Da wir in Wien keine anderen Niederflurfahrzeuge als den ULF haben, ist es müßig, Sitzplatzzahlen anderer Niederflurkonstruktionen auf Wien beziehen zu wollen. Dagegen ist ein Vergleich von Äpfeln und Birnen noch sinnvoller.
Wir haben in Wien auch noch keine Zweirichtungs-ULF; man wird also - sofern man das will - ohnehin neue Fahrzeuge beschaffen, und die müssen (und würden hoffentlich) keine ULF sein.
Im übrigen ist es schon bezeichnend, dass sogar ein ZR-Flexity *mehr* Sitzplätze hat als ein B. Und noch interessanter ist, dass der ZR-Flexity auch insgesamt mehr Platz bietet als ein B (245 zu 207). Und das gilt sogar wenn man die um 5m größere Fahrzeuglänge berücksichtigt (eigentlich sind's aufgrund des zweiten Führerstandes ja nur ~3m mehr Fahrgastraum).
Da das Netz in Wien seit Jahrzehnten auf Einrichtungswagen ausgelegt ist, ist es auch müßig über Zweirichtungswagen zu diskutieren.
Deswegen baut man ja in Transdanubien ständig neue Abschnitte mit Linksverkehr... auch wenn nicht unbedingt geplant ist, wieder ZR-Fahrzeuge einzuführen: schön langsam wäre das überhaupt kein größeres Problem mehr, da man das transdanubische Netz relativ schmerzlos komplett umstellen könnte. Der Fuhrpark dort wäre ausreichend groß um das ohne logistische Klimmzüge hinzukriegen.
Ich lehne Zweirichtungswagen nicht grundsätzlich ab, aber dass sie NUR Vorteile bringen, stimmt natürlich auch nicht.
Einige Nachteile:
1. Obwohl es einigermaßen vom Wagen abhängt, ziemlich sicher weniger Plätze. Sicher aber weniger Sitzplätze.
Das ist im Fall des ULF definitiv falsch, siehe oben. Zeigt eben wie ungünstig die ULF-KKonstruktion ist.
2. Teurer als Einrichtungswagen.
Pro Fahrgastplatz würde ich dafür meine Hand nicht ins Feuer legen. Zumindest nicht im Vergleich zum ULF.
3. Das Netz muss dafür ausgerüstet sein: Gleiswechsel sind nicht ganz billig und müssen auch nach ca. 10-15 Jahren erneuert werden.
Kleiner Tipp: man kann mit ZR-Wagen auch durch Schleifen fahren.
4. Praktische Ausführung des Zweirichtungsbetriebs bei uns eher schwierig. Gut, am transdanubischen Netz lässt sich das noch eher machen, aber sonst fallen mir nicht gerade sehr viele Stellen ein, wo Gleiswechsel gleichzeitig sinnvoll und auch einfach(er als Schleifen) möglich sind, ohne den gesamten Verkehr zu behindern.
Wo es Probleme macht muss man ja keine Gleiswechsel einbauen, da kann man genausogut die bestehenden Schleifen verwenden. Aber ZR-Züge erweitern eben die Möglichkeiten, da man zusätzlich noch einfache Gleiswechsel oder Stockgleise (die deutlich weniger Platz als eine Schleife brauchen) zum Wenden benutzen kann.
Und wie du selbst schreibst: im transdanubischen teilnetz geht das ziemlich schmerzlos. Wenn man z.B. der neuen Station Gewerbepark einen Gleiswechsel reinbaut hätte man sehr bequem eine vernünftige Wendemöglichkeit ziemlich in der Mitte der neuen Strecke geschaffen.