normalbusse auf der Relation.

Mit dem 4 Jahre Argument kann man genau so gut sagen, warum drängt die Stadt Wien nicht während der Planungs- und Bauphase auf ein dichtes Intervall mit Bussen?! Wenn die Nachfrage für eine Straßenbahn vorhanden ist wäre das ja dringend notwendig.

Davon abgesehen gebe ich dir natürlich recht, dass die 4 Jahre lächerlich sind und eine Verdichtung der Busse schon mit dem nächsten Fahrplanwechsel sinnvoll und möglich wäre.

MK

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #638 am: 27. April 2024, 11:28:26 »
Muss man im Tramwayforum wirklich noch erklären, dass ein neues, gutes Angebot auch Fahrgäste anzieht, die vorher mit anderen Linien oder Verkehrsmitteln gefahren sind?
Wanderer, kommst du nach Liechtenstein,
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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #639 am: 27. April 2024, 11:40:30 »
Wenn man Brücken danach bauen würde, wie viele Leute vorher durch den Fluss geschwommen sind, gäbe es kaum welche
Harald A. Jahn, www.tramway.at

71er

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #640 am: 27. April 2024, 11:47:33 »
Muss man im Tramwayforum wirklich noch erklären, dass ein neues, gutes Angebot auch Fahrgäste anzieht, die vorher mit anderen Linien oder Verkehrsmitteln gefahren sind?
Für die Anbindung von Schwechat an die S-Bahn gibt es schon ein gutes Angebot und für die Anbindung zur U3 sind Buslinien in dichtem Intervall ein gutes Angebot, mit einer Kapazität die zu der erwartenden Nachfrage passt.

Wenn man Brücken danach bauen würde, wie viele Leute vorher durch den Fluss geschwommen sind, gäbe es kaum welche
Nur gibt es mit den bestehenden Bussen und der S-Bahn schon zwei Brücken über den metaphorischen Fluss der Landesgrenze.

Oskar

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #641 am: 27. April 2024, 12:02:54 »
Davon abgesehen gebe ich dir natürlich recht, dass die 4 Jahre lächerlich sind und eine Verdichtung der Busse schon mit dem nächsten Fahrplanwechsel sinnvoll und möglich wäre.

Das muss man ja ausschreiben - und dann muss lange überlegt und evaluiert werden, bis der politisch gewollte, weil mit einem Mitglied der Landesregierung befreundete Busunternehmer der Bestbieter gefunden ist... 8)

abc

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #642 am: 27. April 2024, 12:09:24 »
Im Herbst gibt es auf Bundesebene Schwarz-Braun, damit wird auch die Finanzierungsgrundlage wegfallen und der Wind gegenüber dem ÖV insgesamt eisiger. Stattdessen wird man sich an die Lobau- und die Waldviertelautobahn machen. Und solange es diese Koalition in NÖ gibt, wird es sowieso nichts.
Bist du ein Hellseher, das du schon jetzt weißt, das "Schwarz-Braun" im Herbst kommt? Klingt nach Resignation oder Ohmacht!

Beides. Ich freue mich, wenn ich mich irre.

Wenn man Brücken danach bauen würde, wie viele Leute vorher durch den Fluss geschwommen sind, gäbe es kaum welche
Nur gibt es mit den bestehenden Bussen und der S-Bahn schon zwei Brücken über den metaphorischen Fluss der Landesgrenze.

Ja, es gibt schon eine Fähre, die den Fluss halbstündlich quert, nachts gar nicht. Das sagt trotzdem nichts darüber aus, welches Potenzial eine Brücke hat.

Ferry

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #643 am: 27. April 2024, 12:22:54 »
Davon abgesehen: so ein Zufall aber auch, dass der Busverkehr 2027 verdichtet werden soll, nachdem Anfang 2028 die nächste Landtagswahl in NÖ ansteht.

Ah, das ist es! Ich habe mich schon gefragt, warum die Verdichtung erst 2027 kommt und nicht - wie ja im Prinzip denkbar - z.B. schon ab diesem Herbst. Aber als gelernter Österreicher hätte ich es eigentlich wissen müssen...  ::)

Aber genau dieses kleinkarierte Denken hat 1967 zur Einstellung des 360ers geführt, obwohl dessen Trasse - auf niederösterreichischem Gebiet! - erst ein Jahr zuvor komplett erneuert worden war. Detto die Situation drei Jahre später mit dem 317er. Traurig, dass sich fast sechzig Jahre danach nichts an dieser Engstirnigkeit geändert hat...  :fp:
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

U4

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Re: Projekt 2020: Straßenbahn nach Schwechat
« Antwort #644 am: 27. April 2024, 12:28:32 »
Davon abgesehen: so ein Zufall aber auch, dass der Busverkehr 2027 verdichtet werden soll, nachdem Anfang 2028 die nächste Landtagswahl in NÖ ansteht.

Ah, das ist es! Ich habe mich schon gefragt, warum die Verdichtung erst 2027 kommt und nicht - wie ja im Prinzip denkbar - z.B. schon ab diesem Herbst. Aber als gelernter Österreicher hätte ich es eigentlich wissen müssen...  ::)

Aber genau dieses kleinkarierte Denken hat 1967 zur Einstellung des 360ers geführt, obwohl dessen Trasse - auf niederösterreichischem Gebiet! - erst ein Jahr zuvor komplett erneuert worden war. Detto die Situation drei Jahre später mit dem 317er. Traurig, dass sich fast sechzig Jahre danach nichts an dieser Engstirnigkeit geändert hat...  :fp:
Man sieht, die FPO-NÖ muss erst sehr lange nachdenken bis sie zu einem Ergebnis kommt  8)
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt