Autor Thema: Elefantengürtel  (Gelesen 16252 mal)

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moszkva tér

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #15 am: 13. November 2010, 12:03:01 »
Vielleicht reagiere ich aber auch nur etwas überempfindlich?
Das glaube ich auch - und ich teile auch die Meinung von Linie 41, dass der Witz in seinen Grundzügen wesentlich älter ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er schon während der Nazizeit entstanden ist.

Wenn der Witz aus der Nazizeit stammt - als subtile Form des Widerstands, ist es ok. Aber er ist halt als 1963 datiert, da passt es nicht ganz.
Dass der Witz älter ist, würde ich sehr annehmen - schließlich war der Widerstand bei den Straßenbahnern recht gut organisiert.

tramway.at

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #16 am: 13. November 2010, 16:13:23 »
Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.

Hallo,

ich weiss ja nicht wie alt du bist, aber der Zeitgeist hat sich einfach völlig verändert. Für die Leute in den 1950er/60er Jahren war die Hitlerei noch allgegenwärtige erlebte Vergangenheit, noch meien Eltern haben sinngemäß gesagt, "wenn wir den Krieg gewonnen hätten...etc.". Lies mal den Artikel, genauso hab ich selbst noch die 1970er erlebt. http://www.hohlkoerper.at/2010/11/09/schuetzen-wir-unsere-kultur/
Harald A. Jahn, www.tramway.at

hema

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #17 am: 13. November 2010, 17:07:37 »

. . . . und ich teile auch die Meinung von Linie 41, dass der Witz in seinen Grundzügen wesentlich älter ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er schon während der Nazizeit entstanden ist.
Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
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W_E_St

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #18 am: 13. November 2010, 20:12:19 »
Ich kenne den Witz in der Form: "Das dritte Reich ist wie die Straßenbahn. Alle stehen hinter dem Führer, und die die nicht stehen sitzen.".

Von den Elefanten gibt es auch eine meiner Meinung nach bessere Version.
Ein Mann sitzt im Zug, schält eine Banane, streut Salz drauf und schmeißt sie aus dem Fenster. Die Geschichte widerholt sich mehrfach, bis ihn jemand fragt, wieso er denn das tut.
"Damit vertreib ich rosa Elefanten!"
"Aber da san doch gar keine rosa Elefanten!"
"Segns wia guats wirkt?"
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

158er

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #19 am: 13. November 2010, 20:15:17 »
Danke für die Witze. Vielleicht bin ich leicht zu erheitern, aber ich find manche schon lustig.  ;D
Ich glaube, gerade den Verfasser der Texte in diesem Buch, J.O.Slezak, und dessen menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) so einzuschätzen, daß er wohl nicht mutwillig auf lustig neonazistische "Witze" kreierte.

@Trippel-Fix: Den hat der Slezak irgendwie verhaut. Ich kenn den auch nur wie von WeSt und 95B geschildert.  :)

Zitat
Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
Das war wirklich ein genialer Komiker! Sucht mal nach seinen Witzen, im Internet gibts die eh haufenweise. Manche könnte man aus heutiger Sicht (wie oben moszkva tér) bei ausreichender Empfindlichkeit als neonazistisch einstufen, ich glaub aber Harald gerne - die Zeiten waren völlig anders.
Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!

Fahrgast: "Bitteschön, ich möchte aussteigen".
Schaffner: "Na, no steig halt aus"
Fahrgast: "Ja, aber ich kann nicht"
Schaffner: "Jo, kann i da aa ned helfn!" "Vorsicht, der Wagen ist besetzt!" (klingelt)
Fahrgast: "Ja, aber ich möchte doch aussteigen!"
Schaffner: "Des hättst' da früher überlegn müssn!" "In die Mitte gehn..."
Fahrgast: "Komm' ich ja wieder nicht hinaus"
Schaffner: "Bei der Endstation gehts nachher schon..."

etc, etc


Ein Wagen von der Linie 8

darkweasel

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #20 am: 13. November 2010, 21:05:51 »
Außer der mit dem "Fira" sind alle irgendwie armselig, nix für ungut.
Besonders schlimm finde ich den mit den neuen Gelenktriebwägen... der ist nicht nur unlustig sondern auch geschmacklos.

Hallo,

ich weiss ja nicht wie alt du bist
Ein Blick in sein Profil offenbart, dass er 34 ist.

1986: Eine Frau steht am Rennweg. Der 71er kommt daher, sie fragt den Schaffner "Entschuldigen'S, wie komm i denn am schnellsten zum Zentralfriedhof?" – "Legn'S ihna auf'd Schienan!"
Habe ich in den 90ern auch einmal in Kagran mit dem Wunschziel "SMZ Ost" gehört. :)
Ich warte auf die ersten Fahrgäste, die diese Relation über U1 - U2 fahren. ::)

13er

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #21 am: 13. November 2010, 21:21:45 »
Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam! :D

Zum Weiß Ferdl: Mein Opa hat mir ein paar Mal erzählt, dass dieser durchaus auch etliche "Führerwitze" parat hatte, woraufhin er eben, wie von hema erläutert, (öfters?) nach Dachau musste. Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben. Das dürfte - im Gegensatz zu vielen anderen Gefangenen - eher ein Signal für andere gewesen sein, dass man über den "Führer" keine Witze machen darf, quasi ein Schuss vor den Bug, keine ernsthafte Inhaftierung.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

hema

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #22 am: 13. November 2010, 21:51:14 »
. . . .   J.O.Slezak . . . .  menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) . . . .
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist. Obwohl, was so etliche dunkelrote Grüne betrifft . . . .  ::)


Was allerdings fundiertes ÖV-Wissen anlangt, hätten die Grünen gut getan, bei ihm in die Lehre zu gehen, zumindest sollten sie sein Vermächtnis studieren; ist wertvoller als alle Parteiprogramme!
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Re: Elefantengürtel
« Antwort #23 am: 13. November 2010, 22:06:33 »
Und da ist Weiß Ferdls bekanntestes Lied: der "Wagen von der Linie 8". Einfach genial!
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam! :D

Zum Weiß Ferdl: Mein Opa hat mir ein paar Mal erzählt, dass dieser durchaus auch etliche "Führerwitze" parat hatte, woraufhin er eben, wie von hema erläutert, (öfters?) nach Dachau musste. Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben. Das dürfte - im Gegensatz zu vielen anderen Gefangenen - eher ein Signal für andere gewesen sein, dass man über den "Führer" keine Witze machen darf, quasi ein Schuss vor den Bug, keine ernsthafte Inhaftierung.
Sicher ging es ihm in Dachau nicht an Leib und Leben, vergnüglich dürfte es aber auch nicht gerade gewesen sein. Berühmt ist auch sein Auftritt mit einem lebenden Schwein am ersten Abend nach einer Rückkehr aus Dachau, wo er wegen Äußerungen Göring betreffend, in denen er den Reichsmarschall unter anderem auch als fette Sau bezeichnet hatte, einen längeren Aufenthalt nehmen mußte. Er kam also mit einem Schwein auf die Bühne und sagte indem er auf dieses zeigte: "Und wenga dera Sau bin i jetza in Häf'n gwen!" Die Gestapo unternahm nichts gegen ihn, obwohl alle wußten, wie es gemeint war.

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #24 am: 13. November 2010, 23:46:17 »
. . . .   J.O.Slezak . . . .  menschenfreundliche, heute wohl als "grün" zu bezeichnende Haltung (zumindest in der Verkehrspolitik) . . . .
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist. Obwohl, was so etliche dunkelrote Grüne betrifft . . . .  ::)
Mit den Grünen als Partei konnte er anscheinend eher weniger anfangen. In "Wagners Werk für Wien" kritisiert er einen Fauxpas Madeleine Petrovics in einem von ihr verfassten Buch ("Der Wiener Gürtel", erschienen 1998. Dort schrieb sie, dass Adolf Loos und nicht Otto Wagner der Architekt des Postsparkassengebäudes sei.). Zumindest interpretiere ich den Seitenhieb auf das für die Grünen typische, "gendergerechte" Formulieren von Texten so: ;D
Zitat
Hat sie auf den 500-Schilling-Scheinen mit dem Bildnis Otto Wagners [...] nie auf der Rückseite das Postsparkassengebäude als dessen Werk gesehen? Keine(r) ihrer sieben Mitautor/innen und keine(r) der beiden Lektor/innen des Brandstätter-Verlags hat diesen Fehler bemerkt.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #25 am: 13. November 2010, 23:51:17 »
Berühmt ist auch sein Auftritt mit einem lebenden Schwein am ersten Abend nach einer Rückkehr aus Dachau, wo er wegen Äußerungen Göring betreffend, in denen er den Reichsmarschall unter anderem auch als fette Sau bezeichnet hatte, einen längeren Aufenthalt nehmen mußte. Er kam also mit einem Schwein auf die Bühne und sagte indem er auf dieses zeigte: "Und wenga dera Sau bin i jetza in Häf'n gwen!" Die Gestapo unternahm nichts gegen ihn, obwohl alle wußten, wie es gemeint war.
Das habe ich so erzählt bekommen: Weiß Ferdl erschien mit drei lebenden Schweinen, einem kleinen, einem mittleren und einem großen auf der Bühne. Er deutete auf das kleinste und sagte: "Das ist das Kind Mann". Auf das mittlere: "Das ist die Frau Mann". Und auf das größte: "Und das ist der Hermann." Nach einige Wochen Haft in Dachau erschien er im Münchner "Platzl" abermals mit den gleichen drei Schweinen und dann spielte sich das ab, was Du berichtet hast.  :)

Zitat von: hema
Gut, dass du das mit der Verkehrspolitik dazugeschrieben hast, er war nämlich glühender und bekennender Kommunist.
Das war bewußt vorsichtig formuliert, da ich das nicht genau wußte. Ich hab schon einiges von ihm gelesen, aber besonders aufgefallen ist mir das noch nicht - entweder konnte er es gut verbergen oder ich habe schlampig gelesen.  ;)

Zitat von: hema
Was allerdings fundiertes ÖV-Wissen anlangt, hätten die Grünen gut getan, bei ihm in die Lehre zu gehen, zumindest sollten sie sein Vermächtnis studieren; ist wertvoller als alle Parteiprogramme!
Das unterstreiche ich vollkommen! Allein die Broschüre "Ein Fahrgast sieht rot", die mir heute wieder in die Hände gefallen ist, ist, obwohl Jahrzehnte alt, teilweise so aktuell, als wäre sie gestern geschrieben worden. War er eigentlich in den Fünfziger, sechziger und siebziger Jahren der Einzige, der gegen die damals herrschende Verkehrspolitik gewettert hat oder gab es da noch heute unbekannte Publikationen von anderen Autoren?

Zitat von: 13er
Wow, aber das kannte ich noch gar nicht. Danke für den tollen Link, wirklich sehr unterhaltsam!
Gerne! Ich glaub, ich muß mir jetzt einmal eine Sammel-CD kaufen, ich versuch schon seit Jahren, Weiß-Ferdl-Schellackplatten zu bekommen, das ist aber in Wien leider eine Sisyphusarbeit.  >:(

Zitat von: 13er
Allzu schwer wird er persönlich es aber dort nicht gehabt haben.
Ja, das vermute ich auch. Über die "braune" Vergangenheit vom Weiß Ferdl sind ja schon lange Arbeiten verfaßt worden. Da streiten sich Historiker und Theaterwissenschaftler bis aufs Blut! Weiß Ferdl selbst hätte wahrscheinlich sein Zitat angebracht: "Man sagt ja nix, man red' ja bloß, und laut denken werd' ma doch no dürfen, solang ma nix sagt."  ;)

hema

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #26 am: 14. November 2010, 01:52:34 »

Das war bewußt vorsichtig formuliert, da ich das nicht genau wußte. Ich hab schon einiges von ihm gelesen, aber besonders aufgefallen ist mir das noch nicht - entweder konnte er es gut verbergen oder ich habe schlampig gelesen.  ;)
Er war ja auch kein sturer Protestierer und Marschierer, auch kein linker Polterer und Wirtshausrevoluzzer. Er war einer von der angenehmen intellektuellen Sorte Linker, die viel nachdenken und denen zuzuhören durchaus informativ und lehrhaft ist; obwohl er seine Meinung auch sehr nachdrücklich kundtun konnte. Zudem war er Geschäftsmann und Verleger, somit mit der Marktwirtschaft vertraut und vermutlich auch zufrieden.

In seinen Büchern war er immer humorvoll bis sachlich und hat nie (links) agitiert. Im seinem Geschäft auf der Wiedner Hauptstraße hat man interessante 00-Bausätze aus Weißmetall bekommen, nach Vorbild alter englischer Straßenbahnwagen. Ich habe da leider nur einmal zugeschlagen, aber das gute Ding dann etwas verpatzt und nie fertiggestellt.



Meine Empfehlung: "Da staunt das Vorsignal". Sachlich nicht allzu tiefgehend, daher um so informativer für jedermann!
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Konstal 105Na

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #27 am: 14. November 2010, 13:44:31 »
Zitat
Hat sie auf den 500-Schilling-Scheinen mit dem Bildnis Otto Wagners [...] nie auf der Rückseite das Postsparkassengebäude als dessen Werk gesehen? Keine(r) ihrer sieben Mitautor/innen und keine(r) der beiden Lektor/innen des Brandstätter-Verlags hat diesen Fehler bemerkt.


Nach dieser Logik hätte Böhm-Bawerk die Akademie der Wissenschaften, Mozart die Staatsoper und Freud das Josephinum und Schrödinger das Hauptgebäude der Uni Wien bauen müssen.  :D Wobei mir bewusst ist, dass die Rückseite der Schillingnoten (waren nicht bei jeder Serie Bauwerke) meist etwas mit der Person auf der Vorderseite zu tun hatte. So war am 500er auf dem Ressel zu sehen war, hinten ein Schiff abgebildet.

Das habe ich so erzählt bekommen: Weiß Ferdl erschien mit drei lebenden Schweinen, einem kleinen, einem mittleren und einem großen auf der Bühne. Er deutete auf das kleinste und sagte: "Das ist das Kind Mann". Auf das mittlere: "Das ist die Frau Mann". Und auf das größte: "Und das ist der Hermann." Nach einige Wochen Haft in Dachau erschien er im Münchner "Platzl" abermals mit den gleichen drei Schweinen und dann spielte sich das ab, was Du berichtet hast.  :)

Ich keinne die Geschichte auch so.
po sygnale odjazdu nie wsiadac

moszkva tér

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #28 am: 15. November 2010, 07:02:53 »
Zitat
Wenn ich mich nicht ganz täusche, stammt der Witz aus dem Repertoire des Kabarettisten (und Straßenbahnfreundes) Weiß Ferdl. Er hat, obwohl offiziell regimetreu und Parteimitglied, viele subtile Sticheleien gegen den Führer und Co. gebracht, was ihn schließlich auch für einige Zeit Dachau von innen kennenlernen ließ.
Das war wirklich ein genialer Komiker! Sucht mal nach seinen Witzen, im Internet gibts die eh haufenweise. Manche könnte man aus heutiger Sicht (wie oben moszkva tér) bei ausreichender Empfindlichkeit als neonazistisch einstufen, ich glaub aber Harald gerne - die Zeiten waren völlig anders.

Der Witz an sich wäre nicht neonazistisch einzustufen. Es kommt immer auf den zeitlichen Kontext an. Inzwischen bin ich überzeugt, dass der Witz älter ist. Ich denke, Slezak hat sich einfach mit der Jahresangabe geirrt.
Dieser Witz im Kontext der Nazidiktatur ist sogar genial, weil er, ebenso wie der Firawitz, eine ziemliche Kritik humorvoll verpackt.
Allerdings bleibe ich dabei, in den 1960ern entstanden, wäre der Witz eher unpassend gewesen - obwohl auch hier die Frage nach dem Kontext bleibt. Z.B. als Zitat aus einem humoristischen Stück, das sich mit der Vergangenheit beschäftigt (z.B. der Herr Karl), passt er schon. Als zeitgenössische Kritik an den modernen Gelenktriebwägen fände ich ihn aber übertrieben.

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Da meine Familie jüdischer Abstammung ist und nach 1945 aus der Emigration zurückgekehrt ist, habe ich sehr wohl aus Erzählungen den Zeitgeist der 1950er mitbekommen aber glücklicherweise nicht mehr persönlich erlebt. Meine Großeltern mussten sich häufig anhören "Hätten wir den Krieg gewonnen, wärt ihr jetzt nicht hier". Meine Mutter durfte als Schulkind auch nicht die Wohnungen von einzelnen Klassenkolleginnen betreten. Der Grund wurde nie ausgesprochen, aber es war wohl offensichtlich.
Glücklicherweise sind die Zeiten heute andere.

Am Ende bitte ich noch formell um Entschuldigung für meine übertriebene Reaktion. Ich bin ja sonst auch nicht so empfindlich.  ;)

95B

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Re: Elefantengürtel
« Antwort #29 am: 19. Juli 2011, 11:23:18 »
Das Trippel-Fix ist mir gerade wieder in den Sinn gekommen, als ich diese Schlagzeile gelesen habe: Elefanten-Frühwarnsystem aus Wien ;)
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!